Schräg.
Ich meine, spätestens nach Big Lebowski ist ja klar, dass bei Komödien der Coen-Brüder nicht so sehr der klassische Witz mit Pointe, sondern vielmehr die Situationskomik sowie außergewöhnliche/überzeichnete Figuren im Vordergrund stehen.
Nachdem "O'Brother Where Art Thou" irgendwie nicht so ganz bei mir landen konnte, hatte ich eine etwas zwiespältige Einstellung zum Film. Den letzten Coen - No Country For Old Men - empfinde ich dagegen ja als kleines Meisterwerk, wenn auch wieder weit weg von der Komödiensparte.
Aber nach "Burn After Reading" war für mich jeder Zweifel ausgeräumt. Hier sind wieder alle so herrlich daneben, dass man den Film mit einem breiter werdenden Grinsen bestaunt, je länger man diesen wahnwitzigen Figuren bei ihrem abstrusen Theater zuschaut bis endgültig der letzte vermeintliche Sinngehalt dekonstruiert ist und sich der Film gleichsam nur noch über die eigene Scharade lustig macht.
Demnach ist es aber ebenso verständlich, wenn man wie der CIA-Direktor am Schluss einfach da sitzt und sich fragt: Was sollte denn der Scheiß jetzt?
Aber was ist heute schon noch Sinn?
Ich denke, dass es einen Heidenspaß macht, diesem Ensemble zuzuschauen, das hier sichtlich Spielspaß entwickelt. Wie großartiger kann man eigentlich noch besetzen?
Pitt gefällt sich in seiner Rolle und macht seine Sache toll als verplanter fintessversessener Möchtegern-Große Nummer (Ich sag nur: Der böse Blick!).
Clooney als nymphomaner, gleichzeitig paranoider Ehebrecher und John Malkovich als hemmungsloser cholerischer Alkoholiker, der beim CIA gefeuert wurde und nun seine Memoiren schreibt, die eh kein Arsch interessiert, ergänzt von einer wieder mal herrlich unterkühlten Kinderärztin Tilda Swinton ("Ist Blut im Stuhl?"), die ein untrügliches Gespür für die kleinen Gesten im richtigen Moment hat. Das könnte man noch weiter fortsetzen, soll als Einblick aber genügen. Und das wird so bekloppt, wie es sich anhört, wenn die alle aufeinandertreffen. Lisa Litzke und Richard Jenkins haben auch ihre Momente.
Dass die Coen-Brüder es so gut beherrschen, Komödien auf ihre ganz eigene Art zu gestalten ist hier wieder der große Pluspunkt, dass dabei aber auch der Zuschauer gefordert wird, sich auf diesen Stil einzulassen und dass dies Zeit benötigt - wenn es überhaupt funktioniert bei diesem immer wirrer werdenden Plot - ist ein Manko, was besonders bei Burn After Reading ersichtlich wird und so durchaus auch Meinungen spalten kann.
Ich zähle mich mal zu denjenigen, die schließlich sehr angetan waren, weil ich Innovation mehr schätze als denselben Furz-/Frauen- oder sonstigen 0815 Gag in der x-ten Variante erneut präsentiert zu bekommen (Winke winke Herr Barth). Das wird den Coens schon durch ihre Prioritätensetzung auf die Figuren und damit die Darsteller, kaum passieren. Und nicht selten erkennt man bei den Coens grob verzerrt doch noch Menschen wieder, die man selber irgendwie kennt, da all diese Manien und Psychosen (alle Figuren haben ja meist bei den Coens einen Schlag weg) in unserer Zeit und unserer Gesellschaft immer deutlicher zutage treten mit dem gleichzeitigen Verlust von Orientierung. Das stellt "Burn After Reading" im Vorübergehen noch zusätzlich vor.
8/10