Gestern gesehen, mit hohen Erwartungen drin gewesen. Zwei meiner absoluten Lieblingsdarstellerinnen, dazu ein aufstrebender männlicher Darsteller und ein wahnsinnig stimmiger Trailer.
Und der fertige Film ist ein kleines Meisterwerk. Von der Darstellerkunst, über die Story, bis hin zur Inszenierung.
Das schräge Panoptikum an kruden Klein- und Vorstädtern offenbart besonders in der ersten Hälfte einige Abgründe und Psychosen. Sexualität, Hackordnungen und Neid über Hackordnungen, Männlichkeitsrituale, verquere Moralvorstellungen, unterdrückte Sehnsüchte und heuchlerische "Freunde" - oftmals in einem kurzen Nebenstrang angeführt. Klasse.
Das Zentrum bildet die Geschichte zwischen Kate Winslet, die wie immer wunderbar und (verdient) Oscarreif ist, und Patrick Wilson. Über diesen Hauptstrang, sind all die anderen mal kurzen, mal ähnlich langen Geschichten verknüpft. Jennifer Connelly kommt in der Tat ein wenig zu kurz, aber wenn sie dabei ist, macht sie einen tollen Eindruck. In Erinnerung wird sicherlich die Szene sein, wo sie in einer Art Fanatsie-Szene, vor einer weißen Wand ihre körperlichen Vorzüge präsentiert.
Der Handlungsstrang mit dem Pädophilen nimmt dann doch ein Drittel ein und präsentiert sich erfreulich vielschichtig und tief. Dabei wird vermieden, ihn als Monster darzustellen, selbst wenn sein erster Auftritt im Schwimmbad doch für ein mulmiges Gefühl sorgt, aber die Reaktion der Hausfrauen und Mütter sorgt dann ebenfalls für Kopfschütteln.
Überhaupt reißt der Film emotional mit. Man fühlt mit den Charakteren, man sorgt sich, freut sich, fürchtet sich. Dass hier Niemand Fehlerfrei agiert, sollte klar sein.
Erfrischend auch die Inszenierung. Die Optik des Films präsentiert sich ziemlich hell, hier und da fast künstlich, dann wieder sehr intim und vertraut. Einige sehr filmische Zwischensequenzen oder kleinere Spielereien werden eingeworfen und treffen meist ihre Wirkung, wie zum Beispiel die Zuggeräusche, die immer mal wieder eingestreut wurden. Dazu ein sehr interessanter Erzähler, der scheinbar direkt aus der Buchvorlage genommen wurde, denn seine recht lyrischen Kommentare, gehen über die Worte und Erklärungen eines gewohnten Erzählers hinaus. Oftmals durchbricht er die Stille nach einem Intensiven Blick und erklärt die Gefühlswelt der Protagonisten, ähnlich wie man es in Büchern gewohnt ist.
Für mich ein Highlight dieses Jahr und ein glasklarer Fall für s DVD Regal. In jedem Bereich überdurchschnittlich bis hervorragend. Tolle Darsteller in einer packenden Story mit frischer, außergewöhnlicher Inszenierung.
9/10 Punkte.
... Spaß beiseite... recht düster und karg das Poster, mehrdeutig, aber Jennifer Connelly dürfte ruhig auch drauf zu sehen sein.
