Top 10 Horrorfilme

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Joel.Barish schrieb:
Ist nicht viel interessanter, welche Filme da konkret jemandem gefallen haben? (Und damit ignorieren wir ja noch die Frage, ab wann ist ein Film Horror?)

:top:

Joel.Barish schrieb:
Ich persönlich nenne da immer "Scream", der für mich ein absoluter Lieblingsfilm und einer der besten Horrorfilme überhaupt ist. Carpenters "Halloween" mag ich und ich bin mir bewusst, dass es ohne "Halloween" keinen "Scream" gegeben hätte, aber dennoch mag ich den "modernen" Film lieber.

:love: :love: :love: :love:

Erläuterung:

Ich belasse es einfach mal bei den Smileys, weil wir ziemlich oft, ziemlich exzessiv aneinander vorbei reden und ein Smiley manchmal mehr sagt als Worte :smile:
 
A

AlecEmpire

Guest
In meiner persönlichen Horror Liste tauchen keine einzelnen Horrortitel von irgendwelchen Horroreihen auf, der Filmtitel steht immer stellvertretend für die ganze Reihe. Ich finde so eine Auflistung wird dem Ganzen etwas gerechter. Der beste Titel einer Reihe ist ohnehin in der Regel das Debüt oder das Sequel (siehe Hellraiser oder SAW). Du hast aber recht, mit neuen Horror Titeln kleckere ich in der Liste auch nicht gerade, bei Butch fand ich es jedoch noch deutlich ausgeprägter, insbesondere der Fokus auf wirklich alte Filmklassiker. Ist aber wie erwähnt ok, ich war nur neugierig. Wenn Filme wie Blairwitch oder REC fehlen, dann muss nicht zwangläufig eine "Abneigung" gegenüber Found Footage(!) Filmen vorliegen, aber es ist naheliegend, dass darauf zumindest nicht die Präferenzen liegt, was ja nun auch der Realität entspricht.

Die Neu-moderne Horrorwelle ist denke ich als offensichtlichstes Merkmal natürlich insbesondere an den Zeitpunkt der Erscheinung geknüpft. Zumindest war das meine Hauptintention. Seit 2002 haben eine Vielzahl an Regisseuren eine neue Welle an Horror Filmen erschaffen, die sich insbesondere in kompromissloser Härte widerspiegeln und in dieser Form zu früheren Zeiten niemals das Licht der Welt erblickt hätten.
Regisseure die gerne auch unter der recht prägenden Bezeichnung Splat-Pack zusammengefasst werden, definieren eine neue Ära des Horrors Films.

Persönlich sehe ich in Filmen wie The Descent keine realitätsbezogenen Anspielungen, vielleicht habe ich mich damit aber auch nicht so intensiv beschäftigt wie Du. Zumindest lese ich keine Deadline, Virus und ähnlich gearteten Magazine, ich weiss nicht was sich die Regisseure dabei denken. Prinzipiell lässt sich ohne konkretes Hintergrundwissen jede realbezogene Greultat auf einen Horrorfilm in der einen oder anderen Weise reflektieren, da bin ich immer vorsichtig.

Interessant finde ich deine Aussage, dass es sich bei der Found Footage Erzählweise um kein Subgenre handelt. Wie genau definiert man ein Subgenre innerhalb des Horror Generes? Das Found Footage Format beeinflusst im Horror Film nicht nur die Erzählweise, es beeinflusst jede einzelne Nuance eines Horror Filmes. Ein Film wie The Blair Witch Project würde ohne diese Erzählweise gar nicht erst existieren.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Martin Scorsese hat auch eine Horror-Top-11 (Bzw eine Liste der gruseligsten Filme) erstellt. BG exklusiv schreibe ich das hier mal in seinem Namen auf. :squint:

1.Bis das Blut gefriert (The Haunting, 1963)
2.Isle of the Dead (1945)
3.Der unheimliche Gast (The Uninvited, 1944)
4.Entity - Es gibt kein Entrinnen vor dem Unsichtbaren, das uns verfolgt :plemplem: (The Entity, 1982)
5.Traum ohne Ende (Dead of Night, 1944)
6.The Changeling (1980)
7.The Shining (1980)
8.Der Exorzist (The Exorcist, 1973)
9.Night of the Demon (1957)
10.Schloß des Schreckens (The Innocents, 1961)
11.Psycho (1960)

quelle


Interessant, wenn auch nicht überraschend, dass Filmkenner Scorsese eine Mischung aus alten und neueren Klassikern, als auch recht obskuren Vertretern des Genres wählt. 7, 8 und 11 findet man ja sowieso auf praktisch jeder Liste, der Rest bietet für Fans des etwas älteren Horrorfilms sicher einige Perlen. Vier davon stehen schon länger auf meiner "To Watch"-Liste.
 

