Doctor Who (2005) S10E01 - The Pilot

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "The Pilot" (geschrieben von Steven Moffat) meldet sich die UK-Serie Doctor Who zurück und bringt ein paar Veränderungen mit sich. Der Doctor hat sich als Hochschullehrer niedergelassen und trifft auf eine junge Frau namens Bill, womit auch schon das erste Abenteuer an die Tür klopft.

Gemächlicher Auftakt
Die zehnte Staffel startet vergleichsweise gemütlich und lässt sich Zeit damit, ihre Figuren vorzustellen. In aller Ruhe lernen wir Bill Potts (Pearl Mackie) kennen, die in der Kantine einer Universität arbeitet und die Vorlesungen des Doctors (Peter Capaldi) besucht - was ihr die Aufmerksamkeit unseres Time Lords beschert. Denn ihm ist aufgefallen, dass Bill ein wenig anders als die anderen Studenten ist. Sie runzelt nicht mit der Stirn, wenn sie etwas nicht versteht. Sie lächelt.
Der eingefleischte Whovian muss sich hier anfangs in Geduld üben. Es gibt zwar im Büro des Doctors einiges zu entdecken - allem voran die Fotos von River Song (Alex Kingston) und Susan Foreman (Carole Ann Ford) - aber das erste Abenteuer lässt eine ganze Zeit auf sich warten. Vielmehr wird uns zunächst der Alltag von Bill und dem Doctor gezeigt, wobei es recht ungewöhnlich ist, dass der Doctor so lange (50 bis 70 Jahre) am selben Ort verweilt. Sicher, die TARDIS steht in der Ecke und ist einsatzbereit. Aber unser Time Lord und sein Gehilfe Nardole (Matt Lucas) sind nicht am Reisen interessiert. Vielmehr beschäftigt sie ein Tresorraum im Keller der Universität, dessen Geheimnis während des Auftakts noch nicht gelüftet wird.

Bill Potts
Die neue Begleiterin hinterlässt einen sympathischen ersten Eindruck. Bill wirkt aufgeweckt und neugierig und lässt sich von dem ungewöhnlichen Abenteuer mitsamt Reisen durch Zeit und Raum nicht abschrecken. Im Doctor sieht sie eine Respektsperson, dessen Anweisungen sie Folge leistet, auch wenn ihre Aufmerksamkeitsspanne eher kurz ist und es oft eine gewisse Zeit braucht, ehe sie bestimmte Situationen versteht und bewusst wahrnimmt. So entgeht ihr beispielsweise der anfängliche Hinweis des Doctors, dass er bereits für 50 bis 70 Jahre an der Universität lehrt und auch beim ersten Betreten der TARDIS macht es erst später „Klick“.
Mit Hintergrundinformationen über ihre Figur geht der Auftakt noch spärlich um. Auffällig sind einige Nahaufnahmen des Fotos von Susan Foreman, die uns vielleicht einen Hinweis darauf geben sollen, dass Bills Verbindung zum Doctor nicht ganz so zufällig ist, wie es den Anschein hat. Aber das ist vorerst nur Spekulation, auch wenn sich gewisse Ähnlichkeiten zwischen Susan und Bill finden lassen.
Was wir hingegen mit Sicherheit erfahren, ist Bills Vorliebe für das gleiche Geschlecht. Die Geschichte um die Studentin, der Bill immer eine extragroße Portion Pommes zukommen ließ, war irgendwie ganz knuffig. Aber der Fokus liegt natürlich auf Heather (Stephanie Hyam), die als Bills aktuelles love interest auch das Abenteuer einleitet und gegen Ende für große Emotionen beim Abschied sorgt.
Mit Blick auf den Doctor gibt Bill eine vielversprechende neue Begleiterin ab. Capaldi und Mackie haben eine gute Chemie miteinander und Bill unterscheidet sich genug von ihren Vorgängerinnen, um einen frischen Eindruck zu hinterlassen. Der Doctor ist auch sichtlich bemüht um Bill, reist sogar in der Zeit zurück, um ein paar Fotos zu knipsen, was ihr Freudentränen bereitet (fraglich bleibt hier nur, weshalb sie ihn nicht auf die Fotos anspricht - schließlich erkennt sie ihn auf einem der Bilder). Allerdings kostet es Bill einiges an Überredungskunst, damit der Doctor sie als neue Begleiterin akzeptiert. Das ist auch einer der Schlüsselpunkte der Episode, denn dass die Reisen mit dem Doctor nicht selten gefährlich sind und nicht immer gut für seine Begleitung enden, weiß er am besten.
Aber am Ende nimmt er sie natürlich doch mit (passend gewählt: die Gedächtnislöschung), womit die weiteren Abenteuer beginnen können. Sehr schön auch, dass Bill das Rätsel um Heather lösen durfte und schließlich erkennt, wie sie die unheimliche Verfolgerin abschütteln kann - was dem Doctor mit all seinen Mitteln nicht gelang.

