Clive77
Serial Watcher
In der Folge „Ocean View“ der US-Serie Bates Motel geht es zunächst hauptsächlich um die neue Familienkonstellation von Norman, Dylan und Norma. Gegen Mitte der Episode geht es mit einem Knall auch bei den anderen Handlungssträngen weiter.
Familienkrise
Mama Bates (Vera Farmiga) ist in Untersuchungshaft. Als Norman (Freddie Highmore) gut gelaunt von seinem nächtlichen Abenteuer mit Bradley (Nicola Peltz) zurückkehrt, bekommt er von Dylan (Max Thieriot) den Aufenthaltsort von Norma verraten, die vorerst nur durch eine hohe Kaution wieder ihre Zelle verlassen darf und die Schuld für ihre Misere gleich wieder an Norman weiter reicht.
Es wird mehr als deutlich heraus gestellt, dass Norman nur so lange Mamas Liebling ist, wie er sich als treues Nesthäkchen ohne die geringste Eigeninitiative gibt. Und wenn schon etwas Persönliches ansteht, dann darf das auch nur mit Muttis Zustimmung unternommen werden. Alles andere ist Verrat und das bekommt Norman in „Ocean View“ nun zu spüren.
Momentan macht es den Eindruck, dass Norman durchaus das Angebot von Dylan wahrnehmen könnte und sich mit seinem Bruder eine neue Bleibe sucht. Genügend Motivation dafür hat er bekommen, denn obwohl er mehrmals sein „I’m sorry, mother.“ von sich gibt, stellt Norma auf stur.
Dylan
Während Norman die Besitzurkunde des Bates Motels (vorübergehend) gegen die geforderte Kautionssumme eintauscht und Mama aus dem Knast holt, versucht Dylan Geld für eine neue Wohnung aufzutreiben. Sein Kollege Ethan (Terry Chen) erwidert auf Nachfrage gleich, dass er bei seinem neuen Chef keinen Versuch zu starten braucht und kommt etwas später mit 5000 Dollar aus der eigenen Tasche zurück - was den Zuschauer doch etwas stutzig macht. Die beiden kennen sich noch nicht so lange und doch hilft Ethan seinem neuen Kollegen mit einer nicht gerade kleinen Finanzspritze weiter - oder soll das vielleicht nur ein Vorgeschmack darauf sein, was man beim neuen Job verdienen kann? Auch wenn es nur leihweise vergeben wird, 5000 Dollar sind eine Stange Geld.
Kurz nach der Übergabe taucht eine namenlose Gestalt an Ethans Auto auf, offenbar ein Junkie, der schon des Öfteren Schwierigkeiten mit Ethan hatte. Mit dem unmittelbar folgenden Schuss in Ethans Hals nimmt die Folge wieder ordentlich an Fahrt auf. Dylan bringt Ethan (der wenig Überlebenschancen haben dürfte) ins Krankenhaus und macht sich gleich darauf aus dem Staub (wer will schon unangenehme Fragen beantworten?), um ziellos mit dem Auto durch die Gegend zu fahren.
Bis hierhin hat der Zuschauer Dylan als jemanden kennen gelernt, der zwar bereit ist, krumme Geschäfte zu machen, aber doch gleichzeitig einen guten „großen Bruder“ abgibt und insgesamt sympathisch wirkt. Das ändert sich schlagartig als er beim Herumkurven durch die Stadt den Schützen erblickt und kaltblütig über den Haufen fährt. Ist er vielleicht doch nicht der nette Kerl, für den man ihn bisher halten konnte? Oder hat er sich bereits das Stadtmotto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verinnerlicht?
Dylans Handlungsstrang sorgt auf jeden Fall für gleich zwei WTF-Momente, die es in sich haben und sicher nicht ohne Konsequenzen bleiben werden.
Norman
Neben Normans mehrfacher Konfrontation mit Norma und ihren Schuldzuweisungen, darf Emma (Olivia Cooke) diese Woche wieder die Bates-Bühne betreten (dafür macht Bradley jetzt Pause - abgesehen von einer kleinen Szene zu Beginn). Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden hatte Norman recht aggressiv keinerlei Interesse an den Geschichten im Buch bekundet und scheint das nun zu bereuen. Er verrät Emma zwar nicht die ganze Geschichte um seinen nächtlichen Besuch in Zacks (Mike Vogel) Keller, stellt aber klar, dass dort bis vor Kurzem noch eines der asiatischen Mädchen (Diana Bang) gefangen gehalten wurde. Damit ist Emmas detektivischer Spürsinn erneut geweckt. Sie findet heraus, dass Zack zwar selbst kein weiteres Versteck in seinem Besitz hat, erinnert sich aber daran, dass die Mädchen zuvor im Bates Motel angekettet waren. Und siehe da, der verstorbene/verschwundene Vorbesitzer Keith Summers hat noch ein Boot im Hafen liegen, was sich ideal als Versteck eignen würde.