Butch

Well-Known Member
Bis auf die bekannten 3 Klassiker kenne ich davon tatsächlich gar keinen nichtmal vom Titel her. Die meisten werde ich aber wohl auch nie nachholen bei Horrorfilmen aus den 40,50er Jahren hört meine Interesse einfach auf die sind mir dann doch zu antiquiert.
 
A

AlecEmpire

Guest
Boah... da liegt ja tonnenweise Staub drauf. Horror Classics oder Antiquitäten Top-Liste passt wohl eher. :wink:
Dürfte alleine schon gruselig genug sein in den Keller zu gehen und die Filme zu entrumpeln, sofern man sie denn besitzt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Die kann man sich auch fast alle schön restauriert auf Blu-ray besorgen, bevor man anfängt im Keller zu wühlen. Falls einer trotzdem eine 35mm-Kopie findet, darf er sie mir gerne überlassen. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
@Walter
So sind wir natürlich schneller und auch ein wenig langweiliger davon ab, aber da wir uns eh einig sind - passt schon. Danke. :top:

@Alec
Ich sprach ja von "Welle", weil du auch von "Welle" sprachst, genauer sagtest du "neumoderne Horror Welle", und ich frag(t)e mich, was genau du damit meinst. Du sprichst ja jetzt wieder von einer Welle, die diverse Horrorregisseure in den letzten Jahren begründet haben. Wenn ich mir angucke, wer da bei dem Wiki-Link unter "Spalt Pack" versammelt ist, wundere ich mich noch weiter. So wirklich toll passen die Leute da nicht zusammen. Robert Rodriguez schon mal gar nicht, Greg McLean nur mit "Wolf Creek", der als australischer Film aber auch irgendwie nur schwer unter so einer Gruppenbezeichnung einzusortieren ist. Auch wenn er "Saw" inszeniert hat, sind James Wans weiteren Filme doch gänzlich anderer Natur, aber immer noch Horror. Alexandre Aja mag von den Horror-Franzosen der letzten Jahre noch derjenige sein, der sich am stärksten am US-Kino orientiert, aber da er nach "High Tension" quasi nur Remakes gemacht hat (u.a. von einem südkoreanischen Film), kann zumindest ich ihn nur schwerlich mit der "Saw" und "Hostel" Welle vereinen.

Es ist vielleicht der etwas grobe und unironische Umgang mit Gewalt, der die meisten genannten Regisseure verbindet, aber das ist für mich irgendwie ein unbefriedigender Zusammenhang, wenn wir schon niedliche Gruppennamen haben (:squint:) und von einer "Welle" sprechen. Die erzählten Geschichten und die behandelten Themen sind dann doch häufig genug recht unterschiedlich. Und es gibt im Horrorfilm des 21. Jahrhunderts ja noch viele weitere Beiträge, wie im vorherigen Post von mir erwähnt.
Ich persönlich finde, wenn wir Regisseure und Filme verbinden und zusammenfassen, sollte da ein wirklich greifbarer Zusammenhang sein. Der Zusammenhang zwischen "Saw" und "Hostel" ist klar. Die hatten sicherlich auch Einfluss auf Rob Zombie, auch wenn "Haus der 1000 Leichen" vor "Saw" erschien, so wie "High Tension", der in vergleichbaren Gefilden wütet und irgendwie das Bindeglied zwischen genannten US-Filmen und den häufig unmissverständlich politisch aufgeladenen französischen Kollegen (Inside, Frontière(s), Martyrs). Ob du mir nun zustimmst, dass der 11. September sich massiv auf die Stimmung insbesondere des US-Horrors ausgewirkt hat, ist nicht so wichtig. Darüber könnten wir sprechen, müssen wir aber nicht. (:wink:) Aber "moderne Horror-Welle" zu sagen ist mir persönlich zu vage, weil das alles und doch gar nichts sagt. Zumindest wirft es für mich nur Fragen auf, was genau damit gemeint ist.
(Übrigens mal so unter uns. "Wirklich alte" Filme, wie du sagst, hat Butch in seiner Liste eigentlich nicht drin. Höchstens "Psycho". :wink: :whistling: )

