Clive77
Serial Watcher
Das alte Holz ächzte laut unter dem Druck, dann gab das Brett plötzlich nach und löste sich ruckartig von der Wand. Putz rieselte herab und Doug landete, das Brecheisen noch in der Hand, auf seinem Hintern im Dreck. Kurze Zeit später erschien das Gesicht von Sven im Rahmen und spähte neugierig durch das neu entstandene Loch.
„Das war doch gar nicht mal so schwer.“
Er entfernte noch ein weiteres Brett und zwängte sich dann durch die Öffnung. Doug folgte ihm. Im Inneren des Gebäudes ließen sie den Lichtkegel ihrer Taschenlampen durch den Raum wandern. Dabei stellten sie fest, dass das Innere des Hauses sich in einem erstaunlich gutem Zustand befand.
„Ich kann es nicht glauben, dass wir tatsächlich hier sind.“
„Ich auch nicht“, antwortete Doug mit weitaus weniger Begeisterung in der Stimme als Sven.
„Von denen hätte doch keiner gedacht, dass wir es tatsächlich tun. Dass wir wirklich hier in diesem verfluchten Anwesen stehen. Ich wette, jetzt wird keiner von denen mehr über uns lachen.“
„Ich setze dagegen.“
„Was?“
„Ach nichts.“
Sven bekam kaum mit, was Doug sagte, so fasziniert war er von dem Anblick, der sich ihnen bot. Staunend ging er von einem Raum zum nächsten und betrachtete voller Ehrfurcht die Gegenstände aus einer völlig vergessenen Zeit. Er ließ es sich nicht nehmen vor manchen dann mit einem dämlichen selbstzufriedenen Lächeln zu posieren, damit Doug ein Foto von ihm schießen konnte. Später sollten diese dann als Beweis für ihren nächtlichen Ausflug herhalten und diejenigen, die über sie beide gelästert hatten, ein für alle Mal zum Schweigen bringen.
Durch eine Art Torbogen gelangten sie dann ins große Kaminzimmer. In der Mitte des Raumes stand eine große Tafel, die Platz für vielleicht zwanzig bis dreißig Personen geboten hatte. Sven stellte sich vor, wie in früheren Zeiten hier ausschweifende Feste gefeiert wurden. Es waren nur vier Stühle vorhanden, welche allesamt umgeworfen waren und im Raum verteilt herumlagen. Auf der Tafel selbst befand sich eine Staubschicht von solcher Dicke, dass man den Eindruck bekam, man könne problemlos ein Stück davon abbrechen wie von einer dicken Waffel.
„Hier muss es passiert sein“; sagte Sven, während er andächtig eine Hand auf die Tischplatte legte. „Hier haben sie ihn überwältigt und getötet.“
„Mhm...“
Sven drehte sich um, suchte den Raum ab und lief dann zu einem der Stühle, der neben dem Kamin auf dem Boden lag.
„Es heißt, man habe versucht ihn zu verbrennen, aber es gelang ihnen nicht, ihn zu entzünden. Dann versuchten sie das Haus niederbrennen, aber auch dieses Vorhaben scheiterte.“
„Oder die Leute haben damals Quatsch erzählt.“
„Nein wirklich, schau dich doch nur um.“
Doug blickte auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dann zuckte er mit den Achseln.
„Wie lange steht dieses Gebäude nun leer? Fünfzig Jahre? Sechzig? Es wurde nie von jemanden gekauft. Niemand traute sich, es abzureißen. Selbst der Verfall macht einen Bogen um dieses Haus. Und ich frage mich, warum? Seit mindestens fünfzig Jahren ist niemand mehr hier gewesen, und ich habe das Gefühl mit einem Besen und einer Menge Staubtücher könnte man den Laden hier innerhalb kürzester Zeit wieder herrichten. Ich sage Dir, die alten Geschichten kommen nicht von ungefähr. All das ist wirklich passiert.“
„Mich wundert es eher weniger, dass bei einem Haus, das seit Jahrzehnten leersteht, irgendwann Geschichten entstehen.“
„Nein, all diese Erzählungen haben einen wahren Kern. Ich weiß, er war wirklich hier.“
„Selbst wenn, nun ist er weg.“
Sven blieb plötzlich stehen und starrte mit offenen Mund ins Leere.
