Binge vs. wöchentliche Ausstrahlung

Clive77

Serial Watcher
Måbruk schrieb:
Clive77 schrieb:
Das sollten auch nur Beispiele sein. Serien werden grundsätzlich anders als Filme konzipiert. Liegt schon alleine daran, dass Serien nicht komplett in einem Stück (mit allen Staffeln) fertiggestellt werden und - sofern keine Vorlage vorhanden ist - kein festes Ende haben. Der Serienschöpfer mag von Beginn an ein Konzept haben, was er über vielleicht fünf Staffeln oder so realisieren will. Aber bevor man überhaupt jemanden findet, der die Sache produzieren will, muss man erstmal die Idee an den Mann bringen. Und da weiß man halt noch nicht, ob das Ding dann bei Netflix beheimatet wird oder ein Free-TV Sender zuschlägt.
Jepp, ich habe allerdings manch Mal das Gefühl die haben gar kein Gesamtkonzept für weiitere Staffeln. Bspw. bei Wayward Pines, die war ja nur für eine Staffel angesetzt und wurde dann unter Würgen-und-Brechen irgendwie erweitert. Die Ansätze sind löblich, aber ich glaube so professionell läuft das nicht immer ab. :wink:
Bei den meisten "traditionellen" Serien ist das auch gar nicht nötig. Eine 08/15 Crime-Serie bringt jede Woche einen neuen Fall mit den gleichen Ermittlern. Stimmen die Quoten, gibt es eine weitere Staffel, usw. - stimmen die Quoten nicht, kommt die Absetzung und aus. Da benötigt man kein Gesamtkonzept.
Grob betrachtet gilt das auch für Serials (also unabhängig davon, ob ein Konzept für die gesamte Geschichte vorliegt oder nicht). Die Macher können erstmal nur eine Staffel ins Auge fassen, nicht mehr. Erst wenn grünes Licht für die nächste gegeben wird (meist einige Zeit nach Ausstrahlung der letzten Folge), wird weiter geplant, an Drehbüchern für die nächsten Episoden gearbeitet, usw. - dass es Serien wie Breaking Bad gibt, die ihr Ding durchziehen konnten, ist nicht selbstverständlich.

Achso, bei Wayward Pines hat man sich übrigens andersrum verkalkuliert. Die drei Buchvorlagen wurden in der ersten Staffel abgearbeitet und die Serie war als Event / limited series angesetzt. Für die zweite Staffel gab es keine Vorlagen mehr. Bestellt wurde sie trotzdem. :biggrin:


Måbruk schrieb:
Andersherum gibt es das ja schon, GoT Staffeln bei RTL2 gibt es ja quasi in der Flatrate.
Und jetzt rate mal, weshalb die das so machen. :biggrin:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Clive77 schrieb:
Bei den meisten "traditionellen" Serien ist das auch gar nicht nötig. Eine 08/15 Crime-Serie bringt jede Woche einen neuen Fall mit den gleichen Ermittlern. Stimmen die Quoten, gibt es eine weitere Staffel, usw. - stimmen die Quoten nicht, kommt die Absetzung und aus. Da benötigt man kein Gesamtkonzept.
Grob betrachtet gilt das auch für Serials (also unabhängig davon, ob ein Konzept für die gesamte Geschichte vorliegt oder nicht). Die Macher können erstmal nur eine Staffel ins Auge fassen, nicht mehr. Erst wenn grünes Licht für die nächste gegeben wird (meist einige Zeit nach Ausstrahlung der letzten Folge), wird weiter geplant, an Drehbüchern für die nächsten Episoden gearbeitet, usw. - dass es Serien wie Breaking Bad gibt, die ihr Ding durchziehen konnten, ist nicht selbstverständlich.
Auf jeden Fall interessant zu lesen, was Serien angeht kenne ich nur die Bekannten.
Schade finde ich, dass wirklich mutige Serien, die kommerziell nicht ankommen, dann in der Regel bei einer Staffel hängen bleiben. Aber das gilt ja auch für Filme, bspw. Dredd oder Hellboy, dessen Trilogie nie beendet wird.


