Zu Ehren des kürzlich verstorbenen Bob Hoskins wanderte sein Super Mario Bros. wieder in den Player und der Film macht immer noch genauso viel Spaß wie zu Kindheitstagen!
Review:
Es gibt Videospiele, die sich 1:1 für eine hervorragende Kino-Adaption eignen, wie z.B. 'Resident Evil', obwohl es in diesem Fall bekanntermaßen anders kam aber das ist eine andere Geschichte und es gibt welche, die man dafür anpassen, variieren und neuinterpretieren muss.
So eine ist 'Super Mario Bros.' aus dem Jahr 1993. Gleich vier Regisseure musste man anheuern, bis man sich auf einen Konsens einigen konnte und die thematische und inszenatorische Richtung klar war. Man entschied sich dazu, auf die kunterbunte und allzu kindliche Welt der beliebten Videospiele zu verzichten und die Geschichte in das New York der Gegenwart zu verlagern.
Ebenso veränderte man die Ursprungsgeschichte der Prinzessin Peach und die des bösen Oberfieslings und Marios Erzfeind Bowser. Ausserdem griff man auf einen beliebten Hollywood-Kniff zurück, um den Fantasy-Aspekt der Geschichte nicht komplett zu ignorieren und sich trotzdem finanziell nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen zu müssen: Das allseits beliebte und oft verwendete Dimensionenportal, siehe z.B. die 'Masters Of The Universe' - Verfilmung mit Dolph Lundgren.
Da man jedoch nicht alle Fans der Videospiele vergraulen wollte, liess man Mario (Bob Hoskins) und Luigi (John Leguizamo), die Helden der Geschichte, Klempner bleiben und auch Yoshi, der niedliche, grüne Dinosaurier durfte ein Dinosaurier bleiben.
Diese immensen Veränderungen sind womöglich auch der ausschlaggebende Grund, warum der Film die Geister des Publikums so extrem scheidet, denn entweder man hasst den Film oder man liebt ihn. Eines darf man dieser Kinoadaption allerdings keines Falls absprechen: Die Liebe zum Detail. Die Reise vom schmutzigen, stickigen New York in die lebendige und glaubwürdige Welt der Koopas, Mini-Bomben und lebendigen Pilzen ist durchaus überzeugend und gefällt aufgrund der Tatsache, dass man hier tatsächlich ein eigenes, zugegebenermaßen sehr kleines Universum erschaffen hat, dass quasi als überspitztes, satirisches Spiegelbild der realen Welt in Manhattan verstanden werden darf.
Es gibt dort Yellow-Cabs, Shops, eine Industrie, Korruption und ein marodes Wirtschaftssystem und auch die Luft ist dort ebenso verschmutzt und stickig wie auf der anderen Seite des Portals. Ein großer Pluspunkt, denn hinter der Geschichte steckt offensichtlich mehr, als nur die sehr schöne Botschaft, dass auch die gewöhnlichsten Menschen Helden sein könne, wenn sie über sich hinaus wachsen, womöglich für die Liebe.
Ebenfalls das Schauspiel-Ensemble, allen voran Dennis Hopper als schleimiger und abgrundtief böser Anatgonist Bowser, machen ihre Arbeit grundsolide bis grandios. Hopper ist ein Darsteller, der jede noch so kleine und oberflächlich betrachtet minderwetige Rolle mit einer Inbrunst und Überzeugung spielt, dass man ihn dafür einfach nur lieben kann.
Liebenswert ist auch ein Attribut, welches auf die Effekte- und Make-Up-Crew zutrifft. Die merkwürdigen Wesen, die Bühnenbilder, die Sets und auch die wenigen computergenerierten Effekte wissen zu gefallen und versprühen einen außergewöhnlichen Charme.
Konnte man sich beim Regieposten nicht auf einen Namen einigen, so engagierte man für die restlichen, wichtigen Positionen echte Großkaliber. So schwenkt z.B. Kamera-Ass und Oscarpreisträger Dean Semler ('Der mit dem Wolf tanzt', 'Last Action Hero') das Stativ und drückt dem Film seinen erstklassigen Stempel auf.
Für den Score konnte man den Ton-Virtuosen und Oscarpreisträger Alan Silvestri gewinnen, der Filme wie 'Forrest Gump' oder 'Marvel's The Avengers' vertonte und auch dieses Mal eine einmalige und äusserst stimmungsvolle musikalische Untermalung erschuf, welche ebenso eingängig wie unaufdringlich wirkt.
Komplettiert wird das Könner-Trio von Schnitt-Maestro und Actionprofi Mark Goldblatt ('The Terminator', 'True Lies') der das Geschehen wunderbar übersichtlich, temporeich und dynamisch gestaltet.
Leider ist nicht alles Gold, was glänzt und so merkt man 'Super Mario Bros.' mehr als deutlich seine bewegte Produktionshistorie an, denn der Ton der Geschichte pendelt zu stark von kindlich-naiv, nach ernst und düster und eher für ein jugendliches Publikum zugeschnitten, was den vielen, an der Produktion beteiligten Regisseuren zuzuschreiben ist, von denen jeder auf Gedeih und Verderb seinen eigenen Stil einbringen wollte.
Dies führt beim Zuschauer des öfteren zur Verwirrung und wirkt sich unvorteilhaft auf den Sog der Geschichte aus.
Viele Köche verderben eben doch den Brei, zumindest teilweise.
Fazit:
'Super Mario ´Bros.' ist eine liebevolle Fantasy-Abenteuer-Adaption, die zwar nicht mehr viel mit ihrer Vorlage zu tun hat, dieses vermeintliche Manko jedoch durch jede Menge Kreativität, einem tollen Cast , eine herzerwärmende Geschichte und viel Liebe zum Detail nahezu wett machen kann.
7/10