Nardole
Nardole scheint an erster Stelle für den Humor zuständig zu sein und erfüllt diese Aufgabe auch sehr effektiv. Seine Rolle in Bezug auf den Doctor ist dabei eher die eines Gehilfen, als die des typischen Companions. Wobei es gerne mal mehr Informationen über ihn hätte geben dürfen. Immerhin ist er schon seit dem Weihnachtsspecial 2015 dabei und seitdem offenbar nicht von der Seite des Doctors gewichen. Da wäre es doch an der Zeit, ihm etwas mehr Substanz zu geben - zumal er sich mittlerweile recht gut mit den Gerätschaften des Doctors auskennt. Es wäre jedenfalls wünschenswert, ihn etwas besser kennenzulernen. Aber vielleicht kommt das ja noch.

The Pilot
Das Abenteuer selbst war in diesem Fall mehr Mittel zum Zweck. Bill musste gezeigt werden, wozu der Doctor und seine TARDIS fähig sind - da bietet sich die Flucht vor einem (vermeintlichen) Monster natürlich gut für an. Etwas schade ist vielleicht, dass nicht so ganz erklärt wurde, was es nun mit der Pfütze beziehungsweise der Stimme darin genau auf sich hatte. Wo kam das Zeug her, wie kann es durch Zeit und Raum reisen und weshalb kann es selbst den Waffen der Daleks widerstehen? Und wenn es diese ganzen Fähigkeiten hat, weshalb ist dann die TARDIS trotzdem vor dem Eindringen geschützt? Sinn und Zweck des Ganzen werden zwar im Folgenverlauf erörtert, aber ein bisschen Erklärungsbedarf bleibt trotzdem bestehen.
Die Szenen mit der Flüssigkeit und der stets tropfnassen Heather lassen sich hingegen als recht gelungen betrachten. Zwischenzeitlich wurde es angenehm unheimlich und es gab auch ein paar kleinere Schockmomente. Zwar bleibt die Action an sich spärlich gesät und darf nur hier und dort (beispielsweise beim Kampf der Daleks gegen die Movellans) zum Vorschein kommen, aber das war schon okay.

The Vault
Das große Geheimnis um den Tresorraum wird uns sicher noch einige Zeit begleiten. Was könnte sich wohl darin befinden und so wichtig sein, dass der Doctor und Nardole so viel Zeit damit verbringen? Mögen die Spekulationen starten.
Relativ sicher scheint zu sein, dass der Inhalt geschützt werden muss und der Doctor damit rechnet, dass irgendjemand es darauf abgesehen hat. Die ganzen Sicherheitsvorkehrungen - ständige Kontrolle der Tresortür, Absicherung des Zugangs zum Keller, Alarm auf dem Ausweis des Doctors, etc. - deuten jedenfalls stark in diese Richtung. Oder sind die beiden besorgt, dass irgendetwas aus dem Tresorraum ausbrechen könnte? Es gibt kaum Anhaltspunkte und uns bleibt da nur, auf die nächsten Folgen zu warten. Aber der Tresorraum ist offensichtlich der Hauptgrund, weshalb der Doctor sich an der Universität niedergelassen hat.

Fazit: Ein relativ ruhiger Auftakt, der sich teilweise wie ein kleines Reboot der Serie anfühlt. Wir werden zwar oft an die vergangenen Abenteuer des Doctors erinnert, aber seine neue Situation als Hochschullehrer mit einem Geheimnis im Keller fühlt sich ungewohnt anders an. Mal schauen, wohin uns Steven Moffat damit führen wird. Die neue Begleiterin Bill Potts bekommt eine gute Einführung in die Serie und hinterlässt einen positiven Eindruck, während ihr erstes Abenteuer mit dem Doctor leicht unterwältigend wirkt - denn es dient vorrangig dazu, Bill mit den Fähigkeiten des Doctors und der TARDIS vertraut zu machen.