@Scorsese
Die Liste von ihm habe ich schon mal gesehen. Ich kenne 1, 3, 6, 7, 8, 9, 10, 11. "Bis das Blut gefriert" ist das Original zum grauenhaft schlechten "Das Geisterschloss" mit Liam Neeson, Owen Wilson und Catherine Zeta-Jones. Das Original ist zu gleichen Teilen psychologisches Drama und Gruselfilm und natürlich altmodisch, aber ich finde ihn noch heute ziemlich effektiv. Nein, eigentlich finde ich ihn sehr, sehr gut. Gerade weil bis auf eine (noch immer sehr beeindruckende) Szene nicht groß auf Effekte gesetzt wird, sondern ganz natürlich über Bild, Ton und Darsteller der Schrecken vermittelt wird. Fast noch mehr Drama ist "Schloss des Schreckens". Wer im Englischunterricht mal mit "The Turn of the Screw" zu tun hatte, wird die Geschichte kennen. Wie gesagt, auch mindestens gleichwertig Drama und Grusel, aber gerade deswegen auch lohnenswert, weil das ganze Gruselwusel-Tohuwabohu umso besser wirkt, wenn wir lebendige Charaktere haben, deren Motivation und Charakter wir kennen. Wer nicht sofort einschläft, wenn die Farbe im Bild fehlt und wenn es nicht schon nach 15 Minuten wild und laut zur Sache geht, sollte zumindest die beiden (neben den eh etablierten 7, 8, 11) definitiv mal schauen.
 
A

AlecEmpire

Guest
Ganz ernsthaft, auch wenn es jetzt wohl nicht die große Offenbarung darstellt die Du dir möglicherweise ausmalen magst, denke ich tatsächlich, dass der "äußerst grobe und unironische Umgang mit Gewalt" den Splat Pack quasi "zusammenhält". Das kommt ja nicht von mir und ist wie du am Wikipedia Artikel erkennen kannst allgemeinens Gedankengut. In der Tat frage ich mich auch wie eine Name der Art von Robert Rodriguez dort hineingeraten ist, aber vielleicht ist in der "Splat Pack Welle" auch nur eine zeitlich bestimmter Rahmen zu finden, der um 2002 herum seinen Ursprung hat.

Das die französische Horror Welle (ich glaube ich nutze dieses Wort zu inflationär) sozial-politischen Ursprungs herrührt, ist augenscheinlich, da stimme ich in jedem Fall zu. Bspw. beim gennanten The Descent habe ich ein entgegengesetztes Empfinden, aber Du kannst da gerne näheres darüber berichten, würde mich sehr interessieren.
Wie würden deiner Meinung nach der Horror Film heutzutage aussehen, ohne jedem sozial-politisch-kriegstrauma besetzem Ursprung?

P.S.: Die Definition von alt ist sicherlich sehr subjektiv bestimmt, für mich reicht da diese Zeitspanne nicht so weit zurück, wie es in deinem Fall zu sein scheint. Zwar kenne ich durchaus Filme der Art von Die Fliege ( 1958 ) aus meiner Kindheit/Jugend, aber diese würden in meinem Sprachwortschatz wohl under dem Begriff "ultra-ur-alt" fungieren.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Joel.Barish schrieb:
@Walter
So sind wir natürlich schneller und auch ein wenig langweiliger davon ab, aber da wir uns eh einig sind - passt schon. Danke. :top:

Da wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft wieder die ein oder andere Gelegenheit bieten :biggrin:

@ Scorsese

Von der Liste habe ich bis auf 'Isle Of The Damned' alle gesehen und die größte Überraschung dürfte wohl 'Entity' sein. Zum einen, weil der Regisseur des Streifens Sidney J. Furie ist, der sich in jüngster Vergangenheit durch minderwertige DtD-Produktionen verantwortlich zeichnete und dessen Hochzeit in den 80ern ebenfalls hauptsächlich durch Action-Produktionen bestach, zum anderen, weil der Film quasi die sexualisierte-, massenuntaugliche Antwort auf Tobe Hooper's 'Poltergeist' ist. Der Film handelt von einer Frau, die in ihrem zu Hause von einem Poltergeist ähnlichen Wesens terrorisiert wird, das nicht, wie sonst in dieser Art von Film üblich, ihr Heim verwüstet, sondern stattdessen Freude daran hat, sein weibliches Opfer allnächtlich zu vergewaltigen.

