Festivalnachlese, die Erste: Welche Filme man im Auge behalten sollte…

7. September 2019, Manuel Föhl

Filmfestivals sind der breiten Masse meistens etwas suspekt. Manche sind dem normalen Publikum kaum zugänglich bei anderen wie zum Beispiel hierzulande der Berlinale (und das ist nur das größte von vielen weiteren, spannenden Festivals Deutschlands) teilen sich die Starts und Zuschauer den roten Teppich und die Kinosäle. Oftmals laufen dort auch Filme, die es danach gar nicht oder erst viel später in die Kinos schaffen. Filme, die dort laufen hat bisher auch kaum jemand gesehen und so gibt es kaum eine Chance unbefangener und unwissender an Filme heranzugehen und für sich Entdeckungen zu machen, die man nicht auf dem Schirm hatte.

Die größeren Festivals, die noch bevorstehen oder gerade am Laufen sind, haben deshalb aber auch einen großen Stellenwert, weil hier potentiell die Filme ihre Premiere feiern, über die in den nächsten Monaten noch desöfteren berichtet wird, im besten Fall, auf den Weg zur nächsten Oscar-Verleihung. Während Disney die Eintönigkeit im Kino forciert, zeigen Studios wie A24 aber kurioserweise auch Netflix und Amazon, dass das Kino noch lange nicht tot ist und mehr als seelenlose Blockbuster sein kann. Große Emotionen, starke Geschichten, Künstler vor und hinter der Kamera am Werke.

Eines der Festivals im Fokus ist das Telluride Festival in der gleichnamigen Stadt im amerikanischen Bundesstaat Colorado. Es war zu Beginn ein Festival, was sich besonders auf die Wiederauführung älterer, vergessener Filme konzentriert hatte, doch mehr und mehr feierten dort Filme auch ihre US- oder sogar Weltpremieren. Das Besondere an dem Festival ist dabei, dass das Programm vorab nicht wirklich kommuniziert wird und so in den Wochen davor nur spekuliert werden kann.

Was gab es u.a. zu sehen und sollte gespannt auch hierzulande erwartet werden?

THE AERONAUTS: Der von den Amazon Studios produzierte Film, entstand unter der Regie von Tom Harper (u.a. Regie bei ein paar Episoden von PEAKY BLINDERS, THE SON und THE WOMAN IN BLACK 2: ANGEL OF DEATH)) und bietet in den Hauptrollen Eddie Redmayne und Felicity Jones. Das Duo spielt nicht ein weiteres Mal das Ehepaar Hawkings, sondern sind Pilotin Amelia Wren (Felicity Jones) und der Wissenschaftler James Glaisher (Eddie Redmayne), die sich zusammentun, um mit einem Heißluftballon die 8000 Höhenmeter zu überschreiten. In den USA wird die 80 Millionen Dollar-Produktion nur zwei Wochen exklusiv in den Kinos und dann direkt bei AmazonVideo zu finden sein. Wie der Film hierzulande vertrieben wird steht noch in den Sternen. (Pun intended)

Inspiriert von wahren Begebenheiten, denn in Wirklichkeit gab es keine weibliche Pilotin, sondern Glaisher hatte einen männlichen Kollegen, mit dem er sich in waghalsige Höhen begab. Die ersten Kritiken zeigen sich vom Spektakel beeindruckt und loben die beiden Schauspieler, kritisiert wird aber der Teil, der nicht in der Luft spielt.

THE TWO POPES: Von Netflix kommt dieser Film am 20.Dezember auf den Dienst, indem Anthony Hopkins Papst Benedikt spielt, der 2012 von  Kardinal Bergoglio (Jonathan Pryce) gebeten wird in den Ruhestand treten zu dürfen. Die beiden treffen sich und schließlich wird Bergoglio der Nachfolger Benedikts. Der Film von Fernando Meirelles (CITY OF GOD) wird gemischt aufgenommen, wobei aber vor allen Dingen der Humor und die beiden Hauptdarsteller gelobt werden.

THE LAUNDROMAT: Steven Soderbergh ganz ohne I-Phone, aber mit einer Riege an Stars (Meryl Streep, Gary Oldman, Antonia Banderas, David Schwimmer, Robert Patrick, Sharon Stone…) erzählt die Geschichte rundum die Panama Papers und soll ähnlich wie Adam McKays THE BIG SHORT und VICE immer mal wieder die vierte Wand durchbrechen, um komplizierte Sachverhalt einfach und simpel zu erklären. Soll nicht immer ganz so elegant gelingen, aber die Stars retten auch hier. Wer hat es produziert? Netflix. Soll dort im Herbst landen.

UNCUT GEMS: Robert Pattinson musste viele Filme abliefern, bis er sich wieder von seinem Glitzer-Vampir-Image lösen konnte. Das i-Tüpfelchen war wahrscheinlich GOOD TIME (2017) von den Safdie-Brüdern. Die haben nun einen neuen Film gemacht und diesmal ist es Adam Sandler in der Hauptrolle, der seine Karriere mal wieder einen ernsteren Beitrag beifügen könnte. Er spielt einen spielsüchtigen Juwelier, dem seine Sucht, zwei Beziehungen und sein Laden immer mehr über den Kopf wachsen. Ein ähnlich temporeiches, vibrierendes New-York-Werk wie schon bei GOOD TIME darf man erwarten. Leider noch ohne Trailer und deutschen Starttermin.

FIRST COW: Auch noch ohne Trailer ist der neue Film von Kelly Reichardt (MEEK’S CUTOFF, CERTAIN WOMEN) über einen Koch im 1820er Amerika, der gemeinsam mit einem Flüchtling nach China reist und wieder zurück. Wird von A24 erst 2020 in die Kinos gebracht werden.

WAVES: Diesen Film wird A24 noch dieses Jahr in die amerikanischen Kinos bringen und dieser wird sehr wahrscheinlich…Wellen schlagen. Inszeniert von Trey Edward Shults (IT COMES AT NIGHT) wird das Aufwachsen, leben und lieben zweier junger Paare gezeigt. Bekommt viel Lob und sieht nach großen Emotionen und Bildern aus.

Gerade läuft übrigens auch das Toronto International Film Festival (TIFF) und der Gewinner des Publikumspreises dort, durfte sich schon desöfteren im Frühjahr des Folgejahres einen Best Picture-Oscar mit nach Hause nehmen…

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