BG KultKino: „Jenseits“ von Afrika“ – Ein BiG-Blick hinter die Kulissen
Morgen ist es soweit: Bereitsgesehen und das Lippstädter Cinema-Studio präsentieren „Jenseits von Afrika“ im KultKino. Zur Einstimmung gibt es hier einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen über die Entstehung des Films. Vor und nach dem Kinobesuch zu genießen.
Als die reiche Dänin Karen Dinesen (Meryl Streep) sich entscheidet ihren Cousin Baron Bror Blixen (Klaus Maria Brandauer) zu heiraten und nach Afrika zu ziehen, beginnt damit das Abenteuer ihres Lebens. Zusammen beginnen sie eine Kaffeeplantage in Kenia aufzubauen. Doch ihre Ehe ist von Anfang an durch Brors Desinteresse an ihr und ihrer Beziehung gestört. Anstatt dessen widmet er sich lieber der Jagd oder anderen Frauen. Karen dagegen verbringt ihre Zeit mit der Plantage und dem Kontakt mit den Eingeborenen. Sie trifft schließlich auf den Safari-Jäger Denys Finch Hatton (Robert Redford), in den sie sich verliebt. Doch Karens Anspruch des Besitzes, welches Denys Wunsch der ewigen Freiheit und Unabhängigkeit widerspricht, stellt ihre Liebe immer wieder auf die Probe. Derweil ändert sich auch das Land im Zuge der Kolonialisierung und des ersten Weltkrieges immer mehr.
Filmdaten Jenseits von Afrika
Originaltitel: Out of Africa
Großbritannien, 1985
Regie: Sidney Pollack
Drehbuch: Kurt Luedtke
Starttermin Deutschland: 13.03.1986
Starttermin USA: 18.12.1985
Besucherzahlen Deutschland: 4.477.273
Einspielergebnis USA: $87.071.205
Eine Reise nach Afrika
„Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße des Ngong Hügels.“ (Karen Blixen)
Bis zu der Verfilmung von JENSEITS VON AFRIKA (OUT OF AFRICA, 1985) war es ein weiter Weg.
Das Buch mit den Memoiren von Isak Dinesen (Karen Blixens Pseudonym) wurde schon jahrelang von einem Produzenten zum Nächsten gereicht, so dass es mehrere Drehbuchentwürfe mit unterschiedlichen Ansätzen gab. Ursprünglich galt es als ein Projekt für Greta Garbo und Regisseur Orson Welles, der großes Interesse an dem Stoff hatte. Doch Welles, der mit THE IMMORTAL STORY eine einstündige Dokumentation über Dinesen gedreht hatte, konnte das Projekt ebenso wenig umsetzen, wie David Lean (LAWRENCE OF ARABIA, 1962). In den frühen 70er Jahren kamen erneut Pläne auf, als Nicholas Roeg, Regisseur von WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN (DON’T LOOK NOW, 1973), eine Adaption mit Julie Christie als dänische Autorin und Ryan O’Neal als ihr angetrauter schwedischer Baron vorbereitete. Aber auch in diesem Fall ging das Projekt nicht über die Planungsphase hinaus.
Sidney Pollack und sein Team hatten schließlich als ein weiteres Werkzeug Judith Thurmans Biografie Isak Dinesen, The Life of A Storyteller als Grundlage, welches erst 1982 erschienen war und somit den bisherigen Autoren immer als Vorlage fehlte. Vor dem Erscheinen dieses Buches, welches den American Book Award gewonnen hatte, war relativ wenig über Dinesens Leben bekannt. Doch die Verfügbarkeit von Thurmans Material ermöglichte es das Drehbuch um nun bekannte biographische Fakten mit Episoden aus ihren Memoiren zu verknüpfen. Judith Thurman unterstützte Sidney Pollack auch während des kompletten Drehs und war so etwas wie seine „wandelnde Enzyklopädie“. Selbst für Sydney Pollack war es übrigens nicht der erste Anlauf Karen Blixens Geschichte für die Leinwand zu adaptieren. Bereits 12 Jahre zuvor, hatte er versucht ein Drehbuch zu entwickeln, war aber wie so viele andere vor ihm gescheitert. Das größte Hindernis war die Struktur des Buches, da es keine stringente Geschichte beinhaltete.
