Clive77
Serial Watcher
In der Folge „Rage of Caliban“ der US-Serie Constantine bekommen John und Chas es mit einem besessenen Kind zu tun. Serienschöpfer Daniel Cerone schrieb das Drehbuch, welches von Neil Marshall inszeniert wurde und uns eine verspätete Halloween-Episode beschert.
Fall der Woche
Kinder, die von einem Dämon oder ähnlichem besessen sind und plötzlich eine dunkle Seite mit übernatürlichen Fähigkeiten zeigen, sind ein alter Hut. In den 1970er Jahren gab es mit „Der Exorzist“ (1973) oder „Das Omen“ (1976) bereits gute Vertreter der Sorte. Will man heutzutage mit einer solchen Geschichte punkten, dann muss da schon was Besonderes her, um den Zuschauer hinter dem Ofen hervorzulocken.
„Rage of Caliban“ versucht sich daran, liefert am Ende aber lediglich eine durchschnittlich annehmbare Geschichte. Es gibt Momente, die funktionieren hervorragend. Die anfängliche Kamerafahrt durch das Haus von Emilys (Christa Beth Campbell) Familie, Henrys (Max Charles) Begegnung mit dem Hund, das Hantieren mit dem Messer zwischen Henry und seiner Mutter Claire (Laura Regan) oder auch der Vogel, der plötzlich gegen eine Scheibe fliegt. Das sind alles passende, wenn auch bekannte Zutaten, die dem Zuschauer etwas Gänsehaut bescheren können und eine gute Atmosphäre aufbauen.
Andererseits geht aber im Verlauf der Geschichte einiges an Spannung flöten. Es wird immer offensichtlicher, dass weder Henry noch Claire oder sein Vater Daryl (Niall Matter) dem Sensenmann entgegen blicken werden. Johns (Matt Ryan) Aufgabe ist es, den Jungen von dem bösen Geist Marcellos (Sean Freeland) zu befreien und nicht, von einem besessenen Kind zum nächsten zu gelangen, in der Hoffnung, einer Mordserie Einhalt zu gebieten. Abgesehen vom Anfang gibt es somit keine weiteren Tode und das ist bei einer Episode, die zu Halloween spielt, schon ein gewisses Armutszeugnis.
Im Vordergrund steht vielmehr die Entschlüsselung und Hintergrundgeschichte zu den Todesfällen, die bereits stattgefunden haben und sich teils Jahrzehnte zurück erstrecken. Es geht um die Suche nach dem Namen des Wesens, was von Henry Besitz ergriffen hat. Die Auflösung, dass Marcello dahinter steckt, ist durchaus originell, denn damit wird uns kein Rachegeist eines Verstorbenen präsentiert, wie sonst bei solchen Geschichten üblich. Schade nur, dass John am Ende wieder einmal mit Leichtigkeit und in sekundenschnelle den Exorzismus durchführen kann. Das macht wieder den Eindruck „oh, die Sendezeit ist um, wir müssen jetzt schnell Schluss machen“.
Henry
Zu der Familiengeschichte der dieswöchigen Nebenfiguren sollten auch noch ein paar Worte verloren werden. Henry ist anfangs ein Beispiel für einen ängstlichen Jungen, dem in der Schule zugesetzt wird und der sich nachts im eigenen Zimmer fürchtet. Durch Marcellos Geist (oder Seele) wendet sich dann das Blatt und er wird derjenige, der austeilt. Das bekommen (in einer recht lächerlichen Kinderspielplatz-Szene) seine Mitschüler zu spüren, aber auch Daryl, der seinerseits ein Paradebeispiel für einen Bully ist und nur zu gerne sehen würde, wie sich sein Sohn zur Wehr setzt und mehr Selbstbewusstsein an den Tag legt.
Daryl ist erfreut, als Henry seine Angst abgelegt hat und hofft, dass sich sein Sohn endlich zum Mann entwickelt. Claire macht sich hingegen Sorgen wegen der Veränderungen, die sie bei ihrem Sohn bemerkt und das zu Recht, womit John schließlich auch die Möglichkeit erhält, Henry zu helfen.
