Story XLVII - Verstecken

Clive77

Serial Watcher
„Mama, mir ist langweilig!“
Maria gab einen leisen Schrei von sich, als sie die Stimme ihrer Tochter Theresa in ihrem Rücken vernahm. Beinahe ließ sie das alte Familienfoto, das sie in diesem Moment in Händen hielt und das sie zuvor lange nachdenklich betrachtet hatte, fallen. Stattdessen legte sie es in den Umzugskarton zurück, vor dem sie kniete, und wandte sich zu ihrer Tochter um, die in der Türschwelle zum Flur stand und sie mit großen Augen ansah.
„Kind, erschreck mich doch nicht so!“, schalt sie ihr Kind, nahm jedoch sämtliche Schärfe aus ihrer Stimme, als sie das kleine, verunsicherte Ding vor sich sah. „Was ist denn, Maus?“
„Mir ist langweilig. Willst du mit mir spielen?“
„Was macht denn dein Bruder gerade?“, wich Maria der Frage aus, „Könnt ihr euch nicht einen Moment miteinander beschäftigen?“
„Nein, Theo war gemein zu mir. Ich mag jetzt mit dir spielen! Bitte!“
Maria betrachtete ihre Tochter nachdenklich und warf dann einen Blick zurück auf die Umzugskartons, die hinter ihr verteilt auf dem staubigen Boden ihres zukünftigen Schlafzimmers lagen. Und auch noch in einer halben Stunde da liegen würden. Sie lächelte.
„Na gut. Was willst du denn spielen?“
Theresa strahlte.
„Verstecken!“
„Schon wieder?“
„Ja!“
„Na gut. Dann flitz schon mal runter, ich komme gleich hinterher!“
Das kleine Mädchen rannte aus dem Raum. Maria hörte ihre schnellen Schritte auf der Treppe in Richtung Erdgeschoss und ihre Stimme, die durch das alte Haus hallte.
„Theeeo!! Mama spielt Verstecken mit uns!“

Leise stöhnend richtete Maria sich auf und klopfte sich den Staub von den Beinen. Sie spürte, wie sich langsam Erschöpfung in ihr breit machte. Außerdem plagte sie schon seit einiger Zeit ein dumpfer Kopfschmerz. Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass es bereits später Nachmittag war. Sie würde sich nach dem Spielen mit den Kindern bald um das Abendessen kümmern müssen. Da die Küche des Hauses noch längst nicht eingerichtet war, würde es wohl auf geliefertes Fast Food hinauslaufen. Das erinnerte sie an Toni, der sie am Morgen, als ihre kleine Familie hier angekommen war, ganz liebevoll in Empfang genommen hatte. Er kümmerte sich als Nachlassverwalter um alles Geschäftliche bezüglich des Hauses und hatte ihr alles Wesentliche gezeigt, vom Warmwasserboiler im Keller bis zum Aufstieg zum Schornstein durch ein Dachfenster im oberen Stockwerk. Außerdem hatte er ihr einen Italiener in einer nicht weit entfernten Stadt empfohlen hatte, den sie vermutlich später gleich mal ausprobieren würde. Maria lächelte, als sie daran dachte, wie gut Toni sich mit den Kindern verstanden hatte. Hatte der Kleinen durchs Haar gewuschelt, spielerisch mit dem sechsjährigen Theo geboxt und sogar …
Maria verzog das Gesicht und rieb sich die Schläfe. Der Schmerzen pochten in ihrem Schädel und schienen sich für einen Moment zu intensivieren. Was hatte Toni noch getan? Hatte er nicht ein Geschenk für eines ihrer Kinder dabei gehabt? Maria versuchte sich zu erinnern, was das gewesen war, doch es wollte ihr nicht einfallen.
Sie gab auf. Zu viel Nachdenken war aktuell anscheinend nicht gut für sie. Zumindest, so dachte sie bei sich, erforderte das Versteckspiel von den Kindern nervenschonende Ruhe.

