Black Sails S04E04 - XXXII.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXXII." der US-Serie Black Sails stehen Flint und Silver großen Herausforderungen gegenüber, denn nicht nur Billy versucht, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. Jack Rackham und Anne Bonny erwartet auf See derweil die nächste Tortur.

Flint und Silver
Nachdem Nassau letzte Woche von unseren Piraten eingenommen wurde, sind die Zustände in der Stadt chaotisch. Ordnung muss her, soviel ist Flint (Toby Stephens) und Silver (Luke Arnold) klar. Außerdem stehen noch eine ganze Reihe anderer Probleme auf der Tagesordnung, denn Eleanor (Hannah New) ist zusammen mit den verbliebenen Engländern (und den gefangenen Piraten aus dem Staffelauftakt) im Fort, die Loyalität von Billy Bones (Tom Hopper) ist bestenfalls fragwürdig und die Sklaven der Plantage üben sich derweil in ihrem eigenen Aufstand, wobei sie weder auf die Briten noch auf unsere Piraten gut zu sprechen sind. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, wenn die Stadt gehalten werden soll.
Aber was sagte Madi (Zethu Dlomo) noch vor ein paar Episoden? Wenn Flint und Silver zusammen agieren, ist alles möglich. Unser Team wird hier jedenfalls gewaltig auf die Probe gestellt und kann sich zunächst scheinbar unbeirrt durchsetzen. Israel Hands (David Wilmot) versucht in einem Gespräch mit Flint erfolglos, dessen Bündnis mit Silver zu schwächen – weshalb Israel das probiert, weiß vermutlich nur er. Denn aus seiner Sicht macht es höchstens mit Blick auf die ferne Zukunft Sinn, sich für einen von beiden zu entscheiden und Silver als unberechenbare Gefahr hinzustellen. Der Ansatzpunkt von Billy Bones im Dialog mit Silver hat da schon mehr Gewicht und bringt Long John ins Grübeln. Denn er führt an, dass Flints Vorgehensweise stets von Verlusten geprägt ist und bringt dabei Madi ins Spiel. Das Argument sitzt jedenfalls, denn es dauert mehrere Stunden, ehe Silver den Inhalt des Gesprächs an Flint weitergibt.
Am Ende ist es aber Eleanor, die mit ihrem (risikoreichen) Vorschlag unser Team auseinanderzerrt. Die Piraten können Nassau samt Fort haben, die Gefangenen werden freigelassen und sie zieht zusammen mit den Engländern ab – sofern sie den Urca-Schatz bekommt. Während Silver den Vorschlag deutlich verneint, ist Flint nicht nur gewillt, sich darauf einzulassen, sondern fällt auch direkt die Entscheidung dazu. WTF?
Was hier fehlt, ist ein kurzer Dialog zwischen Flint und Silver – außerhalb der Hörweite von Eleanor – um Pro und Kontra eines solchen Handels zu diskutieren. Flint scheint ja einen Plan zu haben, der nicht unbedingt mit dem übereinstimmt, was Madame Guthrie da vorschlägt. Denn wir können uns wirklich nur schwer vorstellen, dass er tatsächlich bereit ist, den Schatz aufzugeben – immerhin war das Geld stets Dreh- und Angelpunkt für seine anvisierte Piratennation. Aber selbst wenn er vorhat, den Schatz aufzugeben, ist ein glimpflicher Ablauf des Handels alles andere als gesichert. Was werden seine Männer sagen, wenn sie erfahren, dass er den Schatz aufgibt? Wer sagt, dass Eleanor Wort hält? Und werden die Engländer nicht so oder so wieder zurückkommen? Es gibt jedenfalls viele Dinge, die Flint und Silver erst hätten miteinander bereden müssen, ehe sie gemeinsam eine Entscheidung fällen und somit weiterhin ein Team bleiben. Man könnte zwar argumentieren, dass ihnen die Zeit dafür fehlte, denn Rogers (Luke Roberts) ist im Anmarsch. Aber so ganz ohne Absprache war Flints eigenmächtiges Handeln hier sicher fatal.
Somit hat Eleanor jetzt Flint in ihrer Gewalt und ihn von Silver getrennt. Ob Long John den Schatz holen wird, bleibt fraglich. Ob und wie Rogers von dem Deal informiert wird und wie er darauf reagiert, bleibt ebenfalls fraglich. Es gibt so viele Variablen, es kann so viel schiefgehen. Sicher ist nur, dass die Partnerschaft von Flint und Silver diese Woche deutliche Risse erhält (was mit Blick auf die Buchvorlage vermutlich unvermeidlich war).

