Wie ein Fisch in der Pfanne?
Aquaman ist zweifellos einer der visuell umwerfendsten Flachblockbuster der letzten Jahre. Was James Wan da unter Wasser mit seinem Arielle-Männeractionfilm alles kredenzt, ist eine wahre Pracht. Trommelnde Oktopi, Haie als Reittiere, Kronosaurier, eine Unterwassermetropolenutopie, wie sie Gungan begeistern dürfte, das ist schon bombastisch. Grandios ist geradezu Wans Verspieltheit, mit der er diese ebenso absurde wie opulente Unterseewelt präsentiert (bei Poseidon, er MUSS MUSS MUSS den He-Man Film machen). Und dann zeigt Wan anderen Actionregisseuren auch noch vorbildlichst, wie man besagte Action einzufangen hat: stets überaus übersichtlich. Da muss es auch nicht kaschiert werden, wenn eine Nicole Kidman gegen Wassersoldaten kämpft. Ist es nicht absurd, dass dieser Film nur 25 Mio mehr gekostet haben soll als Suicide Squad?
Hach, aber dann? Der Fisch in der Pfanne brennt schon mal ein bisl an, weils nicht der richtige ist. Jason Momoa und Arielle Heard sehen visuell prächtig aus, haben aber kaum Chemie miteinander und erweisen sich beide nicht als besondere Zugseepferde. Man vergleiche nur mal Momoa hier mit Hemsworth in den Thor Filmen. Man denke nur mal an Kurt Russell damals. Verwirrend ist, dass Aquaman zeitlich NACH den anderen Filmen spielt, er sich hier aber erst noch beweisen muss, obwohl er mit den JL Kollegen bereits einmal die Welt gerettet hat. Dann zeigt ihn schon die erste Szene als unzerstörbarsten Superdupermann, der kugel- und klingensicher ist und so stark ist, dass er ein ganzes U-Boot hochheben kann. Das machts natürlich schon mal direkt schwieriger, jemals mit ihm mitzufiebern. Zumal seine Kollegen nicht weniger mächtig sind. Zumal die Intention des Bösewichts nicht unbedingt gänzlich falsch angelegt ist - schließlich wollen sie den Müll und die Militärs aus dem Wasser verbannen (und dann die ganz Welt erobern, was natürlich bisl weit geht). Aber ob jetzt ein Unterwasserreich auch noch die anderen beherrscht, ist erstmal belanglos. Es wird ja auch nirgends gezeigt, ob Orm nun ein guter Herrscher ist. Vielleicht gehts dem Volk ja super? Und dann kommt der Surfertyp, dem sein Volk egal war und mischt sich plötzlich ein, obwohl er keinerlei Ahnung von Politik hat.
Was Aquaman auch noch weiter verwässert (...) ist die Tatsache, dass fast alle Szenen bekannt wirken... bekannt aus anderen Filmen. Hier gehts um eine versteckte hochtechnologisierte Zivilisation, in der ein böser Verwandter des Helden die Welt erobern will und dessen Platz in einem Thronkampf herausgefordert wird, den der Held zunächst verliert, nur um sich dann mit Hilfe einer Frau und neuen Alliierten wieder zu sammeln. Black Panther? Jetzt kann man sagen, dass das halt Zeitfolge ist und den anderen ähnliche Häme gebürten, aber fast alle Sequenzen aus Aquaman wirken zusammengeklaubt aus X-Men, Fast Five, Tron Legacy und Tomb Raider, und während Panthers Stilistik tatsächlich originell ausfiel, erinnert Atlantis fraglos an Lucas' SW. Das ist nicht sonderlich schlimm, fällt aber auf. Vielleicht mehr als bei anderen Filmen.
Schade ist auch, dass der halbwegs coole Black Manta immer wieder entcoolt wird. Er wird als Mörder eingeführt, der dabei hilft, die Menschheit zu verraten. Dann stirbt jemand aus eigener Torheit, und das soll sein Antrieb sein, Aquaman zu jagen. Dann entpuppt er sich auch noch als Meister-Ingenieur und läuft mit einem Riesenaugenkampfanzug herum, der ausschaut, als wär er ein Gastgegner aus der alten Power Rangers Serie. Und dann will uns der Film weismachen, dass dieser Hanswurst im Faustkampf gegen einen Übermenschen bestehen kann, der ein 50.000 Tonnen U-Boot hochheben und Schotttüren wie Blätter abreißen kann.
James Cameron wird schwer Fingernägel beißen, wenn er diese Unterwasserwelt sieht. Da wird Avatar 2 nochmal gehörig auftrumpfen mussen, um das alt aussehen zu lassen. Auch wird man in der anderen Abteilung bei Disney miesgelaunt Muschelsuppe löffeln, weil ihr Live-Action Arielle nun anders ausschauen muss.
Ich wünscht fast, das DCEU hätts bisher nicht gegeben, denn Man of Steel und Aquaman passen null zueinander. Aquaman ist zudem so viel imposanter, dass Justice League, der eigentlich größer sein müsste, noch kleiner ausschaut. Irgendwie ist das alles Kraut und Rüben geworden.
Das ist viel Kritik von mir - und ich hab nichtmal erwähnt, wie die sich wirklich trauen, einen Pitbull Song in den Film zu integrieren - aber hey, der ist schon in Ordnung. Er sieht megasuper aus und das macht schon mal viel wett. Darstellerisch werden wir nix mehr rausreißen können, aber vielleicht kriegen sie es bei 2 besser hin, eine interessante Geschichte zu erzählen. Hoffentlich gehts nicht darum, dass er nicht mehr länger Aquaman sein will und sich anzweifelt, bis er sich wieder fangen kann.
Dennoch, mag zwar nur Pangasius sein, schmeckt aber mit ordentlich Butter.
7/10
schnell geranked:
Man of Steel - 8/10
Wonder Woman - 7/10
Justice League - 6/10
Batman V Martha - 4 / 10
Suicide Squad - 3 / 10