„Und wenn nicht?“
„Was meinst du?“
„Sie haben ihn nicht verbrannt, und es gibt keine Berichte, dass sie seine Leiche irgendwie beseitigt haben. Was ist also mit ihm geschehen? Was, wenn er noch immer hier ist? Irgendwo in diesem alten Gemäuer liegt sein Leichnam und wartet vielleicht nur darauf durch ein wenig frisches Blut mit neuem Leben erfüllt zu werden.“
Zum ersten Mal an diesem Abend wollte Doug nicht mit den Augen rollen, stattdessen spürte er, wie sich ganz langsam die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten und ein leichtes Kribbeln an seinem Rücken hinab bis zum Steißbein wanderte.
„Hör auf mit dem Scheiß!“
Aber Sven war nun nicht mehr zu halten. Mit weit aufgerissenen Augen und einen Blick wie ein kleiner Junge, der gerade das Abenteuer seines Lebens witterte, lief er von einem Raum zum nächsten und schwenkte dabei die Taschenlampe von links nach rechts, von unten nach oben und zurück. Doug folgte ihm mit einer Mischung aus einem latenten Genervtsein und einer langsam größer werdenden Unruhe.
„Kannst du mir mal sagen, was du hier eigentlich suchst?“, rief Doug Sven zu, als er ihn endlich einholte. Sven war nun stehengeblieben und stand nun staunend vor einer schwer aussehenden eisenbeschlagenen Tür. Vorsichtig näherte er sich und legte die Hand auf die Klinke. Wie erwartet gab sie ein unangenehmes aber nicht zu lautes Quietschen von sich und ließ sich dann knarrend öffnen.
„Das da...“, antwortet Sven letztendlich und deutete auf die dicken grauen Steine, mit denen man den Durchgang zum unteren Teil des Gebäudes zugemauert hatte. Doug blickte zunächst Sven fragend an, dann auf die Mauer und dann wieder zu Sven, bevor er mit dem Kopf schüttelte, noch während Sven die Brechstange, mit der sie vorhin die Bretter vom vernagelten Fenster entfernt hatten, hob und gegen die Mauer stieß.
Auch wenn es hieß, früher habe man für die Ewigkeit gebaut, und die damaligen Wände wären zum Teil bedeutend stabiler als die in modernen Neubauten, hatte der über Jahrzehnte gealterte Mörtel dem Brecheisen nichts entgegenzusetzen. Vielleicht waren diejenigen, die diese Wand errichteten auch nur Idioten, die keine Ahnung hatten, wie man eine Mauer hochzog, denn die Wand zerbröselte unter der Wucht der Schläge, als bestünde sie aus kaum mehr als Reiscracker und trockenem Zwieback. Gut, das war übertrieben, aber Sven konnte die Wand doch überraschen schnell einreißen und legte so die Treppe zum Kellergewölbe frei. Dabei machte er soviel Lärm, dass Doug sich bereits wunderte, dass etwaige Tote nicht schon von sich aus angekrochen kamen um sich verbal über die Ruhestörung zu beschweren.
„Glaubst du noch immer, dass die Geschichten erfunden sind?“, fragte Sven und hustete ein wenig wegen des Staubs, der noch in der Luft lag.
„Nur weil jemand seinen Keller zugemauert hat, sehe ich nicht ein, mir eine Kette aus Knoblauch um den Hals zu hängen.“
Dougs Blick wanderte hinab zu Svens Hand, an der ein wenig Blut herunterlief, sich am Knöchel sammelte und schließlich hinabtropfte.
„Du hast dich verletzt. Tut es sehr weh?“
„Oh das? Nein, ehrlich gesagt, habe ich es kaum bemerkt.“
Sven hob die Hand und betrachtete die Wunde kurz. Er bewegte die Finger und drehte seine Hand in jede Richtung.
„Ist nicht weiter schlimm. Es hört bestimmt bald auf zu bluten.“
Sven hob nun die Hand mit der Taschenlampe und leuchtete die Kellertreppe hinab. Der Lichtkegel drang zwar in die Dunkelheit ein, konnte sie aber nicht erhellen. Zumindest sah Doug von seiner Position nichts als Schwärze. Dann setzte Sven voller Neugier einen Fuß über die Schwelle auf die erste Stufe.
„Sag mal Sven?“
Sven hielt inne, drehte sich um und sah Doug fragend an.