Sie verließ den Raum, der demnächst ihr Schlafzimmer sein würde, ging den kurzen Flur des Obergeschosses entlang und stieg die verstaubte Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Theresa und Theo, ihre zwei Sonnenscheinchen, standen bereits ungeduldig in der Diele und schienen wieder ein Herz und eine Seele zu sein.
„Mama! Spielen wir Verstecken?“, rief Theo.
„Hab‘ ich dir doch schon gesagt!“, wandte sich seine Schwester an ihn.
„Tun wir’s?“, hakte Theo nach.
„Ja“, sagte Maria nur.
„Okay! Wer zählt? Mussnich!“
„Mussnich!“ schrie Theresa beinahe synchron mit ihrem Bruder, ehe Maria überhaupt verarbeitet hatte, worum es ging.
„Mama zählt!“, erklärte ihr Großer unnötigerweise und grinste. „Bis 20!“
Maria begann, beinahe lautlos den Mund zu bewegen, während sie gemächlich an ihren Kindern vorbeischritt. Theresa und Theo schauten sie fragend an.
„Was machst du?“, fragte ihre Tochter.
Maria holte Luft und rief laut: „VIER…FÜNF…SECHS…!“
Theo und Theresa quietschten vergnügt auf und eilten davon. Fairerweise schloss Maria ihre Augen und drehte sich in Richtung Eingangstür, doch allein durch das Getrappel der kleinen Füße entging ihr nicht, dass ihre Tochter im Erdgeschoss blieb, während Theo sein Heil in der oberen Etage suchte.
„ZWÖLF…DREIZEHN…“
Theresa schien bereits ein Versteck gefunden zu haben, jedenfalls war von ihr nichts mehr zu hören. Aus dem oberen Stockwerk klangen immer noch hektische Schritte, die allerdings auch verstummten, als Maria bei der 18 angekommen war.
„NEUNZEHN…ZWANZIG! ICH KOMME!“

Sie öffnete die Augen und engte sie gleich wieder zusammen, als das Licht ihr stechend in den Kopf drang.
„Meine Güte“, murmelte sie leise und wandte sich vorsichtigen Schrittes nach links, auch (oder gerade weil) sich Theresa in die andere Richtung verkrümelt hatte. Sie betrat das Wohnzimmer. Oder vielmehr den Raum, der hoffentlich demnächst ihr Wohnzimmer darstellen würde. Aktuell war er, sah man von drei vollgeladenen Kartons mit Einrichtungsgegenständen und sonstigem Nippes ab, die Toni auf Marias Bitte hin notdürftig in der Mitte des Zimmers platziert hatte, leer. Der wuchtige Kamin, der fast die halbe Ostwand des Zimmers ausmachte, zog Marias Blick wie schon seit dem ersten Mal, als sie ihn erblickt hatte, magisch an. Sie freute sich schon darauf, sich irgendwann mal, wenn sich der größte Einzugsstress gelegt hatte, mit Theresa und ihrem Sohn vor das warme Feuer hinzulümmeln und Geschichten zu erzählen oder Quatsch zu machen oder einfach nur die gemeinsame Zeit zu genießen.
Marie ging von der Tür aus nach links durch das Zimmer, das eine L-förmige Form hatte und in kleineren Raum führte, der vermutlich mal als Esszimmer dienen würde. Durch einen offenen Durchgang erreichte sie die Küche, die sie größtenteils von der Vorbesitzerin – einer dementen, offenbar einst wohlhabenden Frau – übernommen hatte. Sie sah die rote Hose, die unter dem runden Frühstückstisch hervor lugte, sofort.
„Hmm, wo kann sich dieses Mädchen nur versteckt haben?“, sprach sie und wanderte demonstrativ langsam durch den Raum. „Sie wird doch nicht…in den Kühlschrank gekrochen sein?“ Maria öffnete hörbar den Kühlschrank, der noch ausgeschaltet und leer war. Unter dem Tisch drang ein leises Kichern hervor.
„Nein, da ist sie nicht. Seltsam.“ Sie näherte sich dem Tisch und zog einen der vier Stühle vor, die ihn umrahmten. Von denen kommt nachher mindestens einer in den Keller, beschloss sie beiläufig, während sie sich setzte. Mit fragendem Gesichtsausdruck blickte sie sich großflächig im Raum um und wippte dabei leicht mit einem Bein, bis sie auf einen sanften Widerstand stieß.
„Nanu!“
Sie schaute nach unten. Ihre Tochter, zusammengekauert und beinahe das Tischbein umwickelnd, erwiderte den Blick mit großen Augen.
„DA bist du!“, rief Maria und griff unter den Tisch. Theresa wandte sich lachend in ihrem Griff, während sie aus ihrem Versteck hervorgezogen wurde. Maria hob sie in ihren Schoß und knuffte sie in die Seite, was ihre Tochter mit noch lauterem Jauchzen beantwortete.
Nach einigem Schäkern wich das Lächeln plötzlich aus Theresas Gesicht und sie verzog die Miene.
„Mir geht’s nicht so gut.“
„Was hast du denn? Tut dir was weh?“
Theresa hielt sich eine Hand an den Kopf.
„Mein Kopf!“, sagte sie.
„Doll?“
„Nein. Nur ein bisschen.“
„Okay“, sagte Maria und setzte ihre Tochter sanft auf den Boden ab. „Weißt du, Mama geht es auch nicht so gut. Sollen wir gleich mal an die frische Luft gehen? Vielleicht hilft das. Und danach eine schöne Pizza?“
„Ohja! Darf ich Laufrad fahren?“
„Na, klar. Aber erst…“, Maria hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr, „müssen wir deinen Bruder finden.“
Theresa machte ein verdutztes Gesicht.
„Stimmt“, sagte sie und kicherte, „den hätte ich ja fast vergessen. Hihi.“ Sie hielt die Hände um ihren Mund und flüsterte ihrer Mutter leise ins Ohr. „Er ist nach oben gerannt!“
Maria nickte ihrer Tochter verschwörerisch zu. Gemeinsam verließen sie die Küche und gingen über die Treppe im Eingangsbereich in das obere Stockwerk. Vor ihnen erstreckte sich der dunkle Flur, von dem zu beiden Seiten je zwei Zimmer abgingen.
„Du rechts, ich links?“, raunte sie ihrem Kind zu.
„Okay“, antwortete Theresa und verschwand im ersten Zimmer zu ihrer rechten, das später einmal ihr Zimmer werden würde. Maria wandte sich nach links und betrat das Badezimmer. Ihr war gleich klar, dass sie das, was sie suchte, nicht in diesem Raum finden würde. Dafür war er zu übersichtlich. Pro forma warf sie einen Blick in die Badewanne, die natürlich bis auf den leicht fleckigen Boden leer war. Da das Zimmer ansonsten bis auf das beinah antike Waschbecken und die glücklicherweise bisher tadellos funktionierende Toilette nichts zu bieten hatte, verließ sie es wieder, wobei sie im Flur beinahe mit ihrer Tochter zusammenstieß.
„Nichts“, sagte Theresa ernst.
„Okay. Dann … gehst du ins Schlafzimmer und ich gucke in, äh, dem anderen Raum?“
Theresa schien einen Moment nachzudenken, bevor sie nickte und dem Vorschlag mit einem leisen „Mhm“ zustimmte. Sie ging voran und dann nach rechts in das leere Zimmer, während Maria mit einem unguten Gefühl den linken Raum betrat.
 