Clive77 schrieb:
Achso, bei Wayward Pines hat man sich übrigens andersrum verkalkuliert. Die drei Buchvorlagen wurden in der ersten Staffel abgearbeitet und die Serie war als Event / limited series angesetzt. Für die zweite Staffel gab es keine Vorlagen mehr. Bestellt wurde sie trotzdem. :biggrin:
Tja, wenn man nicht an den eigenen Erfolg glaubt. :biggrin:

Clive77 schrieb:
Zitat von »Måbruk«
Andersherum gibt es das ja schon, GoT Staffeln bei RTL2 gibt es ja quasi in der Flatrate.
Clive77 schrieb:
Und jetzt rate mal, weshalb die das so machen. :biggrin:
Na ja, ich weiß nicht genau worauf Du hier hinauswillst. In jedem Fall würde es keinen Sinn machen, diese wöchentlich zu veröffentlichen, weil der Überraschungsmoment ja nicht mehr gegeben ist.
Ich meine das ist ja das was ich die ganze Zeit über sage, wieso sollte ich eine Woche warten, wenn ich die Serie schon längst woanders weitersehen kann? Wenn es keine Diskussionen darüber gibt, keine News, wenn ich mich mit niemanden Folge für Folge darüber unterhalten kann...
Wenn das alles nicht gegeben ist, weil die Staffel ja schon längt vollumfänglich gezeigt wurde, dann würde eine wöchentliche Ausstrahlung auch keinen Sinn mehr machen. Also entweder will man das Drumherum oder eben nicht. Die SS2 Verantwortlichen wollen es nicht, wieso habe ich noch nicht ganz verstanden. Sicherlich nicht, weil die so ein großer Menschenfreund sind, letztlich geht es da immer ums Geld.
 

Clive77

Serial Watcher
Mit der Bemerkung bezüglich RTL 2 wollte ich darauf anspielen, dass der TV-Sender mit seinen Event-Ausstrahlungen in Richtung Binge geht. Wurde bei der ersten Staffel von The Walking Dead damals schon so vom Sender gemacht und quotentechnisch hat sich das wohl sehr gelohnt, sonst wäre es bei einer einmaligen Sache geblieben.
Und vertue dich mal nicht, dass jeder GoT zum Zeitpunkt der Free-TV Ausstrahlung bereits gesehen hat. Nicht jeder hat Pay-TV oder ein Sky Ticket zum Streamen. Die normale Verwertungskette ist eben erst Pay-TV, dann Free-TV und dann Heimkino-Veröffentlichung. Wer sich da an keinen TV-Sender oder sowas binden will, wartet dann eben auf die DVD oder BR der aktuellen Staffel (wovon es hier im Forum ja auch einige gibt).
Und klar, wenn man nach jeder Folge mitdiskutieren, spekulieren, etc. möchte, muss man sich auf dem aktuellen Stand befinden oder im jeweiligen Thread sehr vorsichtig sein, wenn man nicht gespoilt werden möchte.

Womit wir langsam wieder zum Thema Binge kommen:
In erste Linie will ich eine gute Serie sehen (drüber diskutieren auch gerne, aber das ist eher zweitrangig und mehr ein Bonus - wenn solche Diskussionen überhaupt erst entstehen). Und bei dem traditionellen Weg bin ich da an die Ausstrahlungszeiten der Sender gebunden. Streamingdienste wie Netflix, Amazon & Co. gibt es noch nicht so lange und die Mediatheken der TV-Sender hatten auch nicht immer automatisch ihre aktuellen Serienfolgen zum Abruf im Programm - haben sie heute noch nicht immer oder wenn, dann nur die aktuelle Folge für eine Woche oder so).
Netflix hat da mit der ersten Staffel "House of Cards" die etablierten Regeln im Geschäft durchbrochen. Auch dort ging Fincher zunächst mit seiner Idee hausieren. US-Sender wie HBO, AMC und Showtime hatten Interesse, wollten aber erstmal nur einen Piloten sehen und nicht gleich eine ganze Staffel ordern - das war und ist größtenteils auch heute noch so.
Netflix war da offener und sehr risikobereit - auf einen Schlag zwei Staffeln bestellt, Fincher 100 Millionen dafür in die Hand gedrückt und machen lassen. Obendrein wurde die erste Staffel dann (in den Staaten, bis Netflix nach Deutschland kommen sollte, verging noch einige Zeit) komplett veröffentlicht - womit das Thema Binge erst aufkam. Zwar konnte man vorher schon bei den Streamingdiensten ältere Serien abrufen und eine Folge nach der anderen schauen, aber bei neuem Content war das bis dahin nicht der Fall.
Und weißt du was? Das kam großartig an. Kein Warten auf die nächste Folge mehr und freie Zeiteinteilung. Kein Zwang von Ausstrahlungsterminen. Vergessen, den Rekorder zu programmieren? Kein Problem. Und seit "House of Cards" händelt Netflix das mit allen seinen Eigenproduktionen so.

