The Matrix 4: Matrix Resurrections [Kritik]

Batou9

Well-Known Member
Es gibt im Gegensatz zu Spidey ja auch fast nur negative Mundpropaganda. Ich selbst bin auch nicht mehr sicher, ob ich ihn mir im Kino ansehen oder lieber nochmal in den gelungenen Spiderman gehen soll.
Ich empfinde es ehr so, dass die Filmreihe vor allem denjenigen, die nach 1984 geboren wurden und somit höchstwahrscheinlich nicht die alte Trilogie von Anfang an verfolgt haben, am Allerwertesten vorbei geht. Ist auch gerade nicht die Zeit, um sich für etwas zu begeistern, das einem erklärt, dass man von Maschinen geboren wurde, danach sein Leben lang mit nem Schlau im Maul in einer Flüssigkeit liegt und nur noch virtuell in einer Matrix leben darf.

Wir alle haben doch schon genug mit der Frage zu kämpfen, in was für einer besorgniserregenden Welt wir hier seit dem Ausbruch des Coronavirus eigentlich leben. Ist doch verständlich, dass man sich lieber unseren strahlenden Spider-Man in einem abenteuerreichen, aber auch immer schön geordneten MCU gibt. Man weiß halt was man bestellt und dass es süß schmeckt. Einfach mal effektreich und humorvoll berieseln lassen, statt sich von einer durch und durch perversen Dystopiegeschichte runterziehen zu lassen.
 
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teddy_-taufer

Well-Known Member
Eben im Kino gesehen und auch ich bin doch überrascht, dass er hier so schlecht wegkommt.

Die Story empfand ich, besonders am Anfang, recht gut. Am Ende etwas verzettelt und etwas komplex. Man hatte mehr das Gefühl in einer typischen Netflix-Serie "Matrix" in den ersten 3 Folgen zu sein.
Es ist eine gewagte Story und keine 0815-Weiterführung mit guter Action. Und hier liegt leider das Problem: Die Action ist leider wirklich schwach, unspektakulär und Serienstandard. Ich denke das enttäuscht die meisten.

Matrix 1 war an sich eine innovative, aber einfache Geschichte. Matrix 2 und 3 wurden dann künstlich komplex (Orakel, Schlüsselmeister, Merowinger etc....), hatte aber gute Actionszenen. Hier wird die Story komplex, aber gut erzählt und nachverfolgbar weitergesponnen, leider mit wirklich enttäuschenden Szenen.....

Wenn ich da nur an "Flying Trinity" denke als Finalszene beim Hochhaussprung. Wohin fliegen sie denn?. Auch NP Harris Figur empfand ich als sehr gelungen, gut erklärt. Lediglich der neue Agent Smith war ein Totalreinfall leider.

6,5/10 Punkten, definitiv besser als Revolutions und Reloaded.
 

Lunas

Well-Known Member
Eben im Kino gesehen und auch ich bin doch überrascht, dass er hier so schlecht wegkommt.

Die Story empfand ich, besonders am Anfang, recht gut. Am Ende etwas verzettelt und etwas komplex. Man hatte mehr das Gefühl in einer typischen Netflix-Serie "Matrix" in den ersten 3 Folgen zu sein.
Es ist eine gewagte Story und keine 0815-Weiterführung mit guter Action. Und hier liegt leider das Problem: Die Action ist leider wirklich schwach, unspektakulär und Serienstandard. Ich denke das enttäuscht die meisten.

Matrix 1 war an sich eine innovative, aber einfache Geschichte. Matrix 2 und 3 wurden dann künstlich komplex (Orakel, Schlüsselmeister, Merowinger etc....), hatte aber gute Actionszenen. Hier wird die Story komplex, aber gut erzählt und nachverfolgbar weitergesponnen, leider mit wirklich enttäuschenden Szenen.....

Wenn ich da nur an "Flying Trinity" denke als Finalszene beim Hochhaussprung. Wohin fliegen sie denn?. Auch NP Harris Figur empfand ich als sehr gelungen, gut erklärt. Lediglich der neue Agent Smith war ein Totalreinfall leider.

6,5/10 Punkten, definitiv besser als Revolutions und Reloaded.
Besser als Reloaded?

Alleine die Autobahnsequenz oder der Besuch beim Merowinger davor spielt Resurrection so mit leichtigkeit an die Wand das einem die Ohren schlackern und das nicht nur weil der Architekt versucht einen ins Koma zu reden. Revolutions mag dann doch der schwächste Teil der Triologie sein aber für mich immer noch stärker als der aktuelle hier.
 

teddy_-taufer

Well-Known Member
Besser als Reloaded?

Alleine die Autobahnsequenz oder der Besuch beim Merowinger davor spielt Resurrection so mit leichtigkeit an die Wand das einem die Ohren schlackern und das nicht nur weil der Architekt versucht einen ins Koma zu reden. Revolutions mag dann doch der schwächste Teil der Triologie sein aber für mich immer noch stärker als der aktuelle hier.
Klar, super Action, das stimmt. Dafür eben leider auch die schwache CGI Action am Anfang mit den 100 Smiths, die aussah als wäre man auf der Playstation 2.

Empfand die Story damals als schwer nachvollziehbar, komplex und verwirrend, im Vergleich zum damaligen Vorgänger.

