The Last Ship S04E03 - Bread & Circuses

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Bread & Circuses" der US-Serie The Last Ship kommt die Crew der Nathan James ihrem Ziel ein gutes Stück näher. Tom setzt derweil seine Nachforschungen bei Giorgio fort und trifft im Episodenverlauf auf einen weiteren Geschäftspartner seines neuen Bosses. Das Tempo bleibt hoch.

Algerien
Es ließ sich nach den Ereignissen von "The Pillars of Hercules" erwarten, dass unsere Crew möglicherweise zu spät in Oran eintrifft, um die wertvollen Samen abzufangen, die Mahmouds Großmutter Djamila (Gloria Laino) mit sich führt. Und das Team von Slattery (Adam Baldwin) kennt auch bloß den Ort, wo sich der McGuffin befinden soll und muss zunächst nach weiteren Anhaltspunkten suchen - keine leichte Aufgabe, wenn fast alle der Ortssprache nicht mächtig ist.
Entsprechend amüsant war es, Green (Travis Van Winkle) und Burk (Jocko Sims) dabei zuzusehen, wie sie aus den Einheimischen Informationen herausholen wollen. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass die beiden nicht direkt die Aufmerksamkeit von Omars (Anthony Azizi) Leuten geweckt haben. Sasha (Bridget Regan) und Azima (Jodie Turner-Smith) ist da mehr Erfolg vergönnt, wenngleich Omar das Wettrennen gewinnen kann und die wertvolle Fracht sich nun (vorerst) in seinem Besitz befindet.
Erste Kritik lässt sich an den folgenden Ereignissen üben, denn unser Team hat Omar mehr als einmal im Visier, ohne allerdings den Abzug zu drücken. Okay, es ist natürlich Vorsicht geboten und direkt wild um sich zu schießen, kann auch schnell mal nach hinten losgehen (ganz zu schweigen von zivilen Verlusten). Dennoch verpasst unsere Truppe durch ungewohnt zögerliches Vorgehen mehrere Fenster, um zuzuschlagen und wenn schließlich ein Schwarm Kinder Omar den nötigen Schutz verschafft, um unbehelligt zu seinem Helikopter zu kommen, darf man ob des Klischees schon leicht mit den Augen rollen.
Ohne Sashas riskante Aktion, die leider auch nicht gerade vor Glaubwürdigkeit strotzt, wäre die Mission hier bereits gescheitert gewesen. Aber gut, es gelingt ihr, eine Wanze zu platzieren, womit die Nathan James Omar nach Sardinien verfolgen kann - und dort eine neue Chance erhalten soll, um zuzuschlagen.

Hercules
Tom Chandler (Eric Dane) alias „Hercules“ gelingt es derweil, in das Büro von Giorgio (Jackson Rathbone) vorzudringen. Zugang verschafft ihm hier das Amulett von Lucia (Sibylla Deen), welches er in James Bond Manier von ihr „borgt“ - ganz so, wie es zu erwarten war.
Weniger erwarten ließ sich, dass sein kurzer Abstecher so problemlos verläuft, wie hier dargestellt. Sollte Giorgio nicht ein wenig skeptischer sein, was der neue Mann in seinen Reihen, dessen griechischen Freund er noch vor kurzem töten ließ, in seiner Freizeit so treibt? Sowohl Lucia als auch Giorgio wären jedenfalls gut beraten gewesen, Hercules mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihn stärker im Auge zu behalten, als es zunächst der Fall war. Ganz gleich, ob Lucia aufwacht, bevor Tom zurück ist oder Giorgio beziehungsweise einer seiner Männer ihn im Büro erwischt - das wären zwei spannende Situationen gewesen, aus denen Tom sich nur schwerlich hätte rausreden können. Insofern entscheiden sich die Macher für den einfacheren Weg, wenn Tom unbehelligt herumschnüffeln darf.
Auch hätten wir vermutlich ein paar größere Offenbarungen erwartet, als die halbwegs kryptischen Unterlagen, die Tom in Giorgios Büro vorfindet. Vielleicht keinen detaillierten Plan, der das Vorhaben der Bösewichte komplett offenlegt. Aber doch etwas Konkreteres, wie zum Beispiel einen Hinweis auf Giorgios Telefonpartner (und Boss) oder den Wissenschaftler, der die Samen erst brauchbar machen soll. Für letzteren kommt mit Blick auf den weiteren Episodenverlauf natürlich Dr. Paul Vellek (Peter Weller) in Frage, auch wenn dessen Rolle zunächst noch nicht danach aussieht. Aber abgesehen davon, dass diverse Proben an ein Labor geschickt wurden und sich jemand mit organischer Chemie beschäftigt hat, sind wir und Tom durch den Abstecher keinen Schritt weiter.
Spannender und informativer wird es erst, als wir erfahren, wohin die weitere Reise Tom führen wird. Hier laufen dann auch die beiden größeren Handlungsbögen zusammen, denn ein Treffen mit Omar führt zwangsweise dazu, dass sich die Wege von Slattery und Chandler kreuzen.

