Die Verlegerin (The Post) ~ Spielberg, Streep und Hanks

TheRealNeo

Well-Known Member
Zugegeben, der Trailer trägt etwas dick auf, aber Steven Spielberg kann sowas einfach. BRIDGE OF SPIES war mir wohl inhaltlich etwas zu seicht, aber inszenatorisch klasse, aber ich denke, dass das hier dramaturgisch nochmal etwas dichter werden könnte, wenn auch wie gesagt der Hang zum Pathos bestehen könnte.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ja, der Trailer ist schon etwas sehr *dramatisch,* aber wenn man davon mal absieht gefällt mir schon alles sehr gut. Ich finde es super wie Spielberg diese recht trocken erscheinenden Geschichtsstoffen so aufregend visualisiert, allein die Einstellung aus dem fahrenden Zeitungstruck erscheint eigentlich einfach, sieht aber so cinematisch und nach Spielberg aus. Außerdem mag ich so Journalismus-Krimis wie Die Unbestechlichen, Zodiac oder zuletzt Spotlight sehr gerne und einer von Spielberg ist für mich schon sehr aufregend. Hoffentlich mit viel lautem Schreibmaschinengetippe im Hintergrund.
 

batgadget

Well-Known Member
Ja so langsam sollte der gute Steven dann doch mal tief in sich gehen und an den Rücktritt denken, wenn jetzt nur noch so generischer Rübensalat dabei herauskommt.

Vllt mal auf Netflix bei einem verregneten Sonntag. Ich hab dann doch besseres zu tun.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
batgadget schrieb:
Ja so langsam sollte der gute Steven dann doch mal tief in sich gehen und an den Rücktritt denken, wenn jetzt nur noch so generischer Rübensalat dabei herauskommt.
Ähm... was genau meinst Du denn mit "nur noch generischer Rübensalat"? Klingt ja so, als hätte Spielberg in letzter Zeit nur noch Murks zelebriert. Der einzige wirkliche Ausreißer seiner Karriere war Indie 4 und mit der Bezeichnung "generischer Rübensalat" veredelt man diesen Film geradezu noch.
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Jay schrieb:
Diese Woche startet der neue Spielberg!
Und er ist leider nur ganz gut. Denn auch wenn das Thema tagesaktuell und bedeutsam ist, schafft Spielberg es hier nicht, daraus einen ebenso bedeutsamen Film zu generieren. Hier fehlt ganz deutlich ein Element, welches vergleichbaren Werken mit investigativen Journalisten im Zentrum deutlich zuschauerfreundlicher und dadurch interessanter machte: die Spannung.

Alan J. Pakulas thematisch verwurzelt und verwandtem Meisterwerk Die Unbestechlichen in diesem Punkt nichtmal die Druckertinte reichend in der Lage, verlässt sich der neue Spielberg gefühlt vollends auf seine beiden Hauptdarsteller. Dass die liefern, liegt auf der Hand, auch wenn Streep hier Hanks doch deutlich auf den zweiten Platz verweist, und mit ihrem nuancierten und ihre Figur eine Entwicklung durchmachenden Spiel, erneut ihre Weltklasse beweist und verdient im Scheinwerferlicht steht. Apropos Spotlight, der hat mir "damals" auch deutlich besser gefallen.

Insgesamt wie zu erwarten ein wichtiges Thema, ordentlich aufbereitet aber ein nur ok guter Spielberg, dem ich noch knapp 6/10 geben würde, weil er es nicht geschafft hat, mich zu packen und zu begeistern.
 

Shins

Well-Known Member
Hmm. Nicht die erste etwas ernüchternde Meinung, die ich gehört habe. Freue mich dennoch sehr. Endlich wieder ein neuer Spielberg. Und dann sogar einer von zweien in diesem Jahr :love:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Möchte den schon noch sehen, aber die Temperaturen und eine Hausarbeit hindern mich gerade etwas daran, aus dem Haus zu gehen. Aber am Freitag vielleicht, mal sehen...
 

TheRealNeo

Well-Known Member
THE POST ist ein lupenreiner Polit-Thriller, mit Betonung auf lupenrein. Man bekommt einen Film, der einfach 2 Stunden Profis ihrer Arbeit tun sieht. Steven Spielberg inszeniert das Ganze mit einer Souveränität und Klasse wie man es mittlerweile gewohnt ist, während Januzs Kaminskis Kamera scheinbar haltlos durch noch so jeden engen Raum unbemerkt gleiten kann. Bei Tom Hanks brauchte ich kurz etwas Anlaufzeit, aber Meryl Streep ist von Sekunde 1 da und legt mal wieder Zeugnis davon ab, wie gut sie einfach in ihrem Fach ist. Es gibt zu Beginn eine Szene, in der sich ihre beiden Figuren zum Essen und Reden treffen. Die Szene wird von Spielberg in einer Einstellung gezeigt und die beiden Schauspieler genießen es sich in ihren Rollen und kleinen Momenten zu verlieren.
Der Film ist aber auch lupenrein, da er ansonsten dramaturgisch straight seinen Weg geht. Man merkt produktionstechnisch nicht, dass der Film schnell entstanden ist, aber man merkt es geht hier vor allen Dingen darum eine Geschichte zu erzählen und eine Botschaft weiterzugeben. Eine die heute noch ihren Gehalt hat, deswegen sollte der Film ja noch so schnell kommen und hat zusätzlich noch die Komponente der Frau in einer Männer-Domäne, aber für viele dürfte das schließlich zu trocken und überraschungsarm sein. Interessant hierbei auch wie spärlich die Filmmusik von John Williams eingesetzt wird. Was man selten erlebt kommt hier zu Tragen, ein Spielberg der nicht versucht mit Musik oder Einstellungsgrößen Emotionen zu transportieren, sondern sich völlig auf seine Darsteller verlässt.
Dies alles mag den Film für den ein oder anderen zu sperrig und trocken erscheinen lassen, ist am Ende aber nur Zeugnis für wahre Meister vor und hinter den Kameras.