Diese ganzen Charakterisierungen der Familienmitglieder liefern ein passendes Gerüst zur Geschichte, auch wenn sie sich bei diversen Klischees bedienen. Die Parallelen zum jungen Marcello (Kendall McIntyre) werden zudem am Ende offensichtlich, womit wir auch einen Grund dafür bekommen, weshalb Henry als nächstes ausgewählt wurde. Was aber leider offen bleibt: Wird der frisch exorzierte Henry nun wieder in seine Ängstlichkeit zurück fallen? Wird Daryl weiterhin mehr Durchsetzungsvermögen von seinem Jungen verlangen? Geht der Streit zwischen Claire und Daryl über die Erziehung ihres Sohnes weiter? Die Episode schließt die Geschichte auf Familienebene nicht ab, was ziemlich unbefriedigend wirkt. Als Zuschauer hätte man sich dort noch was gewünscht, eine letzte Szene vielleicht, in der klar wird, welche Folgen die Ereignisse bei Henry hinterlassen haben.
John Constantine
Was das Team Constantine angeht, hätte diese Episode auch die zweite aus der Reihe sein können (die wäre dann auch zu Halloween gelaufen und nicht am Thanksgiving-Wochenende). Mit Blick auf die Produktionsnummern war das wohl ursprünglich auch so geplant, was sich leider bemerkbar macht. Johns Affäre mit Nora (Elyse Dufour) oder auch die Hilfe einer weiteren uns unbekannten Person (Amy Parish) lassen da mit der Stirn runzeln. Da kommen diese Woche zwei neue Gesichter dazu, die uns bislang vorenthalten wurden und vielleicht auch nicht mehr auftauchen werden. Wäre es nicht besser, uns erst einmal die Leute näher vorzustellen, mit denen John in den ersten fünf Episoden unterwegs war?
Gut, von Chas (Charles Halford) kriegen wir wieder ein wenig zu sehen und durch die Szene mit dem „Wahrheitsschwert“ gab es zumindest ein paar Ansätze zum Verhältnis zwischen den beiden spendiert. Aber da muss noch mehr kommen.
Bei Manny (Harold Perrineau, Jr.), der sich zweimal blicken lässt, gibt es auch ein paar Fortschritte zu verzeichnen. Er darf also nicht direkt ins Geschehen eingreifen, sondern nur anleitend und beratend zur Seite stehen. Womit schon einmal erklärt wäre, weshalb er immer nur kurz auftaucht und sich lediglich kryptischer Hinweise bedient. Diese Information hätte man sich schon in der zweiten Folge gewünscht. Interessant waren auch die Andeutungen, dass er John schon seit seiner Kindheit beigestanden hat. Mit wenigen Sätzen bekommen wir da mehr erklärt als in den letzten fünf Episoden zusammen und können Manny nun aus einem leicht veränderten Blickwinkel betrachten.
Zed (Angélica Celaya) taucht diese Woche überhaupt nicht auf. Kunstunterricht. Muss wirklich anstrengend sein, mehrere Tage am Stück daran teilzunehmen. Ernsthaft: Wieso wurde sie diese Woche nicht mit in die Handlung genommen? Ihre Fähigkeiten hätten sich hier prima angeboten und John einiges an Spurensuche abnehmen beziehungsweise erleichtern können. Oder wäre es dann zu einfach geworden, den Fall zu lösen? Die Angewohnheit, jede Woche eine der Hauptfiguren aussetzen zu lassen, sollten sich die Macher jedenfalls abgewöhnen - das kann man gar nicht oft genug betonen.
Aber nun zu John: Es gibt wieder ein paar neue Gadgets zu sehen und die Sache mit dem Rauchen wird tatsächlich verstärkt mit ins Bild genommen (auch wenn er sehr weit von einem Kettenraucher entfernt ist). Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Dilemma, dem sich John diese Woche gegenüber sieht. Er soll einen Exorzismus an einem Jungen durchführen, aber die Ereignisse von Newcastle stecken ihm noch in den Knochen. Wie die Geschichte damals ausging, wissen wir bereits. Die Sache ging schief und die kleine Astra (Bailey Tippen) landete in der Hölle. John befürchtet nun, auch Henry könnte so ein Schicksal ereilen, was ihn zunächst nach anderen Mitteln suchen lässt, um den Jungen zu retten. Erst gegen Ende und nachdem er weiß, dass Marcello der Ursprung ist, führt er doch den Exorzismus durch und hat damit Erfolg. Newcastle bleibt somit weiterhin ein bestimmendes Ereignis der Serie, an dem die Figuren noch länger zu knabbern haben werden.
Fazit: „Rage of Caliban“ kann leider kaum punkten, obwohl sich in der Geschichte und den Figuren einige gute Ansätze und Szenen entdecken lassen. Die Bauchschmerzen dürften vor allem von der Ausstrahlungsreihenfolge herrühren, denn offensichtlich sollte diese Folge als zweite an den Start gehen, was auch mit Blick auf das Team um John Constantine besser gepasst hätte. Der Fall ist aber leider Durchschnittsware, woran sich auch mit der Reihenfolge nichts ändert.
