Mittlerweile stehen bei mir knapp 33 Stunden zu Buche und so langsam sieht es aus, als würde es auf's Ende zugehen.
Was soll ich sagen? Dieses Spiel wird mit Sicherheit mein Spiel des Jahres! Der Gameplay-Loop ist absolut befriedigend und das ist meiner Meinung nach die größte Überraschung. Nach knapp 10 Stunden besitzt man ein ordentliches Arsenal, um sich den meisten Gefahren zu stellen, denen man auf seinen Lieferrouten begegnet und trotzdem ist man eher darauf bedacht den Gefahren aus dem Weg zu gehen, um sich selbst und die Fracht nicht unnötigem Schaden auszusetzen.
Ich kann absolut verstehen, dass man vom Gameplay abgeturnt ist, aber ich liebe es einfach. Das Aufdecken der Karte - Lieferung für Lieferung - ist so unglaublich toll, weil Kojima Productions es geschafft hat, trotz weniger NPCs eine wunderschöne Welt zu erschaffen, die man sich mit einer Reihe von Werk- und Fahrzeugen Untertan macht. Das Gefühl eine Lieferung mit einem "Awesome"-Ranking quer über die gesamte Karte zu transportieren, ist wirklich unbeschreiblich befriedigend. Das ist vielleicht sehr subjektiv, aber ich scheine mit der Einschätzung nicht ganz allein zu sein.
Der Action-Aspekt ist eigentlich super interessant, weil es neben den geisterhaften BTs, denen man anfangs noch besser aus dem Weg geht, um einen Mini-Boss und einem zerstörerischen Voidout zu vermeiden, auch die MULEs gibt (wahnsinnige Wegelagerer, die süchtig nach Paketen sind - ja, wirklich!). Doch wenn man meinst, dass man denen einfach mit Schusswaffen begegnen kann, irrt man, da jede Leiche in "Death Stranding" aufgesammelt und zu einer Verbrennungsanlage gebracht werden muss, um dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr BTs erscheinen. Im späteren Verlauf bekommt man allerdings auch nicht-tödliche Alternativen, was die Aufeinandertreffen deutlich zugunsten des Spielers dreht.
Dann kommen noch die Online-Komponente dazu, die ich anfangs noch sehr skeptisch beäugt habe, die sich mittlerweile jedoch als absoluter Glücksgriff erwiesen haben. Man begegnet zwar keinem anderen Spieler, aber wenn man einen Außenposten an das Netzwerk angeschlossen hat, werden alle Bauwerke, Warnschilder, Leitern und Kletterseile aufgedeckt. In meiner Spielwelt verbindet mittlerweile ein Kilometer-langer Highway die meisten Aussenposten, was Lieferungen einfacher und ebenfalls super befriedigend macht. Musste man zuvor noch mühsam über Stock und Stein klettern, kann ich mich jetzt einfach auf's Bike setzen und innerhalb von fünf Minuten ohne große Gefahr von A nach B fahren.
Die Story ist pure Kojima und da muss jeder für sich selbst entscheiden, ob einem das gefällt oder nicht. Es gibt Figuren mit Namen wie Fragile, Die-Hardman oder Heartman (welcher alle 21 Minuten einen selbst-induzierten Herzinfarkt erleidet, nur um sich 3 Minuten später wiederzubeleben). Dazu kommt ein unglaublich cheesiger Dialog mit schon jetzt unsterblichen Lines wie "It's time for the final boss fight. One last game over!". Aber dennoch schafft es Kojima zwischen all dem Nonsens und unsubtilen Storytelling wirklich viel Herz zu zeigen und die Figuren so aufzuwerten. Ein absolutes Highlight sind dabei die Interaktionen mit dem Bridge Baby.
Ich werde nochmal etwas über das Ende schreiben, aber aktuell kann ich kaum etwas wirklich Negatives über das Spiel sagen. Das Handling der Vehikel ist in unwegsamen Regionen wirklich extrem frustrierend, aber eigentlich macht das Wandern zu Fuß sowieso viel mehr Spaß, wenn man nicht gerade 300kg durch die Gegend transportieren muss.