Anomalisa ~ Stop-Motion von Charlie Kaufman

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Hier der Trailer zu Charlie Kaufmans Stop-Motion-Animationsfilm-Drama "Anomalisa", welcher bereits bei den Wettbewerbsbeiträgen der 72. Filmfestspiele in Venedig lief, und größtenteils gefeiert wurde. Regie geführt haben Duke Johnson (paar Folgen Community) und Charlie Kaufman, basierend auf dem Bühnenstück von Kaufman. Das 400.000 Dollar Budget wurde über Crowdfunding finanziert, und ab Dezember bekommen US-Zuschauer die Möglichkeit den im Verleih von Paramount im Kino zu sehen. In Deutschland kommt der ab Ende Januar ins Kino.

Trailer
 

Revolvermann

Well-Known Member
Memo an mich. Endlich mal "Adaption" schauen.

Das sieht aber toll aus. Könnte was für mich sein. Auch solche Sachen wie "Our time is limited", hört sich abgedroschen an aber ich mag es wenn es ans Eingemachte geht. Ob es dabei eher intellektuell angegangen wird oder rührselig, ist mir eigentlich egal, solange es ehrlich wirkt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Memo an dich: kannst du, musst aber nicht. Hast du Synecdoche New York schon gesehen?

Trailer sieht gut aus :squint:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Endlich neues von Charlie Kaufman. Wird auf jeden Fall geschaut, Stil wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich, aber doch irgendwie passend. Bin sehr gespannt.

@Revolvermann Höre nicht auf Jay, Adaption unbedingt anschauen. :squint:
 

Joel.Barish

dank AF
Ehrlich mal, wie kann man "Adaption." als irgendetwas Anderes als absolut sehenswert bezeichnen?

Anomalisa hat wirklich eine befremdliche Optik. Fast schon das viel zitierte "Uncanny Valley" der Stop Motion Animation; etwas was ich nicht für möglich gehalten hätte. Aber ich finde das durchaus reizvoll, nicht zuletzt weil ich an die Marionettenszenen aus "Being John Malkovich" denken muss. Ich habe auch gelesen, dass dieser Trailer den Film gewöhnlicher aussehen lässt, als er ist. Gucken werde ich den Film so oder so.
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Scheint ganz und gar nicht schlecht geworden zu sein, auch wenn die Jungs bei Joblo.com für meine Begriffe oft etwas zu hoch oder deutlich zu niedrig bewerten, und selten eine Punktlandung hinlegen.
 

foo7777777

Well-Known Member
Lief vor Kurzem auf dem Internationalen Filmfestival Braunschweig. Habe nur Stop-Motion gelesen und ihn mir angesehen. Ich war also weder mit dem Macher, noch mit dem Inhalt vertraut. Bin leider nicht gut im Rezensionen schreiben, also fasse ich mich kurz.
Es ist ein Film für Erwachsene, das war mir vorher jedoch schon klar. Er ist ein wenig verstörend, sehr oberflächlich-tiefgründig und definitiv kein Mainstream Kino. Ich habe einen künstlerischen, anspruchsvollen, emotionalen Film erwartet und wurde nicht enttäuscht. Zur Technik kann ich sagen, dass man zwischenzeitlich nicht das Gefühl hat, einen Stop-Motion Film zu sehen.
Ich vergebe 8/10 Smileys
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Und noch ein Oscartitel diese Woche: Charlie will sich erneut in unsere Herzen kaufen. Kann er sicher!
 

McKenzie

Unchained
Spontan letzte Woche in einem kleinen Programmkino gesehen, und meine Meinung läuft im Grunde immer noch auf ein "...Mja." hinaus.

Der Film ist hübsch gemacht. Es hat durchaus einen gewissen Reiz, die Puppen wie normale Menschen interagieren zu sehen, aber bis auf einen gewissen "Twist" hat man die meiste Zeit das Gefühl, der Film hätte genauso gut als Realfilm realisiert werden können. Ein, zwei Male blitzt beinahe eine Meta-Spielerei durch (die Momente wo ich dachte, jetzt wird der Film so richtig interessant und schlägt eine ganz schräge Richtung ein), aber daraus wird letzten Endes nichts gemacht und der Film folgt doch seinem geradlinigen Plot.

Generell hatte ich das Gefühl, der Film möchte mir unbedingt etwas sagen, aber es kommt nicht so ganz an. Es gibt natürlich eine Menge Metaphern und einiges zu überlegen, aber letztendlich konnte zumindest ich das nicht in ein großes Ganzes einordnen. Ich sehe Symptome und wie sie sich auswirken, aber die Ursache bleibt verborgen (einfach Liebeskummer? Depression?). Dem hilft es auch nicht, dass der Film am Ende mehr oder weniger einfach aufhört. Dafür gibt es eine superrealistische, ewig lange Sexszene zwischen zwei Figuren, die ich zwar im Denkansatz durchaus nachvollziehen kann, aber dennoch zeitlich als etwas exzessiv für die intendierte Wirkung empfand. Immerhin hat Team America aber jetzt ein Gegenstück :biggrin:

Generell sicher kein schlechter Film, und er hat auf jeden Fall seine Momente, aber für mich fühlte es sich einfach an als würde man zuviel mit zu wenig aussagen wollen. Oder als hätte man mehrere gute Ideen gehabt, und keine so richtig zu Ende gedacht. Ich hätte den Film gern mehr gemocht, aber irgendwie sprang er Funke nicht so wirklich über. Bin mal gespannt was Joel zu dem sagt.

6,5/10
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Hab den auch schon vor Längerem gesehen und bin mit einem ähnlichen, unbefriedigenden Gefühl aus dem Kino gegangen. Dabei waren meine Gedanken ähnlich. Wollte dem Film auch ein paar Tage Zeit geben um Eindrücke und Überlegungen zu ordnen, aber an dem ersten Eindruck hat sich seitdem nicht mehr viel verändert.
 

