The Last Ship S04E01 - In Medias Res

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "In Medias Res" startet die vierte Staffel der US-Serie The Last Ship. 16 Monate nach den Ereignissen der dritten Staffel manifestiert sich die nächste weltweite Katastrophe und die Crew der USS Nathan James bekommt eine neue Aufgabe.

Neue (alte) Prämisse
Das Virus ist erneut mutiert und fällt nun über die Pflanzenwelt her, wodurch der Nahrungsmittelanbau in Mitleidenschaft gezogen wird. Die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln steht somit auf dem Spiel und gleich im Staffelauftakt wird uns auch schon ein McGuffin präsentiert, der die Lösung dieses Problems darstellen soll: Eine Pflanze beziehungsweise deren Samen, die gegen das Virus immun sind und im Mittelpunkt der neuen Mission der USS Nathan James stehen, die unter dem Kommando von Mike Slattery (Adam Baldwin) bereits mitten im Geschehen steckt.
Das alte Thema wird somit ein weiteres Mal neu aufgelegt, obwohl das Virus eigentlich nicht mutieren sollte. Aber diese Einschränkung wurde bereits in der dritten Staffel aufgehoben, von daher ließe sich drüber hinwegsehen. Komisch wirkt hingegen, dass niemand sich damit befasst, auf herkömmliche Art und Weise ein Gegenmittel zu finden. Wäre doch ganz sinnvoll, das Übel an der Wurzel zu packen und ein paar Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Gegenmittels oder Düngers zu beauftragen, damit man auch dieser Mutation der Plage Herr wird. Stattdessen werden uns die geheimnisvollen, resistenten Samen direkt als alleinige Lösung präsentiert - am Ende der ersten Folge sichtbar in einem Gefäß mit der Aufschrift „Global Seed Vault“ (damit auch ja keine Missverständnisse aufkommen).
Hoffentlich gibt es noch im Staffelverlauf einige Erklärungen dazu, weshalb gerade diese Samen resistent sein sollen. Denn an einer Stelle der Episode gibt es eine Bemerkung zu Äpfeln, die offensichtlich noch nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden, aber trotzdem nicht als sicher gelten. Dort ist die Rede davon, dass es ähnlich wie beim Mais und Getreide nur eine Frage der Zeit ist, bis das Virus auch dort zuschlägt. Warum ist das bei den afrikanischen Samen jetzt anders?

USS Nathan James
Im Auftakt treffen wir unsere Crewmitglieder in Sidi Taibi, Marokko an, wo Neuzugang Fletcher (Jonathan Howard) und Sasha Cooper (Bridget Regan) sich mit einem gewissen Mahmoud (Faruk Amireh) treffen, der um den Aufenthaltsort des McGuffins Bescheid wissen soll und diesen vom offensichtlichen Staffelbösewicht Omar (Anthony Azizi) entwendet hat (oder zumindest einen Teil davon). Es dauert aber nicht lange, bis die erste Actionsequenz stattfindet, wobei es unserer Crew knapp gelingt, mit einem schwer verletzten Mahmoud davon zu kommen. Nächste Station: Rota, Spanien.
Die Episode lässt sich nicht lange Zeit und wirft uns direkt ins Geschehen. Dabei treffen wir auf zahlreiche altbekannte Gesichter, auch wenn diese mitunter recht bärtig ausfallen (Danny (Travis Van Winkle) gewinnt hier ganz klar den Wolfgang Thierse Gedächtnispreis). Es gibt aber auch ein paar Neuzugänge zu verzeichnen, wobei neben Fletcher wohl Azima Kandie (Jodie Turner-Smith) den deutlichsten Eindruck hinterlässt - die flirtet mal eben mit Wolf (Bren Foster) rum und scheint auch Interesse an Alisha (Christina Elmore) zu haben. Abgesehen davon gibt es aber stets nur kurze Einblicke in die sozialen Verhältnisse der Crew, denn das Tempo ist im Auftakt schon sehr ordentlich.
So dauert es nicht lange, bis sich ein paar Bösewichte in Rota blicken lassen und uns in die nächste Actionsequenz führen, die auch bei unserer Crew Verluste bewirkt. Slattery verliert mit Michelle Boylan (Lizzie Peet) eine alte Bekannte, und Cameron Burk (LaMonica Garrett) wird schwer verletzt, womit er vermutlich für den Rest der Staffel raus beziehungsweise nur spärlich zu sehen sein wird. Der Angriff selbst wird mit dem Selbstmordattentat eines Jungen (Justice Alan) gestartet, was mit Blick auf die leider nicht stoppenden Terroranschläge in unserer realen Welt einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Es ist zwar nicht verwunderlich, dass die Serie sich - wie andere Reihen auch - bei klassischen Feindbildern und deren Methoden bedient, denn da tut es dem Zuschauer am meisten weh. Dennoch würde man sich in diesem Bereich mehr Sensibilität wünschen und dahingehend auch eine weniger offensichtliche Einteilung in Gut und Böse.
Derweil darf man sich auch fragen, wie die Bösewichte so schnell vor Ort sein konnten. Vieles deutet auf einen Maulwurf in den eigenen Reihen hin. Wer das sein könnte? Keine Ahnung. Aber diese Möglichkeit lässt zumindest hoffen, noch einen anderen Blickwinkel kennenzulernen, der dann hoffentlich nachvollziehbar wirkt und die Grenzen zwischen Gut und Böse etwas verschwimmen lässt.
Gegen Ende der Folge erhält unsere Crew dann auch den entscheidenden Hinweis dazu, wo sie den McGuffin finden können. Mal schauen, welche Überraschungen sie dort erwartet. Spannend bleibt die Serie jedenfalls, auch wenn sich einige Probleme nicht verleugnen lassen.

