Story XLV - Blutige Aussichten

Clive77

Serial Watcher
„Blutbücher sind wir Leiber alle; wo man uns aufschlägt: lesbar rot.“ - Clive Barker, Das erste Buch des Blutes

1. Die Domina
Jessica begutachtete sich im Spiegel und fragte sich, ob der Kunde mit ihr zufrieden sein würde. Das Lederkostüm presste sich gegen ihre nackte Haut. Wäre es nur ein wenig enger, müsste sie sich Sorgen darüber machen, ob ihr nicht bei einer falschen Bewegung eine Ader abgedrückt würde. Sie räkelte sich ein wenig vorm Spiegel und konnte ihren Puls spüren, der gegen das Leder pochte. Ein beengendes aber gleichzeitig auch geiles Gefühl. An den entscheidenden Stellen hatte das Kostüm Aussparungen. Nahezu ihr ganzer Körper war von dem schwarzen Material bedeckt. An den Armen ging es in ihre ebenfalls schwarzen Handschuhe über und an den Beinen endete es in kniehohen Stiefeln. Einzig ihre Nippel, die durch das eng anliegende Kostüm leicht hervorgedrückt wurden, sowie ihr freiliegender Schoß störten das sonst schwärzlich glänzende Bild ihres wohlgeformten Körpers und setzten sich durch die andere, natürliche Farbe ihres Leibes ab. Und selbstverständlich ihr Kopf. Aber sobald sie sich ihre Maske aufsetzen würde, kämen nur noch ihre Augen und ihr blutrot gefärbter Mund zu diesen Andersartigkeiten dazu.
Zufrieden mit ihrem Aussehen streichelte sie sich noch ein wenig über die Brustwarzen, die sich nun vollends aufrichteten. Anschließend griff sie sich zwischen die Beine und entfernte den blutigen Tampon - es war schon manchmal seltsam, worauf die Kundschaft bestand. Aber wie heißt es noch? Der Kunde ist König. Und so lange das Geld stimmte, ging auch dieser Wunsch in Ordnung. Dann setzte sie sich die Maske auf, die sie noch ein wenig zurechtrücken musste, ehe sie richtig saß, schnappte sich ihre Peitsche und ihr Täschchen mit den anderen Utensilien und ging ins Nebenzimmer, wo sie schon sehnlichst erwartet wurde.

2. Der Kunde
Nachdem er sich komplett entblößt hatte, setzte er sich auf den hölzernen Stuhl des Zimmers und wartete leicht nervös auf die Frau, die gleich den Raum betreten würde. Die Wände des Zimmers sowie die Decke waren komplett verspiegelt, so dass er sich - wo immer er auch hinschaute - selbst aus verschiedenen Perspektiven begutachten konnte. Das war wichtig, denn er wollte alles sehen. Nur kurz fragte er sich, ob da vielleicht einige halbdurchlässige Spiegel mit bei waren, die es neugierigen Augen auf der anderen Seite einer der Wände ermöglichen würden, ihn zu beobachten. Aber im Grunde genommen kümmerte es ihn nicht, denn hier kannte ihn sicher niemand. Und so verwarf er den Gedanken daran gleich wieder und schaute sich die Gegenstände im Raum an.
An einer Stelle hingen Ketten von der Decke, die in Schellen endeten. Nicht diese Plüschdinger für Pseudo-Spielchen, sondern blankes Metall, welches zudem von der Innenseite mit kleinen Stacheln versehen war. Die Ketten führten hinauf zu zwei kleinen Rollen und von dort wieder herunter, wo sie auf einer größeren Rolle endeten, die an der Seite eine Kurbel aufwies - so ließen sich bei Bedarf die Schellen in die Höhe ziehen. Dort würde das Spiel starten.
Er betrachtete den Holzstuhl, auf dem er saß. Sehr massiv. An den Armlehnen sowie an den vorderen Beinen befanden sich Gurte, mit denen sich die Person fesseln ließ, die auf dem Stuhl saß. Die Innenseiten der Gurte waren mit Sandpapier versehen, welches in Kürze an seiner Haut reiben würde, um zu dem roten Saft vorzudringen, der durch seinen Körper floss. Bei dem Gedanken daran merkte er, wie sich kurz etwas in seinem Schoß regte.
Anschließend ging sein Blick zur schneeweißen Badewanne, die beinahe mittig im Raum stand. Er stellte sich kurz vor, wie das Weiß mit roten Spritzern versehen wurde. Erst wenige, dann immer mehr und mehr. Bis schließlich die rote Farbe dominierend wäre und das Weiß nur noch an wenigen Stellen durchkommen würde. Er schaute auf seinen Schoß herab und bemerkte erst jetzt, dass er eine Erektion hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Jessica betrat den Raum.

