Black Sails S02E05 - XIII.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „XIII.“ der US-Serie Black Sails verläuft wieder vieles anders, als sich zunächst erwarten ließ. Während die große Schlacht eher im Hintergrund läuft, gibt es eine große Enthüllung darüber, was Kapitän Flint überhaupt antreibt. An anderen Fronten lassen sich ebenfalls Fortschritte verzeichnen.

„My truest love. Know no shame.“ - T.H.

Billy Bones
John Silver (Luke Arnold) versucht diese Woche alles, um Billy Bones (Tom Hopper) davon zu überzeugen, dass er den anderen nichts von Flints (Toby Stephens) Mordversuch an seiner Person erzählen sollte. Dabei legt Silver die eigenen Motive offen und setzt Billy von Gates Tod und den damit einhergehenden Umständen in Kenntnis. Aber wird Bones tatsächlich den Anweisungen Folge leisten oder die Crew mit der Wahrheit konfrontieren?
Silver steht vor einer schwierigen Aufgabe und kann sich auch am Ende nicht sicher sein, was Billy den anderen erzählen wird. Randall (Lawrence Joffe) drückt dabei auf seine einfache Art aus, wie die Dinge stehen - die Crew mag Silver inzwischen, aber auch Billy ist beliebt und könnte mit der Wahrheit über seinen „Sturz“ die Stimmungslage der Mannschaft gehörig durcheinander bringen. Vor allem für DeFresne (Roland Reed) und De Groot (Andre Jacobs) wäre es ein gefundenes Fressen, sollte Billy den Kapitän anklagen.
Nebenbei wird noch von Billy selbst die Frage aufgeworfen, wie es nach dem Fall ins Wasser mit ihm weiter ging und wie er zur Insel zurückkehren konnte. Dieser Punkt könnte ebenfalls sehr wichtig werden, denn bislang wissen wir noch nicht, wie er aus seiner misslichen Lage in den Händen von Kapitän Hume (David Dukas) entkommen konnte. Billy bleibt somit gleich in doppelter Hinsicht ein Joker und es dürfte interessant werden zu sehen, was seine Rückkehr bei der Mannschaft auslöst und welche Folgen die Behandlung durch Hume mit sich bringt.

Jack Rackham
Die Ménage à trois zwischen Jack (Toby Schmitz), Max (Jessica Parker Kennedy) und Anne (Clara Paget) wird diese Woche gehörig gestört. Schon im Bett erwischt Anne ihren langjährigen Begleiter beim innigen Blickkontakt mit Max, aber zum eigentlichen Bruch kommt es erst als Jack ihr erklärt, dass die neue Crew nur dann zur Verfügung stehen wird, wenn entweder sie oder Max (vorerst) aus dem Vertrag gestrichen wird - und Jack entscheidet sich gegen Anne.
Die Fronten zwischen den Figuren können sich sehr schnell ändern, wie dieses Beispiel aufs Neue zeigt. Jack sitzt in der Zwickmühle und die Entscheidung ist ihm sicher nicht leicht gefallen, denn er steht eigentlich eher zu Anne als zu Max (wie wir letzte Woche noch sehen konnten). Dass er sich trotzdem für die Prostituierte entscheidet, hat gleich mehrere Gründe: Da wäre einmal sein Ansehen bei der neuen Crew, was alleine durch Annes Anwesenheit (und ihre Taten in Staffel eins) Schlagseite nehmen könnte. Zum anderen bekundet Jack Interesse am Gold der Urca und konnte letzte Woche bereits sehen, wie Max ihre Prostituierten im Griff hat, wenn es darum geht, Informationen zu besorgen oder gar einen Freier zu überzeugen, einen bestimmten Weg einzuschlagen (wie letzte Woche mit dem Navigator passiert). Jetzt ist zwar bislang noch niemand von Flints Crew wieder im Bordell aufgeschlagen, aber sobald das passiert, wird Jack auf Max angewiesen sein, um Näheres über das Urca-Gold zu erfahren. Da kann er es sich nicht erlauben, sie vorerst aus dem Geschäft zu streichen.
Als Anmerkung am Rande sei noch erwähnt, dass die Nebenhandlung um die Entstehung der bekannten Piratenflagge eine nette Zugabe war. Denn das letzte Design von Charlotte (Angelique Pretorius) ist genau das, welches die historische Figur des „Calico Jack Rackham“ einst benutzte und heute zu den bekanntesten Versionen des „Jolly Roger“ gehört. Mit Blick auf die Geschichte lässt sich übrigens vermuten, dass Anne der neuen Crew als Mann verkleidet doch beitreten wird.

Eleanor
Nur wenig Screentime bekommt Eleanor (Hannah New) in dieser Episode. Ihr Vater Richard (Sean Cameron Michael) unterbreitet ihr einen Vorschlag, der ihre Position in Nassau nicht nur festigen sondern auch in den Augen der Engländer legitimieren könnte. Dazu müsste sie allerdings in Zukunft ihre Geschäfte mit den Piraten stark einschränken.
Der Weg, den Richard hier aufzeigt, hätte aus Eleanors Sicht durchaus was für sich. Ihre Skepsis ist dennoch gerechtfertigt, lässt sich doch vermuten, dass Richard sich mit seinem Vorschlag wieder ins Spiel bringen will und es vielleicht darauf abgesehen hat, sich selbst wieder an die Spitze von Nassau zu schleichen - jetzt, wo Eleanor zumindest die Geschäfte wieder unter Kontrolle hat. Sollte sie sich auf seinen Vorschlag einlassen und noch dazu auf seine Hilfe zurückgreifen, käme das einem Spiel mit dem Feuer gleich. Ähnlich riskant dürften ihre anvisierten Verhandlungen mit dem Plantagenbesitzer Underhill werden, die durch Miranda (Louise Barnes) allmählich ins Rollen zu kommen scheinen.
Eleanors weiteres Vorgehen wird in jedem Fall eine große Rolle für die Zukunft der kleinen Piratennation spielen und sie muss in allen Belangen ständig auf der Hut sein, wenn sie ihre Ziele verwirklichen will. Aber eins nach dem anderen: Momentan ist die Auseinandersetzung zwischen Flint und Vane (Zach McGowan) der Brennpunkt im Geschehen, während die anderen Dinge nur allmählich an Bedeutung gewinnen.

