Die irre Heldentour des Billy Lynn ~ Ang Lee, Vin Diesel

Woodstock

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Durchaus aber gleichzeitig zeigt es einen einfach Kerl, der plötzlich öffentlich beim Super Bowl gefeiert wird, von allem in seinem Umkreis bewundert wird und eine Cheerleaderin abgkriegt. Prinzipiell der Inhalt eines jeden übertriebenen Rekrutierungsvideo.

Das im Topic genannte Inhalt war im Trailer für mich nicht dominant. Für mich war es die Botschaft "Komm zum Militär und sei ein Held!". Erst als ich den Inhalt gelesen hatte und dann nochmal in den Trailer geschaut habe, konnte ich das von euch erwähnten Inhalte komplett erkennen aber der "Sei ein Held"-Faktor war noch immer dominant. Besonders mit der Musik im Hintergrund, welche übrigens auch in einer anderen Form im Trailer von "Lone Survivor" vorgekommen ist und dessen Wirkung auf die Bevölkerung war auch fragwürdig.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja aber geht es nicht schon im Trailer eindeutig darum, wie hoch der Preis ist, um beim Superbowl gefeiert zu werden und ein paar "Cheerleader abzukriegen"? Junge Soldaten gehen durch die Hölle und wenn sie überhaupt überleben, sind sie nicht selten ein nervliches Wrack. Für einen Trailer ist das, finde ich, schon relativ ordentlich gegenübergestellt.
 

Woodstock

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Inwiefern eindeutig? Du gehst in den Krieg und wirst gezwungen zu kämpfen und stirbst vielleicht. Du bist beim Militär, was hast du erwartet? Du setzt hier aber etwas voraus, was für einen Menschen mit gesundem Menschenverstand selbstverständlich sein sollte aber solche Menschen würden den Film nicht brauchen. Viele könnten das jetzt sehen, erkennen das sie kämpfen müssen und glauben, dass sie danach immerhin gefeiert werden.

Warum dreht man solche Anti-Kriegsfilme? Da die Thematik noch immer akkutt ist und noch immer viele zum Militär gehen, ohne sich der Konsequenzen bewußt zu sein. Weil sie a) es cool finden was sie sehen, egal ob Anti-Kriegsfilm oder nicht oder b) aus den bildungsfernen, unteren Schichten Amerikas kommen und keine andere Möglichkeit sehen, sich eine Ausbildung finanzieren zu können. Solche Filme sind eindeutig als Abschreckung für die Gruppe a gedacht, werden aber womöglich nicht als solche einschlagen, da im Trailer noch eindeutige Vorzüge gezeigt werden. Zudem helfen solche Filme in keinster Weise den Problemen die Gruppe b betreffen. Diese könnten sehen ihr Schicksal dann vielleicht auch nicht mehr so schlimm. Ja, ich werde traumatisiert oder sterbe vielleicht aber immerhin, bin ich dann ein Held.

Vielleicht sehen wir die Trailer einfach unterschiedlich Joel.
 

Joel.Barish

dank AF
Woodstock schrieb:
Vielleicht sehen wir die Trailer einfach unterschiedlich Joel.
Öh, ja. Offensichtlich. War das nicht der Grund, warum wir ins Gespräch kamen? (Tipp: War es.)

Dein Argument mit dem gesunden Menschenverstand ist wieder so ein weit verbreitetes, gut gemeintes, aber letztendlich wenig hilfreiches Argument, wonach so ein Film wenn er kritisch ist Quasi-Propaganda für die "richtige" Sache sein soll. Die emotionale Beeinflussung von Filmen hat gar nicht mal so häufig etwas mit radikaler ideologischer Umstimmung zu tun. Ich glaube nicht, dass hier aggressiv aufgeklärt werden soll. Vielmehr soll es uns daran erinnern, genauer hinzusehen, den Menschen im gefeierten Militärhelden zu sehen. Es ist ein Drama, keine Satire, kein galliger Anti-Kriegs Essay. Und wer ein vernünftiges Argument in einem Film vortragen will, sollte beide Seiten in Betracht ziehen. Ich denke, hier soll das in etwas abstrakterer Form passieren, was "American Sniper" leider misslang bzw. was dort komplett vermurkst wurde.

Mal ganz davon ab, dass du - glaube ich - unterschätzt, wie komplex und unterschiedlich Motivation, Hintergrund und Bildungsgrad von jungen Soldaten in den USA aussehen.
 

Woodstock

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Joel.Barish schrieb:
Woodstock schrieb:
Vielleicht sehen wir die Trailer einfach unterschiedlich Joel.
Öh, ja. Offensichtlich. War das nicht der Grund, warum wir ins Gespräch kamen? (Tipp: War es.)
Ist mir nicht aufgefallen... :mellow:
Damit meinte ich, dass wir den Trailer mit unterschiedlichem Anspruch an den Film sehen. Wir sind uns wohl beide einig, dass der Film, ob gewollt oder nicht, nicht nur puren Unterhaltungscharakter hat, sondern auch etwas aussagen wird. Du hinterfragst was dies sein soll, ich auch aber du kommst einfach zu einem anderen Ergebnis als ich. Das muss ja nicht für oder gegen den Film sprechen. Du siehst im Trailer bereits genau was er werden soll und ich habe noch meine Zweifel. Mir ist es noch nicht eindeutig genug. Der Film kann ja trotzdem gut werden und das Thema richtig erwischen.

