Story XLIV - Eine Wette um den Tod endet für einen der Beteiligten tödlich

Clive77

Serial Watcher
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen spätnachts an einer verschmutzten Theke in einer ebenso verschmutzten Bar, starren gedankenvoll ihr halbleeres Bier an, da setzt sich neben Sie ein Fremder und fordert Wettschulden einer Wette ein, die Sie nie eingegangen sind. Was würden Sie tun?
Wenn Sie diesem Mann ohne zu zögern mit einer kräftigen Ohrfeige von seinem Hocker fegen würden wären sie erstens ein recht rabiater Typ und zweitens auf dem vollkommen richtigen Weg. Das weiß ich, denn rückblickend hätte ich nichts Besseres tun können. Sie haben vermutlich schon erraten, dass ich vor nicht allzu langer Zeit in exakt dieser Situation steckte. Mit einer hübschen Watsche hätte ich mir viel Ärger ersparen können. Vermutlich wäre dem Arschloch dann sein Kumpan, der in einer dunklen Ecke versteckt saß, zu Hilfe gekommen, aber zumindest wäre dann diese hässliche Überraschung erledigt gewesen.
Statt dem Typen also direkt sein hässliches Lächeln aus dem Gesicht zu wischen, drehte ich mich nur langsam zu ihm um und gab ein möglichst abweisendes „Was willst du?“ von mir.
Der Typ, Anfang 30 (und damit gut zehn Jahre jünger als ich), Rattengesicht und mich noch immer anlächelnd, als hätten wir ein hübsches kleines Geheimnis gemein, flüsterte, als ob irgendeine der anderen verlorenen Gestalten sich auch nur einen Dreck für uns interessierte.
„Zahltag, alter Mann. Die Schulden sind fällig.“
Ich schaute ihn nur müde an und entschloss dann, dass mein warmes Bier doch interessanter war als dieser Geselle. Als ich mich gerade umdrehte und ihm die Schulter zeigte, packte er diese und zog mich zurück. Mein Blick fiel auf ein Messer, das er hervorgezaubert hatte und in seiner nicht schulterpackenden Hand auf unser beider Bauchnabelhöhe hielt. Die Klinge in Richtung meines Bauchnabels, versteht sich.
„Wir zwei gehen mal besser raus“, zischte Rattengesicht und wies mir mit dem Messer die Richtung. Ich erhob mich. Vielleicht war dies der zweite Moment, der sich für eine Klatsche geeignet hätte, aber ich ließ ihn ebenso verstreichen. Ein wenig frische Luft schien mir nicht verkehrt. Und das Messer zitterte stärker, als es mir lieb sein konnte.
Ich kramte einen Geldschein aus der Tasche (was dem Zittern der Messerhand nicht gerade abträglich war), und legte ihn vor mir auf den Tresen. Unsanft bugsierte Rattengesicht mich in Richtung des Hinterausgangs, als ob er befürchtete, nachts um halb zwei vor dem Haupteingang auf eine unangenehm hilfsbereite und kampfsporterfahrene Touristengruppe zu treffen, die ihm in den Kram fahren könnte.
Wir verließen die Kneipe durch die Hintertür, die dabei ein leises Quietschen von sich gab, und gingen hintereinander die fünf Stufen einer kleinen Treppe, die von der Tür führte, hinab. Direkt am Ende der Treppe machte ich einen schnellen Ausfallschritt nach rechts und drehte mich gleichzeitig in Richtung von Rattengesicht, um ihn an seinem ausgestreckten Messerarm zu packen. Er machte ein verblüfftes Gesicht, als ich den Schwung nutze, um ihm aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er übersprang mit meiner Hilfe die letzte Treppenstufe, segelte ein wenig durch die Luft und landete mit einem feuchten Platscher und dem Rücken auf dem regennassen Boden der Gasse. Er gab einen schmerzerfüllten Laut von sich, der jäh in ein Stöhnen überging, als ich mich mit meinem Gewicht auf ihn stützte. Ich brachte mein Gesicht nah an seins.
„Hör zu, du Pfeife. Ich behaupte nicht, niemandem etwas schuldig zu sein, aber ich kenne die Leute, denen ich etwas schulde, und niemand von ihnen würde so eine Flachpfeife wie dich vorschicken. Also quittieren wir das Ganze hier mal als unglückliches Missverständnis und gehen unserer Wege. Wenn du mich verstanden hast, pfeif jetzt nicht Beethovens Neunte!“
