Puni
Well-Known Member
Inhalt:
Ein Goldener Bär für ein überwältigendes Meisterwerk: BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN von Radu Jude ist glückliches Fragment, Enzyklopädie unserer Zeit und die gnadenlose Versuchsanordnung einer völlig zersplitterten Gemeinschaft, die nur noch in der Feindseligkeit zusammenfinden kann. Eine filmische Erfahrung zwischen totaler Finsternis und grell erleuchteter Humorzone. (amazon)
Von Radu Jude, Regisseur von "Mir ist es egal ob wir als Barbaren in die Geschichte eingehen" und "Scarred Hearts".
Hoppla, das war wohl nach "Titane" der unangenehmste Film bisher in diesem Jahr. Bei BLBOLP geht es um die Lehrerin Emi, dessen Sextape online veröffentlicht wird und die sich deshalb vor den Eltern ihrer Schüler an einem Elternabend rechtfertigen muss.
Der Film ansich ist wirklich sehr speziell und fragmentarisch; zuerst sieht man den Porno, dann folgt man Emi in ihrem Alltag in Bukarest auf dem Weg zum Elternabend. Die Kamera hierbei ist recht eigenwillig; das besondere an diesem Teil ist aber, wie tief und intensiv man durch aufgeschnappte Gesprächsfetzen in die Gesellschaft, in der sich Emi bewegt, eintauchen kann. Alles fühlt sich unglaublich authentisch an, wenn sich im Hintergrund Menschen streiten und diskutieren, und man erahnt bereits, worauf der Film wohl hinaus laufen wird. Auch sehr gelungen ist, wie hier die aktuelle Pandemie mit eingebaut wird.
In der Mitte gibt es ohne zu viel zu verraten dann einen Bruch, der wirklich sehr poethisch und interessant war, ehe es dann zum Finale kommt - und das hat es wirklich in sich. Die Szene ansich ist so simpel aber intensiv, dass es schon an Filmgrößen wie "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" erinnert, und Regisseur Jude zeichnet ein Bild von einer scheinbar gebildeten, aber gleichwohl zerrissenen, teils wissenschaftsfeindlichen, geschichtsrevidierenden und feindseligen Gesellschaft, die ich mir so in der Form nicht nur in Rumänien vorstellen könnte - ein wirklich fantastisches Zeitportrait.
9 / 10
Ein Goldener Bär für ein überwältigendes Meisterwerk: BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN von Radu Jude ist glückliches Fragment, Enzyklopädie unserer Zeit und die gnadenlose Versuchsanordnung einer völlig zersplitterten Gemeinschaft, die nur noch in der Feindseligkeit zusammenfinden kann. Eine filmische Erfahrung zwischen totaler Finsternis und grell erleuchteter Humorzone. (amazon)
Von Radu Jude, Regisseur von "Mir ist es egal ob wir als Barbaren in die Geschichte eingehen" und "Scarred Hearts".
Hoppla, das war wohl nach "Titane" der unangenehmste Film bisher in diesem Jahr. Bei BLBOLP geht es um die Lehrerin Emi, dessen Sextape online veröffentlicht wird und die sich deshalb vor den Eltern ihrer Schüler an einem Elternabend rechtfertigen muss.
Der Film ansich ist wirklich sehr speziell und fragmentarisch; zuerst sieht man den Porno, dann folgt man Emi in ihrem Alltag in Bukarest auf dem Weg zum Elternabend. Die Kamera hierbei ist recht eigenwillig; das besondere an diesem Teil ist aber, wie tief und intensiv man durch aufgeschnappte Gesprächsfetzen in die Gesellschaft, in der sich Emi bewegt, eintauchen kann. Alles fühlt sich unglaublich authentisch an, wenn sich im Hintergrund Menschen streiten und diskutieren, und man erahnt bereits, worauf der Film wohl hinaus laufen wird. Auch sehr gelungen ist, wie hier die aktuelle Pandemie mit eingebaut wird.
In der Mitte gibt es ohne zu viel zu verraten dann einen Bruch, der wirklich sehr poethisch und interessant war, ehe es dann zum Finale kommt - und das hat es wirklich in sich. Die Szene ansich ist so simpel aber intensiv, dass es schon an Filmgrößen wie "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" erinnert, und Regisseur Jude zeichnet ein Bild von einer scheinbar gebildeten, aber gleichwohl zerrissenen, teils wissenschaftsfeindlichen, geschichtsrevidierenden und feindseligen Gesellschaft, die ich mir so in der Form nicht nur in Rumänien vorstellen könnte - ein wirklich fantastisches Zeitportrait.
9 / 10
