Supernatural S12E14 - The Raid

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Raid" der US-Serie Supernatural erhält Sam von Mary eine Führung durch den amerikanischen Stützpunkt der britischen Men of Letters. Mr. Ketch schlägt derweil einen anderen Weg ein, um Dean von den Briten zu überzeugen.

Diskussionen
Zunächst bekommen wir zu sehen, wie Marys (Samantha Smith) Unterhaltung mit Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) letzte Woche endete. Ihre Offenbarung, in den letzten Wochen mit den Briten zusammengearbeitet zu haben, wird gelinde gesagt nicht gut von ihren Söhnen aufgenommen. "You should go."
Unter normalen Umständen wäre man vermutlich geneigt, sich auf der Seite von Mary wiederzufinden und die harsche Zurückweisung samt Funkstille der Brüder als übertrieben einzuordnen. Aber so lange liegt "Stuck in the Middle (with You)" noch nicht zurück, als dass man die dortigen Ereignisse als vernachlässigbar ansehen könnte. Das Familiendrama um Marys Geheimnis ist somit mehr als gerechtfertigt und die Reaktionen von Sam und Dean nachvollziehbar.
Als Zuschauer findet man sich dennoch ein wenig zwischen den Stühlen wieder, denn die Montage mit Mary, die sie dabei zeigt, wie sie ihren Söhnen Nachrichten schickt (die unbeantwortet bleiben), wirkt doch sehr bedrückend. Und wie sollen die drei auch wieder zueinander finden, wenn Funkstille herrscht?
Dean bleibt jedenfalls vorerst stur, was weitere Dialoge mit Mary angeht. Sam hingegen wäre nach ein paar Tagen durchaus gewillt, wieder Kontakt aufzunehmen und genau das führt anschließend zu einem kleinen Streit zwischen den Brüdern. "For once, why don’t you pick a side." Aber so betrüblich es auch sein mag, dass Sams Diplomatieversuche scheitern und Dean sich in die nächste Bar verabschiedet, ergeben sich gerade durch diese kleine Trennung der beiden die nächsten Ereignisse. Und die sind nicht gerade schlecht.

British Men of Letters
Bislang bekamen wir von den Briten immer nur sporadisch etwas zu sehen. Diese Woche geht es in die (provisorische) US-Zentrale, was uns (und Sam) einen besseren Einblick in den Arbeitsalltag von Mick (Adam Fergus), Ketch (David Haydn-Jones) & Co. verschafft. Vollgestopft mit beeindruckendem Equipment, werden hier die Missionen geplant, die Mary und Ketch regelmäßig durchführen und auch neue Waffen entwickelt. Das wirkt alles in der Tat sehr professionell und lässt die Mittel des gewöhnlichen Jägers geradezu mittelalterlich wirken.
Sams Aufmerksamkeit wird allerdings erst so richtig geweckt, als die nächste Missionsbesprechung ansteht und ihm dort präsentiert wird, dass beinahe sämtliche Vampire im Mittleren Westen bereits eliminiert wurden. Ein Resultat, welches die Effektivität der Briten und deren Vorgehensweise unterstreicht. Gleichzeitig aber auch ein wichtiges Argument dafür, dass die Kooperation, die Mary betreibt, in der Tat gerechtfertigt ist und schon jetzt enorme Früchte trägt. Das große Ziel einer monsterfreien Welt - was zuvor noch wie ein Ding der Unmöglichkeit aussah - rückt damit ein gutes Stück näher und wird in der Folge von Mary auch angesprochen.
Also alles gut bei den Briten? Ehrbare Ziele, die zügig und nahezu fehlerfrei umgesetzt werden? Nein. Denn zum einen sehen wir, dass auch jemand wie Mick bloß einen kleineren Rang in der Organisation innehat. Da bleibt es fraglich, welches Ziel der „alte Mann“ tatsächlich verfolgt. Monster auslöschen ist ja schön und gut, aber wer sagt denn, dass da an der Spitze der Organisation nicht auch ein Monster sitzt, welches sich bloß der Konkurrenz entledigen möchte? Die Vorahnung auf eine unangenehme Überraschung bleibt jedenfalls bestehen und wird auch dadurch unterstrichen, dass der „alte Mann“ auf die Rekrutierung von Sam und Dean besteht - obwohl Ketch davon überzeugt ist, dass das nicht notwendig ist. Und ganz ehrlich? Mit Blick darauf, was bereits jetzt erreicht wurde, könnten die Briten in der Tat auch ohne die Winchesters auskommen.
Zum anderen werden wir diese Woche Zeugen davon, wie die nahezu perfekte Fassade der Briten zu bröckeln beginnt. Bereits bei Ramiel (Jerry Trimble, Jr.) waren sie nicht richtig informiert und schickten Mary in eine tödliche Mission. Dieses Mal wissen sie nicht, dass der Alpha-Vampir (Rick Worthy) in den Staaten ist und keineswegs zuschauen wird, wie seine „Kinder“ ausradiert werden. Der Gegenschlag der Vampire trifft sie völlig unvorbereitet und der auf den ersten Blick ach so sichere Stützpunkt wird plötzlich zur Todesfalle. Obendrein gibt es mit Pierce (Aaron Douglas) auch noch einen Spion in den eigenen Reihen. Von Perfektion kann folglich nicht mehr die Rede sein.