'Entity' ist, wie der Titel bereits vermuten lässt, eine abstrakte, kuriose Abwandlung des Heimsuchungsthemas, zumindest für eine Hollywood-Produktion dieser Zeit, welche sich trotz des artverwandten Themas von den restlichen Produktionen dieser Art distanziert und versucht, den parapsychologischen- bzw. psychosozialen- mit dem originären, naturwissenschaftlichen Ansatz zu kombinieren. Dies gelingt dem Film in weiten Teilen tatsächlich ausgesprochen gut und die Passagen, die diesbezüglich durch das eigens angestrebte Raster fallen, werden durch die allgemeine Originalität der Geschichte und deren konsequent konstruierten Spannungsbogen egalisiert.

Natürlich wird indirekt, womöglich auch unbewusst, auf prägnante, christliche Metaphern, wie z.B. die unbefleckte Empfängnis verwiesen. Omnipräsent ist allerdings sowohl die freudsche Definition des "Ichs", des "Es" und des "Über-Ichs", als auch Erich Fromms 'Anatomie der menschlichen Destruktivität'.

Alles in allem ist 'Entity' ein durchaus sehenswerter Beitrag zum Horror-Genre und wohl der qualitativ Hochwertigste des Regisseurs.
 

Joel.Barish

dank AF
@Alec
Aber ist die Gewaltdarstellung für dich wirklich ausreichend, um Leute wie Marshall, Wan, Roth, Zombie und Aja über einen Kamm zu scheren? Insbesondere Wan hatte sich doch ziemlich früh in eine ganz andere Richtung entwickelt und Marshalls Filme sind teilweise kaum noch wirklich Horror (Doomsday). Außerdem sind solche mehr oder weniger "offiziellen" oder zumindest etablierten Gruppennamen doch quasi dazu da, um mal hinterfragt zu werden. Vielleicht ist das auch einfach nur so ein Fimmel von mir, dass ich mich mit solchen Schubladenbegriffen immer ein wenig schwer tue. :clap: "Splat Pack" vereint Regisseure von drei Kontinenten und mit teilweise doch recht unterschiedlichen Stilen und Filmen. Das passt für mich nicht.

Und ja, du hast Recht, dass "The Descent" sich thematisch und mit den politischen Hintergründen nicht so wirklich mit "Saw", "Hostel", "Frontière(s)" und Co vergleichen lässt. Deswegen tue ich mich ja auch so schwer, TD da mit in die Reihe zu setzen. Dass gesellschaftliche und politische Einflüsse auf ein Genre wirken ist klar und kaum ein Genre ist davon so unmittelbar betroffen, wie der Horrorfilm. Wenn dich das interessiert, solltest du mal gewisse Filme eines gewissen Landes mit politischen Vorkommnissen einer gewissen Zeit vergleichen. Wenn wir uns auf amerikanische Filme beschränken, sind die 50er dominiert von Kalter Krieg Paranoia (z.B. die erste Körperfresser Verfilmung "Die Dämonischen"), sind die 70er stark beeinflusst vom Vietnam Trauma und sind die fürhen 2000er beeinflusst vom 11. September. So wie "Godzilla" Japans Reaktion auf Hiroshima und Nagasaki war. Natürlich passt das nicht immer auf alle Filme der Zeit und sicherlich war das den Filmemachern nicht immer bewusst, aber so etwas färbt ab auf die Stimmung eines Landes und Filme sind häufig genug ein Spiegel dessen. Ich persönlich finde das durchaus interessant zu beobachten, auch wenn man sich da auch ganz schnell drin verrennen kann, wenn man dem zu viel Bedeutung zukommen lässt. :squint:

Ich sehe gerade, dass ich dir noch eine Reaktion schulde, warum "Found Footage" für mich kein Subgenre ist:
Es ist ein Stilmittel, eine Präsentationsform. Oder findest du, dass "Blair Witch Project", "Paranormal Activity", "Cloverfield" und "Chronicle" zum selben Genre gehören? Vergleiche diese Filme und eigentlich sollte klar sein, warum Found Footage nicht als Genrebegriff taugt. Ein Subgenre, wie im Bereich Horror der Zombiefilm, der Haunted House Horror oder Slasher, hat gewisse Plot Mechanismen, wiederkehrende Elemente in Form und ganz besonders Inhalt. Oder anders: Die Definition des (Sub-)Genres beschreibt WAS wir sehen, der Begriff "Found Footage" bezeichnet WIE wir es sehen. :smile:
 
J

Jion

Guest
Ich poste auch mal eine kleine "horror-film-liste" mit meinen liebslingsfilmen... und damit es etwas mehr Spass macht, besteht diese aus Zitaten, die in dem Film vorkommen. Mal gucken ob ihr sie erkennt.

