Nun bin ich endlich dazu gekommen, das Drehbuch von Robert Rodriguez' Grind House Abschnitt "Planet Terror" zu lesen, und was im Sommer zu erwarten ist, wird euch natürlich nicht vorenthalten. Spoilerfrei.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_05.jpg
Das vorliegende Drehbuch ist von Mitte 2006 und zugleich das Shooting Script, also das mit dem sie den Dreh gestartet haben. Es können sich zwar noch Dinge im letztendlichen Film verändert haben, das dürften aber nur Kleinigkeiten sein.
Ist es gut? Oh ja, das ist es. Es ist allerdings etwas anders als man es sich vielleicht vorstellt. Unter "Grind House" versteht man nämlich für gewöhnlich ziemlich billige trashige B-Movies mit irrwitzigen Figuren und schlechter filmerischen Umsetzung (Werwolf Frauen der SS?), aber was Robert Rodriguez hier vorlegt, ist mehr als das.
Es ist ein spaßiger, flotter Zombiestreifen mit viel, viel Action.
Knapp 106 Seiten lang (=106 min Filmlänge), hält sich das Drehbuch keine Minute mit unnötigen Längen oder Ruhezonen auf; von Anfang tritt Rodriguez aufs Gas und wird bis zum feurigen Ende hin immer explosiver.
Die Geschichte des Films ist aber nicht völlig platt, die Figuren haben fast alle klare Entwicklungen und für das weibliche Publikum gibt es eine kleine Romanze, ohne dass es aber je in Schmalz abtaucht. Das ganze findet in der Nähe einer kleinen amerikanischen Stadt in Texas statt. Zahlreiche Figuren werden eingeführt, die alle miteinander zu tun haben und zwischen denen immer wieder gewechselt wird. Das Geschehen in einem Satz: eine Seuche tritt auf, die jeden angesteckten in einen blutdurstigen Irren verwandelt.
Dies sind die wichtigsten Figuren:
#####
Cherry Darling (Rose McGowan). Eine Stripperin, die mal was mit dem Halunken El Wray hatte und am liebsten als Bühnen-Komikerin arbeiten will. Sie ist zynisch, sexy und kampfesstark.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_09.jpg
El Wray (Freddy Rodriguez). Der Waffennarr und Gelegenheitsknacki wurde damals von Cherry sitzengelassen als er sie heiraten wollte. Kaum ist sie wieder da, macht er alles, um ihre gemeinsame Zukunft zu sichern.
Traurig darüber ist Dakota Block (Marley Shelton), eine Ärztin, die bis kürzlich noch eine Affäre mit Wray hatte und eigentlich mit ihm das Weite suchen wollte. Sie hat einen Sohn und tierische Angst vor ihrem psychotischen Mann. Diese drei Figuren sind die Hauptfiguren. Nachfolgend gibt es noch:
Dr Block (Josh Brolin), der nach seiner Infektion zu einem noch schlimmeren Psycho wird.
Sheriff Hague (Michael Biehn) ist der örtliche Polizeichef, der El Wray unbedingt dingfest machen will. Als dann aber die Zombieinvasion ausbricht, haben er und seine Cops (u.a. Tom Savini) andere Probleme.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_04.jpg
Tammy (Sängerin Fergie) bleibt außerhalb der Stadt mit ihrem Wagen liegen und kriegt dann nächtlichen Besuch. Sie ist länger zu sehen als in Poseidon und sinkt nicht. Zieht sich auch nicht aus.
Sayid von Lost (Naveen Andrews) spielt Abby, einen undurchsichtigen Muslimen, der zusammen mit seiner Terroristengruppe übles im Schilde führt.
Lt. Muldoon (Bruce Willis) ist Anführer der örtlichen Militärtruppe, die rein zufällig in der Nähe ist. Er hat einen kurzen, aber wichtigen Auftritt.
