Black Sails S03E02 - XX.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XX." der US-Serie Black Sails kämpft Flint sich zusammen mit seiner Crew durch einen Sturm, um Hornigold zu entkommen. Eleanor ist auf dem Rückweg nach Nassau und Blackbeard trifft auf Vane und Rackham.

Eleanor Guthrie
Nachdem sie sich letzte Woche auf den Handel mit Woodes Rogers (Luke Roberts) eingelassen hat, ist Eleanor (Hannah New) längst nicht aus dem Schneider. Zwar befindet sie sich auf dem Rückweg nach Nassau, aber sollte Rogers erkennen, dass sie ihn belügt oder gar hintergeht, gibt es neben der Flotte an Kriegsschiffen noch eine Rückfahrkarte nach London für sie (wo ihre Hinrichtung anstünde).
Interessanterweise erfahren wir durch Eleanor einiges zur Hintergrundgeschichte zwischen Edward Teach (Ray Stevenson), Charles Vane (Zach McGowan) und ihr selbst. Worte, die Rogers beinahe dazu veranlassen, Eleanor tatsächlich zurück nach London zu schicken – denn sie gab ihm letzte Woche in der Tat Vanes Namen als die Person, mit der es fertig zu werden gilt, und mit Blick auf die Hintergrundgeschichte wirkt es für Rogers eher so, als wolle sie ihrem Ex-Lover Vane nur eins auswischen (womit er vermutlich garnicht mal so falsch liegt).
Die Hintergrundgeschichte zu Teachs Vertreibung aus Nassau ist ein Klassiker. Nicht gerade sehr innovativ, aber wirkungsvoll genug, um uns davon zu überzeugen, wie eine Siebzehnjährige es fertig brachte, die Kontrolle von New Providence Island an sich zu reißen. Das ist auch genau der Punkt, bei dem Rogers sich vorsehen muss. Wir konnten bereits in den ersten beiden Staffeln sehen, dass Eleanor sehr manipulativ sein kann, um die Dinge in eine für sie günstige Richtung zu lenken. Sie mag vielleicht nicht die Überzeugungskraft eines Captain Flint (Toby Stephens) haben, kommt mit ihren eigenen Mitteln aber verdammt dicht daran heran.
Rogers Idee, sich Hornigold (Patrick Lyster) ins Boot zu holen (dem er ebenfalls nicht traut), um Eleanors Geschichten überprüfen zu lassen (oder sie die seinen), ist ein netter Schachzug. Aber ob das tatsächlich ausreichen wird, um sie davon abzuhalten, eigene Pläne zu schmieden und Rogers irgendwann zu hintergehen, ist sehr fraglich. Von Rogers wissen wir noch zu wenig, um ihn in solchen Sachen gut einschätzen zu können. Beim momentanen Stand der Dinge würde man sicher auf Eleanor setzen.
Unterm Strich ist dieser Handlungsstrang nicht uninteressant, auch wenn er sich noch im Aufbau befindet und große Auseinandersetzungen wohl noch etwas auf sich warten lassen werden. Andererseits scheint Rogers Flotte aber schon in Reichweite von Nassau gekommen zu sein, sonst wäre ein Treffen mit Hornigold und Dufresne (Roland Reed) noch nicht möglich gewesen – womit sich übrigens erneut der Zeitfaktor kritisieren ließe, der hier nicht ganz rund wirkt.

Jack, Max und Anne
Obwohl sich das Fort jetzt wieder im Aufbau befindet, offenbart Max (Jessica Parker Kennedy) ihren Vorschlag, das Gold in leichter transportierbare Wertgüter umzuwandeln, Jack Rackham (Toby Schmitz) und stößt dabei zunächst auf Widerstand. Allerdings bringen diverse Ereignisse innerhalb dieser Folge Jack dazu, schließlich doch auf den Rat von Max einzugehen.
Wenn das mal gut geht. Max’ Sorgen sind sicher wohlbegründet und ihr Plan ein guter, zumal wir ja wissen, was von der anderen Seite des Atlantiks auf New Providence Island zuschwimmt. Aber diese Aktion vor Vane und Flint geheim zu halten, wird sich garantiert als Fehler erweisen und das Bündnis zwischen den Piraten auf die Probe stellen. Außerdem wird es sich bestimmt herumsprechen, wenn Jack plötzlich anfängt, statt des Goldes Edelsteine an die Piraten herauszugeben, die etwas von ihrem „Konto“ abheben wollen.
Auf charakterlicher Ebene bleibt das Dreieck zwischen Anne (Clara Paget), Max und Jack weiterhin wichtig. Hier lässt sich allerdings nur schwer abschätzen, in welche Richtung sich die drei Figuren entwickeln werden und vor allem, wem Anne am Ende den Vorzug geben wird.

Blackbeard
Edward Teach trifft diese Woche auf Charles Vane, wobei sich dieser nicht sicher ist, ob er seinem alten Mentor nicht lieber gleich ein Messer zwischen die Rippen rammen soll. Aber die Umarmung beim Wiedersehen hält Charles dann doch davon ab, direkt auf Angriff zu setzen. Erst reden, dann handeln – so lautet mittlerweile das Motto in Nassau.
In Blackbeards Augen sind die Piraten auf New Providence Island zu verweichlicht, was nicht nur anhand von zwei Anwärtern auf seine Crew verdeutlicht, sondern auch in der Gesprächsrunde mit Charles und Jack klargestellt wird. Der Respekt, der Teach von seinen Gegenübern dabei zu Teil wird, tut sein weiteres dazu, dass wir damit rechnen können, dass der gefürchtete und erfahrene Pirat sich bald in die Geschäfte in Nassau einmischen und zu einem großen Gegner werden wird.
Auch hier befindet sich ein Handlungsstrang im Aufbau, der erst später Konsequenzen zeigen wird. Beeindruckend ist dabei erneut das Charisma, welches Stevenson als Blackbeard mit an den Tisch bringt. Auch wenn wir diese Woche keinen Gewaltausbruch erleben und Teach sehr ruhig über seine Sicht der Dinge berichtet, lässt sich deutlich die unterschwellige Bedrohlichkeit der Figur vernehmen. Diese Bedrohlichkeit wird mit Sicherheit auch Jack dazu bewegt haben, dem Plan von Max zuzustimmen. Und wo wird Vane stehen, falls Blackbeard zum Problem wird? Haben Edwards Worte den nötigen Eindruck bei ihm hinterlassen, um sich vielleicht bald auf die Seite seines ehemaligen Mentors zu schlagen?

