Michael Bays žTransformers spottet eigentlich jeder Beschreibung. Aber vor allem fühlt man sich als Zuschauer verspottet. Hier haben wir mal eine der wenigen Ausnahmen, wo ich nur allzu gerne einen Verriss von Capote lesen möchte, sollte dieser sich wirklich zufällig in diesen Film verirrt haben. Bis dahin mal sehen, wie ich das etwas emotional belastet hinbekomme, wahrscheinlich ohne chirurgische Feinsinnigkeit.
Transformers ist ernüchternd und so ziemlich das dreisteste, was mir dieses Kinojahr bisher beschert hat. Es gab zum ersten Mal Momente wo ich überlegte, das Kino zu verlassen.
Aber dann widme ich mich lieber mal dem Film selbst und meinen Gründen dazu.
Der Film legt zwar erst mal doch mit etwas Tempo vor und der Angriff auf den Militärstützpunkt sieht nicht schlecht aus, ist aber bei weitem nicht das visuelle Spektakel, was man erwartet hat. Kaum danach fängt der Film an, sich das Tempo rauszunehmen und es beginnt diese Teenie-Geschichte um den Jungen, der halt so ein kleiner žNerd sein soll, sein erstes Auto und die große Liebe in das verruchte Girlie mit dem blöden Ex-Freund. Und das braucht seine Zeit. Spätestens als Bumblebee dann romantische Musik im Autoradio spielt fängt man an sich Sorgen zu machen...
Aber es wird schlimmer. Immer mehr geraten diese Gags in den Vordergrund und ich kann nicht verstehen, wie man darüber lachen kann. Ich konnte nicht ein Mal schmunzeln und der Sinn für Humor bei dem Film ist genauso platt und pubertär wie alles andere. Ein CD-Spieler-Transformer (der eine Art von Disketten um sich schleudert, so kleine Transformer aber auch über süße Mini-Railguns und Raketenwerfer verfügen, wie später zu sehen ist) an Bord der Air Force One, der nachher einfach über Flugplätze läuft voller Sicherheitspersonal ohne entdeckt zu werden??!!
Überhaupt, die Transformers treten auf und anstatt mit einem gewissen Ernst tun sie das mit blöden Sprüchen, bayschem Pathos und schlicht albern. Das Desaster beginnt im Vorgarten und hört kaum mehr auf. Ein Spruch von Optimus Prime alá žEltern nerven echt total! ist schon nur noch peinlich. Über den Rest an Albernheiten möchte ich gnädig einen Mantel des Schweigens hüllen. Die Transformers so zu vermenschlichen und der Geschichte so jeglichen Ernst zu nehmen, den die Trailer und Poster suggerierten war wohl mit einer der allergrößten Fehler.
Ich bin der letzte, der hier viel Story erwartet hat, aber verarschen lassen wollte ich mich wirklich nicht. Mal abgesehen, dass man sofort weiß, wie das Ganze ausgeht und jeder Charakter so unglaublich eindimensional gezeichnet ist, dass man die Scriptschreiber am liebsten teeren und federn möchte (dieser Geheimagent vom Sektor 7 mit seiner tollen Unterwäsche und wahnwitzigen Sprüchen, kombiniert mit bodenloser Grenzdebilität bildet da nur die Spitze des Eisberges.), kommt noch das typisch Bay-Markenzeichen dazu. Appple-Laptops immer schön im Vordergrund, Auto-Marken-Geseier und schließlich war auch Nokia wieder dick im Geschäft, die ja ebenfalls schon in Island ordentlich vor die Linse kamen. Widerlich.
Vor allem aber ist schlägt die Rolle des Militärs dem Fass den Boden aus. So unglaublich verherrlichend und martialisch dargestellt, unterstützt durch die unsäglichen Reden von Optimus Prime über Freiheit und Selbstbestimmung. Sowas einfach schamloses ist mir lange nicht untergekommen. Ich meine, als Kind fand ich Independence Day auch klasse und war total beeindruckt, aber später musste einen dieser Hurra-Patriotismus zu Kotzen bringen.
Dass Transformers das alles 2007 immer noch so offen und anbiedernd wagt ist schon erstaunlich. Mal abgesehen davon, dass man sich (traurigerweise) totlacht, wenn Megatron und Optimus Prime mitten im Großkampf aufeinandertreffen und sich derweil über ihre Gedanken zur Humanität auslassen. Immerhin ein großes Werben für das amerikanische, utilitaristische Denken. Das große Gerede um Opfer für die Allgemeinheit ist unsäglich dreist
Aber hey, wie oft wird hier gesagt, alles beiseite lassen, die Action zählt!?
Gut...Action. Davon habe ich so wirklich nur etwas am Anfang und am Ende gesehen. Die tollen Verwandlungen sind nach 3-4 Transformationen auch nichts mehr, um große Augen zu machen. Der Film zieht sich über all diese Subplots und die total romantische, obligatorische Liebesstory und kommt erst in den letzten 20 Minuten wirklich zur Sache.
So, Lob, technisch ist das wirklich ein wahres Spektakel und macht dann am Ende auch mal Spaß, denn es wird wirklich richtig was vom Zaun gebrochen, wenn Bay auch handzahm bleibt und sich auf seine Spezialität beschränkt Häuser oder Fahrzeuge aller Art mit Feuerbrünsten zerstören/umherfliegen zu lassen. Dabei sehen bspw. Die Verwandlung des Flugzeugs in der Bewegung super aus. Keine Frage. Actionmäßig am Ende (!) gigantisch!
Aber das reicht längst nicht mehr....Alles davor war ein kindliches Trauerspiel mit fieser Oberflächlichkeit. Am Schluss steht man dann am Sonnenuntergang, man hört eine fantastische Rede (mehr schlecht als recht getarnt) über amerikanische Werte und wischt sich die Pippi aus den Augen.
- Aber vor Wut.
Für einen guten Actioner ist das beileibe zuwenig. Keine Materialschlacht darf sich so grober Fahrlässigkeiten schuldig machen, wie Bay es hier verbrochen hat. Ich lass mich doch nicht auf den Arm nehmen. Man sollte den Film für alle über 16 verbieten, bis dahin darf das vielleicht amüsant sein. Dass Bay dann auch noch versucht (kurz nach dem Abspann und ab und zu mittendrin) Selbstironie aufblitzen zu lassen, ist kaum mehr als Selbstprofilierung.
Ein grandioser Filmemacher wirklich. Tut mir ja leid, dass žThe Island nicht so ankam und der Anspruch nicht so ganz funktioniert hat, aber dann hirnlosesten Metallschrott erster Güte zu produzieren (womit er ja dick Geld scheffeln wird) reicht mir auch als schöpferisches Armutszeugnis für diesen Herrn.
Dass Linkin Park dann im Abspann laufen war abzusehen. Es passt und verleiht dem ganzen noch den richtigen Abschied.
žLos, bleib stark. Du musst jetzt ein Soldat sein.
Y.V.A.N. E.H.T. N.I.O.J.
Für das zweifellos starke Finale der letzten 20 Minuten knappe
5/10
(und das wirklich gnädig als Action-Fan, alles andere ist wahrlich unterste Schublade :flop: )