Keine Zeit zu Sterben - No Time to Die (Bond 25) [Kritik]

jimbo

Administrator
Teammitglied
Ich vermiss Craig, dann doch jetzt schon ein bisschen. Obwohl ich nie der größte Fan von ihm war.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Am Freitag gesehen, muss ich aber alles noch sacken lassen, kann das erst später einordnen.
Was für ein Wirrwarr aus verschiedenen Einflüssen und Ideen. Vieles gut, vieles katastrophal.
Grundsätzlich jedoch hat das mit Bond, den ich kenne und auch sehen will, nicht mehr viel zu tun. Das macht den Film weder besser noch schlechter, erklärt aber vielleicht, warum die Einordnung und Reflektion auch etwas mit Erwartungshaltung zu tun hat. Bond jedoch als Charakter und als Filmreihe austauschbarer, beliebiger zu machen, ist in meinen Augen definitiv der falsche Weg.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wahrscheinlich wäre die Figur für viele kritische Stimmen zugänglicher, wenn er eben nicht zugänglicher geworden wäre, wenn man den Punkt menschliche Beziehungen und Gefühlswelten so oberflächlich gelassen hätte wie bei den Bourne Filmen, oder? Craig redet wenig, aber Damon noch weniger und das bisschen Gefühlschaos und Wut korrigiert er recht schnell mit gebrochenen Genicken und Kopfschüssen. Auch würde ein Jason Bourne niemals so ein Filmende erleben wie das in diesem Bond. Andererseits wird/wurde Bourne auch noch nie neu besetzt (ja, Bourne wurde schon mal mit Richard Chamberlain verfilmt, aber niemand, niemand hat das gesehen. Das ist so bekannt wie David Nivens Auftritt als James Bond), hatte noch kein absehbares Ende vor Augen.
 

Lunas

Well-Known Member
Eher in der positiven Hoffnung, Bond hat mir in seinen letzten Abenteuern schon oft bewiesen das er ein "Harter Hund" sein kann.
Mich interessiert viel eher der Hintergrund - die Beweggründe was alles passieren muss um dann das zu tun was er tun muss....
Dieses gebrochene, kaum ein wenig zur Ruhe gefunden und dann immer wieder weiter getrieben... das mag ich.
Ich zitiere mich mal selbst:

Gestern gesehn und mein kurzes Fazit dazu; Leider gut 30 Minuten zu lang für mich aber ein sehr stimmiger Schluss der Craig Reihe. Das Bond hier im letzten Film mehr Emotionen zeigt ist aufgrund seiner charakter Entwicklung total Nachvollziehbar und einfach gut so wie es ist.
Was ich so sehr schätze, auch im speziellen bei den Craig Bonds - das sind einfach die tollen Actionsequenzen welche fast immer ohne CGI auskommen hier sieht man das es nicht unbedingt darauf ankommt wie abgereht es sein muss *hust* FF-Reihe, sondern das "Echt" einfach "Echt" ist und es eine viele stärkere Intensität ausstrahlt wenn es nen Range Rover in tausend Teile zerbröselt und dort keine CGI verwendet wird.

Mich würde allerdings interessieren wie sie Bond nach seinem Ableben weiter führen wollen. Die Nummer 007 ist ja egal, aber Bond gibt/gab es doch nur immer einmal, oder wird das Ende einfach Ignoriert!?

Würde so 7/10 vergeben.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Es kommt ganz drauf an, wie hart sie rebooten. Behalten sie Q und Co? Alle neu? Oder gibt man Craig nochmal 100 Mio für zwei weitere Teile und er macht doch noch weiter? Noch ist alles möglich.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Letzteres halte ich für unmöglich. Craig ist raus, darauf würde ich sehr viel Geld bei einer Wette einsetzen.
Aber kommen wir zu meiner Meinung zu NO TIME TO DIE.
Schwierig.
Weil einige meiner Kritikpunkte in einer gewissen Erwartungshaltung, die es halt bei einer Reihe/Franchise immer gibt, begründet sind, bringt es auch gar nix, das unglaublich auszuformulieren. Im Grunde kam überhaupt kein Bond-Feeling auf, und ich habe jeden Bond seit IN TÖDLICHER MISSION im Kino gesehen. Das darf nicht passieren. Und nein, ich habe überhaupt nichts gegen Craig oder diese Ära und halte CASINO ROYALE z.B. für einen der besten Bonds überhaupt.