"Redrum"
"Deine Mutter lutscht Schwänze in der Hölle"
"Ich will doch nur, dass sie mich in Ruhe lässt"
"Morgen ist der dritte Tag, danach wird der Lamia kommen und sie holen."
"Das war nicht der Teufel, sondern ein gottverdammter Baptist."
"Aufpassen Schätzchen, du verlierst."
"Kontakt!!!"
"Aufzeichnung Nummer 2 - Ich glaube ich habe einen bedeutenden Fund gemacht."
"Er hat da irgendwas komisches reingekippt, sehen Sie. Wäre Sie so freundlich es auszukippen?"
"Ich fühle mich halb tot" - "Ich finde das ist noch geprahlt, Sie sehen schon aus wie ne Leiche."
"Wenn sie die Maus gegessen hat, kann sie nichts sehen, sie ist wie tot."
"Liberate tuteme."
"Ich habe Zigaretten gefunden. Sie waren ganz unten auf dem Boden meines Rucksacks."
"Sie ist durch einen Bienenstich ins Koma gefallen."
 
A

AlecEmpire

Guest
Leider war die letzten Tage keine Zeit mehr da, aber verschoben ist nicht...

Joel.Barish schrieb:
Aber ist die Gewaltdarstellung für dich wirklich ausreichend, um Leute wie Marshall, Wan, Roth, Zombie und Aja über einen Kamm zu scheren? Insbesondere Wan hatte sich doch ziemlich früh in eine ganz andere Richtung entwickelt und Marshalls Filme sind teilweise kaum noch wirklich Horror (Doomsday). Außerdem sind solche mehr oder weniger "offiziellen" oder zumindest etablierten Gruppennamen doch quasi dazu da, um mal hinterfragt zu werden. Vielleicht ist das auch einfach nur so ein Fimmel von mir, dass ich mich mit solchen Schubladenbegriffen immer ein wenig schwer tue. :clap: "Splat Pack" vereint Regisseure von drei Kontinenten und mit teilweise doch recht unterschiedlichen Stilen und Filmen. Das passt für mich nicht.
Den Stempel Splat Pack haben die Regisseure bereits relativ früh verabreicht bekommen, er lässt sich daher eher den Frühwerken zuordnen und beschreibt für mich eine Zeitspannen in der derartige Regisseure und Filme wie Pilze aus dem Boden schossen. Dass die Bezeichnung heutzutage etwas der Realität hinterherhingt ist sicher zutreffend, aber die Hand Gottes wird auch heute noch als solches bezeichnet und hat schon seit Ewigkeiten keinen Ball mehr in Profi Manier über den Rasen gekickt. Deshalb den Titel aberkennen? Ist denke ich nicht üblich.


Joel.Barish schrieb:
Und ja, du hast Recht, dass "The Descent" sich thematisch und mit den politischen Hintergründen nicht so wirklich mit "Saw", "Hostel", "Frontière(s)" und Co vergleichen lässt. Deswegen tue ich mich ja auch so schwer, TD da mit in die Reihe zu setzen. Dass gesellschaftliche und politische Einflüsse auf ein Genre wirken ist klar und kaum ein Genre ist davon so unmittelbar betroffen, wie der Horrorfilm. Wenn dich das interessiert, solltest du mal gewisse Filme eines gewissen Landes mit politischen Vorkommnissen einer gewissen Zeit vergleichen. Wenn wir uns auf amerikanische Filme beschränken, sind die 50er dominiert von Kalter Krieg Paranoia (z.B. die erste Körperfresser Verfilmung "Die Dämonischen"), sind die 70er stark beeinflusst vom Vietnam Trauma und sind die fürhen 2000er beeinflusst vom 11. September. So wie "Godzilla" Japans Reaktion auf Hiroshima und Nagasaki war. Natürlich passt das nicht immer auf alle Filme der Zeit und sicherlich war das den Filmemachern nicht immer bewusst, aber so etwas färbt ab auf die Stimmung eines Landes und Filme sind häufig genug ein Spiegel dessen. Ich persönlich finde das durchaus interessant zu beobachten, auch wenn man sich da auch ganz schnell drin verrennen kann, wenn man dem zu viel Bedeutung zukommen lässt. :squint:
Ja besonders in Japan finde ich das sehr ausgeprägt, Hiroshima, die stetige Erdbebengefahr und andere Gross-Katastrophen, das spiegelt sich in der Filmhistorie wieder in kaum einen anderen Land. Diese Assoziationen sind absolut berechtigt.