6,5/10
 

Metroplex

Well-Known Member
Da bin ich ja beruhigt dass es nicht nur mir so ging.
Ich möchte nicht sagen dass ich enttäuscht bin von der Folge, denn nach nun doch etwa 4 Staffeln sind wir an einem Punkt angelangt an dem ich schon positiv überrascht bin wenn die Handlung einigermassen zusammenhängt :ugly:
Das war hier immerhin der Fall, darum war es für mich auch kein Totalausfall. Den Anfang fand ich ganz gut, und das Ende war emotional befriedigend. Der Mittelteil allerdings war irgendwie etwas deplatziert.
Was ist das bitte für eine Zaubersuppe die einfach mal schnell 55 Millionen Jahre in die Zukunft und auf einen anderen Planeten reisen kann? Etwas gar übermächtig für eine Pfütze. Und der Doctor wirkt auch mal wieder völlig planlos was er denn tun soll, etwas was mich bei Matt Smith schon immer gestört hat. Es ist nicht so als würde er die Situation dadurch lösen dass er "clever" ist und alles unter Kontrolle hat, sondern er hat einfach eine riesen Portion Selbstvertrauen und viel zu viel Glück.

Nun denn, der neue Companion scheint sympathisch zu sein, und ich hoffe darauf dass die letzte Capaldi Staffel ein paar gute Folgen hervor bringt :smile:
 

Shins

Well-Known Member
Man kann ihm ja vieles vorwerfen, aber Charaktere kann Moffat, wenn er will. Mir hat der Auftakt sehr gut gefallen. Ja, recht ruhig und ja, der eigentliche Fall hat sich eher im Hintergrund abgespielt. Aber das war schon oft so bei Doctor Who. Oft auch bei einigen der besseren Folgen.
Bill scheint echt sympathisch zu sein und es wurde auch mal Zeit, dass ein Nerd in der TARDIS Platz nimmt. Der Doctor selbst lehrt nun also schon Jahrzehnte Lang an einer Schule. Sehr cool im Zusammenhang mit Clara, an der er sich ja nicht mehr erinnerin kann. Ob er spürt, dass er bereits eine Verbindung zum Schulwesen hatte?
Sympathische Momente, ein paar nette Sprüche, Capaldi durfte ab und an mal wieder richtig glänzen (Ja, er ist mit Tennant zusammen mein Lieblingsdoctor und auch ja, ich werde ihn bald sehr vermissen), das meiste hatte Hand und Fuß, es wurde ein interessantes Geheimnis für die Staffel eingeführt und optisch war das auch wieder sehr fein.

Nö, ich sehe das alles doch weit weniger ernüchtert als ihr. Sehr guter Auftakt. Kann und soll sich bitte noch steigern, aber machte auf jeden Fall Lust auf mehr! :smile:
 

Paddywise

The last man
Mir gefiehl der Auftackt. Seit dem letzen Riversongspecial macht der Doctor endlich wieder Spaß.

Wird Moffat sich wieder in seiner impossible Girl Manie verstricken oder hat man hier mal endlich wieder einen normalsterblichen Companion mit dem man mitfiebern kann?

Amy und Clara waren optisch nett und stellenweise sympatisch, doch irgendwann war bei beiden ein gewisser Jumping the Shark Moment erreicht der einen beide egal machte. Diese First Gay Charakter in Dr Who Universum kann ich allerdings nicht verstehen. Jack Harkness hat schon wie Kirk damals jedes Geschlecht und jede Lebensform bestiegen...

Hoffen wir mal das Moffat wieder zur alten Form findet. So schlecht seine Drehbücher unter Capaldi damals waren haben beide es dennoch verdient in Würde abzutreten. Capaldi ist für mich neben Tennant der sympatischste Doctor.

Ich bin vorläufig guter Dinge. Zum ersten mal seit Jahren freue ich mich wieder auf neue Folgen. Enttäuscht uns nicht Leute.
 
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