Supernatural S13E03 - Patience

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Patience" der US-Serie Supernatural führt uns der Mord an einem Medium zum Fall der Woche. Während Dean sich zusammen mit zwei Gastfiguren auf die Jagd begibt, bleiben Sam und Jack im Bunker.

Patience
Der Fall der Woche bringt ein paar bekannte Gesichter mit sich. Jodie Mills (Kim Rhodes) hat ihren ersten Gastauftritt in der 13. Staffel und wird von Sam (Jared Padalecki) auf den Fall angesetzt. Ein Wraith (Jon Cor) hat sich in den ersten Minuten der Folge am Medium Dede (Chelsey Reist) verköstigt und offensichtlich einen Appetit für medial begabte Personen entwickelt. Dem muss Einhalt geboten werden und somit alarmiert Gastfigur Nummer zwei - Missouri Moseley (Loretta Devine) - die Winchesters.
Um das Thema Sam und Dean (Jensen Ackles) geht es gleich noch. Hier sei nur angemerkt, dass Dean die Gelegenheit wahrnimmt, um den Bunker zu verlassen und auf die Jagd zu gehen - obwohl Sam der Meinung ist, Jodie könne den Fall alleine händeln. Insgesamt kaum überraschend, war das Jagen doch schon immer für eine Ablenkung bei Dean gut.
Missouris Auftritt ist aber eine kleine Überraschung. Lang, lang ist es her, dass wir sie zuletzt sahen. Um genau zu sein, hatte sie in "Home" (1x09) ihren ersten und - bis zu dieser Folge - einzigen Auftritt. Als Medium erkennt sie auch sofort, dass Dean schwere Verluste zu verbuchen hatte ("I'm sorry for your losses"), womit die Begrüßung zwar herzlich aber direkt entwaffnend ausfällt - Missouri macht niemand etwas vor. Sie setzt Jodie und Dean sogleich über den Fall ins Bild, wobei ihre größte Sorge aber ihre Familie betrifft, denn Enkelin Patience Turner (Clark Backo) steht ebenfalls auf dem Speiseplan des Monsters der Woche.
Der Handlungsstrang ist vergleichsweise simpel gestrickt. Die Absicht des Monsters ist von Beginn an klar und die Personen, auf die es Hunger hat, sind ebenfalls direkt bekannt. Damit alleine holt man niemanden hinter dem Ofen hervor. Etwas komplizierter wird es erst bei den Familienverhältnissen der Turners, denn Sohn James (Adrian Holmes) hat sich vor Jahren von seiner Mutter entfremdet. Somit erwartet uns im Folgenverlauf eine gute Portion Familiendrama (zur Abwechslung nicht nur bei den Winchesters), welches durch den Tod von Missouri deutlich an Fahrt gewinnt.
Ja, es ist sehr bedauerlich, dass erneut eine Gastfigur zurückgeholt wird, um sie direkt wieder abzumurksen (da werden direkt böse Erinnerungen an die zwölfte Staffel wach). Es war sogar recht dumm von Missouri, Jodie und Dean fortzuschicken, obwohl sie wusste, dass das hungrige Schreckgespenst als nächstes bei ihr auftauchen würde. Vermutung wäre, dass ihr bereitwilliges Opfer (stark gespielt von Devine) James die Augen öffnen sollte - vielleicht etwas weit hergeholt, aber wie gesagt mit Blick auf das Familiendrama doch effektiv.
Als Zuschauer durfte man sich zusätzlich erschrecken, als erst James, dann Jodie und schließlich Dean vom Wraith getötet wurden, nachdem dieser Patience in seine Gewalt gebracht hatte. Glücklicherweise nur eine Vision von Patience, die sich kurz darauf als nützlich erweist - aber der Schreck hat (zumindest beim Ableben von Jodie) gesessen.
Deans Gefühlswelt wird nach der Begrüßung durch Missouri in diesem Handlungsstrang nicht weiter thematisiert (da hätte sich doch etwas angeboten, eventuell im Dialog mit Jodie). Sein abschließender Rat für Patience wirkt aber besonders ruppig, wobei er der Meinung von James ist, dass sie ihre medialen Eigenschaften unterdrücken und ein „normales“ Leben führen sollte. Jodie sieht das etwas anders, womit der Verdacht naheliegt, dass Patience sich im geplanten Spin-off Wayward Sisters blickenlassen wird (falls man den Casting-Meldungen dazu trauen kann, wird dem wohl auch so sein).
Somit stellt diese Episode die Einführung des Mediums Patience Turner dar. Es ist aber noch ein bisschen früh, um ausgiebig über sie zu urteilen. Ihre Auftritte hier sind sympathisch, sie kann beim Endkampf durch ihre Eigenschaften schlimmeres verhindern und könnte in der Tat eine gute Rolle im Spin-off abbekommen. Wie gut sie sich aber mit den anderen Figuren unter Jodies Obhut verträgt, bleibt abzuwarten - genau wie der Backdoor-Pilot, der uns in der zehnten Episode dieser Staffel bevorsteht.