Max und Eleanor
Max (Jessica Parker Kennedy) hat es nicht ins Fort geschafft, sondern wurde von Billy aufgegriffen. Eleanor bietet im Austausch zwanzig Gefangene an, wobei die Piraten auf den Deal eingehen. Eine Entscheidung, die sich leicht fragwürdig einstufen lässt.
Zugegeben, Max hat momentan keinen großen Wert für die Piraten und zwanzig Männer zurückzubekommen scheint da die bessere Alternative zu sein. Aber wie von Billy angeführt, war es Max, die wichtige Informationen zurückgehalten hat und somit dafür sorgte, dass unsere Piraten im Staffelauftakt in eine Falle schipperten. Grund genug, der Dame die Leviten zu lesen und den Handel auszuschlagen, würde man meinen. Denn Billys Argumente lassen sich nicht von der Hand weisen und man könnte in der Tat ihre „Bestrafung“ dafür nutzen, dem Chaos in der Stadt entgegenzuwirken. Aber davon will Silver nichts wissen. Er wittert trotz allem bloß einen Versuch Billys, gegen Flint vorzugehen. Unüblich für Silver, dass er hier das größere Bild aus den Augen verliert. Wobei es ja durchaus denkbar ist, dass er Max diesen Ausweg gönnt – denn trotz des Verrats hat sie bis zuletzt den Aufenthaltsort des Widerstands geheim gehalten, Featherstone (Craig Jackson) nicht verraten und blieb mehr oder weniger zwischen den Fronten. Dennoch bleibt es kurios, dass Silver den Worten Billys (in Bezug auf Max) so wenig Beachtung schenkt.
Nach dem Austausch sind Eleanor und Max wieder vereint, was uns einige starke Dialoge beschert. Beide Figuren haben im Serienverlauf so viel durchmachen müssen, hatten ihre Höhepunkte und ihre Tiefpunkte, aber konnten sich immer irgendwie wieder aufrappeln. Jetzt sind sie beide wieder weit unten und müssen erneut einen Ausweg finden. Ob es dieses Mal ein gemeinsamer Weg wird?
Nicht ohne Grund erwähnt Max, dass sie einst vorgeschlagen hatte, die beiden sollten die Insel gemeinsam verlassen. Aber Eleanor war stets mit Nassau verbunden und hat es nie geschafft, sich von New Providence Island zu lösen. Vielleicht gibt ihr jetzt die Schwangerschaft den entscheidenden Ruck? Durch den Deal, den sie Flint und Silver vorschlägt, wird jedenfalls deutlich, dass sie Nassau jetzt hinter sich lassen möchte. Aber was hat sie genau vor? Sucht sie mit Max das Weite und lässt Rogers zurück? Oder will sie den Schatz, um Rogers wieder auf die Beine zu helfen? Es gibt hier jedenfalls mehr als eine Option, der sie nachgehen könnte. Und Flints Bereitschaft für den Deal öffnet hier die Möglichkeit auf ein Happy End – sowohl für Eleanor als auch für Max.
Apropos Happy End. Uns (und Flint) wird diese Woche außerdem aufgezeigt, dass ein gewisser Thomas Hamilton (Rupert Penry-Jones) noch leben könnte. Ob da was dran ist? Vielleicht. Es wäre allerdings schon eine sehr große Überraschung, sollte Flint nicht nur die Staffel überleben, sondern obendrein noch mit seiner großen Liebe wieder vereint werden.