Clive77

Serial Watcher
Ihre Kopfschmerzen schienen mit Überqueren der Schwelle weiter zuzunehmen. Sie stöhnte leise und griff sich an die Schläfe. Langsam sah sie sich um. Wie im Wohnzimmer standen auch hier lediglich Kartons, an denen zudem ein blauer Rucksack lehnte. Ansonsten war der Raum verlassen. Maria warf einen Blick in einen der Kartons und fragte sich, als sie einiges Spielzeug und Kuscheltiere erblickte, warum sie oder der nette Hauswirt die Sachen nicht direkt in Theresas Zimmer gebracht hatten. Sie überlegte scharf, konnte sich aber beim besten Willen nicht erinnern, was sie für dieses Zimmer hier geplant hatte. Als sie ihren Blick erneut im Raum umherschweifen ließ, fiel ihr plötzlich eine kleine Tür auf, die in die rechte Wand integriert war. Sie befand sich in der Ecke des Raumes und war wegen der dort verlaufenen Dachschräge in der oberen Hälfte dreieckig geschnitten, um sie problemlos öffnen und schließen zu können. Sie war vielleicht einen Meter breit und etwa 1,5m hoch. Außerdem stand sie einen Spaltbreit offen.
Maria wusste nicht, wieso, aber der Anblick dieser Tür beunruhigte sie zutiefst. Dennoch näherte sie sich langsam. Sie hatte das Gefühl, dass sie unbedingt einen Blick hinter diese Tür werfen musste. Etwas nagte an ihr. Etwas, dass sie einfach nicht zu fassen kriegen konnte. Weswegen war sie hier oben, in diesem Zimmer? Was hatte sie hierher getrieben? Maria ahnte, dass es irgendeinen Anlass gegeben hatte, doch je mehr sie sich anstrengte, desto weiter schien er ihr zu entschwinden. Hatte es mit dieser Tür zu tun gehabt?
Sie musste sich bücken, um nicht gegen die abfallende Decke zu stoßen, als sie nach der runden Türklinke griff. Der Griff war kalt und fühlte sich äußerst unangenehm an. Langsam öffnete Maria die Tür.

