Dancer in the Dark

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
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DANCER IN THE DARK
regie: lars von trier

Story: Selma (Björk) ist eine Einwanderin, die zusammen mit ihrem Sohn in einer Kleinstadt in den USA lebt. Tag für Tag arbeitet sie hart, um ihren Sohn vor einer schlimmen Krankheit retten, an der sie gerade erblindet. Als jedoch ein Freund (David Morse) von ihrem Geld erfährt, bahnt sich schreckliches an...

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Sehr bewegendes Drama, in dem die ausgefallene Sängerin Björk als große Überraschung auftritt. Ihr großartiges Schauspiel lässt im Film sogar die Veteranen Morse, Catherine Deneuve und Peter Stormare links liegen. Die Story ist sehr traurig und realistisch; endlich finden sich mal keine typischen Klischees.
Wer Spannung sucht, wird enttäuscht sein, denn der Storyverlauf setzt hauptsächlich auf Selmas Erblindung und die Konsequenzen ihrer Tat.

Gewöhnungsbedürftig sind einige Musical-Einlagen, in denen plötzlich munter gesungen und getanzt wird - sowie das stetige Filmen mit einer wackeligen Handkamera, vor dem Epilektiker einen Bogen drum machen sollten.

Rundum aber ein origineller Geheimtip für Freunde guter Dramen,

9 / 10
 

Joel.Barish

dank AF
Jawoll!!! Auch wenn ch befürchte, dass nicht allzu viele Leute in diesem Thread schreiben werden, aber dieser Film ist absolut genial. Ich muss mich jetzt zügeln...

Lars von Triers Film ist ein Meisterwerk. Nachdem er 1995 mit Thomas Vinterberg das Dogma95 Manifest entwickelte, in dem er durch Verzicht auf filmverfremdende Mittel die Reinheit des Films wiederherrstellen wollte, schuf von Trier seinen ersten und einzigenm Dogma Vertreter "Idioten". Laut den Dogma Regeln durfte nur mit Handkamera gedreht werden, keine Filter, nur Originalschauplätzle, nur O-Ton, Einhaltung von Zeit und Ort usw. "Idioten" ist der schwächere Film zu Vinterbergs "Das Fest", dem Ersten wohl Besten Dogma-Vertreter. Dennoch, obwohl Dogma gescheitert ist, da es inhaltliche Logikfehler offenbarte und von Trier selbst von Anfang an Regeln brach, zieht sich Dogma wie ein roter Faden durch das Schaffen von Lars von Trier. "Dancer in the Dark" macht da keine Ausnahme. Die geschichte der tschechischen Immigrantin Selma, die schleichend erblindet und all ihr Geld für die Augenoperation ihres Sohnes spart, ist die Grundlage des wohl traurigsten und niederschmetterstem Musical der Welt. Denn Selma liebt die amerikanischen Musicals in denen nie etwas schlimmes passiert und wenn bei ihr etwas schlimmes passiert, flüchtet sie sich in Tagträumen aus Musicalnummern, in denen Alle beteiligten Tanzen und Singen während die Umgebung den Rhythmus gibt.
Man muss nicht unbedingt ein Björk Fan sein, um diesen Film zu mögen, doch es ist eindeutig ein Vorteil, denn ihre außergewöhnliche, avantgardistische und unterkühlt-poetische Musik spiegelt den Storyverlauf wieder und nimmt viel Platz ein. Björk, die nach Differenzen mit Lars von Trier und emotionaler Erschöpfung, da sie die Rolle zu persönlich anging, sich schwor, nie wieder einen Film zu drehen, spielt eine grandiose Rolle in einem grandiosen Ensemble. Catherine Deneuve, Peter Stormare, David Morse, Jean-Marc Barr und der Lars von Trier Standartdarsteller Udo Kier - Große Namen des Independent Kinos.
Die tieftraurige Story nimmt sich Zeit, doch je länger sie dauert, desto mehr nimmt sie einen gefangen. Eine erschütternde Szene reiht sich an emotionalem Tiefschlag und die Songs machen es meistens noch viel schlimmer. Vor allem das grandiose und für den Oscar nominierte "I've seen it all" , im Film mit Peter Stormare, auf dem Soundtrack mit Thom Yorke von Radiohead als männlichen Part, gehört zu den unvergesslichsten Filmsongs. Und während Björk und ihre Mitmenschen im Gerichtssahl steppen und tanzen und die zermürbend deprimierende Geschichte ihren Lauf nimmt, kommt es langsam zum Ende. Björk singt, völlig ohne Hintergrundmusik "The next to last Song" bis schließlich der Vorhang fällt, für dieses wohl außergewöhnlichste und tragischste Musical dieser Welt.

