Black Sails S04E07 - XXXV.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXXV." schaltet die US-Serie Black Sails in Sachen Action ein paar Gänge zurück. Statt Mord und Totschlag stehen Verhandlungen und neue Pläne im Mittelpunkt, die … nun ja, mit Sicherheit zu Mord und Totschlag führen werden.

Rackham, Captain Jack Rackham
Jack (Toby Schmitz) und seine Crew laufen diese Woche in Philadelphia ein, wo die Verhandlungen mit Eleanors (Hannah New) Großvater Joseph (Guy Paul) anstehen. Keine leichte Sache und Jack ist auch sichtlich unruhig, als es an die Audienz geht. Die angebotene Hilfe von Max (Jessica Parker Kennedy) lehnt er vorerst ab.
Recht interessant war hier zunächst das Bild, welches die Dame im roten Kleid von den Piraten hatte - wobei sie vermutlich stellvertretend für die allgemeine Bevölkerung steht. Sie stellt zunächst sehr viele Fragen über die berüchtigten Piraten (inklusive Jack, der sich ihr gegenüber nicht zu erkennen gibt), zeigt gar Faszination für die Freibeuter. Aber im Verlauf des Dialogs wird schließlich klar, dass das Bild, welches die Dame von den Piraten hat, sehr verzerrt wurde. So schwindet der Stolz, den Jack bei der Nennung seines Namens empfindet, zusehends und Erleichterung macht sich breit, als er endlich zur Audienz gebeten wird - zwar nicht ohne der Frau noch einen Rat mitzugeben ("put down the newspapers and read a book"), aber ihrer Reaktion nach waren seine Ausführungen wohl nicht gerade das, was sie hören wollte. In jedem Fall ein netter kleiner Blick darauf, was Außenstehende von den Piraten denken und welchen Einfluss dabei die Presse hat.
Aber zurück zu den Verhandlungen: Josephs Antwort auf Jacks Gesuch ist ein schlichtes "No". Allerdings stellt sich kurz danach heraus, dass seine Frau Marion (Harriet Walter) die Geschäfte der Guthries führt und durchaus Interesse daran hat, Eleanors Tod - verursacht durch Woodes Rogers (Luke Roberts) - nicht ungestraft zu lassen. Jack springt auch über seinen eigenen Schatten und nimmt diesmal Max mit an den Verhandlungstisch - da haben Featherstones (Craig Jackson) Worte sicher zu beigetragen.
Unterm Strich eine gute Entscheidung, denn Max hat einen Großteil Anteil daran, dass Marion sich schließlich darauf einlässt, den Piraten zu helfen. Die Geschichte um den Kater war zudem ein netter Vergleich. Etwas fraglich bleibt allerdings, weshalb Marion den Tod von Flint (Toby Stephens) als eine der Bedingungen stellt - soll er der Kater der Geschichte sein, der den Trubel ins Rollen brachte und deshalb ertränkt gehört? Möglich. Dennoch wäre eine nähere Ausführung wünschenswert gewesen.
Diese Bedingung ist es dann auch, die Jack und Anne (Clara Paget) Sorgen bereitet. Denn abgesehen davon, dass es nicht einfach wird, Flint auszuschalten, wären da im Erfolgsfall diverse Piraten und (ehemalige) Sklaven sehr verstimmt. Schließlich kann man das Ende von Flint mit dem Ende des Freiheitskampfes gleichsetzen. Wird es darauf hinauslaufen? Wird Jack unseren Captain Flint unter die Erde bringen? Wobei wir auch im Gedächtnis behalten sollten, dass vor ein paar Episoden aufgezeigt wurde, dass ein gewisser Thomas Hamilton (Rupert Penry-Jones) noch leben könnte und somit eine Art Happy End für Flint noch nicht vom Tisch ist. Es bleibt in jedem Fall spannend, wie die Reise von Black Sails enden wird - und nicht nur für Flint.