Sardinien
Die zweite Hälfte der Episode führt alle Beteiligten nach Sardinien, wo sich die Lage auch schnell zuspitzt. Angefangen mit den Verhandlungen zwischen Omar, Giorgio und Lucia, die sich schwieriger gestalten als angenommen. Denn Omar möchte doch sehr viel mehr Geld für seine Ware bekommen, als vereinbart war.
Diese Situation, die nur knapp einer Eskalation entgeht, liefert uns einen besseren Blick auf die beteiligten Mitspieler. So offenbart sich Lucia hier als das Hirn der beiden Geschwister und liefert letztendlich die passenden Argumente, um Omar zu überzeugen - während Giorgios kurze Lunte beinahe einen Krieg zwischen den Parteien zur Folge hat. Interessant ist auch, dass gleich mehrere Nationen (beinahe beiläufig) erwähnt werden, die auf der einen oder anderen Seite ihre Finger im Spiel haben und auf den großen Kuchen aus sind. Dadurch erhält die Unterhaltung auch gleich ein globaleres Ausmaß und da es Tom am Ende der Folge nicht gelingt, einen Keil zwischen Omar und Giorgio zu treiben, sieht es für unser „Last Ship“ nicht gerade sehr rosig aus - denn unsere Helden haben zurzeit keine Verstärkung in der Hinterhand.
Der nächste wichtige Punkt ist die Gestaltung des Wiedersehens unserer Crew mit Tom Chandler. Durchaus stimmig inszeniert, wie er dort in der Arena auf einen Gegner wartet und somit auch den Blicken seiner ehemaligen Besatzung ausgesetzt ist. Die Reaktionen reichen von verdutzten Gesichtern bis hin zu leicht humorvollen Bemerkungen, was sehr schön mit anzusehen war. Dass er anschließend mit Slattery kämpft und die beiden sich unbemerkt vom Publikum miteinander austauschen können, naja, war weniger stimmig, aber auch nicht die schlechteste Lösung. Ab hier geht die Episode dann auch in den actionreichen Endspurt über.
Ob es besser gewesen wäre, mit dem Treffen noch ein wenig zu warten oder Tom noch länger an der Seite von Giorgio und Lucia zu lassen? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Der bisherigen Dynamik der vierten Staffel dürfte es jedenfalls nicht geschadet haben, Tom wieder in den vertrauten Reihen zu wissen. Denn mit Slattery als MIA (und obendrein kurz vor KIA) kann es sicher nicht schaden, den alten Anführer wieder im Team zu haben. Wobei dank des Cliffhangers für nächste Woche eine schnelle Aktion gefragt ist, die mit Blick auf die Gegner nicht einfach werden wird.
Ferner lieferten die Gefechte am Ende wieder eine gute Portion Action und luden zum Mitfiebern ein. Kleines Manko dabei mag Slattery gewesen sein - es ist eben nie eine gute Idee, mit dem begehrten Preis vor der Nase eines Gegenspielers zu wedeln. Und erst recht nicht, wenn man vorher nicht auf Nummer sicher gegangen ist, ob der Gegenspieler tatsächlich unbewaffnet ist. Aber abgesehen davon waren die Auseinandersetzungen wieder gewohnt gute Kost.

Fazit: Bislang macht sich die Staffel wirklich gut. Von Flaute keine Spur, bleibt unseren Protagonisten kaum Zeit zum Durchatmen, was nie verkehrt ist. Hier und dort würde man sich zwar verstärkt ruhigere Momente - vor allem zwischen den Crewmitgliedern - wünschen, denn dort bleibt die Charakterentwicklung doch ein wenig auf der Strecke. Andererseits wurde diese Woche aber dafür die Gegenseite verstärkt beleuchtet. Mit Blick auf die jüngsten Geschehnisse bleibt es jedenfalls spannend, auch wenn nicht alle Ereignisse zu überzeugen wissen oder man sich von bestimmten Situationen etwas mehr erhofft hätte.

7/10
 
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