Wer tieftraurigen - und damit ist wirkliche Trauer gemeint, nicht Herzschmerz-Kitsch wenn sie sich am Ende doch kriegen oder eben nicht - und außergewöhnlichen Filmen etwas abgewinnen kann und vielleicht auch Björks Musik nicht ganz abgeneigt ist, sollte sich "Dancer in the Dark" unbedingt ansehen. Lars von Triers wohl bester Film ist eine Erfahrung. Keine schöne, aber eine intensive, aufwühlende und menschliche. Ein Meisterwerk. 10/10.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich habe den Film gestern gesehen und bin begeistert.
Björk fand ich bezaubernd, David Morse und andere Nebendarsteller konnten ebenfalls überzeugen. Die Story hat mich gefesselt und überrascht, denn (wie so oft) habe ich mir keine Infos über den Film vorher geholt, also auch nicht den Text auf der DVD-Hülle gelesen. Ich wusste nur, dass Björk eine langsam erblindende Frau spielt, mehr nicht.
Deshalb hat mich der Film dann doch ziemlich getroffen.

Ich bin normalerweise kein großer Fan von Musicals, aber die Gesangs- und Tanzeinlagen in diesem Film haben mir extrem gut gefallen (besonders die Szene, wo sie an den Gleisen sind), Björk ist fabelhaft. Ich hätte sogar nichts dagegen, wenn es noch mehr von solchen Einlagen gegeben hätte.

Ein bewegendes, starkes und sehr empfehlenswertes Drama.

10/10

Will mir die DVD holen.
 

Puni

Well-Known Member
Der hat mir auch richtig, richtig, richtig gut gefallen. Um einiges besser als Manderlay, den ich ja nur in Ordnung fand, und als Antichrist - die einigen Filme, die ich von Lars sonst noch kenne.

Björk liefert eine so extrem intensive, tolle Darstellung ab, dass es einem die Schuhe auszieht, aber auch der Rest ist so glaubwürdig besetzt, wie man es wirklich nicht oft in Filmen sieht. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass es Musicalszenen gibt, die haben aber überraschenderweise überhaupt nicht gestört, und da Björk sowieso eine tolle Sängerin ist, wirkten die Szenen noch viel toller.
Auch verzichtet Trier hier im Vergleich zu Antichrist auf radikale bildliche Gewalt, dafür ist der Film ab spätestens der Hälfte emotional unglaublich brutal, was einen wie ein Schlag ins Gesicht trifft. Man hat ja erwartet, was passiert, aber dass die letzte halbe Stunde so intensiv wird, hätte ich niemals erwartet. Wie Trier es hier schafft, Emotionen mit einfachen Mitteln zu wecken, hab ich selten gesehen.

Ich hab nicht oft ein so extrem gutes Drama gesehen, so toll besetzt und mit so einem harten Ende - hätte nicht erwartet, dass mich der Film SO umhauen würde. Über eine Wertung müsste ich nochmal nachdenken, aber irgendwo zwischen 9.5 und 10 / 10 pendelt sich das auf jeden Fall ein. Wahnsinnig toller, gefühlvoller Film!
 
A

AlecEmpire

Guest
Mein erster Eintritt (2000) in die Welt von Lars von Trier und da ich seit Björks Debüt ein riesiger Fan von ihr bin, natürlich ein ganz besonderes Erlebnis für mich.
So intensive Filme waren damals noch nicht selbstverständlich für mich, die Wirkung dafür umso überwältigender. Überhaupt bietet DITD eine Vielzahl an Besonderheiten.
Die Kombination aus Film und eingebetteten "Musikvideos", die Tatsache dass Björk keine Schauspielerfahrung hat, Björks Musik, der offene Krach zwischen Regie und Hauptdarstellerin. Björk zeigt mit ihrer Performance, dass authentische Rollen keine Schauspielausbildung notwendig machen und durch wahre Leidenschaft, Empathie und Talent bei weitem übertroffen werden kann. Björk spielt nicht nur Selma die Mutter selbst überaus grandios und authentisch, sie vermittelt auch Selma als scheue, verletzliche, aber im Herzen starke Tschechin, als wäre sie in diesem Land aufgewachsen. Ein Kult-Klassiker und für mich trotz all der starke Filme die Trier folgen lies, sein stärkstes Werk! 10/10
 
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