Utopie vs. Dystopie

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Was lest ihr öfter und lieber - Utopien oder Dystopien? Und warum überhaupt?



Habe vor kurzem eher zufällig eine Utopie gelesen ("Das andere Ende" von John Shirley) und habe wieder festgestellt, dass es zwar "ganz nett" sein kann, aber ich kenne keine einzige herausragende Utopie. Und überhaupt kenne ich nur ganz wenige.

Dystopien zeigen die Welt, wie sie werden könnte und machen die Menschen wachsam gegenüber solchen Entwicklungen (allein schon was Orwell mit "1984" bewirkt hat, ist sehr beachtlich). Ich glaube, es war H.G. Wells, der einmal gesagt hat, dass man die Zukunft verhindern kann indem man sie vorhersagt. Eine Utopie zeigt in der Regel eine Wunschwelt, die aber erst möglich wäre, wenn eine Menge Faktoren anders wären als sie sind (bei "Das andere Ende" waren es auch viele Voraussetzungen, die in der Realität nun mal nicht gegeben und meistens unmöglich sind). Eine Utopie zeigt nur eine schöne Traumwelt, wie wir sie niemals haben können, was in meinen Augen nur zu dem Frust der Menschen beiträgt, ohne wirklich zu helfen. Klar, während des Lesens kann man in schönen Fantasien schwelgen, aber jedes Mal wenn man das Buch zuklappt und in die Realität zurückkehrt, wird man doch nur immer wieder aufs Neue enttäuscht, weil einem diese Wunschwelt vor Augen geführt wurde, die man nicht haben kann.

Am schlimmsten fand ich "Das Eiland" von Aldous Huxley. Was er sich als Utopie vorstellte, war eine Diktatur. Mit ganz vielen Zwängen und Vorschriften, wie die Familien zu leben haben, voll mit esoterischem Quatsch. "Schöne neue Welt" fand ich aber sehr gut. Wobei es die interessante Theorie gibt, dass Huxley das Buch eigentlich nicht als Dystopie gedacht hat, sondern als Utopie. Wenn man nach dieser Idee das Buch nochmal liest, stellt man fest, dass es tatsächlich so sein könnte. Vielleicht ging man beim ersten Mal einfach schon mit einer gewissen Voreinstellung an das Buch heran und sah alles von vorn herein als Dystopie, als eine abschreckende Darstellung einer möglichen Zukunft.
Aber selbst wenn der Autor das anders gemeint hat, finde ich das Buch immer noch sehr gut.

Die besten Dystopien, die ich kenne:

George Orwell - 1984, Farm der Tiere (naja, ein bisschen Dystopie ist drin)
Aldous Huxley - Schöne neue Welt
Kurt Vonnegut - Das höllische System
Ray Bradbury - Fahrenheit 451
Jewgenij Samjatin - Wir
Anthony Burgess - Uhrwerk Orange
Vladimir Sorokin - Telluria, Der Zuckerkreml, Der himmelblaue Speck

"Im Land der leeren Häuser" von P.D. James (Vorlage zu Children of Men) ist auch nicht schlecht.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
In Clarkes Büchern scheint die Welt mehr oder weniger eine Utopie zu sein, aber eine richtige Utopie habe ich glaube ich noch nicht gelesen.
An Dystopien zumindest 1984 und Schöne neue Welt. Und wenn es nach Wikipedia geht, handelt es sich auch bei den Philip K. Dick Büchern Zeit aus den Fugen, Das Orakel vom Berge, Der dunkle Schirm, Marsianischer Zeitsturz, Eine andere Welt und Träumen Androiden von elektrischen Schafen um Dystopien.