Erstaunlicherweise geht die Ermittlungsgeschichte sehr schnell von statten und Norman und Emma können das Mädchen finden, befreien und in einem der Motelzimmer des Bates Motels unterbringen, wo die drei dann in den letzten Minuten der Folge von Norma überrascht werden - aber dazu kommen wir gleich noch.
Ein wichtiger Punkt ist noch die Beziehung zwischen Emma und Norman beziehungsweise die Beziehung, die Emma gerne hätte. Dass Emma gerne mit Norman zusammen ist und sich offensichtlich in den Jungen verliebt hat, wurde schon bei ihren letzten Auftritten klar gestellt. Nun bekommt sie von Norman zu hören, dass er die Nacht mit Bradley verbracht hat - in Normans Augen wurde damit besiegelt, dass er mit Bradley zusammen ist. Der Knackpunkt ist aber, dass Bradley sich seitdem bei Norman nicht mehr gemeldet hat. Viele Serien würden an dieser Stelle in Richtung Teenie-Soap abdriften und das ganze „Drama“ um dieses Liebesdreieck auswalzen. Nicht aber Bates Motel, hier bleibt die Sache vorerst ein kleiner Nebenstrang, der nun Emma als kleine manipulierende Kraft in Normans Freundeskreis darstellt: Ihr kullern zwar die Tränen über die Wangen, aber gleichzeitig gibt sie nicht auf („did she change her relationship status?“) und teilt Norman mit, dass er sich keine großen Hoffnungen bei Bradley machen sollte - „hook up“ hin oder her. Anschließend geht sie wieder zur Tagesordnung über.
Norma
Was für eine manipulative, eingeschnappte und verrückte Person Norman zur Mutter hat, lässt sie ihn gleich mehrfach spüren. In ihren Augen hat ihr Sohn sie nun schon zweimal im Stich gelassen: Einmal als er heimlich zur Party gegangen ist und Keith Summers sie angegriffen hat und nun als er bei Bradley übernachtet hat und sie in seiner Abwesenheit verhaftet wurde. In Normas Welt liegt die Schuld dafür bei Norman, der sich nicht mehr um seine Mutter kümmert. Dabei fasst sie sich nie an die eigene Nase, hat immer Ausreden parat und zeigt in dieser Episode auch, dass sie eine hervorragende Lügnerin ist (die erste Szene bei der Anwältin spricht Bände).
So abweisend sie sich aber nun Norman gegenüber verhält, so annähernd gibt sie sich Zack gegenüber. Der Deputy macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich zu Norma hingezogen fühlt und raspelt selbst jede Menge Süßholz gegenüber der angeklagten Mutter. Als Zuschauer bekommt man das Gefühl, zwischen den beiden funkt es tatsächlich und beide Seiten stehen zu diesen Gefühlen. Da ist es wenig verwunderlich, dass Zack die inkriminierende Teppichfaser aus der Asservatenkammer verschwinden lässt und damit natürlich bei Norma erst recht hoch im Kurs steht.
Umso überraschender fällt für Norma das Ende der Folge aus. Als sie Emmas Auto vor dem Motel sieht, weiß man schon, was sie im Motelzimmer vermutet. Aber statt Emma und Norman in flagranti zu erwischen, bekommt sie das misshandelte Mädchen zu sehen, welches Normas neu gewonnenen Helden Zack beschuldigt. Das kann doch nicht sein! Verzweifelt kramt sie ein Bild von Zack hervor, nur um noch einmal bestätigt zu bekommen, dass es zweifelsohne Zack war, der die Asiatin misshandelt hat. Cliffhanger.
Wie wird die Handlung an dieser Stelle weitergehen? Wendet man sich an die Polizei? Kann man sicher sein, dass Sheriff Romero nicht mit drin steckt, wo er doch Keith Summers als einen guten Freund bezeichnet hat? Oder wird Norma gar versuchen, alle zum Schweigen zu bringen?
Fazit: „Ocean View“ fängt etwas lahm an, vermag es aber, sich in der zweiten Hälfte deutlich zu steigern. Dylans Racheakt mutet etwas merkwürdig an und bedarf noch einiger Erklärungen, aber sonst bekommt der Zuschauer gewohnt gute Kost.
