Natürlich ist der Animationsfilm eine ernstzunehmende Form der Filmkunst. Das trifft nicht auf jeden Animationsfilm zu, genau wie nicht auf jeden Realfilm. Auch Kurzfilme oder sogar Dokumentationen können künstlerisch sein. Bei Animationsfilm eine Einschränkung zu machen, nur weil wir keine echten Menschen sehen, ist in meinen Augen völliger Kokolores.
Vielleicht liegt es am allgemeinen Ruf von Animationsfilmen, die ja auch gerne Zeichentrick genannt werden, dass die Mehrheit zumindest einen Fokus auf Unterhaltung hat. Oder daran, dass eine ordentliche technische Qualität schnell mit mehr Kosten gleich zu setzen ist und man gewillt ist, ein größeres Publikum abzudecken.
"Kinderkram" ist einfach meilenweit an der Wahrheit vorbei. Pixar wurde ja schon mehrmals hier genannt, aber wir können auch gerne mal nach Japan rüberschauen, wo Animation klar als Kunstform etabliert ist. Die Miyazaki-Filme verbinden auf einzigartige Weise Humor und ernste Themen und sind häufig dennoch auch für jüngere Leute geeignet. Ein "Prinzessin Mononoke", quasi als Über-Anime der letzten Jahre, steckt halb Hollywood in die Tasche. Mal ganz davon ab dass es klar auf Erwachsene zugeschnitte Anime-Filme gibt. Nicht nur Action, Splatter oder nackte Haut, sondern auch ernste Themen. "Ghost in the Shell" oder "Jin Roh", die mir spontan einfallen, sagen mehr über den Menschen, unsere Gesellschaft und eine mögliche Zukunft aus, als die meisten Realfilme.
Kurzum: Animationsfilme können wie jede filmische Unterform sowohl kindgerecht, als auch allgemein unterhaltsam und ganz sicher auch ernst und anspruchsvoll sein. Dass einem reale Menschen zur Identifikation besser gefallen, mag ja sein, würde ich für mich auch so sehen, aber das schließt in keinster Weise aus, dass Animationsfilme ernste Themen behandeln können.