3. Der Beobachter
Endlich ging es los. Er war schon ganz ungeduldig. Der nackte Typ auf dem Stuhl schaute auf sein Glied, welches sich aus kuriosen Gründen bereits aufgerichtet hatte, als endlich die Frau den Raum betrat. Was für ein Anblick! Geradezu herrisch stolzierte sie durch das Zimmer auf den Mann zu, wobei ihre Brüste leicht rauf und runter wippten. Die Nippel lagen frei und waren bereits aufgerichtet, als sie in den Raum kam. Der Beobachter merkte, wie seine Hose langsam etwas eng wurde. Gleich würde es losgehen.
Er sah, wie die Frau mit dem Mann schimpfte, auf dessen Schoß deutete und ihm sogleich einen heftigen Schlag ins Gesicht verpasste. Der Mann schaute betroffen auf den Boden, nickte kurz und wurde anschließend zu den Ketten geführt, die von der Decke hingen. Der heimliche Betrachter des Geschehens sah neugierig zu, wie die Domina ihrem Opfer die stacheligen Schellen anlegte und sich an die Arbeit machte. Die Peitsche kam zum Einsatz und stoppte nur kurz, wenn die Frau wieder an der Kurbel drehte, um den Mann wieder ein Stück in die Höhe zu hieven. Rote Striemen waren auf seinem Körper sichtbar und vermehrten sich mit jedem Schlag. Die Erektion des Opfers war dabei nicht kleiner geworden, was der Domina offensichtlich ein Dorn im Auge war. Immer wieder schien sie ihn zu ermahnen, holte dann erneut mit der Peitsche aus oder betätigte die Kurbel - bis der Körper des Mannes von roten Streifen übersät war und sich an seinen Handgelenken bereits kleine Bluttropfen gebildet hatten, die langsam seine Arme herunterliefen.
So etwas hatte der Beobachter noch nicht gesehen. Er hatte zwar was Anderes erwartet, als bloß zwei Personen beim Geschlechtsverkehr zuzuschauen - schließlich gab es kein Bett oder Sofa in dem Zimmer. Aber mit einer Foltershow hatte er nicht gerechnet. Womit er aber noch weniger gerechnet hatte, war sein Gefallen am Geschehen. Während die Peitsche geschwungen wurde, fuhr seine Hand in die Hose und fing an, langsam seinen Penis zu massieren. Sein Blick ging dabei ständig zwischen der Frau - genauer gesagt, ihren Nippeln und dem freiliegenden Spalt zwischen ihren Beinen - und dem gequälten Mann hin und her. Er verspürte zu seiner Verwunderung den Wunsch, den Platz mit dem Mann zu tauschen.
Plötzlich änderte sich etwas. Die Frau betätigte die Kurbel, aber dieses Mal in die andere Richtung. Die Domina nahm ihrem Opfer die Ketten ab, um es gleich darauf an den Stuhl zu fesseln. Sie ließ den Mann ihre Brüste lecken, aber immer nur kurz. Sobald seine Zunge hervorschnellte, weil sie sich ihm mit ihrer Brust entgegen beugte, zog sie ihren Körper wieder leicht zurück, so dass der Mann Mühe hatte, sein Ziel zu erreichen. Die Augen des heimlichen Betrachters nahmen bald die gefesselten Hand- und Fußgelenke wahr, die durch die steten Bewegungen blutig gescheuert wurden. Er begann, sein Glied etwas stärker zu massieren.
Wenige Minuten später machte die Frau einen Schritt zurück. Sie deutete auf ihren Schoß, ging auf die Rückseite des Stuhls, zog an der Lehne und legte den gefesselten Mann damit auf den Rücken. Anschließend ging sie über seinem Gesicht in die Hocke, wobei der Beobachter einen deutlichen Blick auf die Stelle zwischen ihren Beinen erhaschen konnte. Offensichtlich hatte die Domina gerade ihre Tage. Das hinderte sie allerdings nicht daran, sich von der Zunge des Mannes verwöhnen zu lassen, die gierig ihr Ziel fand. Dabei rutschte die Frau über dem Gesicht ihre Untertanen hin und her, welches sich dadurch allmählich rot verfärbte.
Der Beobachter spürte, dass er es nicht mehr lange aushielt. Sein Blick schweifte über die Einzelheiten der Szene und während die Frau ihren blutroten Mund immer wieder zu einem O verformte, die Augen schloss, ihre Brüste massierte und schließlich aufhörte, ihr Lustzentrum vom Mund des Mannes wegzubewegen, schaute er auf das blutverschmierte Gesicht des Untertanen und kam schließlich zum Höhepunkt.
Auf den Rest des Geschehens verzichtete der heimliche Betrachter, auch wenn er sich fragte, was es mit der Badewanne auf sich hatte. Er nahm sich aber vor, nach diesem Erlebnis selbst einmal als Kunde in dieses Etablissement zurückzukehren - und zwar nicht als Beobachter.
 

