Supernatural S12E18 - The Memory Remains

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Memory Remains" der US-Serie Supernatural bekommen die Winchesters einen neuen Fall von den britischen Men of Letters spendiert. Während Sam und Dean nach Vermissten suchen, durchsucht Mr. Ketch mit seinen Leuten den Bunker.

Psycho Goat People
Der Fall der Woche ist nicht unbedingt originell. Was die Familie Bishop da über mehrere Generationen hinweg angestellt hat, weist doch starke Parallelen zu einer der ersten Episoden der Serie auf. Denn in "Scarecrow" (1x11) bekamen es Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) schon einmal mit Leuten zu tun, die einen Deal mit einer Gottheit hatten und dafür jährlich Opfer darbringen mussten. Wir befinden uns also in bekannten Gefilden, wobei der Fall mit seinem Moloch (John DeSantis) aber doch eigenständig genug daherkommt und gerade auf die früheren Episoden der Serie anspielt.
Entsprechend verläuft das Abenteuer der Brüder relativ geradlinig und kommt mit den üblichen Stärken und Schwächen daher. So wird uns der Sheriff Barrett Bishop Jr. (Steve Boyle) zunächst als Hauptverdächtiger präsentiert, konzentriert er sich doch bereits bei seiner Einführung mehr auf sein Hobby als auf die beiden FBI Agenten, die ihm Fragen stellen. Und Taxidermie ist bekanntlich stets ein Omen dafür, eine nicht ganz normale Persönlichkeit vor sich zu haben - Norman Bates lässt grüßen. Aber wir würden dem guten Sheriff Unrecht tun, wenn wir ihm direkt den Täterstempel aufdrücken würden. Es stellt sich sogar heraus, dass er Moloch in seinem Keller verhungern lassen wollte und der Familientradition Einhalt geboten hat. Leicht verwunderlich bleibt da nur, weshalb er beim Verschwinden des ersten Opfers nicht hellhörig wurde. Aber das ist wohl seiner Natur als Red Herring geschuldet.
Als wahrer Täter entpuppt sich wenig überraschend die einzige andere Gastrolle, die mehr als zwei Sätze von sich geben darf und nicht zu den Opfern wie Daryn (Antonio Marziale) zählt. Pete (Ryan McDonald) hätte gerne weniger offensichtlich als der Mann hinter der Maske in Szene gesetzt werden dürfen. Als aufmerksamer Zuschauer durchschaut man ihn leider zu schnell. Nicht nur, dass sein Verhalten bereits ahnen lässt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er ist auch derjenige, der schnell am Parkplatz bei Daryn gewesen sein könnte und Zugang zur (vermeintlich defekten) Kühlkammer hat, wo Daryn später aufwacht, um Moloch zu besänftigen. Schön inszeniert übrigens, wie er in der Kammer um Hilfe ruft und gegen die Tür klopft, während die Winchesters draußen von dannen ziehen.

Moloch
Zu Anfang der Episode sieht man bereits, dass es lediglich ein maskierter Mensch ist, der sein Unwesen treibt. Für einige Zeit ließ sich auch annehmen, dass diesem Fall der Woche nichts Übernatürliches beiwohnt und unsere Brüder am Ende bloß einen Killer überführen müssen. Erst nach knapp zwanzig Minuten wird klar, dass Sam und Dean tatsächlich einem Monster beziehungsweise einem Gott gegenübertreten müssen.
Moloch wird dabei gut in Szene gesetzt. Während Pete mit seiner Maske oft lächerlich wirkt, ist das bei dem echten Monster nicht der Fall. Wir sehen immer nur kleine Teile von Molochs Körper - hier eine Hand, dort ein Stückchen vom Kopf mit den Hörnern - oder eben seine Umrisse aus der Ferne. Das ist unheimlich und effektiv genug, um zu funktionieren und die Spannung hochzuhalten. Außerdem war es erfrischend, einen Gegner zu bekommen, der kein Geist, Vampir, Dämon oder Werwolf (und somit unverbraucht) ist. Wobei der Begriff „Gott“ sicherlich etwas hoch gegriffen ist. Denn welcher Gott lässt sich schon so einfach wegsperren oder gar von einem Verlies in das nächste überführen? Da hätte es noch ein spezielles Mittel gebraucht, mit dem sich Moloch kontrollieren lässt.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt am Abenteuer ist außerdem der Colt, der es den Brüdern hier doch am Ende sehr einfach macht, den Moloch ins Jenseits zu schicken. Sams Recherchen sind nämlich tatsächlich überflüssig, wenn das Monster der Woche so simpel beseitigt werden kann. Und darauf setzt Dean schon zu Beginn der Folge - auch wenn die Sache nicht so einfach verläuft, wie er es sich anfangs vorgestellt hat und es doch spannend blieb. Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, denn es wird sicher niemand angenommen haben, dass Dean die Kühlkammer nicht überlebt.

