Alle Unwissenden: Zieht die Köpfe ein! Es wird gespoilert, dass die Walter PPK raucht. Nein nein. Ich werde spoilerfrei bleiben, versprochen.
Da ist nun also Skyfall. Nummer 3 nach der Frischzellenkur mit Daniel Craig. Und die hatte die Reihe auch bitter nötig. Die another day war ja nun wirklich unter aller Sau. Die Gemeinde horchte auf. Daniel Craig als Bond. Dazu der Verzicht auf sämtliche Bondgimmicks. Konnte das gut gehen?
Ohja. Casino Royale darf sich getrost einer der besten im Bond Universum nennen. Nun sollte man meinen, dass es genauso furios weitergeht. Aber weit gefehlt. Ein Quantum Trost mag als Actionfilm funktionieren, ist aber als Bond in sämtlichen Belangen durchgefallen. Dementsprechend distanziert nahm ich die ersten News zum nächsten Bond Abenteuer auf. Bis der Name Javier Bardem ins Gespräch kam. Und fortan wurde Skyfall wieder interessant. Erste bewegte Bilder versprachen einiges. Abteilung Q war wieder involviert etc. An Allerheiligen war es dann soweit. Plätze waren reserviert und das Kino proppevoll. Hat sich der Spaß auch gelohnt? So nach und nach muss ich feststellen: Absolut!
War ich direkt danach etwas enttäuscht über die Erscheinung Bardems, immerhin hatte man große Erwartungen, wenn man an seine Darstellung in No Country for Old Men zurückdenkt, so bin ich nun mehr als zufrieden. Aber alles der Reihe nach.
Als James Bond ist der Film eine Wonne. Zum einen weil er wieder in gewohnte Fahrwasser einschlägt, was vielen gefallen dürfte und zum anderen auch, weil er vieles, besonders Bond, aus einer anderen Perspektive beleuchtet. Wie bereits erwähnt, ist in Skyfall alles, was der geneigte Bond Fan erwartet. Fuhrpark, Q Gimmicks, abwechslungsreiche Action, nett anzusehende Damen, ein im nachhinein grandioser Bösewicht und auch eine bekannte Person aus der Bond Reihe darf hier wieder mitmischen. Wer das ist, will ich mal nicht verraten. Es wurde zwar im Vorfeld schon genannt, aber ich selbst wusste es zB nicht und war angenehm überrascht.
Nun erwartet man doch sicher einen typischen Bond. Onliner, Wodka Martinis, viel Schlafsacktango und am Ende ist die Welt wieder gerettet, oder? Falsch. Denn hier wird Bond aus einem anderen Blickwinkel gezeigt. Verletzlich, unsicher, körperlich labil wird er schliesslich gen Ende hin mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die einem James Bond so nahe bringt wie noch nie. Und auch andere Personen aus seinem Umfeld sind daran beteiligt. Und gerade am Ende verlässt Skyfall die typische Bondschiene und schlägt ungewohnt neue, sehr gelungene Wege ein. Es kommt zu einem Showdown, den man so nicht erwartet.
Dann betrachten wir uns mal den Cast. Craig als Bond ist ein echter Glücksgriff. Auch in Skyfall, wenn es an Bonds eigene Vergangenheit geht, vermag er es zu überzeugen und es wird deutlich, dass er mehr zeigen kann, als nur den großspurigen, selbstsicheren Doppel 0 Agenten.
Judi Dench als seine Chefin M ist gewohnt gut. Auch sie bekommt weit mehr Tiefgang als üblich.
Die Bondgirls sind hübsch anzusehen und das reicht auch vollkommen.
Ben Wishaw liefert sich als Q herrliche Duelle mit Bond und passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge.
Und dann hätten wir da noch Javier Bardem als Bonds Gegenspieler Raoul Silva. Erst etwas ernüchtert, muss ich sagen: Klasse!
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis Silva das erste mal die Leinwand einnimmt, aber ab da ist man sofort in seinem Bann. Der Bursche ist schwer einzuschätzen. Das liegt wohl auch daran, dass seine wirkliche Gefährlichkeit meist nur angedeutet wird. Aber er hat definitiv mehr auf dem Kasten, als man ihm nach seinem ersten Auftritt zutrauen würde. Es kristallisiert sich schnell heraus, dass er und Bond eine gemeinsame Vergangenheit haben, die für einen von beiden nicht ganz so rosig ausging. Nach und nach wird erst klar, welches Ziel er wirklich verfolgt und das mit geradezu akribischer Besessenheit und Entschlossenheit.
Alles was ich an dem Mann zu bemängeln habe ist, dass er vlt etwas mehr Screentime benötigt hätte. Aber, wer weiss, vielleicht würde das seinen mysteriösen Schleier zerstören.
Man merkt, eine nahezu perfektes Agentenvergnügen. Nahezu? Jap. Im Mittelteil ist dann doch ein klein wenig zuviel Leerlauf drin und ich denke mit etwas unter 120 Minuten statt der etwas über 140 hätte man auch alles Zeigen können. Sei es drum. Wer James Bond will, wird genau das bekommen und noch mehr.
9/10