Ich hab aber nicht mehr nach Dystopien als nach Utopien gesucht; ich hab nur zufällig mehr davon gelesen.
Kann bislang also auch noch nicht sagen, welches ich warum bevorzuge.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Gene Roddenberry hat ja beispielsweise seine "Erde" in Star Trek als Utopie geschaffen. Eine Welt in der es keine Kriege gibt. Keine Grenzen, kein Geld, ohne Umweltverschmutzung usw.
Aber natürlich müssen dann Bedrohungen von Außen her.
Und das ist glaube ich der Punkt. Jede Geschichte lebt von ihren Konflikten. Sei es mit Waffen, zwischen einzelnen Personen oder ein innerer Konflikt.
Was natürlich Dystopien viel spannender für den Geschichtenerzähler macht. Obendrein kann man ganz aktuelle, gesellschaftliche oder politische Themen, Ängste und Befürchtungen verarbeiten.
Natürlich kann man das auch mit einer Utopie im Sinne von "so kann es kommen, wenn wir so und so handeln" oder "...wenn wir dieses und jenes verhindern". Das ist mitunter natürlich genauso richtig, nur eben nicht so spannend.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Revolvermann schrieb:
Natürlich kann man das auch mit einer Utopie im Sinne von "so kann es kommen, wenn wir so und so handeln" oder "...wenn wir dieses und jenes verhindern". Das ist mitunter natürlich genauso richtig, nur eben nicht so spannend.
Genau das ist der Punkt. In der Regel sind diese Vorstellungen völlig unrealistisch und undurchdacht. Nehmen wir die Erde aus Star Trek. Eine Welt ohne Geld ist eine schöne Fantasie, aber ohne ein solches Tauschmittel könnte eine hochtechnologische Welt nicht funktionieren. Womit soll zum Beispiel BMW seine Mitarbeiter bezahlen? Mit Autositzen und Radkappen? Und dann geht man damit zum Markt und versucht, sie gegen Kartoffeln umzutauschen? Ohne Geld wäre man den ganzen Tag damit beschäftigt, Sachen umzutauschen.
Auch dass es keine Kriege und keine Gewalt gibt, ist leider auch nur eine Fantasie. Indem man das politische System ändert, kann man sie eindämmen, aber nicht wirklich verhindern, weil sie nicht vom System, sondern von den Menschen selbst kommt. Dazu bräuchte man schon die totale Kontrolle und müsste jeden einzelnen Bürger komplett überwachen. Das wäre dann auch keine Utopie mehr.
Also lehrt uns diese "Utopie" überhaupt nichts. Sie zeigt uns nur eine Wunschwelt, die wir nicht haben können. Das einzige, was wir gegen Gewalt tun können, ist, selbst keine Gewalt auszuüben. Aber sieh dir mal die ganzen Radikalen an, oder die Geisteskranken, die macht- und habgierigen Donald Trumps. Glaubst du wirklich, dass sie alle zur Vernunft kommen, wenn man ihnen gut zuredet oder wenn man Gesetze ändert?

Aber du hast Recht, dass ein Buch einfach interessanter ist, wenn es Konflikte gibt.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Da könnte man natürlich ewig fantasieren, wie so eine Utopie möglich wäre. Ich glaube auch in Star Trek tauscht niemand seine Ware. Die Arbeiten unentgeldlich und sie bekommen alles auch ohne zu zahlen. Als reiner Gemeinschaftsdienst. Es nimmt auch niemand mehr als er braucht. Ein vollendetes System. Basierend auf vollendeter Ethik und Verantwortung der Mitglieder.
Dieses System setzt eine riesige, positive Entwicklung der gesammten Menschheit voraus.Unrealistisch? Total! Nur weil etwas erstrebenswert oder richtig ist, heißt nicht, es sei realistisch. Es ist wahnsinnig unrealistisch. Das Wort "Utopie" wird sogar gelegentlich als Synonym für "unrealistisch" gebraucht. Wenn jemand z.B. in einer Diskussion eine allzu unrealistisch positive Entwicklung voraussagt, kommt doch oft "Ach, das ist doch utopisch." oder "Das ist die reinste Utopie."
Ich glaube die Utopie hat auch nicht den Anspruch realistisch zu sein. Deswegen ist es auch nur eine Utopie. Deswegen ist es aber nicht gleich jämmerlich, sich mit solchen Gedanken zu befassen. So etwas kann interessant sein und einem ein gutes Gefühl verschaffen. Wie das Happy End in einem Märchen.
Realistisch betrachtet bräuchte es viele, viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende, damit sich die Spezies Mensch als Ganzes auf so ein Niveau entwickeln könnte. Ich denke, in derartigen Zeitspannen haben wir uns längst auf die ein oder andere Art selbst ausgelöscht.
 