Winchesters
Was unsere Brüder angeht, macht die Episode alles richtig. Das Zusammenspiel funktioniert durchgehend, was sowohl die amüsanten Momente ("Don’t do the coffee thing." - "Boy, this coffee is hot. Kind of like … Hi, what’s your name?") als auch die Ermittlungsarbeit und das abschließende Gespräch im Bunker betrifft. Eine klassische Winchester-Episode eben.
Alleine die Szenen im Diner waren schon toll. Sam kümmert sich um die Recherchen, während Deans Blick immer wieder zur Kellnerin wandert. Was unsere beiden Hauptfiguren angeht, werden jedenfalls zahlreiche Aspekte angeführt, die wir von den beiden kennen. Das wirkt vertraut und angenehm, ja schon fast nostalgisch. Und obendrein gibt es zurzeit keinen großen Konflikt zwischen den beiden. Sie funktionieren als Team, wobei jeder seine eigene Persönlichkeit mitbringt und die Einstellung des jeweils anderen akzeptiert. So muss das.
Hervorzuheben ist hier noch das Gespräch am Ende, als Dean sich fragt, ob man sich in hundert Jahren noch an sie erinnern wird. Und natürlich Sams Antwort, die zwar brutal ernst ist, aber besser und treffender kaum sein könnte. Mit Blick darauf, dass auch Supernatural irgendwann ein Ende finden wird, schwingt da gleichzeitig (auf der Meta-Ebene) etwas Wehmut mit. Aber es verstärkt diese Szenen auch zusätzlich, lassen sie uns doch mehr als deutlich über die bisherige Reise der Winchesters nachdenken und wecken dabei eine ganze Reihe von Erinnerungen, die wir nicht missen möchten.
An sich hätte sich dort auch ein guter Schlusspunkt der Episode gefunden. Den Zuschauer einfach mit seinen Gedanken über die Serie und die Brüder zurücklassen, bis es übernächste Woche weitergeht. Da ist es schon fast schade, dass noch einmal zu Mr. Ketch (David Haydn-Jones) gewechselt wird und somit die Nostalgie zur Seite gedrängt und der Nebenstrang mit den Briten wieder hervorgekramt wird.

Durchsuchung
Während Sam und Dean ihr Abenteuer bestehen müssen, nutzt Mr. Ketch die Abwesenheit der Winchesters für eine heimliche Durchsuchung des Bunkers. Abgesehen von ein paar kleinen Lachern (in Form von Flanell-Hemden oder „Busty Asian Beauties“) gibt es eigentlich nichts, was sich dem Handlungsstrang abgewinnen lässt. Prinzipiell hätte man den auch ganz weglassen und gegen Ende einfach das Mikrophon unter dem Tisch zeigen können.
Die ganze Aktion macht ohnehin einen sehr überflüssigen Eindruck. Sollte Ketch nicht eigentlich versuchen, Sam und Dean auszuschalten? Assimilieren oder eliminieren - so lautete doch das Motto. Und assimilieren funktioniert nicht… Gut, okay, der Colt (und mögliche andere Waffen) sind natürlich ein Motiv für eine Durchsuchung. Aber wenn Ketch die beiden kalt erwischen will, wäre es doch ratsamer gewesen, ihnen im Bunker aufzulauern. Jetzt eine längere Überwachung zu starten, will jedenfalls nicht ins Bild passen. Schon gar nicht nach allem, was wir von Ketch wissen, der bekanntlich ein Mann der Tat ist.
Etwas rätselhaft ist außerdem der Fund des Fotos, welches Ketch mitgehen lässt (und das Dean womöglich vermissen wird). Sollen wir jetzt wirklich glauben, dass Arthur Gefühle für Mary (Samantha Smith) entwickelt hat und deshalb zögerlich vorgeht? Oder ist er überrascht, dass Mary auf dem alten Foto genauso aussieht wie jetzt und möchte das Rätsel lösen? Wobei, wurde ihm das nicht schon berichtet?
Wie auch immer, diese Nebenhandlung bereitet uns einige Bauchschmerzen, denn sie verträgt sich nicht mit dem, was uns noch letzte Woche über die Briten gezeigt wurde und durchbricht die Haupthandlung um die Brüder auf recht unangenehme Art und Weise. Zudem ist es ziemlich dumm von Ketch, jetzt anzunehmen, dass Sam und Dean nicht misstrauisch werden - das fehlende Foto, das Mikro unterm Tisch oder Micks (Adam Fergus) angebliche Rückreise nach London sind schließlich alles Punkte, die ein Überraschungsmoment verderben können. Und das wird Ketch brauchen, wenn er die beiden tatsächlich ausschalten will.

Fazit: Wieder einmal nicht einfach, die Episode zu bewerten. Der Fall der Woche war ganz okay, wenn auch nicht frei von Mängeln und bot eine nette Abwechslung in Sachen Gegner. Die Durchsuchung des Bunkers wirkte hingegen alles andere als gut und es bleibt fraglich, weshalb das Ganze überhaupt stattfand. So richtig punkten können eigentlich nur Sam und Dean selbst sowie der Nostalgiefaktor, der bei den beiden diese Woche omnipräsent ist.

6/10
 

Woodstock

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Mir gefällt es nicht das Mick tot ist und das die Men of Letters plötzlich böse sind. Einfach unnötig.
 
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