„Das große Problem bei der Adaption des Buches auf die Leinwand war die Tatsache, dass es keine konventionelle Erzählung in ihrem Buch gab. Es ist mehr ein Gebet. Eine wunderschön geformte Denkschrift, die sich auf ihren Prosastil und ihrem Gefühl für Gedichte und ihrer Fähigkeit große Wahrheiten in sehr kleinen, bestimmten Details zu finden, verließ. Es ist also ein sehr schweres und trügerisches Material um darauf ein Drehbuch aufzubauen.”(Sidney Pollack)
Drehbuchautor Kurt Luedtke, ein ehemaliger Zeitungsreporter, hatte Frank Price, dem damaligen Chef von ‚Universal‘, mit seinem Skript zu DIE SENSATIONSREPORTERIN (ABSENCE OF MALICE, 1981), bei dem ebenfalls Pollack Regie geführt hatte, beeindruckt. Price wollte erneut mit Luedtke arbeiten und schlug dem Autor vor, neben einer anderen Roman-Adaption, ein Drehbuch des Dinesen-Romans zu entwickeln. Luedtke stimmte zu und bat Sydney Pollack, seinen ersten Entwurf zu lesen.
© Universal Pictures
Hätte mich zu diesem Zeitpunkt jemand gefragt, ob ich ‚Jenseits von Afrika‘ machen will, hätte ich nein gesagt.“ (Sidney Pollack)
Der anfangs skeptische Pollack war begeistert und wollte das Drehbuch unbedingt selbst umsetzen. Die erste Version des Skripts lag bereits im Dezember 1982 vor und wurde von Luedtke alleine verfasst. Zwei weitere Entwürfe schrieb er ab 1983 gemeinsam mit Pollack, zwei weitere, bevor David Rayfiel ab 1984 dazu stieß. Rayfiel hatte bereits an dem Drehbuch von Sidney Pollacks DIE DREI TAGE DES CONDOR (THREE DAYS OF THE CONDOR, 1975) mitgearbeitet. Auch bei DER ELEKTRISCHE REITER (THE ELECTRIC HORSEMAN, 1979) und DIE SENSATIONSREPORTERIN hatte er ohne Nennung das Skript verfeinert. Selbiges „Schicksal“ ereilte Rayfiel auch bei JENSEITS VON AFRIKA, da er abermals keinen Credit erhielt. Luedtke war ein großer Meryl-Streep-Fan und schrieb sein Skript schon mit ihr als Hauptrolle im Hinterkopf. Allerdings war er von der Idee, Robert Redford zu verpflichten, nicht überzeugt. Price ließ sich jedoch auf keine Diskussionen ein und erinnerte den Autor daran, wer den Film finanziert.
Die Besetzung
Die Besetzung der weiblichen Hauptrolle erwies sich trotz Luedtkes Vorstellungen anfangs als sehr schwierig, da die Figur der Karen Blixen recht komplex angelegt wurde. Jane Seymour galt lange als Alternative, denn Pollack war anfangs nicht von Meryl Streep überzeugt, da er sie als nicht attraktiv genug für die Rolle fand. Doch nach einem ersten Treffen war er von der Schauspielerin überzeugt und beeindruckt.
„Sie war so direkt, so ehrlich, so sehr ohne Flausen im Kopf. Es gab schlichtweg keinen Barriere zwischen ihr und mir.“ (Sidney Pollack)
Trotzdem gab es während der Dreharbeiten einige Konflikte zwischen den Beiden. Dem Filmemacher missfiel, dass sich Streep im Zuge ihrer Vorbereitung einen Akzent antrainiert hatte. Sie hatte sich Bänder von Blixen angehört und sprach nun auf eine altmodische, aristokratische Art und Weise, was Pollack anfangs als zu übertrieben empfand, wobei er seine Meinung in diesem Punkt später änderte. Streep hatte große Pläne und wollte mit der Rolle in JENSEITS VON AFRIKA ihren Ruf als großer Hollywood-Star zementieren.