Die Fortführung einer abgeschlossenen Story mit dem Zeitsprung 60 Jahre in die Zukunft gut gelöst. Das ganze Konstrukt der Matrix, Loops etc. gut erklärt.

Es fehlt halt komplett die Action, die ist einfach nur schwach....da geb ich dir völligst recht.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Die PS2 will ich sehen, die das so darstellen kann. :biggrin: Ich mochte die Szene damals im Kino schon nicht, fand die einfach nicht gut und daran hat sich nichts geändert. Aber von PS2-Qualität ist das dann doch weit entfernt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
@Batou9
Du schreibst, dass Neo auf einem Screen Lana Wachowski sieht. Gibt es dazu Screenshots oder so? Ich hab jetzt ein Weilchen gegooglet und finde nichts dazu.

Selbst wenn sie da als sie selbst zu sehen ist - egal was wir in den Matrix Filmen sehen, wir können nichts völlig glauben. Das ist halt auch oft das Problem von Verschwörungstheoretikern. Die wollen zu "hinterfrage alles!" animieren - aber wenn man diese dann selbst hinterfragt, wird das nicht gern gesehen. Wer sagt also, dass die Lana da nicht einfach eine gespielte Figur ist, wie Keanus Neo? Wenn sie da zu sehen ist, ist das erstmal Text. Subtext, dass es ein Fenster in unsere Realität mit der echten Macherin des ganzen ist, interpretieren wir da doch erstmal selbst rein, das gibt das Material nicht vor.

Ich glaub auch nicht, dass die Erwartungen publikumseits falsch oder unfair gesetzt waren. Wenn sie schon einen vierten Teil mit Carrie-Ann Moss, mit Keanu Reeves, mit Jada Pinkett Smith, mit altbekannten Figuren und Settings etc machen, ist es doch nur naheliegend, dass ein solches Comeback ähnliches wie damals verspricht. Letzten Endes sind ja sogar die gleichen Elemente drin, inklusive der Actionszenen. Also liefert der Film sogar, was erwartet war. Nur halt keineswegs nicht so originell und beeindruckend wie damals. Die allgemeine Kritik ist ja nicht, dass im neuen Matrix was fehlt, sondern dass es nicht gut genug gemacht ist.

Auch ist die Kritik an WB oder am System doch nicht wirklich tiefschichtig. Mehr als "WB sind geldgierig" ist da nicht.

Andererseits liefert Lana mit ihrem neuen Film auch keine Originalität. Sie hätte ja auch was ganz neues machen können. Ohne Rebellen und Agents. Nicht in einer Großstadt spielend. Ohne Keanu und Carrie. Ohne die grünen Zahlen und Buchstaben, ohne Sentinels. Sie hätte einen Matrix machen können, der in einer anderen Epoche spielt, oder stilistisch anders ist, vielleicht komplett animiert ist, oder ein Musical oder Stummfilm. Hat sie aber nicht. Sie hat sich trotz kleinerer Ausreißer doch wieder am genau gleichen Szenario gehalten mit einer 0815 ähnlichen Story mit nur geringen Änderungen, und selbst wenn sie das alles nicht hat machen dürfen wegen Studiovorgaben, hätte sie das ganze (plus ein Millionengehalt) ja auch jederzeit ablehnen können.

Ich mochte 2+3 und wär auch für gute neue Stories offen. Egal ob mit Action oder ohne, egal ob mit Keanu oder ohne, egal ob von Lana oder ohne. Hier bei diesem vierten hatte ich aber das Gefühl, dass Lana in erster Linie Trotz betreibt und ein Schulterklopfen dafür erwartet, wie clever sie diesen verkleidet. Dieser ist aber weder subtil noch clever versteckt. Und wenn die Message gewesen sein sollte, hey Publikum, ihr wolltet sowas, also hab ich euch sowas aufgetischt, nur aus Trotz extra nicht gut, dann empfinde ich das als Veräppelung.

Vielleicht kontrovers, aber ich mag WB. Und wenn wir Kritik in Filmform zu einem Film bräuchten, dann in einem Space Jam 3, denn Space Jam 2 war ein cineastisches Verbrechen, nicht Matrix 3.

(Sagt man in Österreich eigentlich zu Trilogie Triologie? Mir ist aufgefallen, dass das wirklich viele schreiben.)
 

McKenzie

Unchained
(Sagt man in Österreich eigentlich zu Trilogie Triologie? Mir ist aufgefallen, dass das wirklich viele schreiben.)
Nein, das ist einfach ein generell im deutschsprachigen Raum gern eingeschlichener Fehler. Wobei ich's als Kind auch noch so genannt hatte, es klang einfach eleganter :squint:

Zu Matrix, ich habe da erst die Redlettermedia-Review gesehen. Die ist sogar verhalten positiv, allerdings sagen sie eigentlich das gleiche wie du hier. Also Punkto absichtlich schlecht als Statement usw. Nur dass Mike & Jay (der andere) dem was abgewinnen konnten.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Nein, das ist einfach ein generell im deutschsprachigen Raum gern eingeschlichener Fehler. Wobei ich's als Kind auch noch so genannt hatte, es klang einfach eleganter :squint:

Zu Matrix, ich habe da erst die Redlettermedia-Review gesehen. Die ist sogar verhalten positiv, allerdings sagen sie eigentlich das gleiche wie du hier. Also Punkto absichtlich schlecht als Statement usw. Nur dass Mike & Jay (der andere) dem was abgewinnen konnten.
Mir rollen sich auch immer die Zehennägel, weil fast alle in meinem Umfeld es falsch sagen. :biggrin:

@teddy_-taufer Ich kann dir da fast überall zustimmen. Eins hatte eine clevere Idee. Zwei und drei haben versucht das ganze philosophisch und komplex zu machen, es dabei aber so auf die Spitze getrieben, dass alles auf zig Weisen interpretiert werden kann. Viele Dinge werden auch einfach reingeballert ohne eine vernünftige Einführung. Die Filme fühlen sich für mich total nach redconning an. Außerdem empfand ich die Actionszenen auf der Autobahn zu lang und das CGI mit einem komplett PC Neo zu schwach, als das ich das als Regisseur durchgewunken hätte.
Vier ist für mich genauso ein Firlefanz wie zwei und drei.

Ich denke man hätte das ganze auch besser angehen können. Eine neue/andere Matrix und eine andere Stadt die unabhängig von Zion existiert. Das hätte mir schon gereicht.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Ich würde sagen dem Film fehlt es grundsätzlich an Style.

Ich hab die alten Matrix Filme nicht noch kurz vorher gesehen, also die Sichtung davon ist schon Jahre her. Hab aber alles im Film verstanden. Lag auch wohl mit daran, dass es viele Rückbeldungen gibt.

Die alte Matrix war einfach kühler und cooler und grüner.

Die ersten 15 minuten schockt der Film damit wie mit den alten Filmen umgegangen wird.

Hat Längen, die leider nicht mit Highlights belohnt werden.

Laurence Fishburne und Hugo Weaving haben schon gefehlt.

Und der neue Matrix Film will sich mit dem Alten messen und referenzieren, verliert aber recht deutlich.

Das CGI war super. Das Bild super klar.
Aber musikalisch war da nicht viel los. Auch Schüsse und anderen Sounds fehlte der Wumms.

An sich einige neue Sachen die jedem anders gefallen werden.

Ich fand, der Film hat sich gezogen. Die Action war nichts Besonderes. Keine neuen coolen charaktere.

Einiges Metazeug.
Man merkt in den Kämpfen Keanu Reeves Alter.

Morpheus wird auf funky Klamotten reduziert.

Das Ende ist wahrscheinlich auch ein Spalter. Manche werden es besser, manche schlechter usw als Matrix 3 Ende finden.

So die ganzen Charaktere waren blass.

Durch den Trailer dachte ich, dass etabliert werden würde, dass man von einer bestimmten Höhe einfach runterspringen kann und man stirbt nicht durch die für normale Menschen tödliche Höhe, sondern es entsteht einfach ein Krater im Boden und man normal weiter macht.

Ich würde dem Film so 6,5/10 geben.

Der Mangel an Waffennutzung und damit das Fehlen einer der Stärken von Keanu Reeves, ist ein guter Punkt.

Die haben so eine krasse Kugelwesentechnik und eine Brille bei der ein Glas rauf und runter fährt. Wo sind die technischen Abstufungen da zwischen?
Ich hätte es verständlicher gefunden wenn die Kugelwesen externe Energie benötigen würden, aber die ist wohl in den Kugeln. Was auch immer das für eine Energiequelle sein soll.

Was für Szenen kommen nach dem Ende des Filmes?

Der Film wiederholt viel von den alten Filmen. Verliert aber jeden Vergleich.

Alles im Film sieht, wie bei viele moderne Filme, zu sauber aus.

Das Intro von Film mit den grünen Farben und den Sounds war das Highlight vom Film.

Ideen die man hätte für den vierten Teil nutzen könne.

1.
Eine andere Maschinenstadt, eine andere Matrix, ein anderes Zion, andere Helden.

2.
Matrix 1- 3 haben auf dem "USA-Server" gespielt. Bei einem anderen Server hätte es abgewandelte Maschinenstadttechnik und andere Technik im alternativen Zion geben können. Etwas anders agierende Agenten und andere Programme in der Matrix. Da z.b. die Europaserver sich anderes aus der Ursprungmatrix und Urmaschinenstadttechnik evolutionierten und auch andere Technik in der europäschen Maschinenstadt.

3.
Es gibt einen Bug in der Matrix der Menschen in der Matrix und somit auch in der realen Welt umbringt. Die Menschen wollen nicht, dass die Menschen sterben und die Maschinen wollen nicht das ihre Energiequelle versiegt. Vielleicht ein Programm welches sich selbst entwickelt und wie Neo die Matrix umschreiben kann. Also eine KI der Matrixentwickler, die aber konträr der Matrix sich evolutioniert. Vielleicht wäre dieser Bug/Virus die Lösung die neue Matrix zu besiegen und auch die Programmierung der Maschinen unzuschreiben. Vielleicht wir dem Virus erklärt, dass wenn es weiter so destruktiv ist, es irgendwann ausstirbt und man ihm erklärt in einer Matrix zu sein und man im beibringen könnte die Maschinen in der echten Welt zu kontrollieren, wenn dafür keine Menschen mehr sterben und die Menschen die Hälfte der gehackten Maschinen abbekommen. Mit dem natürlich zu erwartenden Hintergehen der Menschen.