4/10
Fall der Woche
Kinder, die von einem Dämon oder ähnlichem besessen sind und plötzlich eine dunkle Seite mit übernatürlichen Fähigkeiten zeigen, sind ein alter Hut. In den 1970er Jahren gab es mit „Der Exorzist“ (1973) oder „Das Omen“ (1976) bereits gute Vertreter der Sorte. Will man heutzutage mit einer solchen Geschichte punkten, dann muss da schon was Besonderes her, um den Zuschauer hinter dem Ofen hervorzulocken.
„Rage of Caliban“ versucht sich daran, liefert am Ende aber lediglich eine durchschnittlich annehmbare Geschichte. Es gibt Momente, die funktionieren hervorragend. Die anfängliche Kamerafahrt durch das Haus von Emilys (Christa Beth Campbell) Familie, Henrys (Max Charles) Begegnung mit dem Hund, das Hantieren mit dem Messer zwischen Henry und seiner Mutter Claire (Laura Regan) oder auch der Vogel, der plötzlich gegen eine Scheibe fliegt. Das sind alles passende, wenn auch bekannte Zutaten, die dem Zuschauer etwas Gänsehaut bescheren können und eine gute Atmosphäre aufbauen.
Andererseits geht aber im Verlauf der Geschichte einiges an Spannung flöten. Es wird immer offensichtlicher, dass weder Henry noch Claire oder sein Vater Daryl (Niall Matter) dem Sensenmann entgegen blicken werden. Johns (Matt Ryan) Aufgabe ist es, den Jungen von dem bösen Geist Marcellos (Sean Freeland) zu befreien und nicht, von einem besessenen Kind zum nächsten zu gelangen, in der Hoffnung, einer Mordserie Einhalt zu gebieten. Abgesehen vom Anfang gibt es somit keine weiteren Tode und das ist bei einer Episode, die zu Halloween spielt, schon ein gewisses Armutszeugnis.
Im Vordergrund steht vielmehr die Entschlüsselung und Hintergrundgeschichte zu den Todesfällen, die bereits stattgefunden haben und sich teils Jahrzehnte zurück erstrecken. Es geht um die Suche nach dem Namen des Wesens, was von Henry Besitz ergriffen hat. Die Auflösung, dass Marcello dahinter steckt, ist durchaus originell, denn damit wird uns kein Rachegeist eines Verstorbenen präsentiert, wie sonst bei solchen Geschichten üblich. Schade nur, dass John am Ende wieder einmal mit Leichtigkeit und in sekundenschnelle den Exorzismus durchführen kann. Das macht wieder den Eindruck „oh, die Sendezeit ist um, wir müssen jetzt schnell Schluss machen“.
Henry
Zu der Familiengeschichte der dieswöchigen Nebenfiguren sollten auch noch ein paar Worte verloren werden. Henry ist anfangs ein Beispiel für einen ängstlichen Jungen, dem in der Schule zugesetzt wird und der sich nachts im eigenen Zimmer fürchtet. Durch Marcellos Geist (oder Seele) wendet sich dann das Blatt und er wird derjenige, der austeilt. Das bekommen (in einer recht lächerlichen Kinderspielplatz-Szene) seine Mitschüler zu spüren, aber auch Daryl, der seinerseits ein Paradebeispiel für einen Bully ist und nur zu gerne sehen würde, wie sich sein Sohn zur Wehr setzt und mehr Selbstbewusstsein an den Tag legt.
Daryl ist erfreut, als Henry seine Angst abgelegt hat und hofft, dass sich sein Sohn endlich zum Mann entwickelt. Claire macht sich hingegen Sorgen wegen der Veränderungen, die sie bei ihrem Sohn bemerkt und das zu Recht, womit John schließlich auch die Möglichkeit erhält, Henry zu helfen.
Diese ganzen Charakterisierungen der Familienmitglieder liefern ein passendes Gerüst zur Geschichte, auch wenn sie sich bei diversen Klischees bedienen. Die Parallelen zum jungen Marcello (Kendall McIntyre) werden zudem am Ende offensichtlich, womit wir auch einen Grund dafür bekommen, weshalb Henry als nächstes ausgewählt wurde. Was aber leider offen bleibt: Wird der frisch exorzierte Henry nun wieder in seine Ängstlichkeit zurück fallen? Wird Daryl weiterhin mehr Durchsetzungsvermögen von seinem Jungen verlangen? Geht der Streit zwischen Claire und Daryl über die Erziehung ihres Sohnes weiter? Die Episode schließt die Geschichte auf Familienebene nicht ab, was ziemlich unbefriedigend wirkt. Als Zuschauer hätte man sich dort noch was gewünscht, eine letzte Szene vielleicht, in der klar wird, welche Folgen die Ereignisse bei Henry hinterlassen haben.