Kapitän Flint
Die Intention der Rückblicke ins vergangene London wird diese Woche deutlicher denn je. Die Offenbarung über das Verhältnis zwischen Thomas Hamilton (Rupert Penry-Jones) und James McGraw könnte kaum schwerer wiegen. Schließlich zeigt sich damit, weshalb Flint im Hier und Jetzt so bemüht ist, den Piraten eine eigene Nation zu verschaffen. Alles geht auf den ursprünglichen Plan von Thomas zurück, den Piraten eine Chance auf Begnadigung zu gewähren und auf das Scheitern eben dieses Plans aufgrund der Liebelei zwischen James und Thomas, die von dessen Vater Alfred ans Licht gebracht wird.
Als Zuschauer wurde man hier lange Zeit an der Nase herumgeführt und auch diese Woche sah es zunächst danach aus, als wenn die Affäre zwischen Miranda und James vorrangig dazu beigetragen hätte, dass Thomas’ Pläne scheiterten. Nur haben wir bereits in den Vorfolgen gesehen, dass Mirandas Affären selbst bei Alfred Hamilton wohlbekannt waren und es wurde schon öfter angedeutet, dass Thomas mit den offenen Beziehungen seiner Frau keine großen Probleme hat. Das Fragezeichen, weshalb dennoch dieses Beziehungsgeflecht so schwerwiegende Folgen wie den Selbstmord von Thomas nach sich trug, wird nun gelüftet.
Ob man es als gelungen oder misslungen ansieht, liegt im Auge des Betrachters. Aber wir kriegen hier einen neuen Blickwinkel auf Flint und endlich eine handfeste Erklärung darüber, wie er zu dem Mann wurde, der er heute ist - mitsamt seinen Zielen.
Rückblickend ergibt vieles Sinn, was wir zuvor gesehen haben. Schon die Ereignisse in der ersten Staffel rühren von Flints Schuldgefühlen darüber her, dass er Thomas damals nicht mehr helfen konnte und die Beziehung zu ihm stärker war als das, was er für Miranda empfunden hat (man erinnere sich zum Beispiel an den Liebesakt zwischen ihm und ihr, der ziemlich kühl wirkte oder an die nicht wahrgenommene Option, ein neues Leben in Boston aufzubauen, sollte er ein Entschuldigungsschreiben an die Engländer unterzeichnen). Flints gesamte bisherige Taten erscheinen uns in neuem Licht und seine Motive liegen nun offen.
Unter diesem neuen Blickwinkel wäre Mirandas Vorschlag, Abigail Ashe (Meganne Young) zu befreien und ohne jede Gegenleistung an ihren Vater Peter (Nick Boraine) zurückzugeben, ein möglicher Ausweg aus dem Kampf um das Fort und das Gold der Urca gewesen. Eine Möglichkeit, die allerdings einen nicht zu unterschätzenden Haken hat: Peter Ashe, der dank den Geschehnissen in London nun zu jemandem geworden ist, der selbst beim Verdacht auf Piraterie schon Leute aufknüpfen lässt. Eine Garantie, dass er durch eine gute Geste den Piraten um Flint eine Chance gewährt, gibt es nicht.
Mirandas Wissen um Flints Vergangenheit versetzt sie als einzige in die Lage, auf Flint einreden zu können. Nachdem sie den Raum verlassen hat, sah es auch so aus als wenn er sich auf ihren Vorschlag einlassen würde. Doch dann kommt Vane herein und bringt uns den Cliffhanger der Woche.
Es ist natürlich schade, dass uns die große Schlacht größtenteils vorenthalten bleibt. Ein paar abgefeuerte Kanonen, eine einstürzende Wand des Forts und in Kauf genommene - teils unschuldige - Opfer wie der Junge, den Miranda auf ihrem Weg zum Piratennest sieht, sind schon alles, was uns präsentiert wird. Und der große Kampf an Land wird wohl durch den Zweikampf zwischen Flint und Vane ersetzt werden - denn in jedem Fall wird das gelten, was Vane zuvor gesagt hat: Wenn der Kopf des Gegners abgeschlagen ist, wird der Kampf entschieden sein. Aber mit Blick auf die Enthüllungen über Flint wird sich das schon verschmerzen lassen.

Fazit: Ob man „XIII.“ mag, wird daran hängen, ob die Auflösung um Flints Affären in London gefällt. Tut sie das nicht, wird man eher enttäuscht aus dieser Episode kommen. Aber in jedem Fall wissen wir nun, weshalb diese Rückblicke überhaupt vorhanden waren und können alles, was wir bisher von Flint gesehen haben, unter neuem Licht betrachten und auch besser nachvollziehen. Die Fortschritte an den anderen Fronten sind derweil nicht groß, werden aber in naher (Rackham, Bones) oder ferner (Eleanor) Zukunft sicher ihre Bedeutung zeigen.

8/10
 
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