Und das Ende eröffnet dann direkt ein Cinematic Universe mit ALL THE PRESIDENT'S MEN. :wink:
 

Shins

Well-Known Member
Was ein unfassbar wichtiger Film! Wäre der aktuelle amerikanische Präsident in der Lage, die Botschaft von "Die Verlegerin" zu verstehen, so sollte er sich den ab jetzt in Endlosschleife anschauen.
 

soserious

Well-Known Member
Auch wenn mich einige lynchen werden:
Ich fand ihn (leider) unspektakulär!!!

Und ja; tolle Bilder, gute Schauspieler blabla...
Mich hat er überhaupt nicht in seinen Bann gezogen, vielleicht lag es an meinem wenig vorhanden Wissen über diese Jahre.
Fand ihn zu lang und vor allen Dingen zu langweilig!
Die Musik war okay, aber nicht herausragend. :unsure:
Schade!

5/10 Limonaden
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Bin da überwiegend bei Diego, bin im Gesamturteil jedoch etwas versöhnlicher. Über handwerkliche Klasse muss man bei einem Spielberg nicht diskutieren, über tolle Sets usw. bei dem Budget nun auch nicht, und über schauspielerische Klasse bei einem Cast dieser Güte auch nicht. Das sind Pfunde, mit denen der Film wirklich punkten kann, wobei ich Hanks stärker als Streep fand, aber das sind Nuancen.
Toll geschrieben, herausragend gespielt, mit souveräner Hand inszeniert. Wirklich guter Film.

Aber das wirklich gut, reicht mir in dem Fall, zugegeben auch wegen der Erwartungshaltung, nicht. Mir fehlten hier tatsächlich klassische, meinetwegen auch "billige" Spannungselemente. Spielberg fokussiert sich nahezu ausschließlich auf die jeweiligen persönlichen Schicksale und blendet das große Thema weitestgehend aus. Das ist mehr ein Aufhänger, um seine eigentliche Geschichte zu erzählen. Und das fand ich etwas schade. Mir fehlte da etwas Druck, etwas "Gift und Galle", Konfrontation. In dem Zusammenhang war mir der Film dann auch zu kurz. Man lässt sich verdammt viel Zeit, und das meine ich im positivsten Sinne, um die Figuren zu etablieren, die Motivation einzuführen usw. Hinten raus, nachdem die Entscheidung dann einmal gefallen war, geht alles ziemlich zackig und unterstreicht nur, dass Spielberg das Thema an sich gar nicht sonderlich wichtig war. Ich hätte mir da einen anderen Ansatz gewünscht, der mich als Zuschauer mehr gepackt hatte. In dem Zusammenhang ist, und da gebe ich Diego völlig Recht, DIE UNBESTECHLICHEN in allen Punkten vorne, wobei man da natürlich auch das Entstehungsjahr berücksichtigen muss, und da wesentlich mehr Wut im Spiel war, als heute.

Absolut sehenswert und der Beweis, dass Spielberg wirklich Interesse hat, Geschichten zu erzählen. Aber leider nicht so ausgelegt, wie ich es mir gewünscht hätte und daher subjektiv betrachtet auch nicht so gut, wie er hätte sein dürfen.

7,5/10
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hatte den auch schon vor zwei Wochen gesehen, aber hat mich auch nicht vollends packen können. Da es Spielberg ist, immernoch sehenswert und die letzten 30-45 Minuten sind wieder mal absolute Meisterklasse, aber den Rest fand ich etwas schleppend, weil vor allem das Drehbuch keinen klaren Fluss findet. Vielleicht war ich auch ein bisschen enttäuscht, dass der Film weniger Journalismuskrimi ist und sich eher für die Geschichte von Meryl Streeps Figur interessiert. Das ist zwar auch nicht direkt schlecht, aber die sehr offensichtlich aufgetragene Emanzipationsmessage wirkt bereits etwas angestaubt. Im direkten Vergleich zu Spielbergs Bridge of Spies, ist dieser zu gewöhnlich, langsam und weniger packend, aber trotzdem noch in Ordnung. Gefallen hat mir, wie der Film mit dem Anfang von Die Unbestechlichen endet, das letzte Bild müsste ja eigentlich eine 1:1-Kopie sein.
 
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