Robert Redford war von Anfang an einer der Wunschkandidaten von Sidney Pollack, die bei diesem Film das sechste und letzte Mal zusammenarbeiten sollten. Anfangs gab es wegen Redfords Besetzung Konflikte, da die Figur des Finch Hatton eigentlich aus England stammte, doch für Pollack war es wichtiger, von Redfords Charisma profitieren zu können. Redford trainierte sich wohl einen Akzent an, doch sie verwarfen gemeinsam diese Idee, da der Star ein amerikanisches Idol war, dem die Zuschauer diesen Akzent nicht abnehmen würden. Als Folge dieser Entscheidung mussten bereits gedrehte Szenen nachsynchronisiert werden.
© Universal Pictures
Der Österreicher Klaus Maria Brandauer, der den Baron Bixen mimte, war für Sidney Pollack die absolute Wunschbesetzung und alternativlos. Daher stand er vor einem großen Problem, als es zwischenzeitlich nicht möglich schien die Zeitpläne Brandauers mit den Dreharbeiten zu koordinieren. Brandauer wurde durch die Literaturverfilmung MEPHISTO (1981) nach dem Buch von Klaus Mann unter der Regie von István Szabó international bekannt, woran der Oscar für den besten fremdsprachigen Film sicherlich einen Anteil hatte. Dem Mainstream-Publikum wurde er durch seine Rolle als Bösewicht Maximilian Largo in dem (inoffiziellen) James Bond-Film SAG NIEMALS NIE (NEVER SAY NEVER, 1983) an der Seite von Sean Connery bekannt.
Suzanne Hamiltons Rolle der Felicity basiert auf Beryl Markham, einer anderen bekannten Afrika-Autorin, die aus der Gruppe der Kolonisten zu dieser Zeit stammte und darüber berichtete. Sie war darüber hinaus die erste Frau, die den Atlantik in Richtung Westen überflog. Sie veröffentlichte das Buch West with the Night, eine Erinnerung an ihre Zeit in Afrika. Sie sagt darin, dass sie auch eine Liebhaberin von Finch Hatton gewesen sei und es gab Gerüchte, dass er auf dem Weg nach Mombasa, bei dem er schließlich verunglückte, auf dem Weg zu ihr gewesen sei. Dies wird aber im Film nicht weiter thematisiert. Zur Vorbereitung des Films, konnte sich Sidney Pollack auch noch mit ihr treffen und aus erster Hand Informationen erhalten. Das Model Iman, spätere Frau von David Bowie, spielte die Geliebte von Berkeley Cole. Sidney Pollack traf sie zufällig und fragte, ob sie zwei Tage für den Dreh Zeit hätte.
Die Dreharbeiten
Im ersten Entwurf begann der Film im weißen, verschneiten Dänemark. Sidney Pollack war damit aber nie wirklich zufrieden. Nach mehreren Versuchen schaffte man es schließlich den Anfang in Afrika spielen zu lassen ohne Dänemark als Handlungsort zu verlieren. Pollack war es wichtig nicht nur Afrika zu zeigen, um den Gegensatz zwischen dem winterlichen Dänemark und dem sonnigen Afrika zu verdeutlichen und die Umstände ihrer Reise zu erzählen. Schlussendlich wird nun zu Beginn eine geheimnisvolle Aura um die Figur des Finch Hatton aufgebaut und mit kleinen Versatzstücken eine Art Vorschau auf die kommenden Ereignisse als Erinnerungs- beziehungsweise Traumfetzen gegeben.
Die Szene zu Beginn des Films, welche in Dänemark spielen soll, wurde in Nordengland gedreht und ist die einzige Außenaufnahme, die nicht in Afrika entstand. Im Studio wurden nur die Prozess- und die Bluescreen-Aufnahmen gedreht. Darüber hinaus filmte man in einem Londoner Studio die Nachtszene am Strand im letzten Akt mit Meryl Streep und Robert Redford. Für die Szene in Nordengland wollte man unbedingt Schnee haben und hatte Glück, denn normalerweise schneit es in diesem Teil von Nordengland direkt an der Nordsee relativ selten, aber am Drehtag war alles mit Schnee bedeckt.