„Du hast dich gerade verletzt. Du blutest. Was hältst du davon, wenn wir dich erst mal verarzten und morgen wiederkommen. Dann ist es hell und wir können auch viel mehr erkennen.“
„Umkehren? Jetzt, wo wie soweit gekommen sind? Machst du Witze? Denkst du wirklich, wenn wir jetzt heimgehen, werden wir tatsächlich zurückkommen? Die anderen werden uns auslachen.“
„Oh ja, damit rechen ich fest.“
„Nein Doug, ich gehe weiter. Ich muss wissen, was sich da unten befindet.“
„Sven?“
„Ja?“
„Kennst du die Situationen in Horrorfilmen, wenn jemand in Begriff ist etwas wirklich Dummes zu tun, und du als Zuschauer möchtest ihn am liebsten packen und schütteln und einfach nur anschreien, dass er verdammt nochmal nicht so blöd sein soll?“
„Wieso fragst du?“
„Ach nichts.“
Sven wandte sich wieder um und steig vorsichtig die Treppen hinab. Dabei hielt er die Taschenlampe noch unten und leuchtete die Stufen aus. Hin und wieder schaute er auf und ließ seinen Blick durch das Gewölbe schweifen. Obwohl er das andere Ende noch nicht sehen konnte, ahnte er bereits, dass diese Räume bedeutend größer waren als das Anwesen oben vermuten ließ.
Doug stand eine ganze Weile im Türrahmen und sah Sven die Stufen hinabsteigen.
„Du betrittst mit einer blutenden Hand ein altes Kellergewölbe in Erwartung dort einen Vampir vorzufinden. Fällt dir daran eigentlich gar nichts auf?“
„Ach, der ist doch längst tot“, hörte Doug Sven nur noch rufen. Ihn selbst konnte er kaum noch erkennen, nur seinen Umriss und den Lichtkegel auf dem Boden.
„Ja, stimmt. Was soll denn schon schlimmes passieren?“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Sven. Doug drehte sich um, um zum Auto zurückzukehren, als sich ihm erneut die Nackenhaare aufstellten. Gerade als er losgehen wollte, wurde ihm bewusst, wer für gewöhnlich in Horrorfilmen auch ein beliebtes erstes Opfer war.
„Ach scheiße“, murmelte er leise und steig dann ebenfalls die Stufen hinab um Sven zu folgen. „Was sollte denn schon Schlimmes passieren?“
Die Antwort schien früher zu kommen, als ihm lieb war, denn nur wenige Sekunden später hörte er wie Sven aufgeregt „Oh mein Gott!“ rief und dann verstummte. Obwohl sein Herz für kurze Zeit eine Etage tiefer wanderte, lief Doug sofort los in die Richtung, in die er Sven vermutete. Er bog zwar einmal in einen falschen Gang, doch dann als er um eine Ecke bog, stand er plötzlich neben Sven und dem, was ihn so in Aufregung versetzt hatte. Und nun musste auch Doug schlucken. Er wusste nicht genau, was er denn erwartet hatte zu sehen, aber mit Sicherheit nicht das, was da nun vor ihm lag.
„Das war doch gar nicht mal so schwer.“
Er entfernte noch ein weiteres Brett und zwängte sich dann durch die Öffnung. Doug folgte ihm. Im Inneren des Gebäudes ließen sie den Lichtkegel ihrer Taschenlampen durch den Raum wandern. Dabei stellten sie fest, dass das Innere des Hauses sich in einem erstaunlich gutem Zustand befand.
„Ich kann es nicht glauben, dass wir tatsächlich hier sind.“
„Ich auch nicht“, antwortete Doug mit weitaus weniger Begeisterung in der Stimme als Sven.
„Von denen hätte doch keiner gedacht, dass wir es tatsächlich tun. Dass wir wirklich hier in diesem verfluchten Anwesen stehen. Ich wette, jetzt wird keiner von denen mehr über uns lachen.“
„Ich setze dagegen.“
„Was?“
„Ach nichts.“
Sven bekam kaum mit, was Doug sagte, so fasziniert war er von dem Anblick, der sich ihnen bot. Staunend ging er von einem Raum zum nächsten und betrachtete voller Ehrfurcht die Gegenstände aus einer völlig vergessenen Zeit. Er ließ es sich nicht nehmen vor manchen dann mit einem dämlichen selbstzufriedenen Lächeln zu posieren, damit Doug ein Foto von ihm schießen konnte. Später sollten diese dann als Beweis für ihren nächtlichen Ausflug herhalten und diejenigen, die über sie beide gelästert hatten, ein für alle Mal zum Schweigen bringen.
Durch eine Art Torbogen gelangten sie dann ins große Kaminzimmer. In der Mitte des Raumes stand eine große Tafel, die Platz für vielleicht zwanzig bis dreißig Personen geboten hatte. Sven stellte sich vor, wie in früheren Zeiten hier ausschweifende Feste gefeiert wurden. Es waren nur vier Stühle vorhanden, welche allesamt umgeworfen waren und im Raum verteilt herumlagen. Auf der Tafel selbst befand sich eine Staubschicht von solcher Dicke, dass man den Eindruck bekam, man könne problemlos ein Stück davon abbrechen wie von einer dicken Waffel.