4.
Man muss in die alte Matrix, die kaum noch exitiert, um ein Programm zu retten um die neue Matrix 2.0 zu besiegen. Die alte Matrix exitiert noch für Leute, die nur für die alte Matrix geeignet sind.
Matrix 2.0 ist nicht besiegbar. Keiner kann raus. Aber man weiß sie basiert auf Matrix 1.0 oder Teilen davon und man muss in Matrix 1.0 um X zu holen und Matrix 2.0 zu besiegen.

Ralph reichts ist der bessere Matrix 4.

Oder dem Klassiker, dass die reale Welt auch Matrix ist.

5.
Matrix 2.0 ist in der Alpha/Beta. Alle Menschen sind schon in der Matrix 2.0 aber irgendwas geht schief und Menschen/Batterien sterben ungewollt und man holt sich die Menschen aus der realen Welt um die Menschen/Batterien/Matrix 2.0 zu retten.
 
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Batou9

Well-Known Member
@Batou9
Du schreibst, dass Neo auf einem Screen Lana Wachowski sieht. Gibt es dazu Screenshots oder so? Ich hab jetzt ein Weilchen gegooglet und finde nichts dazu.

https://images.complex.com/complex/...urrections-easter-eggs-07?fimg-client-default

Wenn man sich die Szene in bewegten 4K-Bilder anschaut, sieht man laut Reddit/Matrix Lana Wachwoski klar und deutlich mit ihrer Frisur auf der Bühne stehen, genauso wie John Wick Regisseur Chad Stahelski Trinity's Ehemann mit Namen Chad spielt. Oder der in der Matrix sichtbare Fotoaufkleber des Kameramanns John Tallim, daneben der Text "Es ist so viel einfacher, die Realität zu begraben, als Träume zu entsorgen". Auch die in der Matrix des vierten Teils in derselben Szene gezeigten Namen der Produktionsdesigner Walpope und Bateup sind nun ein weiteres Zeichen, welches nicht mehr auf die Filmrealität bzw. seinen Vorgänger verweist, sondern auf unsere Realität. Das Original der Fiktion ist damit aufgelöst.

Genauso gibt es ein paar Durchbrüche in andere Filmuniversen, so z.B. durch das "Papa Song Logo" auf der Werbeanzeige während Neo und Trinity vor den Raketen der Hubschrauber flüchten. Das Symbol gibt es nur in der Cloud-Atlas-Realität. Dass Lana Wachowski mit Matrix Resurrections nun Jean Baudrillard's Forderung nach einem "punctum" nachgekommen ist, hat meiner Ansicht nach nichts mit Verschwörungstheorien zu tun.

Die ganze Reihe dreht sich im philosophischen Kern doch um nichts anderes als um "Simulation & Simulakra", ist mit jeder seiner Fortsetzungen der tiefgründigen und mehrmals in Interviews geäußerten Kritik Baudrillards gefolgt. Lana Wachowski war mit Matrix Resurrections enorm mutig und hat uns den in "Simulacra & Simulation" beschriebenen Pahntomschmerz, den wir als Gesellschaft (hier als Zuschauer) aufgrund der zunehmend nicht mehr auf ein fiktives oder reales Original verweisen wollenden Zeichen erleben. Dadurch, dass zahlreiche Augenblicke, ja selbst Charaktere der Matrix oder ihre Zeichensetzungen/Eigenschaften nicht mehr auf ein Original derselben Matrix-Realität verweisen wollen, erleben wir als Zuschauer die eigentliche Hölle bzw. das Endstadium, welches Baudrillard für unsere Realität kommen sieht. Am Ende stehen selbst Neo & Trinity nun da wie die neuen Agenten der Matrix und versprechen sich lächelnd, dass sie die Matrix noch regenbogenfarbiger machen werden.

Ich glaub auch nicht, dass die Erwartungen publikumseits falsch oder unfair gesetzt waren. Wenn sie schon einen vierten Teil mit Carrie-Ann Moss, mit Keanu Reeves, mit Jada Pinkett Smith, mit altbekannten Figuren und Settings etc machen, ist es doch nur naheliegend, dass ein solches Comeback ähnliches wie damals verspricht. Letzten Endes sind ja sogar die gleichen Elemente drin, inklusive der Actionszenen. Also liefert der Film sogar, was erwartet war. Nur halt keineswegs nicht so originell und beeindruckend wie damals. Die allgemeine Kritik ist ja nicht, dass im neuen Matrix was fehlt, sondern dass es nicht gut genug gemacht ist.

"Der Traum von damals nicht gut genug kopiert wurde", das meinst du doch. Matrix Resurrections ist, wenn man diese Erwartung fallen lässt mindestens so originell und beeindruckend wie Matrix 1. Neo & Trinity konnten den Kampf nur verlieren. Von beiden Originalen ist nach ihrem Tod und den Wiederauferstehungen das wichtigste nicht über geblieben, nämlich der Wille, sich und die Menschen aus der Matrix zu befreien. Am Ende fliegen sie verliebt durch die Matrix und versprechen an ihr zu arbeiten. Mehr Simulakrum geht gar nicht mehr!