7/10 durchschossene Hälse
Familienkrise
Mama Bates (Vera Farmiga) ist in Untersuchungshaft. Als Norman (Freddie Highmore) gut gelaunt von seinem nächtlichen Abenteuer mit Bradley (Nicola Peltz) zurückkehrt, bekommt er von Dylan (Max Thieriot) den Aufenthaltsort von Norma verraten, die vorerst nur durch eine hohe Kaution wieder ihre Zelle verlassen darf und die Schuld für ihre Misere gleich wieder an Norman weiter reicht.
Es wird mehr als deutlich heraus gestellt, dass Norman nur so lange Mamas Liebling ist, wie er sich als treues Nesthäkchen ohne die geringste Eigeninitiative gibt. Und wenn schon etwas Persönliches ansteht, dann darf das auch nur mit Muttis Zustimmung unternommen werden. Alles andere ist Verrat und das bekommt Norman in „Ocean View“ nun zu spüren.
Momentan macht es den Eindruck, dass Norman durchaus das Angebot von Dylan wahrnehmen könnte und sich mit seinem Bruder eine neue Bleibe sucht. Genügend Motivation dafür hat er bekommen, denn obwohl er mehrmals sein „I’m sorry, mother.“ von sich gibt, stellt Norma auf stur.
Dylan
Während Norman die Besitzurkunde des Bates Motels (vorübergehend) gegen die geforderte Kautionssumme eintauscht und Mama aus dem Knast holt, versucht Dylan Geld für eine neue Wohnung aufzutreiben. Sein Kollege Ethan (Terry Chen) erwidert auf Nachfrage gleich, dass er bei seinem neuen Chef keinen Versuch zu starten braucht und kommt etwas später mit 5000 Dollar aus der eigenen Tasche zurück - was den Zuschauer doch etwas stutzig macht. Die beiden kennen sich noch nicht so lange und doch hilft Ethan seinem neuen Kollegen mit einer nicht gerade kleinen Finanzspritze weiter - oder soll das vielleicht nur ein Vorgeschmack darauf sein, was man beim neuen Job verdienen kann? Auch wenn es nur leihweise vergeben wird, 5000 Dollar sind eine Stange Geld.
Kurz nach der Übergabe taucht eine namenlose Gestalt an Ethans Auto auf, offenbar ein Junkie, der schon des Öfteren Schwierigkeiten mit Ethan hatte. Mit dem unmittelbar folgenden Schuss in Ethans Hals nimmt die Folge wieder ordentlich an Fahrt auf. Dylan bringt Ethan (der wenig Überlebenschancen haben dürfte) ins Krankenhaus und macht sich gleich darauf aus dem Staub (wer will schon unangenehme Fragen beantworten?), um ziellos mit dem Auto durch die Gegend zu fahren.
Bis hierhin hat der Zuschauer Dylan als jemanden kennen gelernt, der zwar bereit ist, krumme Geschäfte zu machen, aber doch gleichzeitig einen guten „großen Bruder“ abgibt und insgesamt sympathisch wirkt. Das ändert sich schlagartig als er beim Herumkurven durch die Stadt den Schützen erblickt und kaltblütig über den Haufen fährt. Ist er vielleicht doch nicht der nette Kerl, für den man ihn bisher halten konnte? Oder hat er sich bereits das Stadtmotto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verinnerlicht?
Dylans Handlungsstrang sorgt auf jeden Fall für gleich zwei WTF-Momente, die es in sich haben und sicher nicht ohne Konsequenzen bleiben werden.
Norman
Neben Normans mehrfacher Konfrontation mit Norma und ihren Schuldzuweisungen, darf Emma (Olivia Cooke) diese Woche wieder die Bates-Bühne betreten (dafür macht Bradley jetzt Pause - abgesehen von einer kleinen Szene zu Beginn). Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden hatte Norman recht aggressiv keinerlei Interesse an den Geschichten im Buch bekundet und scheint das nun zu bereuen. Er verrät Emma zwar nicht die ganze Geschichte um seinen nächtlichen Besuch in Zacks (Mike Vogel) Keller, stellt aber klar, dass dort bis vor Kurzem noch eines der asiatischen Mädchen (Diana Bang) gefangen gehalten wurde. Damit ist Emmas detektivischer Spürsinn erneut geweckt. Sie findet heraus, dass Zack zwar selbst kein weiteres Versteck in seinem Besitz hat, erinnert sich aber daran, dass die Mädchen zuvor im Bates Motel angekettet waren. Und siehe da, der verstorbene/verschwundene Vorbesitzer Keith Summers hat noch ein Boot im Hafen liegen, was sich ideal als Versteck eignen würde.