Joel.Barish

dank AF
Oh, wir hatten einen Thread? Und ich hatte mich hier tatsächlich schon mal blicken lassen? Hätte fast gewettet, dass wir dazu bisher noch gar nichts haben.

Ich fand den Film zudem ausgesprochen gut. Es ist in der Welt von Charlie Kaufman wahrscheinlich die perfekte Weite- bzw. Rückentwicklung nach "Synekdoche New York". Der Blick geht wieder nach innen und welch besseres Stilmittel zu weiteren Abstraktion als Puppen. Aber schon das Design der Puppen ist ein genialer Schachzug, wenn man sieht, worauf der Film am Ende hinaus will. Einerseits hyperrealistisch, aber mit diesen ganz bewussten Kanten im Gesicht. Zu Beginn sieht es immer aus, als würden sämtliche Figuren Brille tragen, aber diese Kante und das gesamte Auftreten als Puppe werden ja mit in die Handlung integriert. Mich hat es auf jeden Fall sehr fasziniert, wie Michael etwas Wahres sucht in einer Welt, die er gleichförmig und "fake" erachtet. Seine Angstfantasien und sein Albtraum nutzen auf jeden Fall eine mehr als passende Bildsprache. Zudem die Sache mit den Stimmen. Es ist eigentlich so simpel, aber es wirkt wirklich ausgesprochen gut, nachdem man zu Beginn ein paar Minuten verwirrt war. Aber wenn in Lisa dann plötzlich das Element des Neuen in die Handlung kommt, hat es auf uns einen ähnlichen Effekt wie auf Michael. Der Film nutzt ja Stilmittel des Subjektiven permanent, auch in der weiteren Entwicklung der Beziehung zwischen Lisa und Michael. So kriegen wir ja auch am Ende zwei Seiten dieser Begegnung, die wir untersuchen können. Und gleichzeitig deutet der Film (Spoiler? ... durch die alte Bekannte, die Michael treffen will ... Ende) eine Art Kreislaufbewegung an.
Ich fand die Sex Szene auch nur minimal zu lang. Ich mochte es, dass dieser Film schon bei Michaels Duschszene keine Anstalten macht, uns etwas vorzuenthalten. Auch wie es dann zum Sex kommt ist ja durchaus interessant, was Michael zuerst macht und was das über ihn sagt, wie er seine Rolle in dieser Vereinigung sieht und auffasst. So was sehen wir selten in Filmen, egal ob animiert oder nicht. "Blue Valentine" hätte dafür beinahe ein NC-17 Rating bekommen.

Der Film ist weniger Romanze als vielmehr Beobachtung einer psychologischen und emotionalen Störung. Auf jeden Fall war ich emotional voll involviert und würde den Film am liebsten gleich nochmal gucken. Die Szene am Morgen danach beim Frühstück hat mich jedenfalls fast umgehauen. Ich meine...
... dieser Puppenanimationsfilm endet damit, dass die Hauptfigur(puppe) vor einer asiatischen Sexpuppe sitzt, die er seinem desinteressierten Sohn schenken wollte. Wir sehen eine Puppe und eine Puppen-Puppe, während Michael glaubt, dass es keinen Ausweg aus seinem emotionalen Loch gibt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Faszinierende Psychostudie. Eigentlich müsste ein mit Puppen realisierter Film über einen depressiven Nörgler schier unerträglich sein, aber was Kaufman draus man, ist bemerkenswert.

Die Stimmen- und Designwahl ist zunächst schwer gewöhnungsbedürftig, aber mit einem Sinn und Zweck ausgesucht, die an wichtigen Punkten im Film ihre Wirkung haben. Ich weiß nicht, obs nur mir so ging, aber David Thewlis und Jennifer Jason Leigh verleihen ihren beiden (? haha) Figuren so viel mehr Menschlichkeit und Authentizität als viele andere Schauspieler in Realfilmen. Und dann die schon genannte Sexszene. Da sollte man ja meinen, dass es witzig sein soll, wenn es kein perfekt choreografierter Basic Instinct Sex mit zwei Astralkörpern ist - wegen der Puppen denkt man ja unweigerlich an Team America mit seiner legendär unvergesslichen Sexszene - doch die wirkt einfach mal überraschend gewöhnlich und normal. Ein mit Puppen realisierter Film, der eine glaubhaftere Sexszene hat als die meisten anderen Filme.

Okay, der zähe Handlungsverlauf verlangt schon einiges an Geduld, für den eher leblosen ruhigen Ton muss man in der richtigen Laune sein um dabei nicht gelangweilt auf BG rumzusurfen, und das Ende ist nicht gut gewählt, aber Michaels Einstieg und sein Treffen mit Lisa belohnt mit einer überzeugenden Figurengeschichte, wobei Kaufman geschickt Symbole und Abweichungen von der Realität einbringt, um Anomalisa zusätzlich Tiefe zu verleihen.

Ich sage 8/10, und damit sehenswerter als Warcraft.

Wenn ich die Kaufmans (Regie oder Script) spontan ranken müsste...

Eternal Sunshine of the Spotless Mind
Being John Malkovich
Synecdoche, New York
Anomalisa
Adaptation
.
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Confessions of a Dangerous Mind
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
"Anomalisa" ist der menschlichste Animationsfilm, den ich je gesehen habe :rolleyes:

Schön existenziell und selbstkritisch, wie man es von Kaufman erwartet und mit starken Performances von Thewlis und Jennifer Jason Leigh.

Brauche jetzt allerdings erst mal eine Zeit mich in die Essays über den Film einzulesen...

8 / 10
 
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