Auch ist die Kritik an WB oder am System doch nicht wirklich tiefschichtig. Mehr als "WB sind geldgierig" ist da nicht.

Ich bitte dich, der ganze Film ist doch von auf Baudrillard verweisenden, gesellschaftskritischen Zitaten durchtränkt. Von den Erklärungen des Analysten, über die im Wesenszweifel stehende Figur Neo, bis hin zum Faustschlag Baudrillards durch die Figur des Merowinger.

Andererseits liefert Lana mit ihrem neuen Film auch keine Originalität. Sie hätte ja auch was ganz neues machen können. Ohne Rebellen und Agents. Nicht in einer Großstadt spielend. Ohne Keanu und Carrie. Ohne die grünen Zahlen und Buchstaben, ohne Sentinels. Sie hätte einen Matrix machen können, der in einer anderen Epoche spielt, oder stilistisch anders ist, vielleicht komplett animiert ist, oder ein Musical oder Stummfilm. Hat sie aber nicht. Sie hat sich trotz kleinerer Ausreißer doch wieder am genau gleichen Szenario gehalten mit einer 0815 ähnlichen Story mit nur geringen Änderungen, und selbst wenn sie das alles nicht hat machen dürfen wegen Studiovorgaben, hätte sie das ganze (plus ein Millionengehalt) ja auch jederzeit ablehnen können.

Die Originalität des vierten Teils besteht darin, dass die Simulationstheorie Jean Baudrillards nach Teil 1-3 nicht mehr nur auf das Filmgeschehen bezogen wurde, sondern das von Baudrillard gefürchtete, unabwendbare Simulakrum den Film selbst betrifft.

Ich mochte 2+3 und wär auch für gute neue Stories offen. Egal ob mit Action oder ohne, egal ob mit Keanu oder ohne, egal ob von Lana oder ohne. Hier bei diesem vierten hatte ich aber das Gefühl, dass Lana in erster Linie Trotz betreibt und ein Schulterklopfen dafür erwartet, wie clever sie diesen verkleidet. Dieser ist aber weder subtil noch clever versteckt. Und wenn die Message gewesen sein sollte, hey Publikum, ihr wolltet sowas, also hab ich euch sowas aufgetischt, nur aus Trotz extra nicht gut, dann empfinde ich das als Veräppelung.

Sie hat uns nicht veräppelt, sondern gezeigt, was die Simulationstheorie aus (bzw. die Matrix mit) unserer Geschichte (und so auch dem Film) macht.

Der Merowinger erklärt es für Baudrillard:


Matrix Resurrection ist keine Fortsetzung, sondern ein Simulakrum der dritten Ordnung:

"Jetzt haben wir die Simulakren der dritten Ordnung vor uns. Es gibt keine Imitation des Originals mehr wie in der ersten Ordnung, aber auch keine reine Serie mehr wie in der zweiten Ordnung: Es gibt Modelle, aus denen alle Formen durch eine leichte Modulation von Differenzen hervorgehen. Nur die Zugehörigkeit zum Modell ergibt einen Sinn, nichts geht mehr einem Ziel entsprechend vor, alles geht aus dem Modell hervor, dem Referenz-Signifikanten, auf den sich alles bezieht, der eine Art von vorweggenommener Finalität und die einzige Wahrscheinlichkeit hat."
 
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Duncan

Well-Known Member
Der eine Beteiligung an Teil 2 und 3 ablehnende Jean Baudrillard hatte 2003 ein Interview zum ersten Teil gegeben, indem er stark kritisierte, dass die Geschichte der Matrix und des Auserwählten, sowie die Geschichte über Zion und dem Kampf gegen die Maschinen nicht Teil ein und derselben Simulation sind, die das System hätte zum Zwecke des Selbsterhalts erschaffen müssen. Die klare Trennung zwischen Matrix- und Außenweltebene gefiel ihm überhaupt nicht.

So ganz verstehe ich diese Kritik nicht. Ab der großartigen Architektenszene in Reloaded ist doch klar, dass die Maschinen genau wissen, wo Zion liegt. Aber sie zerstören es nicht, weil sie Zion brauchen, um die periodisch auftretende, gefürchtete Anomalie - den "Auserwählten" - unter Kontrolle zu halten: wenn er sich nicht fügt, wird Zion zerstört (ganz, statt nur teilweise). Ob man Zion nun als Simulation oder Realität betrachtet wird vor diesem Hintergrund erst einmal unwichtig: es dient dem Selbsterhalt der Maschinen, darauf kommt es an. Baudrillards Kritik wäre geradezu erstaunlich plotblind, wenn er sich wirklich so geäußert hat.

