Supernatural S13E05 - Advanced Thanatology

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Advanced Thanatology" der US-Serie Supernatural legen sich Sam und Dean mit dem Geist eines verrückten Arztes an. Das Abenteuer nimmt aber einen ungewöhnlichen Verlauf und behandelt das Thema Tod in mehrfacher Hinsicht. Inklusive eines unerwarteten Gastauftritts.

Fall der Woche
Thanatologie bezeichnet die Wissenschaft vom Tod, vom Sterben und der Bestattung. Der Fall der Woche um den Geist von Dr. Meadows (Sacha M. Romalo) greift das Thema bereits auf, denn der maskierte Geist fordert sich mit seiner Bohrmaschine mehr als nur den einen, vergleichsweise typischen Tod im Auftakt. Von den beiden Teenagern Shawn (Seth Isaac Johnson) und Evan (Josh Hudniuk) soll keiner die Episode überleben.
Bis etwa zur Mitte der Folge verläuft vieles nach Schema F, fühlt sich aber dennoch aufgrund diverser Faktoren (zu einigen kommen wie später noch) ungewöhnlich anders an. Bereits das Intro, bei dem wir Shawn und Evan bei ihrem Besuch der verlassenen Irrenanstalt folgen, dauert recht lange. Je nachdem, ob man den Found Footage Stil mag oder nicht, wird man den Wechsel zwischen den beiden Kameraperspektiven als stimmungsvoll oder unnötig verwackelt bezeichnen. Der Rezensent ist zwar kein großer Freund von wackeligen Kameras, die die Protagonisten stetig mit sich herumschleppen, aber für die etwa fünf Minuten und zur Einführung des unheimlichen Kollegen mit der Bohrmaschine war das schwer in Ordnung. Und zudem mal ein erfrischend anderes Intro.
Was Evan angeht, darf man bereits zu Beginn alle Hoffnung fahren lassen. Der wird nicht mehr gerettet. Shawn ist von den anfänglichen Ereignissen derart mitgenommen, dass es ihm die Sprache verschlagen hat. Abgesehen von ein paar Bildern gab es da für Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) keine großartigen Hinweise. Erst Mike (Micah Solis) kann da später Abhilfe schaffen und den Ort des Geschehens angeben. Zu dem Zeitpunkt ist aber auch Shawn verschwunden und soll uns lebend nicht wieder begegnen - hätte er mal seinen Rucksack mit der Maske lieber im Gebäude gelassen.
Auffällig ist an dem Fall also, dass keine der Gastfiguren gerettet wird. Die Winchesters können den Geist von Dr. Meadows zwar in die ewigen Jagdgründe schicken und später die Geister seiner Opfer erlösen (lassen), aber Mama Penny (Alisen Down) bekommt nur noch die Leiche ihres Sohnes zu sehen. Ein ungewöhnlich trostloses Ende, welches Hoffnungslosigkeit verströmt. Und diese Hoffnungslosigkeit bringt uns auch direkt zum nächsten Thema: Dean.

Dean
Am Ende von "The Big Empty" offenbarte Dean gegenüber Sam, dass er keine Hoffnung mehr übrig hat und der jüngere Bruder nun für beide die Hoffnung tragen müsse, dass Mary (Samantha Smith) noch lebt. Sam nimmt das diese Woche zum Anlass, um sich besonders nett gegenüber seinem Bruder zu verhalten.
So machen sich die beiden alleine an den Fall. Jack (Alexander Calvert) pausiert und darf sich Beastmaster anschauen, Dean bekommt zu seinem PB&J - Frühstück (welches mehr oder weniger subtil bereits an Castiel (Misha Collins) erinnert) ein Bier gereicht und später fragt Sam sogar, ob man den Abend in einem Strip Club verbringen soll - er hätte da ein paar gute Reviews zu einem gelesen.
Beim Strip Club - amüsante Szene übrigens - wird Dean natürlich hellhörig und fragt nach, was es mit den ganzen Nettigkeiten auf sich hat. Aber auch wenn uns da am nächsten Morgen suggeriert wird, dass Dean eine interessante und vergnügliche Nacht hatte, bleibt die Hoffnungslosigkeit bei ihm doch bestehen. Man kann sogar so weit gehen, bei ihm einen Todeswunsch zu erkennen. Denn nachdem Meadows besiegt ist und die Geister seiner Opfer Radau machen, hätte sich doch angeboten, das Anwesen schlicht zu durchsuchen. Irgendwo hätten sich die Leichen schon gefunden und die Geister anschließend mit dem üblichen Ritual erlöst werden können.
Stattdessen wählt Dean den eigenen (vorübergehenden) Tod, um Kontakt zu Shawns Geist aufzunehmen und so zu erfahren, wo die sterblichen Überreste zu finden sind. Unnötig riskant. Die Krönung kommt dann wenig später, als er die gewünschte Information erhalten hat, aber Billie (Lisa Berry) um eine Audienz bittet. Seine Forderung, Billie soll die Geister erlösen, war somit schlicht irrelevant. Das hätten die Winchesters auch selber machen können. Der alte Dean hätte sich gewünscht, wieder unter den Lebenden zu verweilen.
Es ist offensichtlich, was uns hier vermittelt werden soll. Wir bekommen mehr als deutlich aufgezeigt, wie es um Dean bestellt ist. Sein Kampfgeist und Überlebenswille sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Schon als Meadows mit der Bohrmaschine bedrohlich nah kam, ließ sich das verspüren. Aber wie sollen wir und Sam damit umgehen? Es ist deprimierend, Dean bei seinen Szenen zu folgen. Sollte er nicht wenigstens für Sam versuchen, sich wieder aufzurappeln? So schwer die Verluste auch wiegen, hat Dean doch letzte Woche noch gesagt, dass Sam seine Stütze ist (und für beide die Hoffnung tragen soll). Außerdem gibt es tatsächlich noch "bullets, bacon and booze" - von daher sollte noch nicht alles verloren sein.
Es ist jedenfalls bezeichnend, dass Billie sich hier als Retterin in der Not erweist, weil die Winchesters noch einige Dinge erledigen müssen (welche, bekommen wir natürlich nicht mitgeteilt). Die letzten Szenen lassen derweil hoffen, dass Dean jetzt endlich seinen "win" bekommt und damit wieder zu seinem alten Ich zurückfindet. Hoffen wir mal das Beste, denn mit Depri-Dean werden sich zukünftige Abenteuer nur schwerlich bestehen lassen.