„Hier muss es passiert sein“; sagte Sven, während er andächtig eine Hand auf die Tischplatte legte. „Hier haben sie ihn überwältigt und getötet.“
„Mhm...“
Sven drehte sich um, suchte den Raum ab und lief dann zu einem der Stühle, der neben dem Kamin auf dem Boden lag.
„Es heißt, man habe versucht ihn zu verbrennen, aber es gelang ihnen nicht, ihn zu entzünden. Dann versuchten sie das Haus niederbrennen, aber auch dieses Vorhaben scheiterte.“
„Oder die Leute haben damals Quatsch erzählt.“
„Nein wirklich, schau dich doch nur um.“
Doug blickte auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dann zuckte er mit den Achseln.
„Wie lange steht dieses Gebäude nun leer? Fünfzig Jahre? Sechzig? Es wurde nie von jemanden gekauft. Niemand traute sich, es abzureißen. Selbst der Verfall macht einen Bogen um dieses Haus. Und ich frage mich, warum? Seit mindestens fünfzig Jahren ist niemand mehr hier gewesen, und ich habe das Gefühl mit einem Besen und einer Menge Staubtücher könnte man den Laden hier innerhalb kürzester Zeit wieder herrichten. Ich sage Dir, die alten Geschichten kommen nicht von ungefähr. All das ist wirklich passiert.“
„Mich wundert es eher weniger, dass bei einem Haus, das seit Jahrzehnten leersteht, irgendwann Geschichten entstehen.“
„Nein, all diese Erzählungen haben einen wahren Kern. Ich weiß, er war wirklich hier.“
„Selbst wenn, nun ist er weg.“
Sven blieb plötzlich stehen und starrte mit offenen Mund ins Leere.
„Und wenn nicht?“
„Was meinst du?“
„Sie haben ihn nicht verbrannt, und es gibt keine Berichte, dass sie seine Leiche irgendwie beseitigt haben. Was ist also mit ihm geschehen? Was, wenn er noch immer hier ist? Irgendwo in diesem alten Gemäuer liegt sein Leichnam und wartet vielleicht nur darauf durch ein wenig frisches Blut mit neuem Leben erfüllt zu werden.“
Zum ersten Mal an diesem Abend wollte Doug nicht mit den Augen rollen, stattdessen spürte er, wie sich ganz langsam die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten und ein leichtes Kribbeln an seinem Rücken hinab bis zum Steißbein wanderte.
„Hör auf mit dem Scheiß!“
Aber Sven war nun nicht mehr zu halten. Mit weit aufgerissenen Augen und einen Blick wie ein kleiner Junge, der gerade das Abenteuer seines Lebens witterte, lief er von einem Raum zum nächsten und schwenkte dabei die Taschenlampe von links nach rechts, von unten nach oben und zurück. Doug folgte ihm mit einer Mischung aus einem latenten Genervtsein und einer langsam größer werdenden Unruhe.
„Kannst du mir mal sagen, was du hier eigentlich suchst?“, rief Doug Sven zu, als er ihn endlich einholte. Sven war nun stehengeblieben und stand nun staunend vor einer schwer aussehenden eisenbeschlagenen Tür. Vorsichtig näherte er sich und legte die Hand auf die Klinke. Wie erwartet gab sie ein unangenehmes aber nicht zu lautes Quietschen von sich und ließ sich dann knarrend öffnen.
„Das da...“, antwortet Sven letztendlich und deutete auf die dicken grauen Steine, mit denen man den Durchgang zum unteren Teil des Gebäudes zugemauert hatte. Doug blickte zunächst Sven fragend an, dann auf die Mauer und dann wieder zu Sven, bevor er mit dem Kopf schüttelte, noch während Sven die Brechstange, mit der sie vorhin die Bretter vom vernagelten Fenster entfernt hatten, hob und gegen die Mauer stieß.
Auch wenn es hieß, früher habe man für die Ewigkeit gebaut, und die damaligen Wände wären zum Teil bedeutend stabiler als die in modernen Neubauten, hatte der über Jahrzehnte gealterte Mörtel dem Brecheisen nichts entgegenzusetzen. Vielleicht waren diejenigen, die diese Wand errichteten auch nur Idioten, die keine Ahnung hatten, wie man eine Mauer hochzog, denn die Wand zerbröselte unter der Wucht der Schläge, als bestünde sie aus kaum mehr als Reiscracker und trockenem Zwieback. Gut, das war übertrieben, aber Sven konnte die Wand doch überraschen schnell einreißen und legte so die Treppe zum Kellergewölbe frei. Dabei machte er soviel Lärm, dass Doug sich bereits wunderte, dass etwaige Tote nicht schon von sich aus angekrochen kamen um sich verbal über die Ruhestörung zu beschweren.