Er hatte mich offensichtlich verstanden. Ich war zufrieden. Jedenfalls bis zu dem Moment, an dem mir zwei Dinge auffielen. Zum einen das leise Quietschen in meinem Rücken, das mein Unterbewusstsein erst jetzt schüchtern an mich weitergab. Zum anderen der Blick von Rattengesicht, der nun nicht mehr angsterfüllt mir galt, sondern knapp an meiner Schulter vorbei glitt. Ich hatte nur noch Zeit für ein leises, müdes Seufzen, ehe mich ein schwerer Schlag von hinten ins Reich der Träume schickte.
Als ich wieder erwachte, sah ich kleine Engel vor mir. Sie zogen an mir vorbei, aneinandergereiht, mit kleinen Trompeten im Mund. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass ich in aufrechter Position einen schwach erleuchteten Gang entlang geschleppt wurde und mein Blick dabei auf einen enorm hässlichen Cherubteppich fiel. Ich blinzelte und hob langsam meinen Kopf. Zu meiner linken Seite trug mich Rattengesicht, der hörbar schnaufte. Rechterhand konnte ich das Profil eines stämmigen Kerls mit eher bisonartigen Gesichtszügen bewundern, der deutlich weniger Mühe mit mir zu haben schien. Wir erreichten eine solide Holztür. Bison klopfte, woraufhin ein knappes ‚Ja‘ ertönte. Sie öffneten die Tür und schleppten mich weiter in den Raum.
Ich spürte, wie mit Betreten des Raumes die Anspannung meiner beiden Freunde spürbar wuchs. Es bedurfte gar nicht des monströsen Schreibtischs und des übergroßen Selbstporträts in seinem Rücken um mir zu zeigen, dass der Mann, der hinter eben jenem Schreibtisch saß, der Chef zumindest in diesem Raum, wenn nicht in diesem ganzen Anwesen, war. Ratte und Bison ließen mich in einem der Sessel vor dem Schreibtisch fallen und zogen sich ehrfürchtig zurück.
Irgendetwas an dem Kerl, dem ich nun unfreiwillig gegenübersaß, kam mir bekannt vor. Ich überlegte. Im Grunde war er das Abbild eines schmierigen Geschäftsmanns. Er trug einen braunen Anzug und eine Brille mit dicken Goldgestell, seine schwarzen Haare waren mit reichlich Pomade zurückgekämmt. Er betrachtete mich mit einem süffisanten Lächeln und hatte offensichtlich nicht die Absicht, das Wort zu ergreifen. Bei diesem Lächeln machte es schließlich Klick.
„Theo?! Theo Schneider?“, stieß ich hervor und ärgerte mich gleich über meinen dämlichen Tonfall.
Nun grinste er.
„Das hat ja lange gedauert“, sagte er, „Michael! Schön dich zu sehen!“ Er gab mir nicht die Hand, ich hätte sie aber auch nicht ergriffen. Ich war noch immer perplex. Ich saß Theo Schneider gegenüber. Oder Grinse-Theo, wie wir ihn in der Grundschule immer genannt hatten. Denn daher kannte ich ihn. Aus der verfluchten Grundschule. Danach hatten sich unsere Wege getrennt. Ich glaube, er war mit seiner Familie weggezogen, vielleicht gingen wir aber auch noch immer zur gleichen Schule und ignorierten uns einfach. Wie das eben so läuft. Aber in der Grundschule waren wir Teil einer losen zusammenhängenden Clique gewesen. Grinse-Theo, der immer mit diesem leicht überheblichen Lächeln durch die Welt gelaufen war, also könne er nichts ernst nehmen und würde über alles stehen. Hätte ich damals den Verstand von heute gehabt, wäre mir vermutlich aufgegangen, das er damit nur seine extreme Unsicherheit zu überspielen versuchte, aber damals hielten ich und andere ihn einfach nur für eine dämliche Grinsebacke. Nun saß er hier und hatte einigen Aufwand - wenn man zwei minderbemittelte Schlägertypen als Aufwand bezeichnen wollte – betrieben, um mich auf die andere Seite seines Arbeitstisches zu bringen. Ich fragte mich natürlich, warum. Dann fragte ich ihn, warum.
„Wie immer gleich zur Sache, was?“, erwiderte Theo mit seinem Lächeln, das mir nun einen Tick berechnender erschien, „Aber richtig so. Unser aller Zeichensatz ist schließlich begrenzt. Ich habe dich heute hierher eingeladen, um eine alte Wette aus unserer Schulzeit zu begleichen. Du erinnerst dich vielleicht?“

