The Blacklist: Redemption S01E01 - Leland Bray

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "Leland Bray" geht die US-Serie The Blacklist: Redemption an den Start. Im Spin-off zu The Blacklist dreht sich alles um Tom Keen, der im Auftakt in die Sicherheitsfirma von Scottie Hargrave aufgenommen wird, um eine CIA-Agentin zu retten. Dabei wimmelt es von Verschwörungen.

Spin-off
Zunächst einmal sei angemerkt, dass das Spin-off für Zuschauer, die die Mutterserie nicht kennen, nur schwer nachvollziehbar sein wird. So werden zwar anfangs diverse Zusammenhänge erklärt, was die Familie Hargrave angeht, aber gerade um die Hauptfigur Tom Keen (Ryan Eggold) nachvollziehen zu können, wird Neueinsteigern einiges an Hintergrundwissen fehlen. Im Grunde genommen nicht verwunderlich, denn Tom ist seit Beginn von The Blacklist dabei und auch Scottie Hargrave (Famke Janssen) wurde dort bereits in einem Backdoor-Piloten vorgestellt – ganz zu schweigen von anderen Figuren wie Matias Solomon (Edi Gathegi), der in der Mutterserie einen längerfristigen Bösewicht verkörperte oder gar Howard Hargrave (Terry O’Quinn), dessen Flugzeugabsturz und vermeintlicher Tod in einer der letzten Episoden auch schon thematisiert wurde.
Im Fall von The Blacklist: Redemption handelt es sich folglich um eine Serie, die wahrlich ein Spin-off ist und – zumindest im Auftakt – voraussetzt, dass der Zuschauer mit einigen Figuren bereits vertraut ist. Das soll jetzt nicht heißen, dass Neueinsteiger komplett im Dunkeln tappen und sich überhaupt nicht zurechtfinden werden. Aber es wird halt ein gutes Stück schwieriger für sie.

What could possibly go wrong?
Zu Beginn der Episode wohnen wir der Familie Keen bei, wobei Liz (Megan Boone) auch kurz die jüngsten Ereignisse um Raymond Reddington (James Spader) erwähnt – ein weiterer Hinweis, dass beide Serien zusammenhängen. Tom erhält einen Anruf, der ihn nach New York führt, wo er angeblich den Nachlass von Howard Hargrave in Empfang nehmen soll. Doch kurz nach seiner Ankunft trifft er auf seinen vermeintlich toten Vater und gerät somit in ein Netz von Verschwörungen, die seine eigene Familiengeschichte betreffen.
Das allgemeine Thema in Form der übergeordneten Geschichte ist uns sehr vertraut und zeigt einige Parallelen zwischen den Hargraves und der ominösen Verbindung zwischen Red und Liz auf. Geheimnisvolle Familiengeschichte, vorgetäuschte Tode und mittendrin eine Hauptfigur (Tom), die herausfinden muss, was Sache ist. Soweit, so okay. Tom Keen bietet als Figur auch genug Potenzial für eine nähere Betrachtung. Ob das jetzt aber in einem Spin-off ausgelotet werden muss und ob es der Reihe dauerhaft gelingen wird, sich zu behaupten, kann in Frage gestellt werden.
Auffällig ist jedenfalls, dass es in Redemption kein charismatisches Schwergewicht vom Typ Spader gibt, was auch gleichzeitig das größte Manko sein dürfte. Das Trio aus Eggold, O’Quinn und Janssen ist bei Weitem nicht schlecht und es dürfte spannend werden zu sehen, wie sich die größere Geschichte entfaltet. Doch keine der Figuren vermag es, hier im Auftakt einen größeren Eindruck zu hinterlassen. Somit wird das Storytelling erledigen müssen, was die Figuren (vorerst?) nicht schaffen.