Erstaunlicherweise geht die Ermittlungsgeschichte sehr schnell von statten und Norman und Emma können das Mädchen finden, befreien und in einem der Motelzimmer des Bates Motels unterbringen, wo die drei dann in den letzten Minuten der Folge von Norma überrascht werden - aber dazu kommen wir gleich noch.
Ein wichtiger Punkt ist noch die Beziehung zwischen Emma und Norman beziehungsweise die Beziehung, die Emma gerne hätte. Dass Emma gerne mit Norman zusammen ist und sich offensichtlich in den Jungen verliebt hat, wurde schon bei ihren letzten Auftritten klar gestellt. Nun bekommt sie von Norman zu hören, dass er die Nacht mit Bradley verbracht hat - in Normans Augen wurde damit besiegelt, dass er mit Bradley zusammen ist. Der Knackpunkt ist aber, dass Bradley sich seitdem bei Norman nicht mehr gemeldet hat. Viele Serien würden an dieser Stelle in Richtung Teenie-Soap abdriften und das ganze „Drama“ um dieses Liebesdreieck auswalzen. Nicht aber Bates Motel, hier bleibt die Sache vorerst ein kleiner Nebenstrang, der nun Emma als kleine manipulierende Kraft in Normans Freundeskreis darstellt: Ihr kullern zwar die Tränen über die Wangen, aber gleichzeitig gibt sie nicht auf („did she change her relationship status?“) und teilt Norman mit, dass er sich keine großen Hoffnungen bei Bradley machen sollte - „hook up“ hin oder her. Anschließend geht sie wieder zur Tagesordnung über.
Norma
Was für eine manipulative, eingeschnappte und verrückte Person Norman zur Mutter hat, lässt sie ihn gleich mehrfach spüren. In ihren Augen hat ihr Sohn sie nun schon zweimal im Stich gelassen: Einmal als er heimlich zur Party gegangen ist und Keith Summers sie angegriffen hat und nun als er bei Bradley übernachtet hat und sie in seiner Abwesenheit verhaftet wurde. In Normas Welt liegt die Schuld dafür bei Norman, der sich nicht mehr um seine Mutter kümmert. Dabei fasst sie sich nie an die eigene Nase, hat immer Ausreden parat und zeigt in dieser Episode auch, dass sie eine hervorragende Lügnerin ist (die erste Szene bei der Anwältin spricht Bände).
So abweisend sie sich aber nun Norman gegenüber verhält, so annähernd gibt sie sich Zack gegenüber. Der Deputy macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich zu Norma hingezogen fühlt und raspelt selbst jede Menge Süßholz gegenüber der angeklagten Mutter. Als Zuschauer bekommt man das Gefühl, zwischen den beiden funkt es tatsächlich und beide Seiten stehen zu diesen Gefühlen. Da ist es wenig verwunderlich, dass Zack die inkriminierende Teppichfaser aus der Asservatenkammer verschwinden lässt und damit natürlich bei Norma erst recht hoch im Kurs steht.
Umso überraschender fällt für Norma das Ende der Folge aus. Als sie Emmas Auto vor dem Motel sieht, weiß man schon, was sie im Motelzimmer vermutet. Aber statt Emma und Norman in flagranti zu erwischen, bekommt sie das misshandelte Mädchen zu sehen, welches Normas neu gewonnenen Helden Zack beschuldigt. Das kann doch nicht sein! Verzweifelt kramt sie ein Bild von Zack hervor, nur um noch einmal bestätigt zu bekommen, dass es zweifelsohne Zack war, der die Asiatin misshandelt hat. Cliffhanger.
Wie wird die Handlung an dieser Stelle weitergehen? Wendet man sich an die Polizei? Kann man sicher sein, dass Sheriff Romero nicht mit drin steckt, wo er doch Keith Summers als einen guten Freund bezeichnet hat? Oder wird Norma gar versuchen, alle zum Schweigen zu bringen?
Fazit: „Ocean View“ fängt etwas lahm an, vermag es aber, sich in der zweiten Hälfte deutlich zu steigern. Dylans Racheakt mutet etwas merkwürdig an und bedarf noch einiger Erklärungen, aber sonst bekommt der Zuschauer gewohnt gute Kost.
7/10 durchschossene Hälse