Ich hatte keinen blassen Schimmer. Theo nahm einen goldenen Kugelschreiber in die Hand und begann, damit zu spielen. Während der folgenden Erklärung schweifte sein Blick gedankenverloren dahin ab.
„Du Glücklicher. Manch einem täte ein schlechteres Gedächtnis auch sehr gut. Ich erinnere mich ziemlich gut an diesen einen Tag. Es war in der zweiten großen Pause. Wir hingen wie üblich nahe der Schaukeln ab, prügelten uns ein bisschen, spielten Fangen, der übliche Quatsch eben. Du wirst ja wohl nicht komplett vergessen haben, wie man als Kind so war. Auf jeden Fall hatten wir damals dieses dämliche Ding mit den Wetten am Laufen. Du weißt schon, diese Wetten, dass man in einem gewissen Zeitabstand irgendwas mit dem anderen machte, was der im optimalen Fall schon vergessen hatte. Und dann machte man das zu dem entsprechenden Zeitpunkt und freute sich einen Ast über den verdutzten Gesichtsausdruck des anderen. Sowas wie ‚Wetten, dass ich dir morgen in der zweiten Pause einen Schlag auf den Kopf gebe?‘ oder ‚Wetten, dass ich in zwei Tagen so wie jetzt neben dir sitze und dich voll erschrecke?‘ Das wirst du wohl noch wissen, oder?“
Ich erinnerte mich tatsächlich allmählich. Die Phase war kurz gewesen, aber vom Grunde her erstaunlich wenig infantil. Auch wenn sie irgendwann aus dem Ruder gelaufen war. Irgendein Gedankenfetzen begann bei diesem Gedanken ganz lästig, an mein Unterbewusstsein zu klopfen.
„Naturgemäß“ fuhr Theo fort, „wurde das Spiel immer absurder. Irgendwann war jeder mit den Abläufen vertraut und die Wettvorschläge und Zeitvorgaben wurden immer abgehobener. Ich denke, selbst für uns neunmalkluge Knirpse war abzusehen, dass der Zenit bald überschritten sein würde. Es fehlte nur noch der letzte Schubser, um das Spiel zu beerdigen. Und der kam, da bin ich ganz bescheiden, von mir. In der erwähnten zweiten Pause bei den Schaukeln. Wir waren zu viert oder fünft, da kam ich mit dieser letzten, alles überbietenden, Wette. Sie galt dir.“
Er musterte mich einen Moment.
 