Sam und Jack
Während der Titel der Episode sich beim Fall der Woche um eine Figur dreht, ist bei Sam die direkte Bedeutung des Ausdrucks (Geduld) gefragt. Er hat für Jack (Alexander Calvert) die vermeintlich einfache Aufgabe, einen Bleistift per Telekinese zu bewegen. Doch der Junge schafft es nicht, seine Kräfte zu aktivieren.
Sam geht sehr feinfühlig mit Jack um und auch wenn Dean später meint, er wolle doch nur die Kräfte des Nephilims nutzen, um Mary (Samantha Smith) zurückzuholen, lässt sich dieser Eindruck aus Zuschauersicht nicht teilen. Jack bekommt zunächst das aufgezeichnete Video seiner Mutter zu sehen und als es später an die Aufgabe geht, übt Sam doch nur sehr wenig Druck aus. Er gönnt Jack Pausen, geht auf ihn ein, zeigt sich fürsorglich und bemüht - all das müsste er nicht tun, wenn es ihm nur um Jacks Fähigkeiten ginge. Aber Sam glaubt an den Jungen und dass dieser eine Wahl für seinen weiteren Werdegang hat. Das sind schöne Szenen, die die beiden Darsteller da abliefern.
Und weshalb gelingt es Jack nicht, den Bleistift zu bewegen? Dean ist die Antwort. Dessen Worte von letzter Woche haben bereits Spuren bei unserem Nephilim hinterlassen. Tiefe Spuren. Denn Jack ist dank Dean der Meinung, er könne seine Fähigkeiten nur für böse Dinge gebrauchen - was er ganz offensichtlich nicht will. Im kleineren Highlight dieses Handlungsstrangs erfährt Sam dann auch, dass Dean Jack ins Gesicht gesagt hat, er werde ihn umbringen (sollte er sich zum Bösen entwickeln). Sam hat somit eine größere Baustelle vor sich, als er zunächst annahm. Und diese Erkenntnis bringt er bei Deans Rückkehr auch zur Sprache.

Winchesters
Bereits zu Beginn der Episode hinterlässt Dean keinen guten Eindruck bei uns. Seine strikte Antihaltung gegenüber Jack wird uns zwar erklärt - er wird beim Anblick des Nephilims an die Verluste des letzten Staffelfinales erinnert - aber sein Verhalten ist dennoch übertrieben. Im Streitgespräch zwischen den Brüdern führt Sam sogar an, wie Dean bei der Dämonenblutgeschichte nie den Glauben an seinen jüngeren Bruder verloren hat. Antwort: "You deserved to be saved. He doesn’t."
Das sind bittere Worte. Dean schreit geradezu heraus, dass er Jack an allem die Schuld gibt und wirft Sam vor, den Nephilim bloß benutzen zu wollen. Dass dieser das Gespräch mitbekommt, könnte sich als noch fataler erweisen, als die Lage um den verstörten Jungen ohnehin schon ist. Sam gibt zwar sein Bestes, um Deans Mauer aus Sturheit zu durchbrechen. Aber die letzten Worte sind Dean vorbehalten, der mit der Nennung Castiels (Misha Collins) vor Wut regelrecht explodiert.

The Empty
Als Dean in seinem emotionalen Ausbruch Castiel erwähnt, fangen Jacks Augen an zu leuchten. Wenn es einen Weg gibt, Dean umzustimmen, dann geht das vermutlich nur durch die Rückkehr des Engels und es sieht ganz danach aus, als wenn Jack dahingehend nun etwas unternimmt. Aber vermag er es tatsächlich, Cas zurückzuholen?
Wir sehen, wie Castiel in einer schwarzen Leere aufwacht, nachdem Jack seinen Namen geflüstert hat und erinnern uns an Billies (Lisa Berry) Worte bezüglich „The Empty“ - von dort kann angeblich niemand zurückkehren. Dass Jacks Stimme allerdings zu Cas durchdringt, ist schonmal ein Anfang. Somit werden wir wohl nicht eine Parallelwelt-Version des Engels bekommen, sondern den echten.

Fazit: Eine gute Episode. Beide Handlungsstränge konnten sich durchaus sehenlassen, wobei die Highlights abgesehen von einer kleinen Salve an Schockmomenten sicher bei Sam und Jack zu finden sind. Wegen Dean werden wir aber sicher noch etwas länger Bauchschmerzen haben, auch wenn es dahingehend am Ende einen kleinen Lichtblick in der schwarzen Leere gab. Der Fall der Woche diente zur Einführung einer neuen Figur, wobei sich der Tod einer anderen Gastfigur etwas zwiespältig betrachten lässt - dramaturgisch war das okay, aber glücklich wird da niemand drüber sein.

7,5/10
 
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