Der Raum dahinter war leer. Es handelte sich offensichtlich um eine Abstellkammer, wobei sich Maria aufgrund der geringen Ausmaße kaum vorstellen konnte, dass sie sie jemals allzu sinnstiftend in Anspruch nehmen würde. Der Staub auf dem Boden der Kammer war an einigen Stellen weggewischt. Maria wollte sich lieber nicht vorstellen, welches Getier dort entlang gekrochen sein musste. Sie nahm sich vor, sich beim Hausverwalter nach Ungeziefermittel zu erkundigen (welches sie dann vielleicht doch hier lagern würde). Schnell schloss sie die Tür wieder.
„Mama!“, erklang die Stimme ihrer Tochter.
„Ja?“, rief Maria und verließ den Raum, um das gegenüberliegende Schlafzimmer zu betreten. Theresa stand mit dem Rücken zu ihr über einem der Kartons, den Maria vor der kleinen Pause ausgepackt hatte. Sie schien etwas zu betrachten.
„Mama, wer ist das?“, fragte sie.
Maria umrundete ihr Kind und sah, dass sie das alte Familienbild in Händen hielt. Theresa schaute fragend zu ihr hoch. Maria nahm ihr das Foto aus den Händen und nahm es in Augenschein. Ein eiskalter Schauer durchfuhr sie.
Da war sie selbst, in ihrem hübschen Sommerkleid, den rechten Arm um ihre Tochter, die praktisch eine Miniaturausgabe des Dresses trug. Aber auf ihrer linken Seite, genauso in die Kamera strahlend…
„Wer sind die zwei Jungs?“, fragte Theresa.
Maria legte ihren rechten Arm fest um ihr Kind und drückte es an sich, ähnlich wie auf dem Foto.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie mit unsicherer Stimme, „Ich weiß es wirklich nicht, mein Schatz.“
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Nachdem ich ja schon im Abstimmungsthread voll des Lobes war, die Geschichte seitdem aber noch zweimal durchgelesen habe, möchte ich hier doch noch ein paar mehr Zeilen darüber loswerden:
Zunächst einmal seien die Beschreibungen des Geschehens genannt. Die sind schnörkellos, aber jeder Satz hat vor meinem geistigen Auge glasklare Bilder gezeichnet, einfach weil alles so nah an der Realität ist. Jede Interaktion zwischen den Figuren, jeder Raum, jeder Gedankengang wirkt natürlich, weil ich ihn so oder so ähnlich selber schonmal gesehen bzw. erlebt habe, oder er einfach plausibel klingt.
Und nachdem ich dann so in die Geschichte gesaugt war, hat mich das Unbehagen, dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, das sich langsam steigert und am Ende entlädt, so richtig mitgenommen. Unvermögen /-willen sich bei leichten Kopfschmerzen richtig zu konzentrieren, der Frust der sich nach Alkoholgenuss einstellt, wenn einem die mnestischen Störungen bewusst sind, man aber nichts unternehmen kann, das entnervte Beiseiteschieben eines (beispielsweise) mathematischen Problemes, welches man grade einfach nicht richtig durchblicken kann - alles bekannt, alles irgendwie präsent in dieser Geschichte.
Zuletzt noch der Wiederlesewert: Die zweite Runde Versteckspiel hat mir fast noch mehr Spaß gemacht als die erste, jetzt nicht mehr getrieben durch die Spannung, sondern auf der Suche nach Hinweisen zur Lösung dieses Mysteriums. Überall sind kleine Beschreibungen und Gedankengänge, die ich nach dem ersten Durchgang in ganz anderem Licht sah. Auf der einen Seite, relativ offensichtliche Andeutungen wie das Familienfoto aus dem dritten Satz oder die Spuren im Abstellraum unter der Dachschräge, auf der anderen welche von denen ich mir nicht mal sicher bin, ob sie nicht vielleicht doch nur Staffage sind. Aufstieg zum Schornstein im oberen Stockwerk? Ist Theo da etwa raus? Demente Vormieterin? Hat die irgendwie eine demenzinduzierende Präsenz hinterlassen? :hae:
Zuletzt noch ein paar Fragen an den Autor für den Post in dem er sich hier zu erkennen gibt: Was war die Ausgangsidee, die dich dazu gebracht hat die Geschichte zu schreiben? Hattest du während des Schreibens genau im Kopf was da vor sich geht und hast es nur verschleiert, oder bist du einer von diesen prätentiösen Künstlern die darauf pochen, dass jeder Rezipient sich seine eigene Meinung bilden muss? :tongue:
Falls Ersteres - was ging denn da nun vor sich?
 