Ausgezeichnet an Matrix Resurrections ist deshalb z.B. das Scheitern von Zion nach dem Friedensschluss, weil sie angeblich aus ihrer "wir und die anderen"-Mentalität nicht ausbrechen konnten. "wir"=real, "die anderen" = nur Simulationen/Maschinen. Niobe sagt, dass »Zion in seiner eigenen Matrix« gefangen war. Schön in diesem Zusammenhang auch das Hervorgehen von IO aus Z-IO-N, denn so ein Ausschlüpfen aus einer (Selbst)Täuschungshülle kennen wir schon seit Teil 1: Anderson. The Matrix war nach meinem Empfinden voll auf der Höhe, und Baudrillard wahrscheinlich nur beleidigt, weil sein Name nicht auf diesem großen, grünen Buch drauf stand, das Neo als Versteck für seine Datenträger benutzte :biggrin:
 
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Duncan

Well-Known Member
Aber ok, auch wenn das betreffende Baudrillard-Interview von 2003 sein soll, kannte er wohl nur den ersten Teil. Dann waren es wohl die wenigen Andeutungen über Zion, die ihm nicht gefallen haben, während die Wachowskis solche Kritik schon längst antizipiert hatten.

Resurrections hat inszenatorisch den einen oder anderen schwachen Moment, den künstlerischen Umgang mit diesem riesigen zeitlichen Bruch von fast zwanzig Jahren, d.h. vor allem mit den gealterten Protagonisten, fand ich insgesamt aber recht überzeugend. Er ist geistig anregend, wie alle Matrix-Filme, und auf dieser Ebene eigentlich besser als Teil 3. Unterhaltsam ist er auch. Dass sich nicht jeder freut, wenn es immer wieder mehr in Richtung Metakomödie geht, muss man eben in Kauf nehmen, wenn man sich als Regisseurin für diese Stoßrichtung entschieden hat. Kurz: der Film ist deutlich besser, als die vielen reflexhaften Verrisse vermuten lassen.
 
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Mr.Anderson

Kleriker
Einige Punkte unter den Kritiken kann ich absolut nicht nachvollziehen. Der Film war nicht grün genug zum Beispiel. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sich damals in meinem Freundeskreis aufgeregt wurde weil der grüne Farbfilter so nervt. Heute fehlt er. Und ich finde es absolut passend. Schließlich wurde die giftiggrüne Matrix am Ende der Trilogie neu gestartet und war dann, wie man am Ende beim Gespräch zwischen dem Architekten und dem Orakel sehen konnte nicht mehr grünstichig. Und ja, damit meine ich auch Zion. Ich bin immer noch davon überzeugt dass auch die "reale" Welt nur eine Simulation ist.

Irgendwer hat geschrieben, dass die Menschen ja immer noch in den Tanks und damit Sklaven sind. Es wurde in Matrix 3 auch nie behauptet, dass jetzt alle Menschen sofort freigelassen werden, sondern dass die, die gehen wollen gehen dürfen(wenn ich mich nicht falsch erinnere). In Teil 4 wird sogar darauf eingegangen in dem man erwähnt, dass seit die neue Matrix gestartet wurde kaum noch Menschen diese auch verlassen haben, weil sie zufrieden sind.

Außerdem stand irgendwo Neo kann jetzt kein Karate mehr, hat dafür aber jetzt einen Schutzschirm und Trinity darf fliegen. Neo hatte den "Schutzschirm" schon immer. Mit dem hat er am Ende von Teil 3 massig angreifende Maschinen explodieren lassen. Und nicht nur Trintiy darf fliegen. Er hat erst Schwierigkeiten, aber am Ende fliegen beide.

Übrigens: Ist Neo jetzt der Architekt? Er hat ja das Spiel Matrix und die Fortsetzungen entwickelt. Und wie wir ja gesehen haben, sieht sein Spiel genau so realistisch wie die Original-Matrix aus.


Ich fand ihn tatsächlich gar nicht mal so schlecht, was aber auch an reduzierter Erwartung auf Grund zahlloser schlechter Kritiken liegen kann. Ob ich mir den Film nach dem nächsten Trilogie-Run noch mal ansehen würde, kann ich heute aber nicht sagen. Grübel...höchstwahrscheinlich schon.

7/10 uncharismatische Smith und Morpheus Kopien.
 

Duncan

Well-Known Member
Einige Punkte unter den Kritiken kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Me too! Bei einigen Kritikern hat man eher das Gefühl, dass sie dem Analytiker recht geben wollen, indem sie zu botartigen Herdenkritikern mutieren :huh:

Z.B. "Die" - notorisch überschätzte?! - "Filmanalyse" von Wolfgang M. Schmitt, der vor gut zehn Jahren meinte, die Matrix-Filme mal eben mit Hilfe von Baudrillard betont verächtlich in die Tonne kloppen zu können. Aktuell vollzieht er für Resurrections da die Totalkehre, jetzt klingt es bei ihm so, dass die Wachowskis mit Baudrillards Gedanken adäquat umgegangen seien und richtig stark abgeliefert hätten. In den ersten drei Minuten seiner aktuellen Kritik wird er damit glatt zum Hendrik Streeck der Cinephilen :tongue:

Aber natürlich muss auch er im Titel verkünden, Resurrections würde »scheitern«. Man wartet und wartet also bei seinem Gerede, woran der Film denn nun scheitert, und am Ende kommen eigentlich nur zwei Aussagen: heutzutage, im Jahr 2021 (oder auch 2022) hätte man eine »neue Erzählweise« finden müssen (welche, wird natürlich nicht gesagt), und außerdem blieben gute Ideen im Ansatz stecken, etwa, dass man anstelle »programmierter Demokratien« besser »demokratisches Programmieren« bräuchte (dies wieder mit Rückgriff auf einen Theoretiker a la Baudrillard).

