Zum ersten Mal zu sehen war Prey schon 1997. Und schon damals galt das Spiel als großer Hoffnungsträger für das Ego-Shooter-Genre neben Unreal und Half-Life. Letzt genannte wurden die erhofften Meilensteine im Shooter-Genre, nur von Prey hörte man nichts mehr... War das ambitionierte Projekt gestorben?
Die Antwortet lautet viele Jahre: Ja, aber es gab auch immer den Hoffnungsschimmer dass sich doch noch ein Entwickler ran wagen könnten aber würde es genauso für solche offene Münder sorgen wie damals? Nun als Prey urplötzlich im Jahr 2005 wieder auftauchte und in Doom3-Engine erstrahlte war man sich wieder sicher: Prey wird es diesmal schaffen.
Verantwortlich für die Entwicklung zeichnen die Human Head Studios, die schon mit dem Western-Shooter Dead Mans Hand ein Ausrufezeichen setzen konnten. Den Auftrag dazu erhielten sie von den Duke Nukem Vätern 3D-Realms.
Nun aber mal zum wesentlichen Spiel, und ich fange am besten mal am Anfang an, denn dieser ist derart stimmungsvoll und genial inszeniert, dass noch Spielergenerationen viele Jahre davon schwärmen werden. Man schlüpft also in die Haut von Tommy, der unverkennbar indianische Wurzeln hat, und steht in einer Bar. Auch anwesend sind seine Freundin und sein Großvater, der noch eine gewichtige Rolle in diesem Spiel bekommt. Eigentlich ziemlich idylisch möchte man meinen, doch nach einem unvermeintlichem Faustkampf mit 2 pöbelnden Barbesuchern geschieht das Unfassbare... wie oben bereits angedeutet sind die folgenden Minuten sehr intensiv und famos inszeniert. Nun findet sich Tommy auf dem Raumschiff wieder und versucht mit allen Mitteln seinen Großvater und seine Freundin zu retten. Tommy wirkt anfangs noch ziemlich farblos, später wächst er einem allerdings wie einst der große Duke sehr ans Herz mit seinen coolen Sprüchen und die Schicksalschläge die er im Laufe des Spiels hinnehmen muss.
Das Leveldesign ist durch den Einsatz von Portalen, der Möglichkeit an Wänden entlang gehen zu können und dem Spiritwalk (wo man für mit Pfeil und Bogen bewaffnet seine sterbliche Hülle verlassen kann) wirklich sehr innovativ und außergewöhnlich gehalten, so was bekommt man nicht alle Tage in einem Ego-Shooter zu sehen. Der Rätselanteil ist niedrig und dürfte keinen Shooter-Fan überfordern, manch eine lässt sogar die ein oder andere Kinnlade herunterklappen (z.B. der Würfel). Sterben kann man in Prey auch nicht wirklich, man bekommt eine Art zweiter Chance in einer Zwischenwelt gegen Dämonen seine Lebensenergie wieder aufzupeppeln. Zeitweise darf man auch einige Flugsequenzen absolvieren, das dient der Auflockerung für die Shooter-Passagen, die zeitweise leider ein wenig langatmig werden.
Das liegt nicht unbedingt an den organisch wirkenden Innenräumen, sondern eher an den weniger Gegnertypen, die auch nicht unbedingt ziemlich helle sind. Es gab sogar richtige Aussetzer, man in Zeiten von Far Cry und Fear eigentlich nicht mehr vorkommen sollten. Das gibt natürlich Abzüge.
Um noch mal zur Technik zurückzukommen: Grafisch wirkt das Spiel durch die organisch-mechanischen Levels sehr lebendig kein Vergleich zu dem vergleichsweise sterilen Doom 3. Auch Quake zeigt sich bei weitem nicht detailverliebt wie Prey. Das Sahnehäubchen ist dann der fantastische Sound und die Musikuntermalung, die besonders gegen Ende einfach nur noch grenzgenial ist.
Nicht so gut fand ich wie schon hier in einigen Posts angemerkt wurde, dass hier auch Gewalt gegen Kinder zwar nicht zelebriert wird aber doch vorkommt. Niemand will in einem PC-Spiel ein aufgespießtes Kind sehen und ich auch nicht gegen Geisterkinder kämpfen die aus einem entführten Schulbus herauskommen kämpfen. Das ist meiner Meinung nach einfach geschmacklos und ein Hauptgrund warum das Spiel die entsprechende Alterskennzeichnung bekommen hat. Weiterer Negativpunkt ist die zu kurze Spielzeit 6-8 Stunden sind selbst für einen Ego-Shooter in dieser Preiskategorie viel zu kurz.
Deshalb sollte jeder wissen ob er wirklich bereit ist für ein so kurzes, aber intensives und innovaties Vergnügen 45 € (bei der Xbox360-Version sogar noch bedeutend mehr) hinzublättern. Jedoch überwiegen ganz klar die positiven Aspekte und wer wirklich im Ego-Shooter-Genre mal was Neues sehen will MUSS Prey einfach gezockt haben.
Hier mal die Kritik in der Übersicht:
Grafik 9/10
+ organisch wirkende Levels
+ klasse Effekte und detaillierte Texturen
Sound 10/10
+ Sound und Musik bombastisch
Balance 8/10
+ niemals unfair
- könnte Profis unterfordern
Atmosphäre 9/10
+ Eklige Gruselstimmung
- Fragwürdige Gewalt an Kindern
Bedienung 10/10
+ Butterweiche und präzise Shootersteuerung
+ ebenso bei den Flugpassagen
Umfang 6/10
- könnte länger sein
- Preis-/Leistungsverhältnis unverschämt
Leveldesign 9/10
+ innovativer Einsatz von Portalen, Spiritwalk und Wandgängen
+ einfache und geniale Rätsel
- sehr linear
KI 7/10
+ Standard-KI...
- ...mit ein paar unschönen Aussetzern
Waffen 8/10
+ lebendig wirkende Waffen
- ein paar mehr hätten dem Spiel gut getan
Handlung 9/10
+ Gruselige Alien-Story...
- ...mit ein paar Längen im Mittelteil
Endwertung: 85 %