Clive77

Serial Watcher
„Weißt du jetzt, wovon ich rede?“
Er ließ mir kaum Zeit, um zu antworten. Doch ich konnte den Wortlaut von damals mitflüstern, als er ihn vorgab.
„Wetten, dass ich dich heute in 30 Jahren totschießen werde?“
Das hatte er tatsächlich gesagt. Ich erinnerte mich. Seine erste Morddrohung vergaß man wohl nie. Ich musste nicht lange nachrechnen um zu verstehen, was nun Sache war. Das Datum kam hin.
„Das ist doch nicht dein Ernst?“, entfuhr es mir. Das musste ein Scherz sein.
Theo lehnte sich zurück und spielte den Gequälten.
„Glaub mir, mir gefällt die Sache auch nicht. Natürlich war das damals nur blödes Geschwafel. Ich hätte doch im Traum nicht daran gedacht, einen meiner Freunde in Zukunft einfach zu ermorden. Aber Michael, die Zeiten haben sich geändert. Ich bin jetzt Geschäftsmann…“
Meine linke Augenbraue zuckte in die Höhe, aber ich ließ diesen offensichtlichen Euphemismus mal durchgehen. Ich hatte andere Probleme.
„… und als solcher bin ich bekannt dafür, zu meinem Wort zu stehen. Das ist quasi mein Markenzeichen. Was ich verspreche, das halte ich auch. Siehst du mein Dilemma?“
„Das ist doch Bullshit!“, rief ich aus. Mein Geduldsfaden lag völlig zerfetzt zu meinen Füßen. „Hörst du dir eigentlich zu? Du willst mich kaltmachen, nur weil wir vor dreißig Jahren auf dem Schulhof rumgealbert haben?! Weil du zu deinem verkackten Wort stehst? Was läuft falsch mit dir?“
„Michael, ich finde das doch genauso albern wie du. Ganz im Ernst: Ich hatte diese leidige Angelegenheit bis vor einigen Monaten auch völlig vergessen. Aber dann machten plötzlich Gerüchte über diese Wette in meinen Geschäftskreisen die Runde. Frag mich nicht, woher die kamen. Aber sie waren da. Zunächst waren das ganz harmlose Bemerkungen, ein kleiner Witz auf meine Kosten. Aber dahinter steckte mehr. Meine Feinde hatten plötzlich einen Angriffspunkt. Meine Drohungen – und davon muss ich in meinem Geschäftsfeld leider ab und zu Gebrauch machen – hatten nicht mehr dieselbe Wirkung wie früher. Einer meiner Geldeintreiber sagte mir ins Gesicht, dass ich doch erstmal meine Schulden bei den Kleinkindern eintreiben sollte, bevor ich zu ihm kam. Vor einigen meiner besten Freunde sagte er das, und die lachten mit ihm! Kannst du dir diese Demütigung vorstellen? Natürlich ließ ich ihm dafür die Finger brechen, aber mein Ruf ist demoliert, Michael, demoliert. Wegen dieser beschissenen Wette. Und deswegen bist du hier und deswegen muss ich dich jetzt erschießen.“
Seine Hand, die irgendwann während seiner Rede den Kugelschreiber abgelegt und unter den Tisch verschwunden war, kam nun mit einem Revolver wieder hervor. Es war irrsinnig. Es hatte in meinem Leben schon einige Situationen gegeben, in denen mein Leben auf der Kippe stand, aber die waren zumindest in der Regel selbstverschuldet gewesen und fußten nicht auf einer dämlichen Kindheitswette, die ich nicht einmal eingegangen war. Aber es war Theo ernst, das war ihm anzusehen. Er würde mich hier und jetzt erschießen und sich anschließend vermutlich damit brüsten, seine Schulden eingelöst haben, zu seinem Wort zu stehen, niemals zu vergessen und bla bla bla. Dieses Ehregeschwätz, auf das Gangster wie er tierisch abzufahren schienen. Ich erwog kurz meine Möglichkeiten, sah keine, und ergab mich meinem Schicksal.
Theo hob den Revolver, es gab ein „Plopp“, Theos Kopf schleuderte nach hinten und er war tot. Kopfschuss. Einigermaßen verwundert drehte ich mich auf meinem Sitz um. Da stand der Bison mit einer Knarre in der Hand. Ein dünner Rauchfaden stieg von der Mündung empor.
„Karl?“, rief Rattengesicht neben ihm, dem Tonfall nicht minder erstaunt. Er nestelte an seinem Gürtel, doch Karl wandte sich ihm mit der Waffe zu.
„Nanana, alles gut, Rod. Lass die Waffe stecken. Alles ist gut. Nur eine kleine Organisationsänderung.“
Als er sah, dass Ratten-Rod seine Waffe stecken ließ, wandte sich Karl wieder mir zu und ging langsam auf den Schreibtisch zu. Ich hatte ihm vorher nie ins Gesicht sehen können, da er mich zuerst von hinten niedergeschlagen und später wie einen Sack Kartoffel auf diesen Stuhl geschleift hatte, doch jetzt hatte ich gute Sicht auf seine Visage. Auch wenn ich den ganzen Abend lang nicht unbedingt der Schnellste gewesen war, fiel der Groschen nun sofort.
„Karl Fischer!“ sagte ich und hatte ein kleines Déjà-vu. Anscheinend war heute obskures Klassentreffen und niemand hatte mir die Einladung geschickt. Wofür ich eigentlich recht dankbar war.
Karl Fischer, ein weiterer ehemaliger Klassenkamerad, ging gemächlich um den Schreibtisch rum und schob den Stuhl, auf der Theos Leiche hockte, nach hinten. Er drehte ihn zur Seite und kippte ihn, sodass der leblose Körper auf den Teppich sackte. Dann positionierte er den Stuhl wieder richtig am Tisch und nahm Platz. Die Pistole legte er vor sich auf die Tischplatte.
„Michael“, begann er, „Lass mich zunächst sagen, dass es mir Leid tut, dass du in die Sache hineingezogen wurdest.“
Ich nickte stumm. Mir auch.