Dean und Mr. Ketch
Während Sam die Briten besucht, findet Dean den Bunker verlassen vor und erhält unerwarteten Besuch. Mr. Ketch hat die schwierige Aufgabe, die Winchesters zu rekrutieren und versucht es diese Woche bei Dean - unter anderem mit einer Flasche Scotch.
Die Szenen im Bunker wissen dabei zu überzeugen. Arthur hat es nicht leicht, überhaupt ein paar Worte aus Dean herauszubekommen. Aber mit seinen Schilderungen, weshalb er bei den Men of Letters ist und den Job braucht, trifft er genau ins Schwarze. Schließlich ist auch für Dean die Jagd etwas, was er braucht - am Anfang der Episode wollte er sogar einem Fall nachgehen, der keine Anzeichen übernatürlicher Eingriffe hatte. Zwar sehen wir mitnichten Dean als einen Killer an, der deshalb jagen geht, um einen Drang des Tötens zu befriedigen. Aber die Monsterjagd ist etwas, was ihn stets von den anderen (oft eigenen) Probleme ablenkt - wie aktuell halt vom Konflikt mit Mary oder vor nicht allzu langer Zeit vom Problem des Kainsmals. Da kommt die Einladung zur Vampirjagd genau richtig.
Das Abenteuer der Woche startet auch erst, nachdem Arthur und Dean das vermeintliche Vampirnest verlassen vorfinden. Einzig Kris (Alex Duncan) entdecken sie und können schließlich in Erfahrung bringen, dass die anderen Vampire gerade dabei sind, zurückzuschlagen. Wobei die Vernehmung von Kris deutliche Unterschiede zwischen Arthur und Dean aufzeigt. Unterschiede, die nicht nur die persönliche Natur von Mr. Ketch betreffen, der in der Tat als brutaler Killer portraitiert wird. Denn die Vorgehensweise der Briten deutet ganz allgemein daraufhin, dass jedes Monster vernichtet werden muss. Was ist dann aber mit den Monstern, die keine mehr sind? Jemand wie Benny (Ty Olsson) oder Garth (DJ Qualls) eben, die durchweg gutartig sind? Die Serie hat sich schon öfter damit befasst, dass nicht alle übernatürlichen Kreaturen auf Mord setzen. Es gab mehr als einmal Fälle, in denen die Winchesters das vermeintliche Monster laufen ließen. Derartige Unterschiede machen die Briten bei ihrer Jagd aber nicht. Ein Konfliktpunkt, der später noch wichtig werden könnte.
Zuletzt sei noch angemerkt, dass sich gegen Ende das gesamte Familiendrama der Winchesters wieder entspannt. Man darf zwar bezweifeln, dass Dean sich ähnlich wie Sam für die Briten aussprechen wird, aber das Abenteuer bringt die Winchesters wieder zusammen.