Clive77

Serial Watcher
4. Die Badewanne
Er spürte, wie Jessica über ihm zu zucken begann und laut aufstöhnte. Offensichtlich hatte er seine Herrin zufriedengestellt und konnte jetzt auf die große Belohnung hoffen. Sie hielt kurz inne, um sich von ihrem Orgasmus zu erholen. Anschließend bestätigte sie ihm, dass er seine Aufgabe brav und zu voller Zufriedenheit erfüllt hatte, löste seine Fesseln und führte ihn zur Badewanne. Bereitwillig legte er sich hinein und wartete, während Jessica in ihrem Täschchen kramte.
Sie holte eine Rasierklinge hervor und fragte, ob er sich auch ganz sicher sei, ob er das wirklich wollte. Er nickte und fügte ein „Oh bitte, ja.“ hinzu. Jessica fing an, ihm kleine Schnitte zuzufügen. Nicht tief, immer nur gerade so viel, dass ein wenig Blut zum Vorschein kam. Begeistert fing der Mann an, seine Wunden zu lecken. Immer neue Schnitte wurden ihm zugefügt und es dauerte nicht lange, bis die weiße Keramik der Wanne und sein Körper - der ohnehin schon ziemlich mitgenommen aussah - mit roter Farbe getränkt wurden.
Er begann, sich in seinem eigenen Saft leicht hin und her zu wälzen. Jessica musste aufpassen, dass sie ihre Schnitte dabei nicht zu tief setzte. Keine leichte Aufgabe, denn während ihre eine Hand die Rasierklinge hielt und einsetzte, umschloss ihre andere Hand sein Glied und ging immer schneller auf und ab.
Zu guter Letzt überkam den Mann seine Lust vollkommen. Er schmeckte das Blut, spürte es überall um sich herum, konnte die Szene in der verspiegelten Decke nachverfolgen und hatte diese köstlichen Schmerzen - nie hatte er sich lebendiger gefühlt. Er spürte, wie es ihm kam und bäumte sich dabei auf. In genau diesem Moment musste Jessica unvermittelt niesen und die Rasierklinge, die sie gerade in Richtung Schulter ihres Kunden geführt hatte, landete in seinem Hals. Im Rhythmus seines Pulses spritzten Blutfontänen aus seiner Schlagader und der Mann spürte die Welt um sich herum schwinden. Er nahm noch wahr, wie Jessica aufschrie und ein „Oh Gott“ von sich gab. Danach wurde es schwarz.

