Nun also mal ein kleines Round-Up zur Berlinale, wenn auch die meisten Filme ja noch brauchen bis sie anlaufen. Insgesamt hab ich 24 Filme dort gesehen, werde nun aber nicht alle vorstellen.
Wie gesagt war ich etwas überrascht, dass hier gar nichts besprochen wurde, da die letzten Tage ja eigentlich nur noch über das Festivals auf vielen Filmseiten berichtet wurde, aber vielleicht liegt es daran, dass viele Filme noch zu fern vom Kinostart her sind oder unbekannt. Dem versuche ich nun etwas gegenzuarbeiten.
Nicht gesehen habe ich leider den Gewiner des Goldenen Bären TOUCH ME NOT aus Rumänien, und leider zum Beispiel auch nicht TRANSIT der neue Film von Christian Petzold (PHOENIX, BARBARA). Zu STEIG. NICHT. AUS! von Christian Alvart hab ich ja im entsprechenden Filmthread schon kurz was geschrieben.
LA PRIÉRE (The Prayer, Frankreich 2018, R: Cédric Kahn)
Trailer (Kinostart: unbekannt)
Hier gab es den Preis für den Besten Darsteller. Erzählt von Thomas, der zum Drogenentzug zu einer abgelegene Hütte mit anderen jungen Männern gebracht wird und dort mit Hilfe des Glaubens wird resozialisert und weg von den Drogen gebracht werden soll. Der Darstellerpreis geht völlig in Ordnung, ansonsten sollte man sich von dem Glaubens-Aspekt nicht abschrecken lassen. Das ist kein DES HOMMES ET DES DIEUX mit Jugendlichen, aber erzählt trotzdem im Grunde - und das fällt einem dann doch innerhalb so eines Festivals öfters auf - nichts Neues. Es ist mal wieder mehr das 'Wie'. Hier ist der Film etwas sprunghaft, Entwicklungen werden etwas ellpitisch wiedergegeben und die Liebesbeziehung und der letzte Akt können dem ein oder anderen den Film vermießen.
MONSTER HUNT 2 (China 2018, R: Raman Hui)
Trailer (Kinostart: Unbekannt)
Ja auch sowas kann in der Berlinale Special-Sektion mal reinrutschen und ist dann neben dem sonstigen harten Tobak eine nette Abwechslung. Teil 1 habe ich nicht gesehen, aber man kommt auch so in die Geschichte rein. Ein kunterbunter Fantasyfilm aus China, wie man es sich so vorstellt. Der Humor neigt bekannterweise allzuoft ins Alberne oder Slapstick, hält sich aber in Grenzen hier, die Effekte sind eigentlich überzeugend und die Geschichte eben die typische Heldenmär. Das alles mit einem wunderbaren Augenzwinkern und gut aufgelegten Darstellern macht aber zwei unterhaltsame Stunden. Da hat sogar Tony Leung seinen großen Spaß, der dieses 56 Jahre alt wird, aber immernoch aussieht wie Mitte 30.
FIGLIA MIA (Daughter of Mine, Italien/Deutschland/Schweiz 2018, R: Laura Bispuri)
Trailer (Kinostart: 07.06.18)
Ich denke Alba Rohrwacher gehörte da auch lange zum engeren Favoritenkreis für die beste Darstellerin. Sie spielt hier eine Frau, Angelica, in einem italienischen Dorf, die jeden Abend in der Bar abhängt und für jeden zu haben ist. Ist daneben befreundet mit Tina, die eine Tochter hat, Vittoria, die mehr und mehr Zugang zu Angelica findet und die eben auch ein Geheimnis verbindet. Weiß nicht inwiefern das nicht offensichtlich ist, verrate es aber erstmal nicht. Toll gespielt, interessant gefilmt und auch sonst wirklich empfehlenswert. Das ist eben so ein typisches europäisches Drama. Rau, die Kamera immer nah dran, das Spiel natürlich und direkt.
