Star Trek: Discovery S01E02 - Battle at the Binary Stars

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Battle at the Binary Stars" der US-Serie Star Trek: Discovery gibt es die erste große Weltraumschlacht. In Bezug auf unsere Hauptfigur Michael Burnham wird deutlich, dass es sich bei den ersten beiden Episoden „nur“ um einen Prolog handelte.

Dark Trek?
Beim Auftakt ließ sich noch monieren, dass neben Captain Georgiou (Michelle Yeoh), Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Saru (Doug Jones) kaum andere Figuren der Besatzung adäquat vorgestellt wurden. Nun, die Erklärung dafür gab es in dieser Folge, denn die ist von zahlreichen Verlusten geprägt, wobei Connor (Sam Vartholomeos) den Anfang macht und gegen Ende die schwerbeschädigte Shinzou von der verbliebenen Besatzung verlassen wird. Oh, und auch Philippa überlebt diese Episode nicht, was sich trotz des „Special Appearance“-Status von Michelle Yeoh als Überraschung werten lässt.
Zudem ist der sehr düstere Ton der Serie, der sich nicht nur in der dunklen Szenerie bemerkbar macht, mit der zweiten Episode sehr deutlich zu spüren. Aber ist das dann noch Star Trek, wie wir es kennen? Klar, es gab auch in den älteren Reihen hier und dort Verluste zu verbuchen. Aber die lassen sich nahezu an einer Hand abzählen und insgesamt ist das (Serien-)Franchise eher durch helle Bilder und ein sauberes Ambiente geprägt worden - jedenfalls, wenn man von Konsorten wie den Borg absieht. Wie also lässt sich nun Star Trek: Discovery damit vereinbaren?
Ganz einfach, denn die Serie ist ein Prequel. Die Föderation mag zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon gewisse Standards haben und auf ein Saubermann-Image aus seien. Aber das muss nicht unbedingt jetzt bereits voll zur Geltung kommen. In Star Trek - The Next Generation gehört der Konflikt mit den Klingonen bereits (oder zumindest die meiste Zeit über) der Vergangenheit an und in der Original-Reihe gab es die neutrale Zone bereits. Aber vor dieser Zeit kann es durchaus anders ausgesehen haben. Ein sehr dunkles Kapitel der Sternenflotte, von Krieg und Opfern geprägt, ist also durchaus im Bereich des Möglichen und sollte nicht gleich als untypisch abgestempelt werden - immerhin befindet sich die Föderation noch im Aufbau.

Wahnsinnig gut und unberechenbar
Zur Story muss man vermutlich nicht viele Worte verlieren, denn die eskaliert von Episodenanfang bis zum (bitteren) Ende. Oder gab es jemanden, der genau das von der zweiten Folge erwartet hatte? Klar, der Cliffhanger deutete auf ein großes Gefecht hin und die Shenzou hatte zuvor bereits Unterstützung geordert. Aber eine derartig riesige Schlacht, bei der die Föderation viele Verluste verbuchen muss? Kaum denkbar. Und abermals ein Lob an die Special-Effects-Abteilung - das sieht alles sehr großartig aus!
Zunächst einmal wird bestätigt, dass sich tatsächlich alle 24 Häuser der Klingonen eingefunden haben. T'Kuvma (Chris Obi) trifft zwar nicht auf uneingeschränkte Zustimmung, sondern wird von Kol (Kenneth Mitchell) aufs schärfste kritisiert, was uns einen Flashback auf T'Kuvmas Kindheit beschert. Aber am Ende stehen die Klingonen doch vereint da und nehmen das Feuer auf, womit nicht nur die Shinzou dem Untergang geweiht ist. Die Europa unter dem Kommando von Admiral Anderson (Terry Serpico) wird von T'Kuvma aufs Korn genommen, wobei er die diplomatischen Bemühungen des Admirals voll ausnutzt. "Remain Klingon!"
Aber die Niederlage der Föderation ist bei weitem noch nicht alles, was es zu verbuchen gibt. Michael hatte befürchtet, dass der Tod von T'Kuvma, für den Philippa eine Möglichkeit gesehen hatte, ins Märtyrertum führen und dem drohenden Krieg bloß noch mehr Feuer geben würde. Tja, der Klingone überlebt diese Folge tatsächlich nicht und Voq (Javid Iqbal) ist mehr als bereit, die Fackel weiterzutragen. Insofern sind jetzt die schlimmsten Befürchtungen eingetroffen und das Schicksal kann seinen Lauf nehmen.

Michael Burnham
Diese Folge war eindeutig ein Prolog für die Serie, was man anhand der wichtigsten Figur auch merkt. Michael steht im Mittelpunkt und das auch selbst dann, wenn draußen die Schlacht tobt. Wer mit dieser Figur nicht warm wird, kann sehr wahrscheinlich die Finger von der Serie lassen, denn Michael ist tatsächlich das A und O der Serie (bislang jedenfalls). Und mit was? Mit Recht!
Erwartungsgemäß landet sie erstmal hinter schwedischen Gardinen, des Kommandos enthoben und aller Befehlsgewalt beraubt. Sie muss tatenlos zusehen, wie die Shenzou zerlegt wird und hat das Glück, sich in einer abgeschirmten Kammer zu befinden. Jedenfalls so lange, bis das Schutzfeld versagt.
Ein Großteil der Spannung wird uns jedenfalls durch Michael beschert, die nur knapp aus ihrer misslichen Lage fliehen kann. Und das auch nur, um sich in der nächsten Szene Philippa gegenüber zu sehen. Zu den beiden muss man nicht viel sagen, das erledigen schon die Rückblicke. Dennoch war es spannend, dem weiteren Verlauf zu folgen und zuzuschauen, wie die beiden gemeinsam auf ihre Mission gehen, die überraschenderweise nicht so glatt verläuft, wie geplant.
Da Burnham überlebt und zunächst von der Föderation in einer (okay, wirklich unangemessen düsteren) Szene in den Knast geschickt wird, darf man gespannt sein, wie es mit ihr weitergeht. Ansonsten sei angemerkt, dass ihr Sarek (James Frain) in der Episode zur Seite steht, was durchaus Fragen auf die Fähigkeiten der Vulcanier nach sich zieht. Gedankenverschmelzung schön und gut, aber jetzt über so eine lange Distanz und mit der Begründung, es rühre daher, dass sie einst mal verschmolzen waren? Ganz so weit sollte man die Dinge nicht biegen, sonst könnte man auch gleich einen Star Trek Film drehen, wo die Transporter über ungeahnte Weiten funktionieren. Oh.

Fazit: Grandiose Folge. Bitte mehr davon. Star Trek: Discovery geht einen ungewohnten Weg und ist sehr gut darin. Es mag zwar „nur“ der Prolog für die weitere Geschichte gewesen sein, aber der Ansatz passt, sorgt für jede Menge sehr gut visualisierte Action und macht Lust auf mehr.

9,5/10
 
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