Joel.Barish
dank AF
Hrmph. Wissen wir, wie es bei Disney hinter den Kulissen abläuft? Wissen wir, wie es bei irgendeinem großen Studio hinter den Kulissen abläuft? Legt ein James Gunn sein Guardians Drehbuch bei Kevin Feige auf den Tisch und der sagt entweder "ja" oder "nein" und im Falle von "ja" geht das dann so wie es ist in Produktion? Sicherlich nicht. Haben Warner/DC David Ayer einen 200 Mio. Sack vor die Wohnwagentür gestellt und ihn ein halbes Jahr lang machen lassen, bis sie merkten, was für eine chaotische Chose sich da ergibt? Sicherlich nicht. Soll heißen: Colin Trevorrow ist schon mal grundsätzlich kein "Auteur" und war sich unter Garantie frühzeitig bewusst, dass er hier nicht Ansatzweise die Freiheiten eines Indie Films genießt. Das ist auch bei Rian Johnson der Fall und so war es auch bei JJ Abrams. Es wird sicherlich Unterschiede geben, wie viel argumentative und exekutive Macht ein jeweiliger Regisseur im Blockbuster/Franchise Studio-Bereich hat, aber wir müssen uns endlich mal von der Idee lösen der Regisseur eines Star Wars Films (oder MCU/DCEU/X-Men Films) könne mit (s)einer einzelnen Stimme regieren und einen Film maßgeblich formen. Das ist nicht der Fall (und davon nehmen selbst die meisten Arthouse/Indie Autorenfilmer von Abstand, die zumeist auf das kollaborative Element eines Filmdrehs hinweisen).
Das heißt nicht, dass Regisseure immer und explizit austauschbar sind, weil sie nur Marionetten sind. Regisseure spielen logischerweise eine Rolle (daher waren viele, ich eingeschlossen, sehr skeptisch bezüglich Trevorrow), aber diese Rolle wird für mein Empfinden häufig zu groß und zu alternativlos gefasst/geschätzt.
Die Vorfälle bei "Rogue One" und nun die Entlassungen von Lord/Miller und Trevorrow werfen natürlich kein gutes Licht auf die SW Produktion. Und ja, insbesondere der Lord/Miller Fall riecht mächtig nach Studio-Diktat und Konformitätswahn. Aber auch da gilt: Wir können die Details nicht kennen. Vielmehr irritiert, dass sich Filmemacher und Studio zumindest anfangs irgendwie einig waren und dann im Laufe der Vorproduktion oder beim Dreh, beim Begutachten des ersten Bildmaterials feststellten, dass sie sich irrten. Da sitzt das Studio natürlich am längeren Hebel; das ist nur logisch und dem muss man sich bewusst sein. Das ist - vielleicht abgesehen von Chris Nolan - bei keinem Film mit einem dreistelligen Millionenbudget großartig anders.
Man sollte aber auch nicht immer davon ausgehen, dass Regisseure es besser wüssten als Studio Bosse und Produzenten. Man könnte die Entlassung (oder welcher Euphemismus auch immer gebraucht wird) von Trevorrow auch als "Quality Control" seitens Disney sehen. Für den Zuschauer ist es dann die Frage, ob sie dem Qualitätsstandard des Studios zustimmen/diesen annehmen oder Veränderung wünschen. Ich habe mich zur Zukunft von SW schon einmal lang und breit geäußert; Johnsons Episode VIII warte ich noch ab, doch die Vorzeichen verdichten sich, dass man beim SW Franchise und dem Wunsch nach Neuerungen/Originalität mit Dante halten sollte: "Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren"
Der Fall von Colin Trevorrow ist besonders interessant, weil seine Verpflichtung ja schon weniger ein Ausdruck künstlerischer Originalität war (das ist bei Rian Johnson anders, würde ich behaupten), sondern eher wirtschaftliche Kalkulation entsprach. Der Mann hat Jurassic World zu einem Publikumsrenner gemacht - zumindest suggerierte das Kinoeinspiel, dass die Leute den Film mochten, was natürlich ein vorschneller Trugschluss war, sich aus Marketingsicht aber leicht erklären lässt. Jetzt mit den vernichtenden Kritiken für "Book of Henry" und der Disney-eigenen Unruhe rund um Lord/Miller kann ich mir gut vorstellen, wie man sich noch einmal zusammengesetzt und Ideen/Absichten verglichen hat und zu dem Entschluss gekommen ist, dass Episode IX zu wichtig ist, um einem doch noch nicht so sattelfesten Regisseur die Zügel in die Hand zu drücken. Ganz egal wie sehr man als Studio ohnehin das Pferdchen an der Leine führt.