Verschwörungen
Kauen wir einmal ein bisschen durch, was wir bereits wissen und im Auftakt erfahren. Christopher Hargrave gilt als tot. Seine Mutter hat das akzeptiert und keine Ahnung davon, dass Tom ihr Sohn ist, während Howard die Suche nach Christopher nie aufgegeben hat und seinen Sohn schließlich ausfindig macht, um ihn in Scotties Firma einzuschleusen. Denn er vermutet, dass Scottie hinter der Manipulation am Flugzeug steckt, die ihn beinahe sein Leben gekostet hätte.
Tom darf in der Folge währenddessen mehrmals Dialoge mit Scottie führen, die aber nicht darauf schließen lassen, dass sie Howard etwas Böse wollte oder gar hinter dem Attentat auf sein Leben steckt. Auch ihre Trauer um den Ehemann wirkt aufrichtig und es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie Howard unter die Erde bringen wollte. Einziges Motiv könnte bislang sein, dass sie auf seinen Nachlass aus ist. Aber auch hier können wir nicht genau wissen, ob sie Tom bloß etwas vorspielt oder halt nur das haben möchte, was ihr nach Howards Tod zusteht.
Ein wenig mit der Stirn runzeln können wir dabei an verschiedenen Stellen. Zunächst einmal ist es merkwürdig, dass Christopher noch nicht offiziell für tot erklärt wurde und somit dem Nachlassempfang von Scottie im Wege steht. Schließlich bekamen wir bereits in der Mutterserie zu sehen, wie jemand den Mord an Christopher gestanden hat – und das war eine alte Aufnahme. Man könnte zwar jetzt vermuten, dass Scottie hinter den Anweisungen steckt, die die Mutter des vermeintlichen Killers damals bekommen hat. Aber sollte sie wirklich schon so lange versuchen, ihren Sohn für tot erklären zu lassen, hätte sie mittlerweile doch mal Erfolg damit haben müssen, oder?
Als nächstes lässt sich anführen, dass es unglaubwürdig erscheint, dass Scottie keine Ahnung davon haben soll, dass ihr Sohn noch lebt. Wieso sollte sie die Zweifel von Howard nicht teilen? Oder weiß sie gar mehr, als sie vorgibt? Sollte sich die letzte Frage mit einem „Ja“ beantworten lassen, würde die Prämisse als solche vermutlich zusammenbrechen. Schließlich wird verstärkt betont, dass Scottie nicht erfahren darf, wer Tom wirklich ist (sowohl von Red in der Mutterserie als auch hier von Howard). Weshalb das so wichtig ist, lässt sich noch nicht sagen. Aber es ist ein wesentlicher Bestandteil der Prämisse und sollte Scottie tatsächlich wissen, wer Tom ist, täten sich zahlreiche Widersprüche auf, obgleich ihr Interesse an Tom denn natürlich klarer wäre.
Aber wie auch immer. Alles in Allem ist die Geschichte um die Hargraves schon jetzt recht kompliziert und liefert einige große Rätsel, die im Verlauf der Staffel hoffentlich auch (zumindest teilweise) aufgelöst und nicht unendlich in die Länge gezogen werden. Was sich allerdings schon jetzt ahnen lässt, ist die Existenz einer dritten Partei, die mit der geheimnisvollen Familiengeschichte zusammenhängen muss. Denn wenn Scottie den Tod von Christopher akzeptiert hat und Howard jahrelang nach seinem Sohn suchte und sich weigerte, dessen Ableben anzuerkennen – wer hat sich dann solche Mühe gegeben und Christopher auf seinen Werdegang geschickt? Vielleicht Red, der ja um Tom Bescheid weiß? Oder ist da noch ein anderer Mitspieler, der sich bislang im Schatten versteckt? Man darf jedenfalls gespannt auf die Antworten sein.