„Auch der Schlag vorhin war nicht gerade fair, das gebe ich zu. Aber wir mussten dich hierher schaffen. Es war unvermeidlich. Theo hat zwar viel Müll geredet, aber in einem hatte er schon immer Recht: Man muss zu seinem Wort stehen. Das hat er nun am eigenen Leib erfahren.“
Nachdenklich schaute er zur Leiche hinab und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Es ist ein Jammer. Er hat es vermutlich gar nicht mehr gewusst. Aber du, du erinnerst dich, stimmt’s?“
Ohja, das tat ich. Vor dreißig Jahren hatte Theo diese dumme Wette verkündet. Alle hatten gelacht. Ich war niemals darauf eingegangen. Aber Karl hier, der war es. Das Gelächter war gerade am Verklingen gewesen, da hatte Karl, der damals hin und wieder mit uns abgehangen hatte, ein leises „Ich wette dagegen“ in die Runde geschmissen und Theo dabei ernst angeguckt. Ich hatte es gehört und noch ein paar andere, aber größtenteils war diese Bemerkung untergegangen. Zu Recht, denn der Witz war ebenso wie die Pause vorüber und wir hatten uns schon halb auf etwas komplett anderes konzentriert.
Karl nickte, als ob er meinen Gedanken genau folgte. Was vermutlich nicht sonderlich schwierig war.
„Theo hat auf dein Leben gewettet, ich habe dagegen gehalten. Jetzt ist er tot, du bist am Leben. Wette gewonnen, wenn du mich fragst.“
„Und du sitzt jetzt auf seinem Stuhl.“
Karls Mundwinkel hoben sich leicht.
„Ein angenehmer Nebeneffekt, in der Tat. Es ist albern, ich weiß, aber in diesem Geschäft geht es um Legitimationen. Am liebsten hätte ich Theo schon vor Jahren abgeknallt, aber es gab einfach nie die passende Gelegenheit. Aber jetzt habe ich eine Geschichte, die sich verkaufen lässt. Theo hat dabei versagt, sein Wort zu halten, ich nicht. Rod da hinten ist mein Zeuge, wenn er es nicht versammelt. Du kommst lebend aus der Angelegenheit heraus. Alle gewinnen.“
Ich nickte langsam. Was sollte ich anderes tun? Karl war wahnsinnig, offenbar genauso wie seine Geschäftspartner, wenn sie diesen Irrsinn durchgehen ließen. Aber das war entschieden nicht mein Problem. Ich wollte nur noch nach Hause. Karl sah mir das wohl an.
„Ich glaube, wir sind dann hier fertig. Du kannst gehen, wenn dir danach ist. Nochmals Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. Aber immerhin wirst du diesen Abend nicht so schnell vergessen.“ Nachdem er die ganze Angelegenheit mit einigermaßen Anstand über die Bühne gebracht hatte, konnte ich nun praktisch mitansehen, wie ein cleverer Gedanke seine Gesichtszüge zum Entgleisen brachte. Er neigte leicht den Kopf und fixierte mich, um sicherzustellen, dass mir der nun folgende Geniestreich nicht entgehen würde. Ein dämliches Lächeln bildet sich.
„Wet…“, setzte er an.
„Halt die Schnauze“, sagte ich und ging.
 

