Joel.Barish
dank AF
Jetzt machen wir wirklich ein Fass auf. Aber das habe ja insbesondere ich auch angestoßen und ich denke, dass das bei so einem Gespräch über eine nationale Filmkultur nicht schaden kann. *Insbesondere* bei China. Denn warum sonst wirft man, in diesem Fall Butch, so einen Ländernamen als gewollte Grenze zur Filmauswahl in den Ring? Es macht keinen Sinn über eine nationale Filmkultur zu sprechen, ohne sich auch der Nation als solche zu nähern; ihren politischen/geographischen Grenzen, ihrer Geschichte, ihrer Kultur etc. Natürlich müssen wir hier kein fünfwöchiges Seminar über Geschichte, Politik und Kultur Chinas abhalten, aber eine knappe Bewusstmachung kann nicht schaden. Und so was spielt auch bei den Filmen eine Rolle, sogar bei den vermeintlich unpolitischen Actionfilmen.
Wie gesagt, die "Alle unter einem Himmel" Botschaft aus "Hero" wirkt nicht deshalb so #problematisch, da der Eroberungskrieg der Qing Dynastie legitimiert wird, sondern da über diese Botschaft das moderne China seine politische Macht und Herrschaftsgewalt über eben solche "Territorialstaaten" o.Ä. wie Hongkong, Taiwan und Tibet unterstreicht.
Fangen wir nur mal bei Basics an, z.B. bei Hongkong. Die Briten war seit dem frühen 18. Jahrhundert in Hongkong unterwegs und Hongkong selbst seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderte britisch besetzt, im 2. Weltkrieg von Japan besetzt und im Anschluss daran von Briten und Chinesen brutal umkämpft. Die Volksrepublik China wurde btw. erst 1949 ausgerufen - offiziell ohne Hongkong. Erst Ende der 1980er wurde die "Rückgabe" Hongkongs beschlossen, erst 1997 trat sie in Kraft, Mao ist lange tot und China hat sich in den rund 200 Jahren, in denen Hongkong besetzt war, ca. drei Dutzen mal neu er- und gefunden. Und selbst heute gilt für Hongkong noch das bekannte Schlagwort "Ein Land, zwei Systeme" für HK als Sonderverwaltungszone(*). Also in Kurzform: Erst 1997 hat sich Großbritannien offiziell aus Hongkong zurückgezogen. Von wann genau sind all die bekannten Hongkong Actionfilme?
Die Sache mit Taiwan ist sogar noch komplizierte, u.a. mit Chiang Kai-sheks antagonistischer Reaktion auf Mao. Das kann ich hier auf die Schnelle gar nicht aufdröseln, verlinke daher ganz naiv einfach zu Wiki. Und ich denke, wie kompliziert die Tibet-Frage ist, haben wir alle (zumindest wer jetzt etwa Mitte 20 ist) in den letzten zehn Jahre deutlich genug aufgeschnappt. Wir kennen zwar vielleicht nicht die Details, warum es dazu kam, aber dass es mehr als kompliziert ist, sollte feststehen. (Allerdings fällt Tibet als Filmproduktionsland ja auch so gut wie komplett raus.)
(*)Hongkongs "Autonomie" als Sonderverwaltungszone endet 2046. Um zu Filmen zurückzukehren: U.a. darauf spielt Wong Kar-wais Film "2046" ein, der eine lose Fortsetzung von "Days of being Wild" und "In the Mood for Love" ist.
Wie gesagt, die "Alle unter einem Himmel" Botschaft aus "Hero" wirkt nicht deshalb so #problematisch, da der Eroberungskrieg der Qing Dynastie legitimiert wird, sondern da über diese Botschaft das moderne China seine politische Macht und Herrschaftsgewalt über eben solche "Territorialstaaten" o.Ä. wie Hongkong, Taiwan und Tibet unterstreicht.
Das kann man ja wohl 0,0%-gar-nicht miteinander vergleichen. U.a. weil niemand der Genannten einen politischen Machtanspruch über "fremde" Gebiete hat bzw. ausübt. (Auch wenn es bestimmt ein paar bayrische Verschwörungstheoretiker/Reichsbüger gibt, die sich von Deutschland "besetzt" fühlen. Aber das führt jetzt zu weit weg.)Jay schrieb:Die Frage ist, ob wirs anders herum übel nehmen würden, würde ein Chinese Deutschland, Bayern, die Niederlande, Mallorca und Österreich in einen Topf werfen? (ich nicht)
Fangen wir nur mal bei Basics an, z.B. bei Hongkong. Die Briten war seit dem frühen 18. Jahrhundert in Hongkong unterwegs und Hongkong selbst seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderte britisch besetzt, im 2. Weltkrieg von Japan besetzt und im Anschluss daran von Briten und Chinesen brutal umkämpft. Die Volksrepublik China wurde btw. erst 1949 ausgerufen - offiziell ohne Hongkong. Erst Ende der 1980er wurde die "Rückgabe" Hongkongs beschlossen, erst 1997 trat sie in Kraft, Mao ist lange tot und China hat sich in den rund 200 Jahren, in denen Hongkong besetzt war, ca. drei Dutzen mal neu er- und gefunden. Und selbst heute gilt für Hongkong noch das bekannte Schlagwort "Ein Land, zwei Systeme" für HK als Sonderverwaltungszone(*). Also in Kurzform: Erst 1997 hat sich Großbritannien offiziell aus Hongkong zurückgezogen. Von wann genau sind all die bekannten Hongkong Actionfilme?
Die Sache mit Taiwan ist sogar noch komplizierte, u.a. mit Chiang Kai-sheks antagonistischer Reaktion auf Mao. Das kann ich hier auf die Schnelle gar nicht aufdröseln, verlinke daher ganz naiv einfach zu Wiki. Und ich denke, wie kompliziert die Tibet-Frage ist, haben wir alle (zumindest wer jetzt etwa Mitte 20 ist) in den letzten zehn Jahre deutlich genug aufgeschnappt. Wir kennen zwar vielleicht nicht die Details, warum es dazu kam, aber dass es mehr als kompliziert ist, sollte feststehen. (Allerdings fällt Tibet als Filmproduktionsland ja auch so gut wie komplett raus.)
(*)Hongkongs "Autonomie" als Sonderverwaltungszone endet 2046. Um zu Filmen zurückzukehren: U.a. darauf spielt Wong Kar-wais Film "2046" ein, der eine lose Fortsetzung von "Days of being Wild" und "In the Mood for Love" ist.