„Glaubst du noch immer, dass die Geschichten erfunden sind?“, fragte Sven und hustete ein wenig wegen des Staubs, der noch in der Luft lag.
„Nur weil jemand seinen Keller zugemauert hat, sehe ich nicht ein, mir eine Kette aus Knoblauch um den Hals zu hängen.“
Dougs Blick wanderte hinab zu Svens Hand, an der ein wenig Blut herunterlief, sich am Knöchel sammelte und schließlich hinabtropfte.
„Du hast dich verletzt. Tut es sehr weh?“
„Oh das? Nein, ehrlich gesagt, habe ich es kaum bemerkt.“
Sven hob die Hand und betrachtete die Wunde kurz. Er bewegte die Finger und drehte seine Hand in jede Richtung.
„Ist nicht weiter schlimm. Es hört bestimmt bald auf zu bluten.“
Sven hob nun die Hand mit der Taschenlampe und leuchtete die Kellertreppe hinab. Der Lichtkegel drang zwar in die Dunkelheit ein, konnte sie aber nicht erhellen. Zumindest sah Doug von seiner Position nichts als Schwärze. Dann setzte Sven voller Neugier einen Fuß über die Schwelle auf die erste Stufe.
„Sag mal Sven?“
Sven hielt inne, drehte sich um und sah Doug fragend an.
„Du hast dich gerade verletzt. Du blutest. Was hältst du davon, wenn wir dich erst mal verarzten und morgen wiederkommen. Dann ist es hell und wir können auch viel mehr erkennen.“
„Umkehren? Jetzt, wo wie soweit gekommen sind? Machst du Witze? Denkst du wirklich, wenn wir jetzt heimgehen, werden wir tatsächlich zurückkommen? Die anderen werden uns auslachen.“
„Oh ja, damit rechen ich fest.“
„Nein Doug, ich gehe weiter. Ich muss wissen, was sich da unten befindet.“
„Sven?“
„Ja?“
„Kennst du die Situationen in Horrorfilmen, wenn jemand in Begriff ist etwas wirklich Dummes zu tun, und du als Zuschauer möchtest ihn am liebsten packen und schütteln und einfach nur anschreien, dass er verdammt nochmal nicht so blöd sein soll?“
„Wieso fragst du?“
„Ach nichts.“
Sven wandte sich wieder um und steig vorsichtig die Treppen hinab. Dabei hielt er die Taschenlampe noch unten und leuchtete die Stufen aus. Hin und wieder schaute er auf und ließ seinen Blick durch das Gewölbe schweifen. Obwohl er das andere Ende noch nicht sehen konnte, ahnte er bereits, dass diese Räume bedeutend größer waren als das Anwesen oben vermuten ließ.
Doug stand eine ganze Weile im Türrahmen und sah Sven die Stufen hinabsteigen.
„Du betrittst mit einer blutenden Hand ein altes Kellergewölbe in Erwartung dort einen Vampir vorzufinden. Fällt dir daran eigentlich gar nichts auf?“
„Ach, der ist doch längst tot“, hörte Doug Sven nur noch rufen. Ihn selbst konnte er kaum noch erkennen, nur seinen Umriss und den Lichtkegel auf dem Boden.
„Ja, stimmt. Was soll denn schon schlimmes passieren?“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Sven. Doug drehte sich um, um zum Auto zurückzukehren, als sich ihm erneut die Nackenhaare aufstellten. Gerade als er losgehen wollte, wurde ihm bewusst, wer für gewöhnlich in Horrorfilmen auch ein beliebtes erstes Opfer war.
„Ach scheiße“, murmelte er leise und steig dann ebenfalls die Stufen hinab um Sven zu folgen. „Was sollte denn schon Schlimmes passieren?“
Die Antwort schien früher zu kommen, als ihm lieb war, denn nur wenige Sekunden später hörte er wie Sven aufgeregt „Oh mein Gott!“ rief und dann verstummte. Obwohl sein Herz für kurze Zeit eine Etage tiefer wanderte, lief Doug sofort los in die Richtung, in die er Sven vermutete. Er bog zwar einmal in einen falschen Gang, doch dann als er um eine Ecke bog, stand er plötzlich neben Sven und dem, was ihn so in Aufregung versetzt hatte. Und nun musste auch Doug schlucken. Er wusste nicht genau, was er denn erwartet hatte zu sehen, aber mit Sicherheit nicht das, was da nun vor ihm lag.