Woodstock

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Utopien und Dystopien gehen meist Hand in Hand. Star Trek ist für viele die perfekte Utopie. Hauptsächlich durch die moderne Technik und das Fehlen des Kapitalismus. Jeder arbeitet um sich selbst zu verbessern, jeder nimmt nur soviel er wirklich braucht und keiner will dem anderen etwas Böses, da jeder einer höher entwickelten Ethik folgt.

Das ist möglich aber nur in kleinen, überwachbaren Gesellschaften mit weniger Einwohnern. Aber hier sind es Milliarden und das kam nicht über Nacht in dieser Welt. Die Autoren der vielen Serien und Filme kämpfen immer wieder damit diese Welt irgendwie zu begründen, welche von Rodenberry selbst nie genau erklärt wurde. Die Autoren nutzen sie viel lieber um auf die Gefahren in einer Utopie hinzuweisen. Eine Gesellschaft wie in Star Trek benötigt eine starke Kontrolle und kulturelle Prägung. Wie diese aussieht, erfahren wir nur selten. Die Gefahr in eine militante Gesellschaft abzurutschen ist bei jedem kleinen Konflikt gegeben und oft Thema in der Handlung.

Zudem hat sich die Gesellschaft in Star Trek nicht wirklich weiterentwickelt. Jede moderne Gesellschaft lebt auf dem Rücken einer anderen. In Star Trek erschaffen sie künstliches Leben. Hologramme, Maschinen usw. welche die Sklavenarbeiten durchführen und dann einfach abgeschalten werden. Aber sie geben diesen Programmen menschliche Züge. Hologramme (siehe DS9) welche eigene Individuen werden können aber es ihnen nicht erlaubt wird. Eine Das ist eine Form der Sklaverei, welche Star Trek schnell wieder zur Dystopie werden lässt. Man lebt auf dem Rücken einer eigens erschaffenen Sklavengesellschaft. Außerdem ist die Föderation ein Imperium. Es schluckt einen Planeten nach dem anderen, dicktiert ihre Werte und verlagert das Militär in die Föderationsflotte mit dem Oberbefehl auf der Erde. Ja, auch Aliens können die Macht ausüben aber erst durch lange Kultivierung.

Außerdem muss diese perfekte Erde unfassbar langweilig sein. Schaut euch The Next Generation an. Sie schicken Schiffe mit 5000 Mann, Frau und Kind Besatzung ins Weltall hinaus, in unaussprechliche Gefahren einfach nur damit sie weg sind. Damit man etwas anderes sieht.


Wenn man Star Trek auseinandernimmt, dann hat diese Gesellschaft ebenfalls eine Menge Probleme. Und da ist das große Probleme bei Utopien. Perfekte Gesellschaft ist ein Paradoxon in sich. Gesellschaften setzen Individuen voraus, Individuen sind aber fernab von perfekt, demnach können es Gesellschaft auch nicht sein. Eine Gesellschaft welche nicht auf dem Rücken einer anderen existiert, in welcher jeder, aus eigenem Antrieb, moralisch zweifelsfrei handelt und niemand habgierig oder rachsüchtig oder auf andere Art und Weise korrumpierbar ist, kann nicht existieren. Sie würde auch jegliche Neugierde unterbinden, da diese Gefahren und Veränderungen der eigenen Werte beinhalten würde und das wäre zu gefährlich. Ohne Neugierde gibt es aber keinen Fortschritt und ohne Fortschritt kann man nicht überleben, denn Stillstand bedeutet Antriebslosigkeit und ohne Antrieb geht man ein.