Die Situation in Afrika war wesentlich komplizierter. Da man in Nairobi keine geeigneten Drehbedingungen vorfand, baute man die komplette Stadt innerhalb eines Jahres akribisch und komplett nach. Die Gebäude wurden dabei so flexibel entworfen, dass man auch Innenaufnahmen dort drehen konnte und dafür nicht spätere Studio-Shots einplanen musste. Spielte das Wetter also nicht mit, wurde der Drehplan geändert und man filmte Innenaufnahmen. Auch das Haus, in dem Karen Blixen gelebt hatte, wurde extra neu gebaut, wobei man sich so nah wie möglich an dem Original orientierte. Das tatsächliche Haus existierte zwar noch, war aber zum Zeitpunkt der Dreharbeiten nicht verfügbar, da es als Trainingszentrum von der Regierung genutzt wurde. Doch man konnte viele der Original-Möbel verwenden, die sie nach Dänemark geschickt hatte. Es gab zudem vier weitere Sets mit Kaffeepflanzen, um die verschiedenen Stadien des Wachstums akkurat darstellen zu können. Die Kostüme der Afrikaner spielten innerhalb der Umsetzung eine große Rolle, weil man so die Veränderung durch die Kolonisten darstellen wollte. Anfangs noch sehr traditionell gekleidet, gleichen sich die Kleider im Laufe des Films immer mehr dem westlichen Stil an.
Die Dreharbeiten verliefen teilweise abenteuerlich. Viereinhalb Monate wurden in Nairobi und an Orten, die man nur zu Fuß erreichen konnte, gedreht. Es gab starke Regengüsse in der eigentlichen Trockenzeit von Kenia, Vorwürfe des Rassismus gegen die Filmemacher in der lokalen Presse und wilde Tiere, deren Präsenz die Aufnahmen erschwerten. Gleichzeitig musste Pollack seine Stars bei Laune halten – nicht zu vergessen die restlichen 100 Mitglieder der internationalen Crew und die fast 10.000 Statisten, von denen die meisten aus den Stämmen der Maasai oder den Kikuyu waren. Kommunikationsprobleme erwiesen sich neben den logistischen Herausforderungen als das größte Problem. Die Popularität von Robert Redford war selbst im tiefsten Afrika groß. Ständig wurde er angesprochen, verlor aber trotzdem nie seine Ruhe. Außerhalb des Sets war Redford bekannter Weise eher zurückhaltend und in sich gekehrt, zeigte aber keinerlei Allüren.
„Es hat drei Monate gedauert, bis ich ihn kannte. Die längste Unterhaltung, die ich mit ihm hatte, war über Archäologie. Er war fasziniert von den Mythen über Stonehenge.“ (David Watkin/Kamera)
Selbiges galt auch für Meryl Streep, die am Set keine Berührungsängste kannte. Die Crew wusste das zu schätzen.
„Ich habe Filme mit Richard Burton und Elizabeth Taylor gemacht, und du konntest dich nicht bewegen, wegen all der Betreuer, Chauffeure und Kalkulatoren. So etwas gab es mit Robert und Meryl nicht. (Freddie Cooper, Camera Operator)
Streep und Redford aßen oft zusammen mit allen anderen im Essenszelt, verbrachten aber sonst eher den Abend für sich, abseits der restlichen Crew, die sich am Feuer noch Geschichten erzählten oder sangen.
Da man nicht einfach Tiere aus Afrika für den Dreh einsetzen konnte, mussten sechs trainierte Löwen, drei Hunde und mehrere Adler importiert werden. Streep lernte schnell, was der Unterschied zwischen einem Filmdreh in Afrika und einem in Hollywood war. Sie hatte sich ein modernes Haus in Nairobi für sich, ihren Ehemann, den Künstler Don Gummer, und ihre beiden Kinder gemietet. Das Gebiet grenzte an den National Park von Nairobi und die Tiere verhielten sich dabei durchaus neugierig.
„Jeden Morgen um fünf Uhr sind die Löwen aufgewacht. Das erste Mal als es passiert ist, dachte ich es stirbt jemand im Haus nebenan und weckte meinen Mann. Ein anderes Mal standen fünf Giraffen im Hof, als ich meinen Sohn zur Schule brachte.“ (Meryl Streep)
Generell war Streep jedoch alles andere als zimperlich und engagierte sich mit den Bedingungen vor Ort recht schnell. So riss sie sich eines Tages erst ihre Jacke vom Körper, nachdem Pollack nach einer langen Szene endlich „Cut“ verkündete. Die Krux: Ein Käfer in der Größe ihrer Hand hatte sich in dem Moment unter ihre Jacke geschlichen, als die Kameras zu liefen begannen. Trotzdem spielte sie die Szene komplett zu Ende.