John Constantine
Was das Team Constantine angeht, hätte diese Episode auch die zweite aus der Reihe sein können (die wäre dann auch zu Halloween gelaufen und nicht am Thanksgiving-Wochenende). Mit Blick auf die Produktionsnummern war das wohl ursprünglich auch so geplant, was sich leider bemerkbar macht. Johns Affäre mit Nora (Elyse Dufour) oder auch die Hilfe einer weiteren uns unbekannten Person (Amy Parish) lassen da mit der Stirn runzeln. Da kommen diese Woche zwei neue Gesichter dazu, die uns bislang vorenthalten wurden und vielleicht auch nicht mehr auftauchen werden. Wäre es nicht besser, uns erst einmal die Leute näher vorzustellen, mit denen John in den ersten fünf Episoden unterwegs war?
Gut, von Chas (Charles Halford) kriegen wir wieder ein wenig zu sehen und durch die Szene mit dem „Wahrheitsschwert“ gab es zumindest ein paar Ansätze zum Verhältnis zwischen den beiden spendiert. Aber da muss noch mehr kommen.
Bei Manny (Harold Perrineau, Jr.), der sich zweimal blicken lässt, gibt es auch ein paar Fortschritte zu verzeichnen. Er darf also nicht direkt ins Geschehen eingreifen, sondern nur anleitend und beratend zur Seite stehen. Womit schon einmal erklärt wäre, weshalb er immer nur kurz auftaucht und sich lediglich kryptischer Hinweise bedient. Diese Information hätte man sich schon in der zweiten Folge gewünscht. Interessant waren auch die Andeutungen, dass er John schon seit seiner Kindheit beigestanden hat. Mit wenigen Sätzen bekommen wir da mehr erklärt als in den letzten fünf Episoden zusammen und können Manny nun aus einem leicht veränderten Blickwinkel betrachten.
Zed (Angélica Celaya) taucht diese Woche überhaupt nicht auf. Kunstunterricht. Muss wirklich anstrengend sein, mehrere Tage am Stück daran teilzunehmen. Ernsthaft: Wieso wurde sie diese Woche nicht mit in die Handlung genommen? Ihre Fähigkeiten hätten sich hier prima angeboten und John einiges an Spurensuche abnehmen beziehungsweise erleichtern können. Oder wäre es dann zu einfach geworden, den Fall zu lösen? Die Angewohnheit, jede Woche eine der Hauptfiguren aussetzen zu lassen, sollten sich die Macher jedenfalls abgewöhnen - das kann man gar nicht oft genug betonen.
Aber nun zu John: Es gibt wieder ein paar neue Gadgets zu sehen und die Sache mit dem Rauchen wird tatsächlich verstärkt mit ins Bild genommen (auch wenn er sehr weit von einem Kettenraucher entfernt ist). Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Dilemma, dem sich John diese Woche gegenüber sieht. Er soll einen Exorzismus an einem Jungen durchführen, aber die Ereignisse von Newcastle stecken ihm noch in den Knochen. Wie die Geschichte damals ausging, wissen wir bereits. Die Sache ging schief und die kleine Astra (Bailey Tippen) landete in der Hölle. John befürchtet nun, auch Henry könnte so ein Schicksal ereilen, was ihn zunächst nach anderen Mitteln suchen lässt, um den Jungen zu retten. Erst gegen Ende und nachdem er weiß, dass Marcello der Ursprung ist, führt er doch den Exorzismus durch und hat damit Erfolg. Newcastle bleibt somit weiterhin ein bestimmendes Ereignis der Serie, an dem die Figuren noch länger zu knabbern haben werden.
Fazit: „Rage of Caliban“ kann leider kaum punkten, obwohl sich in der Geschichte und den Figuren einige gute Ansätze und Szenen entdecken lassen. Die Bauchschmerzen dürften vor allem von der Ausstrahlungsreihenfolge herrühren, denn offensichtlich sollte diese Folge als zweite an den Start gehen, was auch mit Blick auf das Team um John Constantine besser gepasst hätte. Der Fall ist aber leider Durchschnittsware, woran sich auch mit der Reihenfolge nichts ändert.
4/10