  • Zu lang, da ist mindestens eine halbe Stunde über das Ziel hinausgeschossen worden
  • Schwacher Bösewicht, und das ist kaum Malek anzukreiden. Er ist zwar auch nicht in der Lage, der Rolle wirklich Gewicht zu verleihen, aber das ist bei der schwach ausgearbeiteten Figur, der geringen Screentime und den miesen Dialogen auch kaum möglich. Wenn Waltz, dessen Szene im Grunde auch schon flach und überflüssig ist, noch den besten Bösewicht-Moment hat, dann kann was nicht passen.
  • Zu viel Sentimentalität. Zugegeben, das war bei Craig nach CASINO ROYALE immer ein Thema, aber hier ist es einfach too much und funktioniert in dieser gewollten Form einfach nicht. Man kann den Charakter Bond nicht "dehnen" wie man will. Bond mit ... sorry, das ist nicht mein Bond, das ist nicht die Figur. Ja, die Figur hat sich immer weiter entwickelt und der Zeit angepasst. Aber doch bitte nicht so mit dem Holzhammer und so mies geschrieben. Damit das alles einen Wert gehabt, damit man diese Entwicklung geschluckt hätte, müsste die Beziehung viel besser ausgearbeitet sein müssen. So ist es nur Mittel zum Zweck, um Bond für alle sichtbar zu modernisieren, anzupassen. Bond war das jedoch nie, Bond war das Gegenteil von angepasst, im Endeffekt ist er - abgesehen von der schwachen Ausarbeitung des Ganzen - nun austauschbarer als je zuvor.
  • Das Production Design ist im Vergleich zu früheren Filmen banal und einfallslos. Sir Kenneth Adam dürfte im Grabe rotieren. Kinders, nehmt doch mal Nachhilfe, bei denen, die die Vergangenheit prägten und damit den Weg dafür ebneten, dass es Bond heute noch gibt - und das mit anderen Mitteln als heute.
  • Die Action-Szenen fand ich bis auf die Verfolgungsjagd mit den Jeeps recht schwach und einfallslos. Ich bin weiß Gott nicht der größte Fan der Moore-Ära, aber auch hier: Seht zurück, verneigt euch und lernt. Schaue ich mir z.B. die Stunts in IN TÖDLICHER MISSION an, ist da Lust an der Action zu spüren, Lust daran, etwas Neues zu entwickeln, Lust daran, sich selbst zu übertreffen. CASINO ROYALE hat in seiner "Eröffnungssequenz" eindrucksvoll gezeigt, wie Craig, wie Bond im modernen Actionkino bestehen und auch neue Akzente setzen kann. Davon sah ich in NO TIME TO DIE recht wenig.
  • Falsche Gewichtung bei der Screentime der Figuren. Da komme ich nochmal später drauf, aber die einzig annehmbare Frauenfigur ist doch Agent Paloma. Die bringt etwas Schwung in die Bude, auch und besonders, weil Craig mal anders auf eine Frau reagieren darf, als mit Dackelblick. Dass ausgerechnet Paloma, dann sang- und klanglos verschwindet, ist bezeichnend. Stattdessen stellt man Bond seine Nachfolgerin zu Seite. Fuck it; es ist so offensichtlich, dass das ein Werbe-Move war, um bereits im Vorfeld das Gerücht streuen zu können, dass der nächste 007 weiblich sein könnte. Das war und ist reines Marketing. Mir tut da Lashana Lynch sogar leid, denn wie banal, nutzlos und offensichtlich berechnend ihr Part angelegt war, wird daran deutlich, dass es für den Film und die Handlung überhaupt keine Rolle spielt, ob sie dabei ist oder nicht. Wird ja auch am Ende deutlich, wenn sie die Und bevor wieder die beliebte Karte Frauenfeindlichkeit gezogen werden kann: Bullshit, aber mit solch mies geschriebenen Rollen tut man keiner Frau einen Gefallen. Und man tut auch keiner Schauspielerin einen Gefallen, innerhalb einer knapp 60-jährigen Reihe einen Part zu übernehmen, den die breite Masse ablehnt. Es spricht doch überhaupt nichts dagegen, eine weibliche Geheimagentin ins Rennen zu schicken - aber bitteschön in einer eigenen Reihe, mit ihren eigenen Stärken, ihren eigenen Akzenten, ihrem eigenen Weg, ihrer eigenen Ausrichtung und nicht in ein Korsett gezwängt, in dem es einfach nicht passen kann. Das ist für jede Darstellerin aber auch für jede Reihe Gift und hilft weder der Gleichberechtigung noch den Schauspielerinnen.
  • Das Drehbuch an sich. Ich habe mich nicht/noch nicht eingehend mit der Produktionshistorie beschäftigt, aber ich würde sehr viel Geld darauf wetten, dass da einiges noch während der Dreharbeiten hin und her geschoben und gänzlich umgeschrieben wurde. Anders ist nicht zu erklären, wie das Ding so in seine Einzelteile zerfallen und einiges dermaßen unbefriedigend umgesetzt wirken kann. Vielleicht gab es Leaks, vielleicht konnte das bereits Gedrehte nicht überzeugen, so dass man an verschiedenen Stellen neu ansetzte, keine Ahnung. Aber wenn dieses Skript in dieser Form als Bond-Film grünes Licht bekommen hat, würde es mich schon schwer irritieren. Und das sage ich im vollsten Wissen, dass die Bond-Drehbücher nur selten große Kunst waren.
  • Das Ende ist viel zu gewollt und sichtbar gewollt konzipiert, um der zu verpassen und dem Zuschauer ein Finale zu bieten, womit niemand rechnet. Doch es wirkt zu gewollt, riecht zu sehr nach Reißbrett, als dass es wirklich emotional packen kann. Und wenn es das bei diesem Ende nicht tut, ist hakt was schiefgelaufen.
Doch NO TIME TO DIE ist jetzt auch keine blanke Katastrophe, dafür sind einige Passagen dann doch zu gut, ist Craig zu präsent. Es überwiegt aber trotzdem Enttäuschung, da man mehr denn je den Weg verlassen hat, den man mit CASINO ROYALE ja so vielversprechend eingeschlagen hat. Daher ist es der für mich zweitschlechteste Craig-Bond und rangiert auch innerhalb der Reihe eher im unteren Drittel.