Jede Utopie die sich als solche bezeichnet, muss also mindest eine gewaltige Leiche im Keller haben, irgendein Geheimnis oder irgendein Opfer, welches ihr die Bezeichnung einer perfekten Gesellschaft für immer raubt. Utopien sind Dystopie unterschiedlicher Schwere. Das Einzige was man als Gesellschaft tun kann, ist versuchen sich zu verbesseren, ohne dabei sich selbst gänzlich zu verlieren.
 

Constance

Well-Known Member
Naja Woody, Utopie ist ein in sich geschlossener Begriff der Unmöglichkeit. Eine fantastische Vorstellung, die nicht verwirklichbar ist. Ergo kann man eine "Utopie" per Definition nie erlangen und somit auch nicht darstellen. Man kann aber versuchen Teile davon zu erreichen.
 

Member_2.0

New Member
Ich hab von meiner Vater eine große Sammlung "Utopische Romane" geschenkt bekommen. Hab davon ab und an mal welche gelesen, war aber eigentlich noch zu klein dafür und kann gar nicht genau sagen, ob die wirklich alle Utopisch waren oder das nur der Name der Heftreihe war. Was ich noch so erinnere, waren es einfach Sci-Fi Geschichten ohne generell utopisch zu sein.

Ansonsten habe ich bewusst glaube ich noch keine utopischen Roman gelesen.
Und ich glaube auch (wie hier auf schon angemerkt wurde) das diese Geschichten eher langweilig sind.

Dystopische Romane hab ich schon einige gelesen: 1984, Maze Runner, Report der Magd, Tribute von Panem, Der Übergang Trilogie und und und...

Das sind auf jeden Fall die interessanteren Geschichten. Wahrscheinlich muss es in einer Geschichte was negatives geben, damit es spannend wird.
 

Miss K.

New Member
Ich persönlich lese mit Vorliebe utopische/dystopische Romane oder sehe Filme/Serien zu derartigen Themen, habe allerdings von den bereits gelisteten Klassikern bisher nur aus dem Englischunterricht erfahren, bzw. sie noch nie selbst gelesen :whistling:

Ich selbst habe eher unbekanntere Werke gelesen, die häufig eher in die Jugendbuchsparte fallen, aber davon wärmstens empfehlen würde ich Neva und die Romanreihe Ugly, Pretty, Special und Extra.

Neva spielt mit dem klassischen Dilemma einer Gesellschaft unter einer Kuppel und den Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen. Unglaublich interessantes Gedankenexperiment von Technologie und deren Rückschritt, genetischer Deprivation, am Menschen erlebbare Evolution und dem Drang/Wunsch nach Individualisierung, Protest und Rebellion.

Die genannte Romanreihe beschäftigt sich oberflächlich gesehen mit der ästhetischen Optimierung des Menschen, tiefgreifender allerdings mit dessen "Verbesserung" in jedweder Hinsicht. Von Körperkunst hin zur Perfektionierung des Körpers und Geistes als durchgeplante organische Maschine in Inginieursmanier auf biotechnischer Ebene. Gedankenkontrolle, gesellschaftlicher Verfall, hierarchische Klassengesellschaft nach den Schönsten/Besten/Angepasstesten.
Auflehnung gegen das System einer kleinen Rebellengruppe, die zwischen den Grenzen dieses Systems umherwandert und mit der Abgrenzung beinahe Seilchen springt. Spannend und faszinierend.

Beide Bücher beginnen als Utopie und im Leseprozess wird der wahre dsytopische Charakter aufgedeckt und einem wird vor Augen geführt, wie nah diese beiden Vorstellungen aneinander liegen.
Meiner Meinung nach, ist keine Utopie wahrhaft "rein" und umsetzbar, ohne wie eine grauenhafte Karikatur der Wirklichkeit zu wirken und diese verzerrt uns beinahe unheimlich abzubilden.
Der puristische Perfektionismus solcher Vorstellungen allein bereitet mir persönlich eine Gänsehaut und machen sie schon durch ihr Wesen dystopisch, mit dieser Wandlungsfähigkeit spielen beide meiner Empfehlungen und das finde ich wahnsinnig faszinierend.