7 DAYS IN ENTEBBE (USA/GB 2018, R: José Padilha)
Trailer (Kinostart: 03.05.18)
Eine von vielen zeitgeschichtlichen Filme auf dem Festival, hier über die Flugzeugentführung 1976 durch die PFLP und zwei Deutsche der linksextremistischen Revolutionären Zellen. Daniel Brühl spielt einen der Deutschen und seine Partnerin wird gespielt von Rosamund Pike, die hier dann auch verhältnismäßig überzeugend Deutsch spricht. Warum man nicht auch hier eine deutsche Darstellerin gewählt hat bleibt zu rätseln. Womöglich wollte man eben auch eine britische Hauptdarstellerin haben bei einer britischen Co-Produktion. Das Ganze ist ein konventioneller Entführungsthriller, der nie langweilig wird ein paar wenige nette inszenatorische Ideen hat, aber ansonsten etwas Ecken und Kanten vermissen lässt. Aber auf jedenfall spannende 2 Thriller-Stunden ohne zu viel Pathos oder Kitsch.
UTOYA 22. Juli (Norwegen 2018, R: Erik Poppe)
Trailer nicht gefunden (Kinostart: Unbekannt)
Krasses Gegenteil zum vorigen Film und ich hab die auch dann tatsächlich in der Reihenfolge gesehen. Dreht sich um das Attentat vom 22. Juli 2011 auf der Insel Utoya, wo funfhundert JUgendliche von einem Attentäter überfallen wurden. Der Film sorgte ja über das Festival hinaus für viel Gesprächsstoff, deswegen dachte ich, dass vielleicht der gerade auch hier schon diskutiert wird, aber nun gut dann eben jetzt.
Erik Poppes Herangehensweise ist natürlich höchst diskutabel. Ob man diesen Film 'braucht' lässt sich nicht so einfach beantworten, wenn überhaupt, doch es gibt ihn nun mal jetzt. Der Film beginnt mit Videoaufnahmen des ersten Attentats in Oslo am gleichen Tag und geht dann auf die Insel wo der restliche Film 72 Minuten lang in einer langen Plansequenz eingefangen wird. Ich hab dazu noch nichts weiteres gelesen, aber ich glaub das man auch hier (wie bei BIRDMAN beispielsweise) Schnitte versteckt hat. Man folgt einem Mädchen, welches in dem ganzen Trubel seine Schwester sucht. Ihre FIgur ist völlig fiktiv und das ist der Punkt an dem ich mich noch am meisten reibe. Klar der Film erreicht seine Wirkung total und entstand mit Unterstützung und aus Erzählungen von Überlebenden, aber man darf sich schon Fragen, ob man diese Erfahrung 'braucht'. EIn intensiver und aufwühlender Film über den geredet wurde und wird, dessen Daseinsberechtigung, aber nicht für jeden akzeptabel sein wird.
LUZ (Deutschland 2018, R: Tilman Singer)
Trailer (Kinostart: Unbekannt)
Der Film konnte ja vorab schon als deutscher Genrefilm einen kleinen Hype entwickeln. Ein Abschlussfilm der KHM Köln über einen Dämon, der mit seinem Synthie-Score und den Farben Erinnerungen an das italienische Giallo-Kino weckt. Der Film läuft gerade einmal 70 Minuten und lebt mehr von seinem eigenen Stil als wirklich von der Geschichte, die mehr auf einer guten Idee fußt, die dann irgendwie verlängert wurde. Aber auf jedenfall mal ein netter Versuch in diese Richtung hierzulande, der in seinen Bann zu ziehen weiß, aber dem der Hype womöglich auch etwas schadet, da damit eine Erwartungshaltung beim Publikum aufgebaut werden könnte, die unter Umständen nicht mehr erfüllt werden können.
DON'T WORRY, HE WON'T GET FAR ON FOOT (USA 2018, R: Gus Van Sant)
Trailer (Kinostart: Unbekannt)
Frisch aus Sundance der neue Film von Gus Van Sant, indem Joaquin Phoenix den Zeichner John Callahan spielt, der nach einem Unfall fortan an den Rollstuhl gefesselt wird. Der Film erzählt das teilweise in Rückblenden und ist im Grunde eine herzerwärmende Tragikomödie mit Jonah Hill, Kate Mara, Udo Kier und Jack Black in weiteren Rollen. Wie MONSTER HUNT 2, wenn auch ganz anders, merkt man dann zwischen den ganzen europäischen Dramen und sonstigen Filmen wie clean und konventionell so ein amerikanischer Film sein kann. Ein guter Film, aber ohne Ausreißer nach oben und unten. Die Darsteller sind natürlich sehr gut, allen voran Joaquin Phoenix und Jonah Hill. Gus Van Sant wird auch nicht zu tränendrüssig, setzt aber leider das Thema des Comiczeichners nur anfangs auch kurz als Inszenierungsmittel ein und bleibt ansonsten eher zurückhaltend.