Ein Serienjunkie wie ich kann sich da in vollen Zügen einer fesselnden Serie widmen, bis die Staffel vorbei ist. Geht da was verloren? Manchmal schon, weil man sich möglicherweise nicht so intensiv mit jeder Folge auseinandersetzt und nachwirken lässt. Dafür muss ich aber auch nicht warten, bis mir die Auflösung des letzten Cliffhangers präsentiert wird. Möglicherweise fällt mir beim Bingen sogar mehr auf, wenn die Serie auf eine vorherige Episode anspielt, die etwas länger zurückliegt (sagen wir, in Folge 5 wird Bezug auf eine Szene in Folge 2 genommen - beim Bingen ist das vielleicht zwei Stunden her, dass ich die Szene gesehen habe, beim traditionellen Weg aber drei Wochen).

Ich für meinen Teil kann da beiden Systemen was abgewinnen. Aber der Junkie in mir tendiert wohl eher zum Bingen.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Ich bin persönlich ja auch der Meinung, das wird auf Dauer nicht gut gehen:
https://www.stern.de/lifestyle/jwd/tommi-schmitt--netflix--damit-ist-jetzt-schluss--9004242.html

Deswegen habe ich auch so etwas wie eine Verweigerungshaltung gegenüber Serien. Ich schaue nur, was mich wirklich von vornherein interessiert und konzentriere mich ansonsten lieber auf Filme und diese am liebsten im Kino. So weiß ich das Ganze dann auch immer noch richtig zu schätzen.
Ja klar, da verpasse ich dann vieles, aber egal wie ich mich anstrenge, verpassen werde ich so oder so vieles - und das Leben geht trotzdem weiter.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ach, einfach locker aussuchen. Man muss ja nicht alles sehen, nur weil vielleicht gerade alles besprochen wird.

So stumpfe TV-Berieselung kann mal heiter sein, aber doch nur touristisch.

Aber ja, ich kann diese Ohnmacht verstehen, von der schieren Auswahl erschlagen zu sein. Nur sollte man das halt positiv sehen. Besser als gäbs nur eine guckbare Serie.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Ich glaube in dem Artikel wird nicht nur von Ohnmacht gesprochen, sondern auch von einer gewissen Sucht. Die Sucht wiederum fübhrt dazu, dass man die Serie slebst gar nicht mehr genießen kann, weil es "nur noch" darum geht diese abzuhaken. Daher denke ich, dass das derzeit schon ein allgemeines Problem darstellt, die Masse an Serien, die seit einiger Zeit produziert werden. Ich glaube aber auch, dass sich das wieder geben wird, wahrscheinlich gibt es einen großen Knall und dann fährt das wieder auf Normalmaß zurück. Quasi die typischen Mechanismen eines Hypes.
 

Constance

Well-Known Member
Aber Sucht ist doch schon ein harter Begriff. Die Meisten werden Serien aus zu Grunde liegendem Interesse gucken. Es gibt monatlich zu jedem PayTV-Sender/Streamer eine Veröffentlichungsliste. Mit ein wenig Recherche sind Kandidaten doch einfach identifiziert.

Und ich bin voll für das Bingen. Natürlich war das Warten immer ein Spannungsaufbau. Der klassische Cliffhanger bedient sich dem Element sehr stark, bzw. ist auch ein wenig daraus entstanden. Heutzutage trennen mich lediglich 2 Minuten bis zu dessen Auflösung.

Das Problem an der gesteigerten Spannung bzgl einer neuen Folge hat aber auch Nachteile, beispielsweise wenn die aktuelle Episode nur Füllwerk oder sogar unbefriedigend ist, als die erhöhte, selbst auferlegte, Erwartungshaltung hat hoffen lassen.
 
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