Rhodoss

Well-Known Member
mehr als Hurri kann man gar nicht mehr dazu sagen. Ich lese gerne mal Kurzgeschichtenbände z.B. P.S. Ich töte dich - da hätte diese Geschichte locker reingepasst und wäre sogar eine der besseren gewesen. Ganz großes Lob.

Zur Namenswahl - mein Großer heißt auch Theo - ich überlege noch, ob ich mal wieder mit ihm Verstecken spiele oder lieber nicht... :check: :wink:
 

Sittich

Well-Known Member
Das Versteckspielen ist also vorbei, diese Geschichte ist von mir. :smile:

Danke Hurri & Rhodoss für die netten Kommentare. Die haben mich sehr gefreut.

@Hurri:

HurriMcDurr schrieb:
Jede Interaktion zwischen den Figuren, jeder Raum, jeder Gedankengang wirkt natürlich, weil ich ihn so oder so ähnlich selber schonmal gesehen bzw. erlebt habe, oder er einfach plausibel klingt.
Freut mich, dass ich da einen Nerv treffen konnte. Ich muss sagen, die Interaktion zwischen Maria und den Kindern fiel mir tatsächlich recht leicht. Da hatte mein kleiner Neffe sicher einen nicht geringen Anteil dran. :squint:

HurriMcDurr schrieb:
Was war die Ausgangsidee, die dich dazu gebracht hat die Geschichte zu schreiben?
Ich find's immer schwer, im Nachhinein den Gedankengang nachzuvollziehen, der zur Geschichte geführt hat. Ich glaube, hier bin ich tatsächlich einfach mal im Kopf die klassischen Spiele durchgegangen, die mir so eingefallen sind. Ich hatte wohl auch schon im Hinterkopf, dass man zu dem Thema gut was Unheimliches/Übersinnliches machen könnte, und da hat es beim "Verstecken" recht schnell Klick gemacht. Was, wenn jemand ein Versteck findet, das so gut ist, dass er niemals gefunden wird?

HurriMcDurr schrieb:
Hattest du während des Schreibens genau im Kopf was da vor sich geht und hast es nur verschleiert, oder bist du einer von diesen prätentiösen Künstlern die darauf pochen, dass jeder Rezipient sich seine eigene Meinung bilden muss? :tongue:
Ersteres. Zumindest grob. Ich bin einer jener "Künstler", die sich ein gewisses Handlungskonstrukt einfallen lassen und sich über alles unnötige Zeug, das sie (und der Leser) nicht wissen müssen, keine größeren Gedanken machen. Das mit der dementen Vorbesitzerin war dann bspw. wirklich nur eine nebulöse Andeutung, ohne dass ich selbst ein genaues Bild davon hatte, was sie mit der Geschichte zu tun hat.

HurriMcDurr schrieb:
Falls Ersteres - was ging denn da nun vor sich?
In diesem alten Haus gibt es aus irgendeinem Grund eine kleine Kammer, die jeden, der er sich hineinbegibt, verschwinden lässt und vollkommen aus der Erinnerung seiner Mitmenschen löscht. Er hört einfach auf zu existieren. Die Mutter kam am Morgen mit ihren drei Kindern dort an, verlor den ältesten Sohn im Verlaufe des Vormittags (Deswegen das "Schon wieder?" beim Vorschlag des Versteckspielens der Tochter)) und später dann den zweiten Sohn. Das war's im Grunde. Ich bin später selbst ein bisschen erschrocken, was das für eine böse Vorstellung ist.
 

Rhodoss

Well-Known Member
gruselige Vorstellung auf jeden Fall - könnte man auch ne längere Story draus machen - aber als Kurzgeschichte funktioniert es viel besser.

Herzlichen Glückwunsch Sittich!
 
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