Jeder – Cast und Crew – lebte in Zelten, während man am Fuße des Maasai Reservats in der Nähe der tansanischen Grenze drehte. Man war umgeben von wilden Tieren. Den einzigen, ernsthaften Zwischenfall gab es als eine Kobra in das Zelt eines Tontechnikers eindringen konnte. Viele wurden danach sehr vorsichtig. Besonders Redford, der fortan darauf achtete, dass auch alle Zelte richtig geschlossen wurden.
Die lokalen Zeitungen standen den Dreharbeiten kritisch gegenüber. Obwohl die Produktion acht Millionen Dollar in die Wirtschaft von Afrika „investierte“, monierte man zum Beispiel, dass man den afrikanischen Komparsen nur zwölf Dollar am Tag zahlte, während die weißen Komparsen viel mehr bekamen. Das Produktionsteam argumentierte damit, dass es eine Sache des Angebotes und der Nachfrage sei, erhöhte aber später die Gehälter der afrikanisch-stämmigen Komparsen.
Übrigens: Die Figur des im Film am Fuß verletzen Kamante, der später zum Koch von Karen Blixen wird, gab es wirklich. Er besuchte deshalb das Team auch einen Tag lang am Set Mittlerweile ist er jedoch leider schon verstorben.
Postproduktion & Rezeption
John Barry sah sich beim Komponieren der Filmmusik vor einem ganz besonderen Kuriosum. Wie viele Regisseure stattete auch Sidney Pollack den Film beim Schneiden mit einer temporären Musik (temp-music) aus, um zu testen ob bestimmte Szenen oder Sequenzen funktionierten. Auffallend war in diesem Fall, dass es sich dabei um bereits existierende Musik von John Barry handelte, bevor überhaupt fest stand, dass dieser auch den Score zum Film schreiben wird. So musste dieser den ersten Schnitt des Films mit bereits von ihm komponierter Musik ansehen und anschließend Musik komponieren, die sich wie seine bereits vorhandenen Arbeiten anfühlte, aber besser zum Film passte. Bei der Flugsequenz ließ sich Sidney Pollack anfangs beispielsweise von einem Stück aus John Barrys THE LAST VALLEY inspirieren und schnitt die Szene so eher melancholisch-religiös, denn fröhlich und glücklich.
JENSEITS VON AFRIKA wurde mit gemischten Kritiken aufgenommen, obwohl er den Oscar für den besten Film erhielt. Neben dieser Trophäe konnte der Film bei der Verleihung 1986 zusätzlich bei elf Nominierungen die Trophäe in den Kategorien Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Filmmusik, Beste Kamera, Bester Ton und Bestes Szenenbild mit nach Hause nehmen. Ein grandioser künstlerischer Erfolg. Für die Rolle des Baron Bror Blixen-Finecke konnte Klaus Maria Brandauer zumindest einen Golden Globe einheimsen und eine Oscar-Nominierung verbuchen. Bei der vielen Kritik, gab es unter dem Strich oft ein wohlwollendes Urteil, so sprechen Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz im Lexikon „Filme im Fernsehen“ über den Film als „„[…] wehmütig aufgemöbelte Literaturverfilmung aus der exotischen Hochglanzwelt eines fernen Kolonial-Afrika, in dem die Weißen die Herren waren. (Wertung: sehr gut)“. Und auch im Übersee kam der Film bei namhaften Kritiker positiv an.
„Jenseits von Afrika ist ein toller Film zum Anschauen, der atemberaubend an echten Drehorten gefilmt wurde. Es ist ein Film mit dem Mut, um komplexe und schwankende Emotionen zu zeigen und die Starpower seiner Schauspieler zu nutzen weiß.“ (Roger Ebert)
JENSEITS VON AFRIKA ist wahrlich einer dieser schwelgerischen Hollywoodfilm aus einer goldenen Zeit. Aufwendig und authentisch in seinem Dekor und den Kostüm werden Bilder von Farbenpracht, aber auch Kitsch geschaffen, getragen von John Barrys typisch romantischer streicherlastigen und betont langsamen Komposition. Der Film ist oft dem Kitsch nahe und betritt mit seinem Afrika-Bild dünnen Boden, was die auch vielen negativen Stimmen sehr einfach erklärt und nachvollziehbar macht, doch Sidney Pollacks Inszenierung ist größtenteils souverän und er weiß mit den Figuren und ihren Geschichten umzugehen. Er nimmt sich dafür weit über 2 Stunden Zeit, doch für denjenigen, der sich darauf einlässt, lohnt es sich allemal.