Leland Bray
Neben der übergreifenden Geschichte um die Hargraves gibt es selbstredend einen ersten Geschmack auf die Abenteuer, die Tom bei seiner neuen Arbeit bevorstehen. Im Fall der Woche gilt es dabei, die CIA-Agentin Anna Copeland und ihren Sohn Maddox (Lukas Gilkison-Parrish) aus den Fängen von Leland Bray (Peter Bradbury) zu befreien.
Der Fall weist dabei ein hohes Tempo, eine gute Portion Action und auch ein paar kleinere Überraschungen auf. Bei dem Teil um die Beschaffung von Kartenmaterial dürfen Scottie und Tom auch zusammen Undercover gehen, womit Tom sich in seinem üblichen Element wiederfindet. Hervorheben lässt sich dort die Tanzszene, die Tom in die etwas prekäre Lage bringt, seiner Mutter zwischen die Beine zu greifen, während sie seine Hand führt und ihm dabei leicht erotische Blicke zuwirft. Awkward.
Was die Mitglieder des Teams betrifft, muss in den kommenden Folgen noch einiges an Charakterarbeit geleistet werden. Toms Zusammenarbeit mit Solomon beispielsweile verlief ein bisschen zu einfach nach allem, was zwischen den beiden in der Mutterserie passiert ist. Da hätten Konflikte deutlicher im Vordergrund stehen müssen. Dumont DeSoto (Adrian Martinez) bekommt von den Neuzugängen noch am meisten zu tun und darf seine Fähigkeiten als Technik- und Computergenie (davon braucht es halt immer einen) zum Besten geben, auch wenn die Figur ansonsten noch etwas blass bleibt. Am wenigsten erfahren wir währenddessen von Nez Rowan (Tawny Cypress), die bislang eine reine Randnotiz ist.
Von der Machart her wusste der Fall der Woche aber gut zu unterhalten. Auffällig ist der häufigere Einsatz von Splitscreens, die diverse Situationen aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zeigen. An sich ein nettes Feature, was bloß dadurch ein wenig getrübt wird, dass manchmal mehrere Kameras die (fast haargenau) gleichen Szenen zeigen.
Abschließend sei noch bemerkt, dass es am Ende noch einen Auftritt von Liz hätte geben müssen. Zumindest ein Telefonat oder sowas, wo Tom ihr erklärt, dass er noch länger in New York bleibt. Denn trotz allem wird er wohl kaum Liz und Agnes ohne weitere Worte und für einen unbestimmten Zeitraum alleine lassen.

Fazit: Ein solider Auftakt, bei dem Hintergrundwissen aus der Mutterserie von deutlichem Vorteil ist. Schon mit der ersten Episode wird der Zuschauer zusammen mit Tom Keen in ein recht kompliziertes Netz aus Verschwörungen gesteckt, welches zum Miträtseln einlädt, aber auch die Gefahr birgt, dass die Macher sich im weiteren Verlauf in ihrer eigenen Geschichte verhaspeln. Abgesehen davon fehlt es an einem Zugpferd der Marke Spader, um den Zuschauer so richtig in den Bann zu ziehen. Ferner muss an den neuen Figuren noch mehr gearbeitet werden, auch wenn der Fall der Woche ein gutes Stück Unterhaltung bietet und sich in Sachen Action und Spannung durchaus sehenlassen kann.

5,5/10
 

Schneebauer

Targaryen
Puh, mich konnte der Pilot ja noch weniger begeistern. Auch wenn so ein ganz klein wenig Blacklistfeeling aufkommt, fehlen, wie du schon sagst, Charaktere á la Spdaer, aber noch wichtiger wäre eine selbstständigerer, innovativerer Ansatz. Das macht eher den Eindruck einer uninspierierten Blaupause. Verschwörung hier, vorhersehbare Twists da, Geheimnisse überall. Wirkt mir zu sehr nach Standart Crimekost. Werde ich nicht weiter verfolgen. Oder maximal mal bingen, wenn ich mit meiner Einschätzung nach S01 komplett daneben liege.
 

Sesqua

Lebt noch
Ich find es toll das TomTom seine eigene Serie jetzt hat und es nicht gezwungen wirkt sondern das es sich aus längerem aufbau aus der mutterserie ergeben hat.
Erinnert an die klassischen Spionage Serien von damals und hab sondas gefühl wieder Kobra übernehmen sie zu sehen.

7/10
 
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