Joel.Barish schrieb:
Ich sehe gerade, dass ich dir noch eine Reaktion schulde, warum "Found Footage" für mich kein Subgenre ist:
Es ist ein Stilmittel, eine Präsentationsform. Oder findest du, dass "Blair Witch Project", "Paranormal Activity", "Cloverfield" und "Chronicle" zum selben Genre gehören? Vergleiche diese Filme und eigentlich sollte klar sein, warum Found Footage nicht als Genrebegriff taugt. Ein Subgenre, wie im Bereich Horror der Zombiefilm, der Haunted House Horror oder Slasher, hat gewisse Plot Mechanismen, wiederkehrende Elemente in Form und ganz besonders Inhalt. Oder anders: Die Definition des (Sub-)Genres beschreibt WAS wir sehen, der Begriff "Found Footage" bezeichnet WIE wir es sehen. :smile:
So ganz kann ich dem noch nicht folgen.
Was haben z.B. REC, Juan of the Dead und Portrait of a Zombie gemeinsam? Ja, alle drei Filme zeigen Zombies und werden damit dem Zombie Genre zugeordnet. Aber, der eine ist ein Found Footage Film, der andere eine Komödie und der Dritte eine Fake Dokumentation. Sind bspw. Komödien nicht auch ein eigenes Genre für sich, ebenso wie es der Horror sehr weit gefasst auch ist? Sprechen wir nicht vom Horror Genre? Wieso aber sind Found Footage Filme dann nicht auch ein Genre für sich, wo ist der Unterschied?
Bei Wikipedia wird übrigens auch von einem Found Footage Genre gesprochen, allerdings hat Wikipedia nicht die Weisheit als letzten Schluss gepachtet und ich verwende das ungerne als Argumentationsgrundlage.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Zum Thema "found footage" habe ich diesen Beitrag bei wikipedia gefunden:

Found footage bezeichnet ein spezielles Genre vor allem experimenteller Filme, die ganz oder teilweise aus Filmmaterial bestehen, das nicht vom Filmemacher selbst gedreht wurde. Dabei gibt es verschiedene Formen des Umgangs mit dem Material, seiner Zusammensetzung und der Art seiner Aneignung und Umdeutung. „Found footage“ bedeutet „gefundenes Material“, der Found-footage-Film wird also mit fremden Filmmaterial aus Archivaufnahmen, Archivmaterial, Amateurfilmen, Unternehmensfilmen sowie Dokumentar- und Spielfilmbildern gestaltet.

Mit dieser Definition kann ich leben und schliesse mich ihr an.
 

Joel.Barish

dank AF
Klar, Genrebezeichnungen sind immer ein wenig schwammig. Gerade, wenn verschiedene Dinge kombiniert werden. Ich bin da auch - zugegeben - ein wenig kleinlicher als vielleicht andere Menschen. Ich sehe zum Beispiel einen Unterschied zwischen Tragikomödien und Dramödien. Aber Found Footage ist eben ein Stilmittel, eine Präsentationsform. Im Prinzip genau so, wie Animationsfilm eine Präsentationsform ist und kein Genre. Natürlich hat Found Footage eine größere Auswirkung auf die Narrative, aber für sich alleine stehend taugt "Found Footage" als Genrebezeichnung nicht. Wir wissen dadurch nicht im Geringsten, wie die Handlung aussieht, außer, dass eben gefundenes Bildmaterial verwendet wird. FF muss immer mit richtigen Genrebezeichnungen kombiniert werden. Found Footage Horror (bzw. Horror Subgenre), Found Footage Katastrophenfilm, usw. Nur Found Footage kann erstmal alles sein. Und deshalb tue ich mich damit schwer, es als Genre zu bezeichnen. Ich will das auch nicht zu breit treten. :whistling: Was Besseres als den Unterschied zwischen dem was wir sehen und wie wir es sehen, in meinem letzten Post, fällt mir jetzt als Erklärung nicht ein. :smile:

Walters Wiki Erklärung ist für mich auch irgendwie eigenartig bzw. wird dadurch nochmal deutlich, warum ich so regelmäßig ein Problem mit FF Filmen habe. Fast kein Film inszeniert wirklich konsequent und korrekt Found Footage. Und diese Wiki Erklärung geht ja mit dem Fokus auf Archivmaterial noch weiter. Die meisten FF Filme nutzen ja den mehr oder weniger selben Kniff, dass wir eben das mehr oder weniger komplette Bildmaterial von Leuten sehen, die Teil der Handlung waren. Da wurde, wird uns zumindest suggeriert, nichts aus bestehendem Material neu arrangiert, sondern wir sehen die gefunden Bänder. Nach der Beschreibung im letzten Satz des Wiki Auszugs fällt mir gerade nur die Formel 1 Doku "Senna" ein, die darauf passt. Und das macht die Verwirrung mit FF als Genrebezeichnung eigentlich noch offensichtlicher.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Joel.Barish schrieb:
Fast kein Film inszeniert wirklich konsequent und korrekt Found Footage.

Die meisten Filme werden auch fälschlicherweise mit der inflationär gebrauchten Bezeichnung "found footage" beworben. Auch Filme wie 'Rec', 'Paranormal Activity' usw. sind eigentlich Mockumentaries (Sci-Fi - Mockumentaries, Horror-Mockumentaries ect.), die sich FF-Elementen/Merkmalen wie z.B der Shaky-Cam bedienen.
 
A

AlecEmpire

Guest
In jedem Fall habe ich verstanden woraus Du hinausmöchtest und es ist auch alles andere als nicht nachvollziehbar für mich, mir verstärkt sich nur der Eindruck, dass diese Betrachtung zu eng gefasst und nicht mehr zeitgemäß ist.

Sieht man sich an wie Wikipedia Genre definiert:

"Unter Genre (vom französischen für „Gattung“) versteht man eine Klassifikation, mit der verschiedene Ausprägungen von Kunst, aber auch journalistische Darstellungsformen nach dem räumlichen und zeitlichen Bezug des künstlerischen Inhalts eingeteilt werden."

"Gattung bezieht sich auf das Ausdrucksmedium, Stil auf die Formensprache, Epoche auf die räumlich-zeitliche Zuordnung, und Genre auf den thematisch-motivischen Inhalt der Kunst."

Insbesondere lege ich da den Fokus auf die Aussage "verschiedene Ausprägungen von Kunst", welche die von dir eng gesteckte Definition doch deutlich aufweicht.
Ebenso "Stil auf die Formensprache", welches auch auf das Found Footage Stilmitte rückschließen lässt.

"Genre <> Gattung: "Da der Gattungsbegriff auf verschiedenen Ebenen verwendet wird und daher ungenau ist und keine Differenzierung für viele literarische Traditionen der Neuzeit bietet, wird auch oft von Genus oder Genos, Genre, Textart und Textsorte gesprochen. Die Gattungsbestimmung eines Textes geschieht in der Weise, dass typische formale Aspekte eines Überlieferungsstücks mit anderen verglichen werden (Gattungsfrage). Ergeben sich Übereinstimmungen, so darf angenommen werden, dass die verglichenen Stücke der gleichen Gattung angehören.""

Ich denke daher der Begriff Genre wird im Allgemeinen nicht so eng gesteckt und auch wenn es sich bei Found Footage um eine Erzählweise handelt, ergeben sich eine Vielzahl an Übereinstimmungen welche diese Bezeichnung rechtfertigen.

Selbstverständlich wird die Bezeichnung Found Footage häufig aus ihrem Realitätsbezug gerissen und für eine qasi pseudorealistsiche Erzählweise verwendet, aber auch das stellt eine Stilform dar, dem Zuschauer ein reales Geschehen authentisch zu vermitteln. Wobei wie von Walter erwähnt, der Begriff Mockumentarie sich seit Troll Hunter langsam aber sicher zu etablieren scheint.
 
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