Die Oscar-Verleihung 1986: Jenseits von Afrika gewinnt „Best Picture“:
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Porträt: Meryl Streep
Meryl Streep, eigentlich Mary Louise Streep, wurde am 22. Juni 1949 in Summit, New Jersey geboren. Während ihre Mutter als Grafikerin tätig war, leitete ihr Vater ein Pharmaunternehmen. Als ältere Schwester ihrer beiden kleinen Brüder, Harry William III und Dana David, wuchs sie in Bernardsville auf und zog später nach New York um am Vassar College Drama zu studieren. Später schloss sie ihr Studium mit einem Master of Fine Arts an der School of Drama an der Universität von Yale ab. Sie hat vier Kinder mit dem Bildhauer Don Gummer, den sie 1978 geheiratet hatte. Zuvor war sie mit dem Schauspieler John Cazale zusammen, der an Lungenkrebs starb und von Streep bis zu seinem Tod gepflegt wurde. Zusammen drehten sie auch noch seinen letzten Film DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN (The Deer Hunter, 1978). Es war damals erst ihre zweite Rolle in einem Kinofilm nach JULIA (Julia, 1977) – wo sich ihr Auftritt auf eine kurze Szene in einer Rückblende des Films beschränkte – und brachte ihr darüber hinaus ihre erste Nominierung für einen Oscar ein.
Robert de Niro hatte sie in dem Theaterstück „The Cherry Orchard“ gesehen und sie daraufhin für die Rolle seiner Freundin im Film vorgeschlagen. Mit dem Sammeln von Preisen und Nominierungen, sie wurde bis heute 19 (!) Mal für einen Oscar nominiert, begann sie schon ziemlich früh. So erhielt sie einen Emmy für ihre Leistung in der TV-Mini-Serie HOLOCAUST – DIE GESCHICHTE DER FAMILIE WEISS (Holocaust, 1978). Streep zeigte auch schon früh ihr Faible für das Spiel mit Akzenten, so geschehen bei SOPHIE’S CHOICE (SOPHIES ENTSCHEIDUNG, 1982), bei dem sie sich einen polnischen Akzent aneignete. Die Rolle in OUT OF AFRICA sollte sie schließlich als großer Hollywood-Star etablieren, wobei sie zu diesem Zeitpunkt schon zwei Oscars, zum einen für ihre Leistung in dem Film KRAMER VS. KRAMER (KRAMER GEGEN KRAMER, 1979) als beste Nebenrolle und in SOPHIES CHOICE als beste Hauptdarstellerin gewonnen hatte. Nachdem sie Anfang der 90er oft für ihre vielen „kühlen Frauenrollen“ kritisierte wurde, erweiterte sie ihr Repertoire später und konnte so in den darauffolgenden beiden Jahrzehnten ein breites Spektrum an den verschiedensten Rollen in diversen Genres vorweisen, welchen ihrem Erfolg bei Publikum und Kritik keinen Abbruch gab.
Quellen:
Eberwein, R. (17 May 2010). Acting for America: Movie Stars of the 1980s. Rutgers University Press.
Grob, Norbert (2006): Jenseits von Afrika. In: Koeber, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker. Band 4. Ab 1993. Stutt-gart: Philipp Reclam Jun., 5. überarb. und erw. Aufl. S. 314-321.
Longworth, Karina (2013). Meryl Streep: Anatomy of an Actor. Phaidon Press.
Thain, Andrea, Meryl Streep: Hollywoods neues Gesicht, Heyne Verlag, München, 1987.
Waldo, Theo (July 2006). Celebrities and Their Culinary Creations: Autographed Photos, Biographies, Trivia, and Recipes. iUniverse.
http://Imdb.com
http://Rogerebert.com
http://www.people.com/people/archive/article/0,,20092793,00.html
https://www.nytimes.com/packages/html/movies/bestpictures/africa-ar.html
http://www.rottentomatoes.com/guides/best_and_worst_best_pictures/
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