Also klare Lese Empfehlung, falls jemand noch was Neues in die Richtung benötigt.

Filme, die ich gesehen habe und deren dystopische/utopische Thematiken interessant fand: Divergent und Nachfolger, Hüter der Erinnerung, Panem Reihe, Gattaca, Gamer, der 2000 Jahre Mann und noch einige weitere, die mir aber aktuell nicht präsent sind :biggrin: (mir ist bewusst, dass einige vermutlich nicht mit dieser aktuen Auswahl konform gehen, aber ich mochte die Filme, bzw. deren thematisches Potential :whistling: )
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Von den Jugenddystopien habe ich noch keine gelesen, aber Battle Royale geht ja auch ein bisschen in diese Richtung (wobei wir dort nur wenig über das politische System erfahren).
Der 200-Jahre-Mann hat etwas Utopisches, ich fand auch das Buch (Der positronische Mann) von Isaac Asimov gut. Anfangs war es nur eine Kurzgeschichte (Der Zweihundertjährige), die dann zu einem Roman umgeschrieben wurde.
Man könnte noch den Film "Equilibrium" nennen, der eine Mischung aus "Fahrenheit 451" und "1984" ist. Mit Waffen-Karate :ugly:

Und ihr habt recht, "utopisch" ist auch ein Synonym für "unrealistisch".
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Woodstock schrieb:
Utopien und Dystopien gehen meist Hand in Hand. Star Trek ist für viele die perfekte Utopie. Hauptsächlich durch die moderne Technik und das Fehlen des Kapitalismus. Jeder arbeitet um sich selbst zu verbessern, jeder nimmt nur soviel er wirklich braucht und keiner will dem anderen etwas Böses, da jeder einer höher entwickelten Ethik folgt.

Das ist möglich aber nur in kleinen, überwachbaren Gesellschaften mit weniger Einwohnern. Aber hier sind es Milliarden und das kam nicht über Nacht in dieser Welt. Die Autoren der vielen Serien und Filme kämpfen immer wieder damit diese Welt irgendwie zu begründen, welche von Rodenberry selbst nie genau erklärt wurde. Die Autoren nutzen sie viel lieber um auf die Gefahren in einer Utopie hinzuweisen. Eine Gesellschaft wie in Star Trek benötigt eine starke Kontrolle und kulturelle Prägung. Wie diese aussieht, erfahren wir nur selten. Die Gefahr in eine militante Gesellschaft abzurutschen ist bei jedem kleinen Konflikt gegeben und oft Thema in der Handlung.

Zudem hat sich die Gesellschaft in Star Trek nicht wirklich weiterentwickelt. Jede moderne Gesellschaft lebt auf dem Rücken einer anderen. In Star Trek erschaffen sie künstliches Leben. Hologramme, Maschinen usw. welche die Sklavenarbeiten durchführen und dann einfach abgeschalten werden. Aber sie geben diesen Programmen menschliche Züge. Hologramme (siehe DS9) welche eigene Individuen werden können aber es ihnen nicht erlaubt wird. Eine Das ist eine Form der Sklaverei, welche Star Trek schnell wieder zur Dystopie werden lässt. Man lebt auf dem Rücken einer eigens erschaffenen Sklavengesellschaft. Außerdem ist die Föderation ein Imperium. Es schluckt einen Planeten nach dem anderen, dicktiert ihre Werte und verlagert das Militär in die Föderationsflotte mit dem Oberbefehl auf der Erde. Ja, auch Aliens können die Macht ausüben aber erst durch lange Kultivierung.

Außerdem muss diese perfekte Erde unfassbar langweilig sein. Schaut euch The Next Generation an. Sie schicken Schiffe mit 5000 Mann, Frau und Kind Besatzung ins Weltall hinaus, in unaussprechliche Gefahren einfach nur damit sie weg sind. Damit man etwas anderes sieht.


