Ja, aber ist das was er abgeliefert hat am Ende so essentiell? Ist seine Stimme in ihrer Einzigartigkeit so wichtig, dass sie fehlen würde?
Das muss jeder selbst beurteilen. Ich sehe tatsächlich wenige, die so polarisieren. Essentiell? Nein, sicher nicht. Aber eine interessante Fußnote, die sonst keiner bietet? Finde ich schon.
Man muss sich das auch mal vor Augen halten. Der ist seit drei Jahren weg vom Fenster, hat davor Jahre lang nur DtD gemacht und ist trotzdem nach wie vor präsent. In meinen Augen hat das seinen Grund. Nicht viele sind wie Boll - im Guten wie im Schlechten.
Ich betone ja in Bezug auf ihn immer, dass er ein guter Produzent sein kann, wenn es um die Beschaffung von Geld geht, aber das kreative sollte er anderen überlassen. Jegliche kreative Entscheidung. Sei es nun die Regie oder das Drehbuch.
Die Meinung sei dir unbenommen. ich teile sie aber nur teilweise.
Und zum Artikel: Ja dieser will von Anfang an mal ein anderes Bild von ihm zeichnen, aber im Endeffekr genau mit dem Narrativ, wie er sonst beschrieben wird. Sprich, am Ende erfährt man auch nichts Neues über ihn. Man weiß, dass DARFUR als unterschätzt gilt und RAMPAGE oft wohlwollend betrachtet wird.
In meinen Augen wertest Du das falsch. Dass sich eine große Zeitung wie die Welt so objektiv mit ihm auseinandersetzt, sagt etwas aus. Und nur, weil du das weißt, weiß das nicht die Masse, die vielleicht noch nie etwas von ihm gesehen hat, sondern nur den ganzen Rummel mitbekommen hat und ihn, ohne sein Werk in Gänze zu kennen, als Game-Verfilmer abtut. So ein Artikel, der ihn halt mal anders beleuchtet und etwas differenziert an ihn herangeht, ist für die Wahrnehmung nicht unwichtig. Viele haben noch nie was von DARFUR oder RAMPAGE gehört, weil sie eben nicht im Kino liefen und keine großen Stars haben. Wenn der Artikel dazu führt, dass man sich etwas mehr kit ihm auseinandersetzt, ist viel gewonnen. Und kommt man anschließend zu dem Schluss, dass er diese Aufmerksamkeit nicht wert war, dann ist das halt so.
Und das am Ende seine Filme schon zu sehr mit ihm als Person im Hintergrund (ab)gewertet werden, aber wenn es ihm wirklich nur ums Filmemachen geht...wieso dann die zahlreichen Gameverfilmungen, die er nur fürs Geld gemacht hat? Unter seinem Namen. Was hat er denn erwartet?
Du vermischt da. Nochmal: ich hebe Boll nicht in den Himmel und vieles, was er gemacht hat, war und ist schlicht falsch und schlecht. Sowohl filmisch als auch in der Außendarstellung. Und ja, da macht er es sich ein wenig zu leicht. Das rechtfertigt jedoch nicht eine pauschale Ablehnung. Dass er sich nicht wundern darf, dass er persönlich "auf die Fresse kriegt" - absolut. Wer so auftritt und auf die Kacke haut, muss auch Gegenwind ertragen. Aber persönliche Anfeindung hat nichts mit seinem werk zu tun. Ich kann ROSEMARY´S BABY lieben, aber Polanski kritisch sehen.
Er wollte Genrefilme machen und da waren die deutschen Förderer nie Fans. Aber da ist er nicht das erste und ganz bestimmt nicht das letzte Opfer.
Und deswegen darf man sich über diese völlig inakzeptable Förderung nicht aufregen? Warum nicht? Und warum kann man nicht einfach honorieren, was er geschafft hat, unabhängig von der eigenen Meinung? Wie viele deutsche Filmemacher gibt es denn, die über Jahre hinweg international in dieser Rollenvielfalt (Regie, Drehbuch, Produzent, Verleiher) gearbeitet haben? Das will einfach nicht in meinen Kopf. Warum kann man nicht einfach sagen: Ich mag den Kerl nicht, aber Hut ab, was er auf die Beine gestellt hat.
Er hat nur leider bisher nur mit lauten Worten reagiert und nicht mit einer überzeugend filmischen Antwort.
Definiere überzeugend. Ist jahrelange Arbeit ohne Förderung nicht ein Stinkefinger Richtung Förderung. Er hat es eben ohne geschafft.
Vielleicht erwarte ich da zu viel, aber womöglich ist das auch sein Problem.
Natürlich ist es sein Problem, dass er nie die Wertschätzung erhalten hat, die er sich erhoffte. Und er hat die Wertschätzung, die er will, auch nicht verdient. Boll ist kein Regie-Genie. Das ist ein guter Handwerker mit Eiern in der Hose und dem Willen, Filme zu machen, die sonst keiner macht. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und nochmal: An der fehlenden Wertschätzung ist er alles andere als unschuldig.
Seine lautesten Kritiker aber eben auch nicht.