Tom Chandler
Während die Besatzung der Nathan James keine Ahnung hat, was aus Tom Chandler (Eric Dane) nach den Ereignissen der letzten Staffel wurde, sind wir Zuschauer da besser im Bilde. Tom hat sich mit seinen Kindern Ashley (Grace Kaufman) und Sam (Aidan Sussman) nach Griechenland abgesetzt, wo er Alex (Anthony Skordi) und dessen Familie beim täglichen Fischfang unterstützt. Sein Heldendasein möchte er offensichtlich an den Nagel hängen, aber die lokale Mafia um Giorgio (Jackson Rathbone), der des Öfteren bei Alex auf der Matte steht, um den Großteil des Fischfangs als „Steuer“ abzunehmen, führt zwangsweise zu neuen Problemen.
Dieser Handlungsstrang kommt leider nicht ohne einige Klischees aus, wirkt aber dennoch relativ frisch für die Serie. So gelingt es Tom recht lange, die Füße still zu halten und sich - wider der misslichen Lage von Alex - nicht einzumischen. Ein sehr ungewohntes Bild, welches wir da von Tom eingangs erhalten.
Aber selbstredend bleiben Konfrontationen auf Dauer nicht aus. Das Boot von Giorgio zu klauen und anschließend mit den zurückgewonnenen Vorräten ein bisschen zu feiern, war jedenfalls nicht gerade die beste Idee - zumal die beiden unschwer als Diebe auszumachen waren. Da hätte sich etwas mehr Finesse erwarten lassen. Vergeltungsmaßnahmen seitens Giorgio lassen anschließend nicht lange auf sich warten und kosten Alex das Leben, was Tom endgültig aus dem Ruhestand holt und aktiv werden lässt. Insofern lässt sich mit Spannung erwarten, wie er weiter vorgehen wird, ob er seine Kinder und die Familie von Alex dabei schützen kann und ob und wie ihn sein jetziger Weg wieder zur Nathan James führen wird.

Fazit: Auch wenn da oben einige Kritikpunkte aufgeführt wurden, kann man doch von einem recht gelungenen Auftakt zur neuen Staffel sprechen. Die Serie bleibt sich in ihrer Vorgehensweise treu, an Action wird nicht gespart und das Tempo ist ziemlich flott. Inwiefern da jetzt wirklich noch etwas Neues auf uns zukommt, bleibt noch abzuwarten, aber mit Blick auf vergangene Staffeln werden sicher noch ein paar größere Überraschungen auf uns zukommen. Toms Handlungsstrang mag zwar ein wenig zu vorhersehbar gewesen sein, aber war auf jeden Fall mal ein anderer Ansatz.

7/10
 
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