5. Der Cleaner
Er hörte sein Mobiltelefon klingeln. Das spezielle Telefon, welches ausschließlich für seine besondere Nebentätigkeit vorgesehen war. Er nahm ab und lauschte, was die Stimme am anderen Ende für ihn zu tun hatte. Er notierte sich die Adresse des Edelbordells, welches sich auf eine eher ungewöhnliche Kundschaft spezialisiert hatte und sagte dem Anrufer nur kurz, dass er in etwa zwanzig Minuten dort sein würde. Dann legte er auf.
Er schaute auf den Zettel. Komisch, dachte er sich, in der gleichen Gegend - nicht weit vom Bordell – wurde gerade erst eine Leiche gefunden. Kopfschuss. Aber das hatte vermutlich nichts mit seiner neuen Aufgabe zu tun. Er zuckte kurz mit den Schultern, wechselte die Kleidung, schnappte sich seine Utensilien und fuhr los.
Es kam nicht oft vor, dass er mit einer solchen Szene konfrontiert wurde. Für gewöhnlich sahen seine Arbeitsorte weniger blutig aus. Nicht selten waren es Drogentote, die sich den goldenen Schuss gesetzt hatten und entsorgt werden mussten. Manchmal - wenn er Glück hatte - war die Herausforderung, einen sauberen Raum zu hinterlassen, ein wenig größer. Es machte ihm Spaß, seinen Nebenjob möglichst gewissenhaft nachzugehen und den Tatort so sauber zu hinterlassen, als wäre nie etwas passiert. Noch mehr Freude bereitete es ihm allerdings, die unliebsamen Leichen zu entsorgen und verschwinden zu lassen.
In diesem Fall war es schon fast zu einfach, obwohl der Raum um die Badewanne ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden war und die Blutspritzer eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatten. Schlagader getroffen, dachte er, kein Wunder. In aller Ruhe betrachtete er die Leiche des nackten Mannes, der kurz vor seinem Ableben noch einen Samenerguss gehabt haben musste. Schon komisch, was manche Leute für Vorlieben haben.
Er packte die Kettensäge aus und zersägte die Leiche sorgsam in kleinere Stücke, welche er anschließend in Folie verpackte und in den großen Koffern verstaute, die er mitgebracht hatte. Nachdem die Leiche auf diese Weise aus dem Bild geschafft war, reinigte er die Wanne und kümmerte sich anschließend um den Fußboden und die anderen Gerätschaften, die von dem jetzt trockenen Blut in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Sein Spezialreiniger würde keinerlei nachweisebare Spuren hinterlassen und glücklicherweise war der Raum nicht mit Teppich ausgelegt (den er sonst hätte entsorgen müssen), sondern hatte eine glatte Oberfläche - wie gemacht für die schnelle Reinigung, was mit Blick auf die Art des Etablissements kaum verwunderlich war.
Nach getaner Arbeit schaute er sich um, ob er auch wirklich jede Spur beseitigt hatte. Zufrieden lächelte er, verstaute seine Säge und bat anschließend seinen Auftraggeber, der sich ebenfalls ein Bild vom gereinigten Raum machte, ihm bei den nun schweren Koffern zu helfen. Als diese im Wagen verstaut waren, ermahnte er den Bordellbesitzer, den vereinbarten Vertrag innerhalb einer Woche auf die ausgemachte Bankverbindung zu überweisen. Das übliche „oder sonst…“, gepaart mit einem kurzen Blick auf den Kofferraum seines Kombis, der die Überreste enthielt, reichte aus, um unmissverständlich klar zu machen, dass die Leiche sonst wieder auftauchen würde. Aber bisher hatte es noch nie jemand gewagt, ihn nicht zu bezahlen.
Anschließend fuhr er davon. Die Leichenteile brachte er ins Kühlhaus, wo er sie lagern würde bis der ausgemachte Betrag auf seinem geheimen Konto eingetroffen war. Danach war es ein leichtes, das Fleisch von den Knochen zu lösen und durch den Wolf zu drehen - die Kinder liebten seine Mettbrötchen. Es hatte schon seine Vorteile, wenn man hauptberuflich Schlachter war und zudem noch einen eigenen Laden besaß. Die verbleibenden Knochen würde er in Säure auflösen und über den Abfluss entsorgen. Fertig.

