Banshees of Inisherin (Disney+)

oldjoe

Well-Known Member
Ein seltsamer Film. Sicher tolle Schauspieler und ein schönes Setting. Aber das alles trägt keinen 2-Stunden-Film. Der Konflikt zwischen den beiden Hauptdarstellern ist nebulös. Die Motivation von Brendon Gleesons Charakter habe ich nicht erkennen können. Oder ich habe es einfach nicht verstanden. Lasse mich gerne eines besseren belehren.

04/10 Fingern
 

Revolvermann

Well-Known Member
Oh, den habe ich auch Freitag geschaut und fand ihn ganz großartig. So wunderbar irisch. Trocken, witzig, wunderschön und gleichzeitig traurig, grausam und starrköpfig ohne Ende. Man konnte zu so vielen Dingen Parallelen ziehen.
Und was für Darbietungen! Ich muss echt überlegen ob ich Farell schonmal besser gesehen habe.
Jedenfalls fühlte ich mich anfangs echt unwohl und ertappt, ich könnte Padraic sein - doch gegen Ende wuchs die schiere Angst, ich bin wohl eher Colm.
 

oldjoe

Well-Known Member
Vielleicht habe ich den Film einfach nur zur falschen Zeit gesehen. Welche Motivation hast du bei Colm gesehen?
War er auf Sinnsuche für sein restliches Leben und dachte, es sei in der Musik zu finden? So dass er sich von sämtlichen Störquellen frei machen wollte, also vor allem von Padraic? Sich dann die Finger nacheinander abzuschneiden, habe ich einfach nicht nachvollziehen können. Das war meines Erachtens sinnlos. Das hätte man ganz anders aufziehen können, so das der Film auch ein wenig mehr Handlung gehabt hätte.
 

Revolvermann

Well-Known Member
@oldjoe

Meiner Meinung nach wollte Colm wirklich nur das, was er gesagt hat.
Ihm ging es ja auch vor allem um Zeit. Um die ihm verbleibende Zeit, weshalb er einen harten Schnitt (pun intended) für die richtige Wahl hielt.
Als er am Anfang im Pub sitzt und Padriac hineinkommt, sieht man ihm an, dass er sich vorstellen kann, wohin das führen wird. Er weiß, "jetzt gehts los".
Er wählt die Finger, weil er glaubt, dass würde Padriac und jeden Anderen sofort von der Ernsthaftigkeit seiner Entscheidung überzeugen. Er kennt Padriac und sein eher schlichtes Gemüt ja sehr gut. Seine Finger sind ihm (wie jedem wohl) wichtig aber vor allem spielt er damit sein Instrument.
Er braucht sie aber nicht um Musik zu komponieren. Für ihn ist der Geist wichtiger geworden als andere Menschen. Ihm ist die Kunst und der geistige Frieden wichtiger als ein Freund. Für Padriac hingegen sind andere Menschen alles was er hat. Seine Schwester geht, seine Eltern sind tot. Sein Freund ist sein Leben. Die mitunter sinnlosen aber herzlichen Gespräche im Pub sind seine Freiheit. Ganz am Ende, als sie am Strand stehen und Colm Padriac dankt, dass er auf seinen Hund aufgepasst hat, fängt Colm danach umgehend an zu summen. Ihm war klar, dass er etwas auf drastische Weise opfern muss. Er weiß, das könnte es jetzt gewesen sein. Er ist womöglich frei.
Ich musste dabei komischerweise an Thermodynamik denken. All die Energie, die über die Jahre in diese Freundschaft geflossen ist, musste irgendwo hin. Sollte es schnell gehen, musste das mit einem Knall geschehen.
Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Mit nicht enden wollendem Schrecken kennen sich die Iren aus.
Konflikte haben die Angewohnheit sich einfach nur zu transformieren.
 
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Presko

Don Quijote des Forums
Die Motivation von Brendon Gleesons Charakter habe ich nicht erkennen können. Oder ich habe es einfach nicht verstanden. Lasse mich gerne eines besseren belehren.
Nö, ich kann schon gut verstehen, dass, wenn man Gleesons extreme Reaktion und die Begründung dafür, die Revolvermann sehr schön zusammengefasst hat, nicht nachvollziehen mag, dann ist das, einfach so und dann hat es der Film sicher schwer.
Es ist ja auch drüber. Es gebe ja doch noch ein paar Eskalationsstufen tiefer, bevor man zum Äussersten geht. Insofern ist das auch kein realistisches Charakterdrama, sondern eben ne zugespitze Parabel. Das muss man, glaube ich, schon akzeptieren, um den Film in seiner Gänze mögen zu können.
 

narn5

Elwood Blues
Toller Film, Hab den gestern noch im Kino gesehen. OmU. Ich glaube das es dem Film nur guttut den im Orginal zu schauen. Ohne untertittel hätte ich allerdings nix verstanden.
Beide Schauspiler wirklich extrem Großartig und die Landschaft zum verlieben.
Motivation on Colm: Kann ich vielleicht nicht nachvollziehen, aber es wurde so Glaubwürdig rübergebrcht das ich es akzeptieren kann.
Der Film bekommt von mir 9/10 Eseln
 
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