6,5/10
 

teddy_-taufer

Well-Known Member
So, gestern auch gesehen - mega. Auch wenn Malek sicherlich etwas zu schwach geschrieben wurde (warum war er am Anfang gleich alt wie im späteren Verlauf etc....), ist der Film ein richtig nachvollziehbarer Film mit der persönlichen Entwicklung von Bond. Gutes und unerwartetes Ende, sehr gute Actionsequenzen, die Darstellung von Blofeld 35x besser als in Spectre. Lediglich die neue 007 leider völlig unter Wert.

Ein ganz andere Film als erwartet, aber sehr positiv überrascht nach den ganzen Kritiken u.a. hier. Tiefgründiger und intensiver als alle Bonds davor (und ich liebe ebenfalls GoldenEye und Casino Royale, aber gerade beim letzteren stößt mir dieser Quatsch mit Vespers völlig sinnlose Selbstmordidee immer wieder auf, gleich wenn das Zusammenspiel von ihr und Bond wirklich perfekt war...).
 
Zuletzt bearbeitet:

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Das hab ich mir auch gedacht, Teddy. Auch hätte Safin ruhig noch schlimmer aussehen können, nach x Jahren dieser seltsamen Vergiftung.
Hinsichtlich des Selbstmords find ichs eigentlich recht spannend, dass
Bond im Grunde das gleiche macht wie Vesper. Die hätte gerettet werden können, wählte aber den Tod, weil sie keine Konfrontation mit Bond ertragen hätte (nachdem er erfahren hatte, dass sie ihn verraten hat). Bond hingegen hätte auch gerettet werden können, wählt aber seinerseits den Tod, weil er die Konfrontation mit Madeleine und seiner Tochter nicht mehr ertragen hätte, bzw, die Nichtkonfrontation, weil er sie dann nie wieder hätte anfassen dürfen. Und die Tatsache, dass Safin all das macht und verursacht, um sich an Blofeld zu rächen, lässt alles auf diesen zurückführen, was ihn nochmal stärker als Nemesis unterstreicht. Da war er dann wahrlich der Autor aller Pein Bonds, das war nicht zu dick aufgetragen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Der Film landet morgen übrigens schon als VOD Titel... allerdings erstmal nur in den USA.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Gerade gesehen. Mochte den Film. Ich habe ein paar Fragen, aber eine ganz besonders:
Warum hat der EMP die Nanobots nicht gegrillt? Selbst normale Zellen werden durch einen EMP aus dem Konzept gebracht und, obwohl es Nanotechnologie gibt (nicht so fortschrittlich), ist der Schutz gegen EMPs nicht auf dieser Größe so wirklich möglich. EMPs können sogar Schlaganfälle und Hirninfarkte auslösen, sind also keineswegs so ungefährlich.
Q hat auch einfach so gesagt, dass die Dinger permanent sind, ohne es wirklich zu erforschen. Bonds Tod wirkt sehr erzwungen, dabei wäre das auch ziemlich einfach gegangen.
 
Oben