6. Der Zeitreisende
Immer noch ein wenig mitgenommen von dem, was er da gerade gesehen hatte und welche Begierden bei ihm geweckt wurden, stieg der Zeitreisende aus seiner Maschine und fasste einen Entschluss. Er musste zurück. Er musste selbst erleben, was er da eben beobachtet hatte. Aber zuerst musste er seine Hose wechseln, die vorne einen deutlichen Fleck aufwies. Außerdem klebte seine Unterhose unangenehm am Körper.
Nachdem er sich gewaschen und frische Kleidung angezogen hatte, begann er zu planen. Keine leichte Aufgabe, musste er doch zunächst herausfinden, wer der Mann war und wie er möglichst unbemerkt in dessen Rolle schlüpfen konnte. Es war aber auch zu dumm, dass es in der heutigen Zeit keine derartigen Etablissements mehr gab. Früher war halt doch einiges besser und die Welt deutlich freier. Aber diesen Gedankengang wollte er nicht weiterverfolgen, sondern konzentrierte sich auf die Planung seines nächsten Ausflugs.
Zwei Tage später hatte er alle nötigen Informationen zusammen. Er wusste um die Identität des Mannes Bescheid, wo er ihn abfangen könnte und wie er ihn überzeugen würde, den Bordellbesuch auszulassen - würde das nicht funktionieren, käme er endlich dazu, seine antike Pistole zu testen. Nur eine Sache bereitete ihm Sorgen. Er konnte nicht in Erfahrung bringen, was mit dem Mann anschließend passiert war. Es gab keine weiteren Anhaltspunkte über dessen Existenz nach dem Bordellbesuch. Aber Zeitreisen waren nun einmal kompliziert. Alleine die Tatsache, dass er jetzt seine nächste Reise plante, könnte die Vergangenheit bereits verändert haben.
Und so ließ er die letzten Zweifel fahren, betrat seine Zeitmaschine und machte sich auf den Weg. Bald würde er selbst erleben und genüsslich auskosten, was er beobachtet hatte. Am meisten freute er sich schon auf die Badewanne und welche Geheimnisse ihm dort offenbart würden.
 

blacksun

Keyser Soze
Ziemlich extravagante und detailreiche Schilderung erotischer Phantasien :nene:

2 Kritikpunkte:
1.haettest lieber die Sequenz-Überschriften weglassen sollen. Man hat den Eindruck, du hast deinen "Schreibplan" vergessen zu löschen.
2. Den Abschnitt Cleaner weglassen.Dann waere die Geschichte kuerzer und das Ende passender.
 

Constance

Well-Known Member
Zu Punkt 2: Dann wäre das Nichtauffinden von Informationen in der Zukunft schwer erklärbar. Besser: Den Cleaner ans Ende setzen, kürzer und evtl. geheimnisvoller das spezielle Establishment einstricken. Sonst funktionierte die Geschichte. Vom erotischen Schreibstil her sehr gut vorstellbar aber leider etwas gewöhnlich im Ausdruck. Dennoch gute Geschichte, deren Ende ich nicht erwartet habe.
 

Clive77

Serial Watcher
Die Geschichte an sich hat mir gefallen. Mit so etwas hätte ich jetzt nicht gerechnet, von daher erstmal Daumen hoch. :biggrin:
Ein paar wenige Fehler sind mir aufgefallen, aber die fallen nicht weiter ins Gewicht. Mit dem Schreibstil habe ich schon eher Probleme und ich frage mich, weshalb nur die Frau einen Namen bekommen hat. Wenn aus der Sicht des Beobachters erzählt wird, ist mir schon klar, dass der die Namen der beiden nicht kennt. Aber bei einigen der anderen "Kapitel" wäre es sicher hilfreich gewesen - da hätte man dann nicht immer "der Mann", "das Opfer", "der Untertan", usw. vewenden müssen.

@blacksun: Ich würde vermuten, dass das kein "Schreibplan" ist, sondern vielmehr dem Leser dabei helfen soll zu verstehen, aus welcher Sicht das jeweilige Kapitel geschrieben wurde (was bei der Verwendung von Namen sicher kein Problem gewesen wäre, aber wenn immer von "er" oder "ihm" die Rede ist, weiß man ohne die Sequenzierung dann garnicht, um wen es gerade geht).
Zu Punkt zwei sehe ich das ähnlich wie Constance - erklärt halt, weshalb der Zeitreisende nix über den Verbleib des Kunden herausfinden kann.