Rhodoss

Well-Known Member
Also vorweg: der Titel ist ja mal der Hammer!
Die Story ist ganz gut. Finde sie irgendwie witzig. Ein paar kleinere Rechtschreibfehler am Anfang ignoriere ich einfach. Nur eins hätte vielleicht noch geklärt werden können: woher wissen die Geschäftspartner von Theo denn, dass er ne wette in der Grundschule abgeschlossen hat, an die sich sonst keiner erinnert? Könnte von Karl stammen... Darüber kann ich aber wegsehen.
Zum Abschluss: mein Kind heißt Theo. Werde ihm morgen erstmal erklären, dass er niemals wetten abschließen soll...
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich finde die Geschichte unterhaltsam und gut geschrieben. Gehe stark davon aus, dass es Karl war, der dieses Gerücht in der "Geschäftswelt" verbreitet hat. Ich bezweifle zwar, dass es in diesem Umfeld so abläuft, aber nun gut. Den Titel finde ich zu klobig, obwohl die Idee an sich nicht verkehrt ist. Musste bei dem Titel an "John dies at the End" denken :squint:
Ansonsten eine gute Story, die Spaß macht.
 

MamoChan

Well-Known Member
Kurzweilig und amüsant. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Schon beim Titel hatte mich der Autor oder die Autorin dieser Geschichte. :biggrin:
 

Clive77

Serial Watcher
Habe hier abgesehen vom viel zu langen Titel eigentlich nicht zu bemängeln. Schöne Geschichte, die das Thema "Wette" gut aufgreift und in den Mittelpunkt stellt.
Vielleicht etwas weit hergeholt, dass eine Wette aus Kindheitstagen wieder aufgegriffen wird, aber es passte irgendwie gut rein.
 

Sittich

Well-Known Member
Das ist meine Geschichte. Ich hoffe wirklich, dass der Titel nicht maßgeblich für die positive Resonanz war. :biggrin: Das war eine absolute Notmaßnahme, weil ich bis zum Abgabetag keinen gescheiten Titel hatte.

Die Geschichte selbst habe ich angefangen, ohne zu wissen, worauf das Ganze hinauslaufen sollte. Mir war auch bewusst, dass die Handlung ein wenig weit hergeholt ist. Ich hätte erwartet, dass das stärker kritisiert würde. Zum Glück ist der lockere Erzählstil ganz gut weggekommen, weil ich mit dem die Schwächen der Handlung zu überdecken versuchte.

Rhodoss schrieb:
Nur eins hätte vielleicht noch geklärt werden können: woher wissen die Geschäftspartner von Theo denn, dass er ne wette in der Grundschule abgeschlossen hat, an die sich sonst keiner erinnert? Könnte von Karl stammen... Darüber kann ich aber wegsehen.
Tyler Durden schrieb:
Gehe stark davon aus, dass es Karl war, der dieses Gerücht in der "Geschäftswelt" verbreitet hat.
Ja, so war das gedacht.

Vielen Dank für die Anmerkungen und die Punkte.
 
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