Sklavenaufstand
Diese Woche wird deutlich, welche Konsequenzen Billys Handeln auf der Underhill-Plantage hat. Sieht es anfangs noch so aus, als wenn die Sklaven jetzt bestraft würden und alleine schon deshalb keine Motivation mehr für eine Allianz gegeben wäre, sehen wir im Folgenverlauf, wie es zu einem Aufstand kommt. Wer jetzt aber damit gerechnet hat, dass ein Sklavenaufstand unseren Piraten in die Hände spielt, liegt falsch.
Madi wird jedenfalls alle Hände voll zu tun haben, wenn sie Julius (Tony Kgoroge) und die anderen davon überzeugen möchte, mit unseren Piraten gemeinsame Sache zu machen. Die Kluft zwischen den Parteien ist groß und es wird schwierig werden, hier weiteres Chaos zu unterbinden. Welche Konsequenzen sich daraus für Nassau ergeben, ist schwer vorhersehbar. Julius wird mit seinen Leuten sicher zunächst anderen Plantagen einen Besuch abstatten und die Anzahl der Aufständischen erhöhen. Und dann? In Nassau einfallen, während die Piraten mit Rogers Rückkehr beschäftigt sind? Dann wäre das Chaos komplett.
Ein weiterer Punkt, der in Erwägung gezogen werden sollte: Madi könnte nicht nur beim Versuch scheitern, die Sklaven in die Allianz zu holen. So könnte die Verhandlungen nicht überleben. Was das für Silver und seine Partnerschaft mit Flint bedeuten würde, liegt auf der Hand.

Jack und Anne
Woodes Rogers begeht diese Woche einen schweren Fehler und lässt die gefangenen Piraten von Lieutenant Kendrick (Clyde Berning) nach Port Royale verschiffen, während er mit Blackbeards Kriegsschiff auf Nassau zusteuert. Das konnte ja nicht gutgehen.
Okay, den Fehler begeht eigentlich Kendrick, der kein Interesse daran hat, alle 42 Gefangenen lebend nach Port Royale zu bringen. Stattdessen lässt er Jack (Toby Schmitz) wählen, welcher Pirat als nächstes gegen Mr. Milton (Kerry Gregg) und dessen Hammer antreten darf. Eine blutige Angelegenheit, die den Zuschauer spätestens dann wieder an die Nieren geht, wenn Milton seinen Hammer gegen Anne (Clara Paget) zum Einsatz bringt.
Ob sie den Kampf überlebt hat, ist am Ende nicht so ganz klar. Sie hat jedenfalls einiges einstecken müssen, um das Blatt für die (verbliebenen) Gefangenen zu wenden. Aber sie hat es geschafft. Jack und die anderen sind wieder frei und haben somit nächste Woche die Chance, ihrerseits wieder in Nassau auf den Plan zu treten. Aber ob sie mit den paar Leuten und dem kanonenlosen Handelsschiff einen bedeutenden Beitrag liefern können? Ungewiss.
Unterm Strich war dieser Handlungsstrang recht vorhersehbar, aber dennoch sehr nett inszeniert. Es wäre schade, sollte Anne ihren Verletzungen erliegen. Nicht nur, weil Jack dann seine wichtigste Bezugsperson fehlen würde, sondern auch, weil Annes Geschichte noch nicht so wirkte, als sei sie auserzählt gewesen. Aber warten wir erstmal ab, wie es nächste Woche aussieht.
 

Clive77

Serial Watcher
Fazit: Nach den großen Actioneinlagen der letzten Woche geht es dieses Mal wieder ruhiger und dialoglastiger zu, wenn wir mal von den Ereignissen auf See absehen. Die Lage in Nassau bleibt chaotisch und äußerst unsicher für unsere Piraten. Sollte es Billy nächste Woche nicht gelingen, den Strand vor Rogers zu verteidigen, dürfte die Besetzung Nassaus eine kurze Angelegenheit gewesen sein. Andererseits ist da mit Eleanors Handel eine andere Lösung ins Spiel gebracht worden, wobei wir aber nicht wissen, ob und wie die durchgezogen wird. Und dann ist da noch der Sklavenaufstand, der alles durcheinanderbringen könnte. In jedem Fall bleibt die Situation in Nassau spannend und die Autoren können die Stärken ihres Figurengeflechts erneut ausspielen, auch wenn es ein paar kleinere Mängel in Sachen „wichtige Entscheidungen“ zu vermerken gibt.

7,5/10
 
Oben