Billie
Erinnert sich noch jemand an die kosmischen Konsequenzen, die Castiel letzte Staffel in "First Blood" (12x09) hinaufbeschworen hat, als er Billie mit dem Engelstöter zu Leibe rückte? Ein Winchester sollte dort als Teil eines Deals über den Jordan gehen, was der Engel im Trenchcoat durch seine Aktion verhinderte. Die Konsequenzen fallen nun unerwartet positiv für Billie aus, denn sie wurde zum Sensenmann befördert. Womit auch gleichzeitig der Episodentitel eine weitere Bedeutung erhält.
Ob Lisa Berry in dieser Rolle zukünftig Julian Richings in Sachen Coolness das Wasser reichen wird, muss sich erst noch zeigen. In dieser Folge bekommen wir einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Todes und machen Bekanntschaft mit Reaper Jessica (Kayla Stanton), die allerdings noch keinen großen Eindruck hinterlässt.
Was Billie betrifft, mutet ihre Einmischung ins Geschehen nicht so ganz stimmig an. Eigentlich sollte ihr mehr daran gelegen sein, Dean im Reich der Toten zu behalten - schließlich gab es da letzte Staffel besagten Deal. Aber okay, sie meint ja, nun einen größeren Blickwinkel zu haben und die zukünftige Bedeutung der Brüder zu kennen. Von daher in Ordnung, dass sie Dean wieder gehen lässt. Aber sollte ihr dieser größere Blickwinkel nicht auch gezeigt haben, wie es zum Spalt kam und die Winchesters in der Parallelwelt (oder anderen Dimension, wie auch immer man das bezeichnen will) landeten, et cetera? Sie müsste doch auch mitbekommen haben, dass es mit Nephilim Jack noch einen neuen und mächtigen Mitspieler gibt. Dafür, dass sie nun den Sensenmann verkörpert, hat sie doch sehr wenig von den letzten Geschehnissen mitbekommen, was leichtes Stirnrunzeln verursacht.
Im Übrigen wäre es schön gewesen, zumindest einen kleinen Hinweis bezüglich der bedeutungsvollen Ereignisse zu bekommen, die den Winchesters bevorstehen. Ein paar Stichworte hätten schon gereicht.

Castiel
Viel gibt es nicht zu berichten, denn die Kontaktaufnahme unseres Engels erfolgt erst am Ende der Episode. Daher sei nur kurz angemerkt, dass Castiel sich telefonisch bei Dean meldet und beim Treffen eine doch sehr ernste Miene hat. Keine Umarmung, kein breites Grinsen und auch kein "Hello, Dean".
Das gibt doch ein wenig Anlass zur Spekulation, ob tatsächlich Castiel am Ende vor den Brüdern steht und nicht sein Doppelgänger von letzter Woche. Aber wäre der Hüter der schwarzen Leere trotz seiner Schläfrigkeit neugierig genug, um den Winchesters einen Besuch abzustatten und womöglich die Welt zu erkunden? Genaueres wird man da vermutlich nächste Woche erfahren.

Fazit: Schwierig. Der Fall der Woche war angenehm anders inszeniert und schuf mit seinem Ende eine Parallele zu Deans Gemütszustand, der uns als sehr hoffnungslos offenbart wird. Insofern eine weniger spaßige Folge, über die auch die amüsanten und gruseligen Momente nicht hinwegtäuschen können. Billies unerwartete Rückkehr will derweil noch nicht so recht überzeugen und Castiels Auftritt am Ende fällt eher merkwürdig aus.

7,5/10 ?
 
Oben