The Raid
Als sich der Alpha-Vampir in "There Will Be Blood" mit den Worten "see you next season" verabschiedete, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass er erst diese Woche - gut fünf Jahre nach seinem letzten Auftritt - wiederkommt. Ein weiteres loses Ende, um das sich jetzt "The Raid" kümmert.
Die Auftritte von Rick Worthy sind wesentlich gelungener als die von Gavin (Theo Devaney) letzte Woche und das ganze Szenario der Vampirattacke war deutlich spannender als die Ereignisse in "Family Feud". Sehr schön eingebunden war zudem das Wissen von Sam über den Alpha und die Herstellung der Kugeln für den Colt - die Briten wären ohne ihn komplett aufgeschmissen gewesen. Die Überraschungen um Pierce oder die Ladung des Colts waren ebenfalls in Ordnung, auch wenn der Alpha gerade bei den Dialogen mit Sam ein bisschen was von seiner Bedrohlichkeit verlor. Er stand da etwas zu lange regungslos herum und es ist schade, dass hier erneut eine Figur zurückgebracht wird, um sich ihr schnell wieder zu entledigen. Das hinterlässt abermals einen leicht bitteren Beigeschmack, auch wenn die Alternative - Sams Handlungsversuch, der hätte echt sein können - vermutlich nicht besser gewesen wäre. Als weitere Möglichkeit hätte sich vielleicht auch angeboten, den Alpha-Vampir tatsächlich als eine der Kreaturen zu offenbaren, die der Colt nicht töten kann. Allerdings wäre das Problem dann nicht gelöst worden und ach, lassen wir das.
Unterm Strich bot der Angriff sehr ordentliche Unterhaltung, genug Spannung und Überraschungen und hatte mit Rick Worthy einen adäquaten Gegner an Bord. Etwas schade vielleicht, dass es Worthys letzter Auftritt in der Serie war, aber mit Blick auf den Staffelbogen um Lucifer (Mark Pellegrino) und seinen Nachwuchs sind noch mehr als genug Gegenspieler vorhanden. Und wer weiß schon, wohin die Allianz mit den Briten noch führen wird?

Fazit: Diese Woche gibt es endlich einen besseren Eindruck von den britischen Men of Letters und ihrer Vorgehensweise. Es lässt sich nachvollziehen, weshalb Mary mit ihnen kooperiert, wobei uns aber auch veranschaulicht wird, dass selbst ein fantastisches Waffenarsenal und Equipment vom feinsten kein Garant dafür ist, dass alles nach Plan verläuft. Die Rückkehr eines länger verschollenen Gegenspielers bot zudem ein spannendes Szenario und das Familiendrama der Winchesters, welches wesentlicher Bestandteil der Episode war, konnte größtenteils überzeugen.

7,5/10
 

Woodstock

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Die Folge hat mir wirklich Freude bereitet. 12 Staffeln und immer wieder kleine Highlights vorhanden.

Ich mag die Men of Letters und es würde mir gefallen, wenn man sie schlussendlich vollends in den Bunker holt. Vielleicht kann man dann auch mal ein paar mehr dauerhafte Charaktere einführen. Vielleicht auch mal die ein oder andere Frau. Wird aber sicherlich nicht passieren.

Allerdings hat es mir gefallen, dass Sam mal wieder etwas mehr im Fokus stand. Er hat sogar den Alphavamp erschossen. Großartig!

Wenn alle Monster übrigens Alphas haben und bisher eigentlich nur der Vamp und der Shapeshifter Alpha gezeigt wurden, dann haben sie mit dem Vamp den einzigen getötet, dem man die Unsterblichkeit nicht abnimmt, da der Schauspieler ja eindeutig altert. Der Krieg gegen die Monster kann beginnen! :biggrin:

Ich finde es aber komisch, dass die Briten in Amerika anfangen zu expandieren. Was ist mit Europa, Australien, Neuseeland? Gebiete die geografisch oder kulturell näher sind? Amerika ist schließlich etwas "groß" und es muss auch woanders Hunter geben.
 
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