Zudem startest du in diese These bereits mit einem Datensatz der gegen deine These spricht. Wir existieren. Der Beweis dafür, dass diese vielen schwierigen, evolutionären Zufälle zusammenkommen können ist erbracht und es existiert absolut kein Grund anzunehmen, dass sie nicht auf einer ähnlichen Ebene erneut eintreten können. In meinen Augen ist die Behauptung, nur wir existieren und sonst niemand für mich absolut unhaltbar.
Wie gesagt, die Unbeweisbarkeiten in dieser ganzen Diskussion - sowohl Pro Aliens als auch Contra - waren mir von Anfang an klar. Deshalb habe ich auch von Anfang an vorsichtige Formulierungen gewählt. Das plötzliche Insistieren auf "Beweise" kam von Dir rein und wird der im Thread genannten Frage nicht gerecht.
Worin unser
agree to disagree wohl wurzelt ist die obige "Datensatz"-Aussage. Der Datensatz, mit dem wir so unterschiedlich umgehen, beweist für Dich, das Hochzivilisation aus organischen Molekülen entstehen kann. Ich sehe das selbstverständlich auch so, betrachte ihn insgesamt aber anders, weil ich weitere, sehr auffällige Charakteristika dieses "Datensatzes" nicht verschweigen will: Aussterben von Species als Normalfall, extreme Länge und Instabilität des ganzen Prozesses, extreme mutative Zufallstreffer als Voraussetzung entscheidender Evolutionsschritte. Die Evolutionsforschung bestätigt all dies.
Folgendes Bild: ein extrem fies eingestellter "Hau den Lukas", der 500 Mio. mal geschlagen wurde und nur einmal "Pling" gemacht hat, nämlich bei uns auf der Erde - das klingt extrem pessimistisch. Aber man kann sogar bei der überaus kulanten Ausgangssituation von 500 Millionen geeigneten Planeten wissenschaftlich begründet zu dieser Sichtweise gelangen. Dazu müsste man mir die "Kulanz" zugestehen (vielleicht ist es keine!), für all die problematischen Einzelschritte eine Streichquote von 50% anzunehmen: jeweils 50% der Kandidatenplaneten fliegen raus.
Z.B. wenn ich zum Anfang sage: stellare Probleme müssen ausgeschlossen werden, das Zentralgestirn darf die Kandidatenplaneten nicht zu früh verbrennen. Es sei bei 50% der Fall: bleiben 250 Millionen übrig.
Der Kandidatenplanet muss lang genug rotieren, er darf nicht zu früh "austrudeln". Verlustquote 50%: bleiben 125 Millionen übrig.
Jetzt sieht man schon, worauf das hinausläuft. Es lassen sich genügend Hürden oder "Filter" benennen, bei denen die Zahl immer weiter runtergeht. Also z.B.: geeignete chemische Zusammensetzung des Planeten: da warens nur noch 62,5 Mio. Genügend Wasser/Lösungsmittel für die Kandidatenmoleküle: 31,25 Millionen. Kandidatenmoleküle dürfen nicht durch aggressiven Chemismus zerstört werden: 15,6 Mio. Kandidatenmoleküle müssen in engen Reaktionsräumen zusammengebracht werden, um überhaupt interagieren zu können (Protozellenbildung): 7,8 Millionen. Protozellen müssen irgendeinen primitiven Teilungsmechanismus entwickeln, damit Reproduktion möglich wird: 3,9 Millionen. Vermehrung und Stoffwechsel muss durch informationstragende "Erbmoleküle" entscheidend optimiert werden: 1,9 Millionen. Die Vermehrung läuft jetzt so stark, dass genügend Nährmoleküle für die rasant hochschießende Population existieren müssen: ca. 1 Million. Protozellen mit Erbmaterial dürfen nicht durch wildgewordene Erbmoleküle ("Viren") parasitiert und komplett vernichtet werden: ca. 500 000. Protozellen müssen den Schritt zu Mehrzellern schaffen, um sich funktionell zu differenzieren und die spätere Vergrößerung vorzubereiten: ca. 250 000. Mehrzeller müssen ab einer bestimmten Größe Sexualität entwicklen, da Teilung zu ineffizient wird: ca. 125 000.
Wir sind also von der extrem großzügigen Ausgangssituation von 500 Millionen Planeten jetzt schon auf 125 000 runter. Und dabei haben wir erst kleine Mehrzeller mit Sexualität erreicht, und andererseits über so entscheidende Detailprobleme wie verschiedene Enzymtypen als Stoffwechselbeschleuniger oder Fehlerkorrektursysteme bei der Replikation von Erbmolekülen noch nicht einmal gesprochen! Und ebenfalls ausgeklammert haben wir "planetare Krisen" durch überstarken Vulkanismus, den Einschlag von Asteroiden usw., was ja durchgehend passieren könnte!
Mich wundert es da jedenfalls nicht, dass Sagan bei seiner Schätzung am Ende auf nur 5 Zivilisationen im ganzen Universum kam. Ich würde, wie gesagt, 1 schätzen: denn im Gegensatz zu Sagan muss ich mit dem Thema Exobiologie kein Geld verdienen
Völlig bewusst ist mir das generelle Gegenargument, dass die Analogisierung von "Exo-Evolution" mit unserer Evolution zu stark sein könnte. Aber darin liegt trotzdem ein großer wissenschaftlicher Wert, denn wenn ich mit obiger Liste im Kopf mal auf Aliens treffe und mich mit ihnen über ihre Evolutionsgeschichte austausche, dann könnte ich sehen, wo meine Analogisierung zu weit ging und mit welchen, mir völlig unvorhersagbaren Tricks solche Grundprobleme in der Alien-Evolution gelöst wurden. Das wäre superspannend, und dafür würde ich natürlich in Kauf nehmen, vorher zu pessimistisch gewesen zu sein! (Wenn sie nicht reden, sondern mich umbringen wollen, dann aber eher nicht
)