In Nassau
Die Spanier sind tatsächlich wieder - wie versprochen - aus Nassau abgezogen. Rogers steht vor den Scherben seines Tuns und bekommt noch einen weiteren Schlag versetzt. Denn er erfährt diese Woche davon, dass Eleanor schwanger war. Hatte er zuvor noch angenommen, dass seine Frau sich gegen ihn gewendet hatte, wirft diese Information zusammen mit Mrs. Hudsons (Anna-Louise Plowman) Ausführungen ein anderes Licht auf die Motivationen von Eleanor und den angestrebten Deal. Starkes Schauspiel von Roberts, der die Emotionen von Rogers perfekt rüberbringt. Das geht nah, auch wenn Woodes sich (wie er selbst erkennt) die Suppe selbst eingebrockt hat. "I’m sorry."
Rogers ist aber auch klar, dass die Bedrohung durch Flint und Silver (Luke Arnold) noch nicht beseitigt ist. Zudem dürften die englischen Truppen, die ihm noch zur Verfügung stehen, eher dürftig in der Anzahl sein. Nassau zu halten (auch mit Blick auf das Sklavenproblem) wird somit keine leichte Sache werden. Wie gut, dass sich da ein gewisser Billy Bones (Tom Hopper) zu erkennen gibt und eine Lösung für das Flint/Silver Problem aufzeigt: Madi (Zethu Dlomo), die tatsächlich die Ereignisse der letzten Woche überlebt hat.
Hier macht sich dann auch das größte Problem bemerkbar, welches man mit der Episode haben kann. Damit ist nicht gemeint, dass Madi überlebt hat - da lässt sich die einfache Regel anwenden, dass niemand wirklich tot ist, bis man eine Leiche zu Gesicht bekam (so unwahrscheinlich ihr Überleben in dem Fall auch sein mochte). Aber Billy jetzt auf der Seite von Rogers? Da muss man einfach mit der Stirn runzeln.
Nicht, dass sich seine Entscheidung für diesen Weg (der einen Ausweg für ihn darstellt) nicht nachvollziehen ließe. Flint wollte er eh tot sehen und Silver hat ihn letzte Woche schlicht benutzt, um Julius (Tony Kgoroge) und die anderen Sklaven zufriedenzustellen. Aber dem großen Plan gegenüber war er nie abgeneigt. Im Gegenteil: Bones war nach dem Tod von Vane (Zach McGowan) die treibende Kraft des Widerstands, wie er Rogers gegenüber auch ausführt. Er war für lange Zeit „Long John Silver“, hat quasi im Alleingang die (Piraten-)Stellung in Nassau gehalten, griff mit seinen Männern ein, als der letzte Angriff der Piraten auf die Stadt stattfand und sogar nach all seinen Fehlentscheidungen erhielt er von Silver die Möglichkeit, diesen Weg des Widerstands weiterzugehen. All das gibt er jetzt auf und irgendwie passt das nicht zu Billy.
Mit etwas längerer Entwicklungsphase wäre dieses Umdenken der Figur vielleicht passend gewesen. Aber hier wirkt es einfach zu schnell. Okay, sehr viel Zeit bleibt der Serie nicht mehr und irgendwie muss das Gespann aus Flint und Silver entzweit werden. Dennoch will dieser Joker, den Bones nun Rogers in die Hände spielt, nicht so recht schmecken.

Auf der Insel
Auf der „Schatzinsel“ werden derweil große Pläne geschmiedet. Die Anzahl der möglichen neuen Verbündeten ist schon beeindruckend und räumt unseren Aufständischen große Möglichkeiten ein, die weit über Nassau und New Providence Island hinausgehen. Aber nicht alle sind bei den großen Plänen an Bord. Es gibt durchaus andere Stimmen, die sich gerne damit abfinden würden, auf der Insel zu verweilen und dort die neu gewonnene Freiheit auszukosten, so lange es geht. Madis Mutter (Moshidi Motshegwa) versucht zwar, Julius zu überzeugen, aber seine Worte könnten durchaus der Wahrheit entsprechen: "No one changes the world. Not like this. Not all at once. The world is too strong for that."
Somit bleibt es zweifelhaft beziehungsweise spannend, ob die Serie uns mit einem (eher fiktiven) Ende zurücklassen wird, bei dem uns ein Sieg der Piraten und Sklaven erwartet oder ob es so ausgeht, wie Julius prophezeit.
In jedem Fall gibt es aber auch hier diese Woche viele starke Charaktermomente. Angefangen mit Silver und Madis Mutter, die die Nachricht vom Tod ihrer Tochter überbracht bekommt. Gerade in Bezug auf Silver wird uns erneut aufgezeigt, wie sehr die Figur im Verlauf der Serie gewachsen ist. In der ersten Staffel wäre es noch undenkbar gewesen, dass er für jemand anderen (und nicht nur für sich selbst) etwas empfinden könnte. Stets auf den eigenen Vorteil und das eigene Überleben aus. Wie sehr sich diese Figur doch geändert hat, zeigen gerade die letzten Minuten dieser Episode. Für Madis Überleben - falls Flints Plan nicht aufgeht - wird der Schatz mitgenommen. Fraglos ein Schritt, der noch große Konsequenzen nach sich ziehen wird. Aber eben genau das, was man von Silver in dieser Situation jetzt erwarten würde - Israel Hands (David Wilmot) ist da jedenfalls ganz bei ihm.
Und Flint? Der ist sich seiner Sache sicher wie nie zuvor. Die Revolution scheint in vollem Gange und sein Vorhaben in greifbarer Reichweite. Zwar betont er erneut, dass die Allianz fragil ist, aber es besteht kein Zweifel daran, dass er den Erfolg vor Augen hat. "Trust me.", beschwört er Silver. Aber von Vertrauen kann keine große Rede sein, wenn John den Schatz doch mitnimmt. Die bisweilen erfolgreiche Partnerschaft steuert gerade ihrem Ende entgegen oder wird zumindest stark auf die Probe gestellt werden. Und dann lauert da noch Jack Rackham, der Flint unerwartet treffen könnte. Ob Flint das alles kommen sehen wird? Wer weiß. Eines ist jedenfalls sicher: Er wird mit aller Macht versuchen, seine Pläne erfolgreich umzusetzen und ungleich Silver und Rackham hat er dabei kaum etwas zu verlieren.

Fazit: Auch wenn die Action diese Woche eine Auszeit nimmt, wurde uns eine weitere gute Episode der Serie präsentiert. Die Figuren wissen fast alle zu überzeugen, kleine wie große Überraschungen sorgen für diverse Wendungen im Geschehen und es bleibt mit Spannung zu erwarten, welches Ende uns und den Charakteren blüht.

7,5/10
 
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