Johnson als Kandidat für IX klingt zunächst einmal logisch. Sein Film dürfte so weit fortgeschritten sein, dass Kathleen Kennedy und Co. gut einschätzen können, was man von Johnson im Umgang mit Star Wars erwarten kann. Macht er IX ist das natürlich ein Festhalten an Gleichheit, eine Verschärfung des stilistischen Status Quo. Aber nochmal: Colin Trevorrow wurde nicht als origineller Abstraktionskünstler engagiert, sondern ebenfalls bereits als jemand, der innerhalb eines gewissen persönlichen Spielraums SW so weiterführt, wie es das Gremium und die schreiberische Gemeinschaft für richtig hält.
Wen ich noch für möglich halte für den Ep. IX Posten?
- Ava DuVernay: Sie hat gerade "A Wrinkle in Time" als relativ teuren/großen Film für Disney fertig, ist also schon im Haus bekannt und erprobt. Außerdem war schon jetzt bei Abrams/Johnson und insbesondere Trevorrow das Geschrei (berechtigterweise) groß genug, dass sich auch SW mit der Idee anfreunden könnte/sollte, einer Frau die Regie-Zügel zu überlassen. Aber vermutlich möchte man den Ep. IX Regisseur zeitnah, bzgl. DuVernay aber erst "Wrinkle" abwarten.
- Michelle MacLaren: Seit Jahren im Gespräch für diverse Big Budget Aufgaben; hatte eigentlich ein eigenes Projekt in Produktion, welches aber - soweit ich weiß - pausiert. Dann wird die Frage sein, wie sehr, wenn überhaupt, sie bei der finalen "Thrones" Staffel involviert sein wird. Auf dem Zettel stehen wird sie garantiert.
- Matthew Vaughn: Ist stilistisch näher dran an Abrams/Johnson als man es über Trevorrow sagen konnte. Er kann Franchise und muss es nicht immer R-Rated haben.
- Taika Waititi ... hat sich selbst schon wunderbar ironisch aus der Diskussion herausgenommen
- Joe Wright: Hat sich nach der Pan Katastrophe mit "Darkest Hour" wohl wieder rehabilitiert. "Pan" wirkt als Blockbuster-Versagen sicherlich schwer, aber SW könnte für ihn passen.
Persönlicher Wunsch:
- Die Wachowskis: Wird nicht passieren, aber allein die Vorstellung ...
Das heißt nicht, dass Regisseure immer und explizit austauschbar sind, weil sie nur Marionetten sind. Regisseure spielen logischerweise eine Rolle (daher waren viele, ich eingeschlossen, sehr skeptisch bezüglich Trevorrow), aber diese Rolle wird für mein Empfinden häufig zu groß und zu alternativlos gefasst/geschätzt.
Die Vorfälle bei "Rogue One" und nun die Entlassungen von Lord/Miller und Trevorrow werfen natürlich kein gutes Licht auf die SW Produktion. Und ja, insbesondere der Lord/Miller Fall riecht mächtig nach Studio-Diktat und Konformitätswahn. Aber auch da gilt: Wir können die Details nicht kennen. Vielmehr irritiert, dass sich Filmemacher und Studio zumindest anfangs irgendwie einig waren und dann im Laufe der Vorproduktion oder beim Dreh, beim Begutachten des ersten Bildmaterials feststellten, dass sie sich irrten. Da sitzt das Studio natürlich am längeren Hebel; das ist nur logisch und dem muss man sich bewusst sein. Das ist - vielleicht abgesehen von Chris Nolan - bei keinem Film mit einem dreistelligen Millionenbudget großartig anders.
