„Make Hamlet great again“ – Dänische Neuverfilmung will blutig und verrückt werden

Joel.Barish

dank AF
Filmversionen nach Vorlage von William Shakespeare gibt es wie Sand am Meer. Mal frei interpretiert, mal mutig modernisiert, mal klassisch. Neben „Macbeth“ (eine neue Version von Joel Coen soll 2021 kommen) und „Romeo & Julia“ gehört „Hamlet“ zu den bekanntesten und beliebtesten Stücken des Barden im Kino. Nun soll die Geschichte des Prinzen von Dänemark in einer skandinavischen Filmversion ganz neu aufbereitet werden.

Filmemacher Ali Abbasi („Border“) bereitet seine „Hamlet“ Version gerade vor. Eine Hauptrolle hat er auch schon gefunden: Noomi Rapace („Verblendung“, „Prometheus“). Nanu, Noomi Rapace als Prinz von Dänemark? Einerseits ja, aber andererseits nein, denn es ist keine Umkehrung der zeitgenössischen Bühnentradition Shakespeares, als es Frauen untersagt war, auf der Bühne zu stehen. Dieser „Hamlet“ kommt gender-swapped, mit der Tochter des ermordeten dänischen Königs, die den Mord rächen und den Verräter, der nun auf dem Thron sitzt, vertreiben will. Auch derartige Veränderungen des Stoffs haben auf der Bühne und auf der Leinwand eine gewisse Tradition. Mit diesen Geschichten kann man theoretisch alles anstellen - idealerweise, wenn man durch die Veränderungen ein konkretes Ziel verfolgt. (Im oben erwähnten „Macbeth“ von Joel Coen spielt z.B. Denzel Washington den Schotten Macbeth.)

Doch damit nicht genug. Rapace spricht von einem wagemutigen Projekt, welches der isländische Schreiber Sjón, der auch Robert Eggers‘ Wikingerdrama „The Northman“ verfasste, fürs Kino adaptiert. Regisseur Abbasi, ein Mann schwedisch-dänisch-iranischer Herkunft, geht noch weiter. Shakespeare habe Hamlet [aus Skandinavien] gestohlen, also wolle man die Figur nun zurückerobern, die Geschichte dabei so blutig und verrückt machen, dass Shakespeare sich im Grabe herumdreht. „Let’s make Hamlet great again“, schließt Abbasi bewusst provokativ. Und wer den wunderbar schrägen, einzigartigen und tollen „Border“ gesehen hat, könnte eine Ahnung haben, wie Ali Abbasis „Hamlet“ aussehen könnte. In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll gedreht werden. Andererseits: schon das originale Shakespeare-Ende ist nicht gerade zimperlich und selbst schon ein gutes Stück verrückt.

Quelle:
Deadline.com

Kenneth Branaghs berühmte 4+ Stunden Vollfassung von „Hamlet“ ist eigentlich noch immer ein besonderes Stück, aber gerade deshalb kann es eine durchgedrehte neue – und noch dazu vielfach skandinavische – Version doch gerne geben. Oder ist das vielleicht too much? Welches ist euer Shakespeare Lieblingsstück? Welches ist die beste Verfilmung? Und welches Stück könnte man überhaupt mal oder mal wieder verfilmen?
 
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