Ich frage mich - mit Blick auf das, was der Zeitreisende vorhat - allerdings, ob er sich dann nicht selbst bei dem Geschehen beobachten würde. :hae: Ich meine, wir wissen, dass er hinter einer verspiegelten Wand hockt und gerne den Platz mit dem Mann tauschen möchte. Aber wenn er sich selbst sieht, ist er vielleicht nicht mehr so angetan, unternimmt die Reise nicht mehr, sieht doch den Mann, usw. :plemplem:
 

blacksun

Keyser Soze
Zu Punkt 1:
Ich habe nicht geschrieben, dass es ein"Schreibplan" ist. Habe nur geschrieben, das einem das so vorkommt.
Ob noetig oder nicht, darüber lässt sich streiten.

Zu Punkt2:
den Cleaner haette es nicht gebraucht. Auch ohne ihn haette man die Leiche entsorgen koennen. Wenn der Zeitreisende nichts mehr von dem Toten lesen kann, kann sich der Leser schon denken, dass dieser schon entsorgt wurde.mMn
 

Sittich

Well-Known Member
Ich mag die Struktur der Geschichte, sehr sogar. Ergibt bei den vielen Perpektivwechseln einfach Sinn und Namen habe ich auch nicht vermisst, weil die Reduktion auf die Funktion der Beteiligten gut zu dem Szenario passt, bei dem im Grunde niemand den Namen des anderen kennt oder ein Interesse daran hat, dass der andere ihn erfährt. Daher hat es mich ein winziges bisschen gestört, dass in der Kundenperspektive doch zweimal der Name "Jessica" auftaucht, den er aller Wahrscheinlichkeit nicht kennt.

Ansonsten ist das Geschehen echt sehr bildlich geschildert. Bei ein paar Stellen musste ich schon schlucken. :wink: Außerdem habe ich wohl kurz so geguckt :blink:, als mein Blick während des Lesens auf die Überschrift des letzten Parts fiel. Das kam unerwartet. Ich muss aber sagen, dass ich mit diesem Kniff rückblickend die größte Schwierigkeit habe. (Spoiler ab jetzt). Der Witz soll ja wohl sein, dass der Zeitreisende durch das Beobachtete aufgegeilt und neugierig nochmal zurückreist und dann als Kunde in der Badewanne landet, wo ihn vermeindlich das Schicksal des ursprünglichen Kunden erwartet. Da er aber selbst nicht der originale Kunde ist (zumindest hat er sich ja selbst als Beobachter nicht erkannt), entsteht eine ganz neue Situation, in der der Unfall nicht stattfinden muss (und er auch feststellen kann, dass er es gar nicht so geil findet, angeschlitzt zu werden). Bleibt also ein Beobachter, der das Beobachtete nachempfinden möchte und dabei vielleicht zu Tode kommt, vielleicht aber auch nicht, und dafür braucht es keine Zeitreisestory.

Außerdem frage ich mich, was es mit dem Hinweis, dass in der Nähe des Bordells ein Toter mit Kopfschuss aufgefunden worden war, auf sich hat. Soll das implizieren, dass der Zeitreisende (in seinem nächsten Zeitsprung) den Kunden doch schon mit seiner "antiken Pistole" um die Ecke gebracht hat und seinen Platz eingenommen hat? Aber warum hat er sich dann selbst nicht erkannt? (Hier wäre doch eine Ledermaske auch für den Mann eine super Möglichkeit gewesen, das offen zu halten).

An diese Situation

Clive77 schrieb:
Ich frage mich - mit Blick auf das, was der Zeitreisende vorhat - allerdings, ob er sich dann nicht selbst bei dem Geschehen beobachten würde. :hae: Ich meine, wir wissen, dass er hinter einer verspiegelten Wand hockt und gerne den Platz mit dem Mann tauschen möchte. Aber wenn er sich selbst sieht, ist er vielleicht nicht mehr so angetan, unternimmt die Reise nicht mehr, sieht doch den Mann, usw. :plemplem:
habe ich noch nicht mal gedacht, aber dieser Zeitreiseabschnitt wirft schon ungeheuer viele Fragen auf. :biggrin:

Trotzdem mag ich Aufbau und Stil der Geschichte und ich bin gespannt, wer sich das ausgedacht hat. :squint:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Na, wer hat hier seine heimlichen Fantasien zu Papier gebracht? :biggrin:
Ich finde die Story recht gut. Sie ist ordentlich geschrieben und die Struktur gefällt mir auch.
Allerdings muss ich in einem Punkt auch Sittich recht geben:
Da er aber selbst nicht der originale Kunde ist (zumindest hat er sich
ja selbst als Beobachter nicht erkannt), entsteht eine ganz neue
Situation, in der der Unfall nicht stattfinden muss (und er auch
feststellen kann, dass er es gar nicht so geil findet, angeschlitzt zu
werden). Bleibt also ein Beobachter, der das Beobachtete nachempfinden
möchte und dabei vielleicht zu Tode kommt, vielleicht aber auch nicht,
und dafür braucht es keine Zeitreisestory
Kann sein, dass der Autor hier absichtlich ein Paradoxon zwischen dem Beobachteten und dem Beobachter herstellen wollte, aber irgendwie wirkte die Zeitreise hier überflüssig oder deplatziert.

Zu den Sexszenen in dieser Story muss ich sagen, dass ich Ledermasken und die ganze Kostümierung überhaupt nicht erotisch finde, sondern eher albern. Aber ist ja wie so oft Geschmacksache. Es gibt ja genug Leute, die voll darauf abfahren. Wenigstens hat der Kunde keine Windel getragen, vielen Dank dafür, lieber Autor :squint:
 

MamoChan

Well-Known Member
Bei dieser Geschichte bin ich hin und hergerissen. Auf der einen Seite entbehrt der Schreibstil ja nicht einer gewissen Originalität, und es ist schon recht interessant, wie sich aus den einzenen Perspektiven ein großes Ganzes zusammensetzt. Aber auf der anderen Seite mag ich das Szenario nicht. Die Vorgänge find eich eklig. Vielleicht ist es vom Autor ja so gewollt, aber mir gefällt es nicht. Und der Kniff mit der Zeitreise kam unerwartet, wirkte aber irgendwie "reingedrückt". Es harmoniert nicht wirklich. Die Geschichte fühlt sich für mich so an wie ein Puzzle, bei dem das letzte Stück, obwohl es von der Form und dem Muster eigentlich passen müsste, eben nicht passt und deshalb mit der Faust reingekloppt wurde.
 

Clive77

Serial Watcher
Das war meine Geschichte. :whistling:

Ursprünglich wollte ich eigentlich über jemanden schreiben, der Angst vor Blut hat (und unter einer Hämatophobie leidet). Dann habe ich mich gefragt, ob der Gegenbegriff - Hämatophilie - existiert und bin über den Wiki-Artikel über Vampirismus gestolpert, wo sich auch ein Absatz namens "Sexuelle Komponente" findet. Da war die Grundidee (alles, was sich im Bordell abspielt) dann geboren.
Damit es nicht zu langweilig wird, wollte ich aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen und mehrfach den Blickwinkel wechseln. Aber mir fehlte da noch ein Twist - da sollte zum Ende noch etwas kommen, was den Leser unerwartet trifft und der Cleaner reichte nicht. Dann dachte ich daran, dass der Beobachter sich womöglich selbst gesehen haben könnte (Zeitreise), was eine nette Überraschung wäre, aber sich nicht so gut hinbiegen ließ (selbst wenn der Kunde eine Maske getragen hätte - den eigenen Körper müsste er trotzdem erkennen). Daher blieb der Kunde letzten Endes eine andere Person als der Beobachter.
Was den Beobachter am Ende erwartet, ist keinesfalls sicher. Den Kunden hat er mit der Pistole erschossen (das war der Hinweis im Abschnitt des Cleaners), wobei mir schon bewusst ist, dass er zu dem Zeitpunkt noch nicht die eigentliche Reise unternommen hat. Daher der kurze Satz, dass Zeitreisen kompliziert sind. Ob der Beobachter sein Abenteuer in der Badewanne überlebt, bleibt somit der Fantasie des Lesers überlassen.

Ich hatte auch zwischenzeitlich daran gedacht, die Abschnitte nicht chronologisch wiederzugeben, sondern zu mischen. "Der Zeitreisende" hätte da zum Beispiel an erster Stelle stehen können und "Die Badewanne" am Ende. Aber das schien mir doch etwas zu kompliziert zu sein. :wacko:

Jedenfalls danke für die Kommentare und die Punkte. :smile: Ich hatte viel Spaß beim Schreiben. :biggrin:
 
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