Ach ja, und Resurrections sei natürlich »in erster Linie ein nostalgischer Film«. Nun, genau das stimmt wohl am allerwenigsten, denn gerade die Nostalgiker werden durch die Machart des neuen Filmes ja am heftigsten vor den Kopf gestoßen. Nostalgiker müssen geradezu leiden ob der zerschnittenen ersten drei Filme, ob des müde gewordenen Neo, der nicht mehr kämpfen will, ob der fehlenden Megaperformer Fishburne und Weaving, usw.

Genau dieses Leidensgefühl harmoniert nach meinem Empfinden sehr gut mit der Story von Resurrections. Zusammen mit treffendster Gegenwartskritik, etwa, dass die Menschen mit Fakten scheinbar nichts anzufangen wüssten, da sie ja offensichtlich bereit sind, den »verrücktesten Scheiß« zu glauben.

Und das wiederum scheint mir die größte Stärke des Streifens zu sein: dass man über eine traurige und hoffnungslose Realität zwischendurch mehr als nur einmal herzhaft lachen darf. Ich war heute ganz allein in einem leeren Kinosaal und hab's vom blinkenden Cursor bis zur Post Credit Scene einfach nur genossen :smile:
 
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Duncan

Well-Known Member
Und ja, damit meine ich auch Zion. Ich bin immer noch davon überzeugt dass auch die "reale" Welt nur eine Simulation ist.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher dass diese umstrittene Szene aus Reloaded, in der Neo die heranrasenden Squiddies aufhält, im aktuellen Film noch einmal aufgegriffen wird, aber da habe ich mich geirrt (wie in etlichen anderen Vorab-Vermutungen auch). Sie soll wohl weiter für Verunsicherung sorgen, ob die reale Welt eventuell eine "Metamatrix" war (bzw. immer noch ist). Dabei bin ich überzeugt, dass es eine viel bessere Erklärung gibt, aber das haben andere schon ausführlich abgehandelt, siehe hier: https://www.google.de/books/edition/Matrix_Liebe/Me7mDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&printsec=frontcover
 
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Presko

Don Quijote des Forums
Interessante Diskussionen hier, und schön mal, einen etwas anderen Batou9 zu lesen:thumbup:
Ich selber war nie ein grosser Matrix-Fan und hielt schon den 1. Teil damals für überbewertet. Die Lobbyszene hinterliess bei mir mit dieser krassen Ästhetisierung der Waffengewalt damals einen zwiespältigen Eindruck. Klar spektakulär, elegant und cool, aber eben auch irgendwie abstossend. Entsprechend wenig überraschend fand ich, dass gerade die Szene zum Vorbild für Amokläufe wurde. Wenn man ehrlich ist, zeigt die Szene ja eigentlich auch eine Art coolen Amoklauf. Wie die beiden Helden, ohne mit der Wimper zu zucken, kaltblütig die überrumpelten Beamten abknallen. Der zweite Film hinterliess kaum noch was von dieser Ambivalenz. Ein überkompliziert vorgetragrenes SciFi-Actiontheater, das wiederum mit seiner Ästhetik punkten konnte und anders war als die üblichen Blockbuster. Den Dritten habe ich dann erst viel viel später zuhause gesehen. Soweit ich mich noch erinnern kann, ein ermüdendes Spekaktakel, als ob man einem Videopsiel zuschauen würde.

Der erste Trailer zum neuen Teil hat mich gar nicht abgeholt. Der Zweite machte mich dann etwas neugierig und am Schluss waren es tatsächlich mal die ersten Twitter-Reactions, die mich so richtig neugierig machten, weil sie sich irgendwie so lasen, als käme hier ein mal etwas gewagterer Blockbuster ins Kino. Und so ist es dann auch gekommen. Kurz zusammengfasst: ein interessanter schlechter Film oder zumindest ein interessanter verunglückter Film. Ein Film wie ein Unfalls und ich kam mir beim Schauen auch ein bisschen wie einer dieser Gaffer bei Verkehrsunfällen vor.

So schlagen bei mir zwei Herzen in der Brust. Einerseits habe ich Respekt dafür, wie abgedreht das alles war, wie unrund und voller Brüche. Respekt vor dem World-Building und dem Umgang mit der Metaebene und den Vorgängern. Ich weiss nicht, ob die Motivation dafür nun aus einer No-Bock-Attitüde von Lana Wachowski oder aus einer tieferen kreativen Lust heraus stammt, oder aus einer Mischung von beidem, aber zumindest ist Matrix 4 kein weichgewaschenes und kantenloses Blockbusterkino, auch wenn da als Gesamtpaket kaum was wirklich funktioniert. Oft wirkte das Ganze für mich auch eher wie eine Parodie als eine ernst gemeinte Fortsetzung. Dazu passt natürlich die Besetzung von Neil Patrick Harris und genauso das übertriebene rumchargieren von Yahya Abdul-Mateen II als neuer Morpheus.
Enttäuschend in der Hinsicht war das dröge, ideenlose Finale. Eine langweilige Motorradtour bei Nacht mit einem Harry Potter-Neo, schnarch.
Und was war denn bitte mit Keanu Reeves los? Der schlurft da von Anfang bis Ende wie medikamentös sediert durch die Szenen. Der Mann strahlt null Energie aus. Trinity bekam meiner Ansicht nach zu wenig Screentime. Darstellerisch ein Lichtblick war dafür Jessica Henwick als Bugs.
Und überhaupt, visuell ist das ja teilweise ein wirklich hässlicher Film geworden und schaut oft furchtbar billig aus. Die Szenen ausserhalb der Matrix haben mich zudem oft an die Serie Lexx the Dark Zone erinnert.