Man sollte aber auch nicht immer davon ausgehen, dass Regisseure es besser wüssten als Studio Bosse und Produzenten. Man könnte die Entlassung (oder welcher Euphemismus auch immer gebraucht wird) von Trevorrow auch als "Quality Control" seitens Disney sehen. Für den Zuschauer ist es dann die Frage, ob sie dem Qualitätsstandard des Studios zustimmen/diesen annehmen oder Veränderung wünschen. Ich habe mich zur Zukunft von SW schon einmal lang und breit geäußert; Johnsons Episode VIII warte ich noch ab, doch die Vorzeichen verdichten sich, dass man beim SW Franchise und dem Wunsch nach Neuerungen/Originalität mit Dante halten sollte: "Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren"
Der Fall von Colin Trevorrow ist besonders interessant, weil seine Verpflichtung ja schon weniger ein Ausdruck künstlerischer Originalität war (das ist bei Rian Johnson anders, würde ich behaupten), sondern eher wirtschaftliche Kalkulation entsprach. Der Mann hat Jurassic World zu einem Publikumsrenner gemacht - zumindest suggerierte das Kinoeinspiel, dass die Leute den Film mochten, was natürlich ein vorschneller Trugschluss war, sich aus Marketingsicht aber leicht erklären lässt. Jetzt mit den vernichtenden Kritiken für "Book of Henry" und der Disney-eigenen Unruhe rund um Lord/Miller kann ich mir gut vorstellen, wie man sich noch einmal zusammengesetzt und Ideen/Absichten verglichen hat und zu dem Entschluss gekommen ist, dass Episode IX zu wichtig ist, um einem doch noch nicht so sattelfesten Regisseur die Zügel in die Hand zu drücken. Ganz egal wie sehr man als Studio ohnehin das Pferdchen an der Leine führt.
Johnson als Kandidat für IX klingt zunächst einmal logisch. Sein Film dürfte so weit fortgeschritten sein, dass Kathleen Kennedy und Co. gut einschätzen können, was man von Johnson im Umgang mit Star Wars erwarten kann. Macht er IX ist das natürlich ein Festhalten an Gleichheit, eine Verschärfung des stilistischen Status Quo. Aber nochmal: Colin Trevorrow wurde nicht als origineller Abstraktionskünstler engagiert, sondern ebenfalls bereits als jemand, der innerhalb eines gewissen persönlichen Spielraums SW so weiterführt, wie es das Gremium und die schreiberische Gemeinschaft für richtig hält.
Wen ich noch für möglich halte für den Ep. IX Posten?
- Ava DuVernay: Sie hat gerade "A Wrinkle in Time" als relativ teuren/großen Film für Disney fertig, ist also schon im Haus bekannt und erprobt. Außerdem war schon jetzt bei Abrams/Johnson und insbesondere Trevorrow das Geschrei (berechtigterweise) groß genug, dass sich auch SW mit der Idee anfreunden könnte/sollte, einer Frau die Regie-Zügel zu überlassen. Aber vermutlich möchte man den Ep. IX Regisseur zeitnah, bzgl. DuVernay aber erst "Wrinkle" abwarten.
- Michelle MacLaren: Seit Jahren im Gespräch für diverse Big Budget Aufgaben; hatte eigentlich ein eigenes Projekt in Produktion, welches aber - soweit ich weiß - pausiert. Dann wird die Frage sein, wie sehr, wenn überhaupt, sie bei der finalen "Thrones" Staffel involviert sein wird. Auf dem Zettel stehen wird sie garantiert.
- Matthew Vaughn: Ist stilistisch näher dran an Abrams/Johnson als man es über Trevorrow sagen konnte. Er kann Franchise und muss es nicht immer R-Rated haben.
- Taika Waititi ... hat sich selbst schon wunderbar ironisch aus der Diskussion herausgenommen
- Joe Wright: Hat sich nach der Pan Katastrophe mit "Darkest Hour" wohl wieder rehabilitiert. "Pan" wirkt als Blockbuster-Versagen sicherlich schwer, aber SW könnte für ihn passen.
Persönlicher Wunsch:
- Die Wachowskis: Wird nicht passieren, aber allein die Vorstellung ...