Der Vergewaltiger ist eine Rolle geschrieben von und für - na? Genau, Quentin Tarantino. Erinnert ein wenig an seinen Gecko-Bruder aus From Dusk Till Dawn, mehr wird aber hier an der Stelle nicht verraten. :devil:
##########
Die Rollen sind gut geschrieben, wobei Cherry Darling das absolute Highlight darstellt. Sie hat die besten Szenen im Script und wird auf der Leinwand eifrig glänzen. Schwach ist die Figur El Wray, und das ist besonders bitter weil er eine der Hauptfiguren ist. Wray macht als einzige Person keine sichtbare Veränderung durch und erscheint für den Film viel zu normal. Er hätte auch die Hauptfigur in "Boa vs Python" sein können.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_01.jpg
Lustig sind die vielen kleineren Nebenfiguren, allen voran der Auftritt Quentin Tarantinos. Er ist gleichzeitig geschmackslos und sehr amüsant, gleichzeitig vorhersehbar aber dann auch effektiv, wenn eintrifft, was man schon ahnt. Tiefpunkt des Scripts ist ein Monolog einer Figur, die ernsthaft darüber erzählt wie sie Osama Bin Laden erledigt habe. Das passt nicht in die Gesamtstory und gibt ziemlichen Punktabzug. In diesem kleinen Moment von Planet Terror wirkt es wie schlimmster B-Movie Trash, eine Niederlage in einem viel besseren Film. Hoffentlich ist das nicht mit im Endprodukt.
Spannung kommt zwischendurch keine auf, dafür gefällt der Zombie-Aspekt wesentlich mehr. Es gibt haufenweise traditionsreiche Angriffs- und Verwandlungsszenen, Blut trieft in Strömen und fast jede Auseinandersetzung mit den (auch mal laufenden) Zombies dürfte unterhaltsam ausfallen - der Bodycount ist immens.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_06.jpg
Rodriguez nutzt den altbekannten bitterbösen Tarantino-Humor, der hier zwar Schwächen hat, meistens aber gut eingesetzt wird. Überrascht wird man aber mit dem Gehalt an Action: in Planet Terror explodiert und ballert es so sehr wie in Desperado. Land of the Dead dagegen ist ein ruhiges und butterzahmes Jim Jarmusch Kammertheater.
// Technisch gesehen sind es übrigens nicht direkt Zombies, es sind "nur" durch Infektion mutierte, die sich wie die Irren in 28 Tage später verhalten. //
Planet Terror kommt nicht an den Kultklassiker From Dusk Till Dawn heran, niemals, wird aber - mit diesem Konzept - den Weg in viele BG DVD-Regale finden und vielen gefallen. Darüber bin ich mir sicher.
Wertung:
7.8 / 10
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_05.jpg
Das vorliegende Drehbuch ist von Mitte 2006 und zugleich das Shooting Script, also das mit dem sie den Dreh gestartet haben. Es können sich zwar noch Dinge im letztendlichen Film verändert haben, das dürften aber nur Kleinigkeiten sein.
Ist es gut? Oh ja, das ist es. Es ist allerdings etwas anders als man es sich vielleicht vorstellt. Unter "Grind House" versteht man nämlich für gewöhnlich ziemlich billige trashige B-Movies mit irrwitzigen Figuren und schlechter filmerischen Umsetzung (Werwolf Frauen der SS?), aber was Robert Rodriguez hier vorlegt, ist mehr als das.
Es ist ein spaßiger, flotter Zombiestreifen mit viel, viel Action.
Knapp 106 Seiten lang (=106 min Filmlänge), hält sich das Drehbuch keine Minute mit unnötigen Längen oder Ruhezonen auf; von Anfang tritt Rodriguez aufs Gas und wird bis zum feurigen Ende hin immer explosiver.
Die Geschichte des Films ist aber nicht völlig platt, die Figuren haben fast alle klare Entwicklungen und für das weibliche Publikum gibt es eine kleine Romanze, ohne dass es aber je in Schmalz abtaucht. Das ganze findet in der Nähe einer kleinen amerikanischen Stadt in Texas statt. Zahlreiche Figuren werden eingeführt, die alle miteinander zu tun haben und zwischen denen immer wieder gewechselt wird. Das Geschehen in einem Satz: eine Seuche tritt auf, die jeden angesteckten in einen blutdurstigen Irren verwandelt.
Dies sind die wichtigsten Figuren:
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Cherry Darling (Rose McGowan). Eine Stripperin, die mal was mit dem Halunken El Wray hatte und am liebsten als Bühnen-Komikerin arbeiten will. Sie ist zynisch, sexy und kampfesstark.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_09.jpg
El Wray (Freddy Rodriguez). Der Waffennarr und Gelegenheitsknacki wurde damals von Cherry sitzengelassen als er sie heiraten wollte. Kaum ist sie wieder da, macht er alles, um ihre gemeinsame Zukunft zu sichern.