Wie gesagt, der Film hatte was, wofür ich Sympathien hege. So ne abgefahrene Energie und Spielfreude (bis auf Reeves darstellerische Leistung und bis aufs langweilige Finale), leider ändert das aber nichts daran, dass das Ganze in meinen Augen mit Karacho gegen die Wand gefahren wurde.
 

Duncan

Well-Known Member
The Matrix hat sich im Laufe der Jahre zu meinem absoluten Lieblingsfilm gemausert. Neben der hohen filmischen Ästhetik und starken Dramaturgie vor allem, weil es auch nach dem x-ten Mal anschauen immer noch Überraschungen zu entdecken gibt. Diese später so heftig kritisierte Lobbyszene z.B. wird im Film selbst als Grundproblem revolutionären Agierens thematisiert, aber sehr versteckt: und zwar im Namen des Hotels, in dem Neo erstmals auf seinen Befreier Morpheus trifft!

Als Riesen-Fan des ersten Teils muss ich zugeben, dass ich mit einem ungeeigneten Mindsetting in Resurrections gegangen bin, erstmal keinen Zugang gefunden habe und mir zwischendurch reichlich unwohl war (etwa, weil die gewohnte Ästhetik der Trilogie fehlte). Spontanes Gesamturteil: "Desaster mit Ansage". Zuhause habe ich dann aber festgestellt, dass etliche Details mich doch sehr beschäftigten. Und da ich das Provinzkino meines Vertrauens kenne und ziemlich sicher sein konnte, dass niemand am Sonntag um 11:00 morgens den Film ansehen wird, bin ich also nochmal reingegangen, hatte den Saal für mich - und einen der unterhaltsamsten Kinobesuche, an die ich mich erinnern kann.

Beispiel: die neue erste Begegnung von Neo und Morpheus. Respektloser geht es wohl nicht: Morpheus kommt diesmal aus einer Toilettenkabine. Aber wenn man darüber nachdenkt, scheint mir enorme Enttäuschung von Lana W. darin zu stecken, die sie dem Zuschauer hier (und nicht nur hier!) voll um die Ohren knallen wollte. Auf subtile Art freilich: die Szene ist wirklich witzig, man kann gut darüber lachen, aber im Grunde lacht man damit auch über sich selbst - über die unverbesserliche geistige Trägheit der Menschen, die dann ja noch mehrfach direkt angesprochen wird.

Dieser YouTube-Kritiker David Hain hat sich über besagte Szene echauffiert, speziell über das Spiel von Reeves, als dieser voller Panik die von Morpheus angebotene rote Pille verweigert. Ich finde, dass Reeves hier eine klasse Balance von Comedy und stimmigem Umgang mit dem Plot findet. Denn er hat ja nicht nur deshalb solche Angst, weil er fürchtet, gerade eine Wahnvorstellung zu erleiden: er hat gleichzeitig entsetzliche Angst, dass Morpheus real ist, denn das würde bedeuten, dass er wieder in einem Pod aufwacht, wenn er die Pille nimmt! Diese Doppelung, diesen Kontrollverlust auf zwei Ebenen kapiert man vielleicht nicht beim ersten Sehen - umso stärker finde ich jetzt die Umsetzung.

Neos Apathie ist ebenfalls vollkommen stimmig, nicht nur, weil er zu Anfang blaue Pillen schluckt, sondern auch, weil er nach seiner erneuten Abkopplung ja nicht vergessen kann, was es damals für ihn bedeutete, "der Auserwählte" zu sein: er war eine Schachfigur des Orakels, nicht anders als Morpheus und Trinity auch. Die Wut und Enttäuschung darüber hat ihn nicht verlassen. Anders dagegen Trinity, deren Verständnis für die betont "weibliche" Kontrolle des Orakels naturgemäß viel größer ist: konsequenterweise wird sie am Ende des Films die neue Auserwählte. Neo dagegen hat seine beste Zeit hinter sich, und er weiß es von Anfang an.

Auch super gelöst: Neo ist angetrunken, als er zum zweiten Mal "wählen" muss und abgekoppelt wird. Offenbar ging es nur so - nüchtern hätte er das alles nicht mehr hinbekommen.


Schon bei Matrix 3 dachte ich damals "damned, den werde ich mir nie wieder ansehen, ich lasse mir das Feeling des ersten Teils nicht so versauen." Bei Matrix 4 spontan gleicher Gedanke. Doch wie sagt Niobe: "Manche Dinge ändern sich, und manche eben nicht." Dank der Kapitel überspringen-Taste kann man ja auch misslungene Filme manchmal noch wirklich genießen...
 
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