Wenn man Star Trek auseinandernimmt, dann hat diese Gesellschaft ebenfalls eine Menge Probleme. Und da ist das große Probleme bei Utopien. Perfekte Gesellschaft ist ein Paradoxon in sich. Gesellschaften setzen Individuen voraus, Individuen sind aber fernab von perfekt, demnach können es Gesellschaft auch nicht sein. Eine Gesellschaft welche nicht auf dem Rücken einer anderen existiert, in welcher jeder, aus eigenem Antrieb, moralisch zweifelsfrei handelt und niemand habgierig oder rachsüchtig oder auf andere Art und Weise korrumpierbar ist, kann nicht existieren. Sie würde auch jegliche Neugierde unterbinden, da diese Gefahren und Veränderungen der eigenen Werte beinhalten würde und das wäre zu gefährlich. Ohne Neugierde gibt es aber keinen Fortschritt und ohne Fortschritt kann man nicht überleben, denn Stillstand bedeutet Antriebslosigkeit und ohne Antrieb geht man ein.

Jede Utopie die sich als solche bezeichnet, muss also mindest eine gewaltige Leiche im Keller haben, irgendein Geheimnis oder irgendein Opfer, welches ihr die Bezeichnung einer perfekten Gesellschaft für immer raubt. Utopien sind Dystopie unterschiedlicher Schwere. Das Einzige was man als Gesellschaft tun kann, ist versuchen sich zu verbesseren, ohne dabei sich selbst gänzlich zu verlieren.

Schöner Beitrag übrigens.

Ja, und TNG ist schon das beste Beispiel. In nahezu jeder Folge gibt es normale Konflikte oder Konfliktherde, die zwar meist He-Man mäßig gelöst werden (denkt dran Kinder, seid lieb und verzeiht und alles ist töfte), die aber auch durchscheinen lassen, dass diese ach so perfekte Welt es nicht ist. Auch innerhalb der Föderation gibt es Betrug, Verbrechen und Korruption zuhauf.

Schon klar, dass Alienkulturen sauer werden, wenn diese Anzugflatulenzer aufkreuzen und ihre Regeln aufbrummen wollen

Du hast Recht. Eine Gesellschaft kann nie in absoluter EInigkeit und Friedlichkeit funktionieren, weil wir alle unterschiedliche Stärken und Schwächen, Bedürfnisse und Konditionierungen haben. Dem mag man mit Reichtum, uniformierter Ausbildung und all dem kräftig entgegen wirken können, doch trotz der Holodecks wird man nie alle zufrieden stellen können. Auch muss es unweigerlich zu Problemen führt, sieht man die immer gleichen Leute wochen-, monate-, jahrelang auf dem gleichen Schiff. Es darf ja nun auch nicht jeder immer mit zu den Planeten runter.

Wobei man bedenken muss, dass die Enterprise ein Militär- und Forschungsschiff ist. Also entsprechen sie nicht unbedingt der normalen Zivilisation, wenn gleich sie natürlich laufend mit Zivilisten zu tun haben.

Ist es nicht auch immer Auslegungssache, was Utopie, was Dystopie ist? Ich wette, wer gerade tätowiert und gepierct ist, gern Slayer hört und sich freudig öfter mal in Kneipen betrinkt und schlägt (übertrieben), für den ist die Föderation sicherlich keine Utopie, sondern spießig, verklemmt und grausig öde. Der alte Kirk war da zwar noch ein vergleichweise reudiger Rowdy, aber der ist damit ja auch immerzu angeeckt. Willkommen ist sowas nicht, dementsprechend kann sich einfach nicht jeder entfalten.

Wo zieht man den Rahmen? Vermutlich gibt es auf der Erde der Enterprise Zeit keinen Hunger mehr, keine Obdachlosen, nahezu keine schlimmen Krankheiten und ausgesprochen gute Behandlungsweisen. Ist das nicht eine positive Utopie? Gut, sie kommt mit einer immensen Staatskontrolle, aber trotzdem. Gehen wir mal nicht von seelischem Wohlbefinden aus, nur von physischem, ist es eine.
 
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