Traurig darüber ist Dakota Block (Marley Shelton), eine Ärztin, die bis kürzlich noch eine Affäre mit Wray hatte und eigentlich mit ihm das Weite suchen wollte. Sie hat einen Sohn und tierische Angst vor ihrem psychotischen Mann. Diese drei Figuren sind die Hauptfiguren. Nachfolgend gibt es noch:
Dr Block (Josh Brolin), der nach seiner Infektion zu einem noch schlimmeren Psycho wird.
Sheriff Hague (Michael Biehn) ist der örtliche Polizeichef, der El Wray unbedingt dingfest machen will. Als dann aber die Zombieinvasion ausbricht, haben er und seine Cops (u.a. Tom Savini) andere Probleme.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_04.jpg
Tammy (Sängerin Fergie) bleibt außerhalb der Stadt mit ihrem Wagen liegen und kriegt dann nächtlichen Besuch. Sie ist länger zu sehen als in Poseidon und sinkt nicht. Zieht sich auch nicht aus.
Sayid von Lost (Naveen Andrews) spielt Abby, einen undurchsichtigen Muslimen, der zusammen mit seiner Terroristengruppe übles im Schilde führt.
Lt. Muldoon (Bruce Willis) ist Anführer der örtlichen Militärtruppe, die rein zufällig in der Nähe ist. Er hat einen kurzen, aber wichtigen Auftritt.
Der Vergewaltiger ist eine Rolle geschrieben von und für - na? Genau, Quentin Tarantino. Erinnert ein wenig an seinen Gecko-Bruder aus From Dusk Till Dawn, mehr wird aber hier an der Stelle nicht verraten. :devil:
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Die Rollen sind gut geschrieben, wobei Cherry Darling das absolute Highlight darstellt. Sie hat die besten Szenen im Script und wird auf der Leinwand eifrig glänzen. Schwach ist die Figur El Wray, und das ist besonders bitter weil er eine der Hauptfiguren ist. Wray macht als einzige Person keine sichtbare Veränderung durch und erscheint für den Film viel zu normal. Er hätte auch die Hauptfigur in "Boa vs Python" sein können.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_01.jpg
Lustig sind die vielen kleineren Nebenfiguren, allen voran der Auftritt Quentin Tarantinos. Er ist gleichzeitig geschmackslos und sehr amüsant, gleichzeitig vorhersehbar aber dann auch effektiv, wenn eintrifft, was man schon ahnt. Tiefpunkt des Scripts ist ein Monolog einer Figur, die ernsthaft darüber erzählt wie sie Osama Bin Laden erledigt habe. Das passt nicht in die Gesamtstory und gibt ziemlichen Punktabzug. In diesem kleinen Moment von Planet Terror wirkt es wie schlimmster B-Movie Trash, eine Niederlage in einem viel besseren Film. Hoffentlich ist das nicht mit im Endprodukt.
Spannung kommt zwischendurch keine auf, dafür gefällt der Zombie-Aspekt wesentlich mehr. Es gibt haufenweise traditionsreiche Angriffs- und Verwandlungsszenen, Blut trieft in Strömen und fast jede Auseinandersetzung mit den (auch mal laufenden) Zombies dürfte unterhaltsam ausfallen - der Bodycount ist immens.
http://bereitsgesehen.de/pics/galleries/Grind_House_Planet_Terror/planet_terror_06.jpg
Rodriguez nutzt den altbekannten bitterbösen Tarantino-Humor, der hier zwar Schwächen hat, meistens aber gut eingesetzt wird. Überrascht wird man aber mit dem Gehalt an Action: in Planet Terror explodiert und ballert es so sehr wie in Desperado. Land of the Dead dagegen ist ein ruhiges und butterzahmes Jim Jarmusch Kammertheater.
// Technisch gesehen sind es übrigens nicht direkt Zombies, es sind "nur" durch Infektion mutierte, die sich wie die Irren in 28 Tage später verhalten. //
Planet Terror kommt nicht an den Kultklassiker From Dusk Till Dawn heran, niemals, wird aber - mit diesem Konzept - den Weg in viele BG DVD-Regale finden und vielen gefallen. Darüber bin ich mir sicher.
Wertung:
7.8 / 10