Der Sturm und Flint
Fernab vom Geschehen in Nassau kämpfen Flint und seine Crew ums Überleben. Der Gegner ist dieses Mal das Wetter und die Szenen im Sturm sind sicher ein Highlight dieser Episode, sind sie doch schon auf Kino-Niveau angesiedelt. Im Zentrum steht dabei erneut Flint, der nicht nur auf Biegen und Brechen dem Piratenjäger entkommen will, sondern auch bereit ist, größere Verluste in Kauf zu nehmen.
Seiner Handlungsweise wohnt dabei abermals der Wahnsinn inne, wie De Groots (Andre Jacobs) Warnungen mehrmals betonen. Auch John Silver (Luke Arnold) und Billy Bones (Tom Hopper) müssen erkennen, dass ihre Entscheidung von letzter Woche, Flint weiterhin zu folgen, vielleicht nicht die beste gewesen ist. Während Silver bemerkt, dass er sich von Flints Ansprache hat einlullen lassen, darf Billy zuschauen, wie Flint eines der Segel opfert und damit auch einen Teil der Mannschaft in den Tod schickt – da werden sicher alte Erinnerungen wach.
Zu Gute halten kann man dem Captain allerdings, dass er später die gesamte (verbliebene) Mannschaft unter Deck schickt und selbst die schwierigste Rolle übernimmt und das Schiff durch den Sturm lenkt. Diese Ambivalenz zwischen kaltblütigem Monster und tollkühnem Helden ist genau das, was Flint als Figur so interessant gestaltet.
Fraglich bleibt (zumindest für den Rezensenten) noch, wie sich Flints Träume um Miranda (Louise Barnes) auswirken werden beziehungsweise welche Bedeutung ihnen zukommt. Was versucht sie ihm dort mitzuteilen? Und wer ist die dunkle Gestalt, die dort auftaucht? Ideen dazu sind in den Kommentaren natürlich willkommen.
Das Ende der Episode zeigt uns schließlich, dass der Sturm überwunden wurde, aber die Crew damit bloß vom Regen in die Traufe gekommen ist. Denn die Vorräte sind knapp und die nächste Küste zu weit entfernt, als dass alle bis dahin überleben könnten (was erneut ein leichtes Stirnrunzeln bezüglich des Zeitfaktors aufkommen lässt). Wir dürfen nun mit Spannung erwarten, welche Entscheidungen Flint nächste Woche treffen wird, um einen sicheren Hafen zu erreichen.

Silver
John Silver wird diese Woche damit konfrontiert, dass er ohne zweites Bein in der Extremsituation nicht sehr viel bewerkstelligen kann. Er versucht, Muldoon (Richard Wright-Firth) dabei zu unterstützen, die Lecks am Rumpf abzudichten. Aber diese Arbeit erweist sich aufgrund seiner Einschränkung alles andere als leicht.
Den herbsten Schlag muss er aber einstecken, als er Muldoon später nicht retten kann. Diese Szenen vermitteln uns einerseits, wie hilflos Silver ist, wenn er sein Mundwerk nicht benutzen kann, sondern tatsächlich körperlich gefragt wird. Andererseits wird uns durch Muldoons Worte noch einmal verdeutlicht, wie viel Respekt sich Silver bei der Crew bereits verschafft hat. Da war der Abschied von Muldoon nicht nur für John ein schwerer Schlag, sondern kommt auch beim Zuschauer als solcher an.
Fraglich bleibt allerdings, weshalb die beiden überhaupt so alleine da unten sind. Sollte es nicht im Interesse aller sein, die Lecks abzudichten? Sicher, ein Großteil der Mannschaft war zu der Zeit an Deck, damit man die Segel wieder einholen kann. Aber es mutet schon komisch an, dass außer Muldoon und Silver niemand anderes in der Nähe ist.
Aber wie dem auch sei, Silver hat überlebt und wenn Flint nächste Woche Entscheidungen darüber treffen muss, wie die verbliebenen Vorräte rationiert werden, wird der Einbeinige sicher ein Wörtchen mitreden und sein Ansehen bei der Crew ausnutzen, um das eigene Überleben zu sichern.

Fazit: Eine gute Folge, deren Highlight der Handlungsstrang im Sturm war. Schon erstaunlich, was sich dort mit dem (vermutlichen begrenzten) TV-Budget herausholen ließ. Zudem waren die Szenen um Flint großartig, der erneut seine Entschlossenheit zur Schau stellen durfte. In den anderen Handlungssträngen wird derweil am Aufbau der weiteren Geschichte und neuen Figuren gearbeitet, was nicht unbedingt uninteressant ist, aber leider noch große Dramatik, Wendungen und auch Action fehlen lässt, auch wenn die Vorfreude darauf nicht gerade klein ist (und die Handlungen ihr Ziel somit erreichen).

7,5/10
 
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