Joel.Barish schrieb:
Dein Argument mit dem gesunden Menschenverstand ist wieder so ein weit verbreitetes, gut gemeintes, aber letztendlich wenig hilfreiches Argument, wonach so ein Film wenn er kritisch ist Quasi-Propaganda für die "richtige" Sache sein soll.
Ich bin naiv, ich weiß.
Joel.Barish schrieb:
Die emotionale Beeinflussung von Filmen hat gar nicht mal so häufig etwas mit radikaler ideologischer Umstimmung zu tun. Ich glaube nicht, dass hier aggressiv aufgeklärt werden soll. Vielmehr soll es uns daran erinnern, genauer hinzusehen, den Menschen im gefeierten Militärhelden zu sehen.
Und genau hier kommt mir noch zu wenig, bzw. ist mir noch nicht drastisch genug. Das kann im fertigen Film anders sein aber im Trailer reicht es mir noch nicht. Aber das kann auch etwas gutes sein. Es werden beide Zielgruppen ins Kino gelockt und am Ende lernen beide etwas oder werden ein wenig wachgerüttelt.
Joel.Barish schrieb:
Es ist ein Drama, keine Satire, kein galliger Anti-Kriegs Essay. Und wer ein vernünftiges Argument in einem Film vortragen will, sollte beide Seiten in Betracht ziehen. Ich denke, hier soll das in etwas abstrakterer Form passieren, was "American Sniper" leider misslang bzw. was dort komplett vermurkst wurde.
Ich glaube American Sniper hatte das nie als Intention. Sniper war ein Western im Militärlook. unhistorische Heldenverehrung und ein Relikt aus einer vergangenen Filmzeit. Damit möchte ich den Film nicht verteidigen, nur erklären.
Joel.Barish schrieb:
Mal ganz davon ab, dass du - glaube ich - unterschätzt, wie komplex und unterschiedlich Motivation, Hintergrund und Bildungsgrad von jungen Soldaten in den USA aussehen.
Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt (auch in einem Seminar) aber ich komme dir entgegen und gebe zu, es für diesen Beitrag viel zu sehr vereinfacht zu haben. Es existieren, je nach Staat, verheerende Verhältnisse aber das wäre zu sehr off-Topic.
 

Joel.Barish

dank AF
Also unser Multiplex in good ol' Bielefeld hat 4K. Angeblich. Aber nach den ersten Berichten zu Billy Lynn heißt es ja, man sollte die Sache mit der hohen Framerate lieber sein lassen. Andererseits: So was könnte/dürfte/sollte man vielleicht erstmal für sich selbst herausfinden.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Feiner, kleiner, unaufgeregter Film über das Schein und Sein amerikanischer Kriegspropaganda und der Folgen.
Streift viele Themen wie die Sinnhaftigkeit des Ganzen, Glauben, Buße und einiges mehr. Bezieht aber nie offen einen Standpunkt oder gibt sich aufklärerisch. Umschifft dabei aber allzu betroffene Bedrücktheit und bietet angenehmen Freiraum. Ist nicht so oberflächlich, wie er auf den ersten Blick wirkt.
Der Film wechselt ständig zwischen der pompösen Show und der visualisierten Gedanken- und Erinnerungswelt des Billy Lynn.
Locker konsumierbar aber nachhalteriger als man meinen sollte.

7/10
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Fandest du? Ich konnte mit der irren Tour konzeptionell was anfangen. Die Idee dahinter, top. Ihn während dieses falschen Riesenspektakels via PTSD reflektieren zu lassen, ist ein cleverer, ungenutzer Ansatz. Aber mich wollte die Hintergrundgeschichte des jungen Soldaten der so verblüffend nach Logan Lerman ausschaut nicht ergreifen, von daher ließ mich das ganze unerwünscht kalt.

Und wieso bringt man bitte Destiny's Child mit Beyonce als Act... nur um sie dann von Imitatoren darstellen zu lassen? Hatte kein anderer Zeit? Da hätte ich lieber Diesel als Beyonce gesehen.

Aja, und inwiefern das 2332490 fps Format ausgerechnet bei dieser Story eingesetzt werden musste, soll Lee mir mal erklären.

:wink:
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich mag das Zugehen auf mehr fps generell ganz gerne. Warum man gerade hier damit so nach vorne geprescht ist, kann ich mir auch nicht erklären. Wobei ich das insgesammt gesehen bei Filmen die unzweifelhaft in der Realität verhaftet sind gut vorstellen kann. Besser als bei Fantasystreifen wie dem Hobbit.

Destiny's Child waren dabei, weil sie damals bei Spiel auch tatsächlich aufgetreten sind. Warum sie ein Double genommen haben? Nun, dafür kann es vielerlei Gründe geben. Zum einen war sie vielleicht zu teuer. Vielleicht im Zusammenspiel mit den alten Bandkolleginnen vielleicht viel,viel zu teuer. Eine Reunion würde sicher mehr kosten als der echte Auftritt damals. :squint:
Vielleicht wollen die aber auch gar nicht mehr zusammen. Vielleicht hat Beyonce auch alleine gar nicht die Rechte an den Songs. So das sie die damals gespielten Songs gar nicht mit Beyonce drehen konnten.
Vielleicht wollte auch einfach keiner der Band in einem Film mitspielen, der ihren Auftritt als schamloses Ausnutzen präsentiert, bei dem vom Krieg traumatisierte, junge Männer wie Maskottchen auf die Bühne gezerrt wurden um die Massen zu erfreuen und fröhliche abendliche Unterhaltung sehr nützlich mit inszenierter Heldenverehrung zu verbinden, um einen höchst umstrittenen Krieg mit funkiger Musik und hübschen Tänzerrinnen als ur-amerikanisches Lebensgefühl verpackt, raus in Millionen erwachsenen Herzen und staunenden Kinderaugen zu schicken.

Mich hat die gesammte Heldentour des Billy Lynn und auch seine Hintergrundgeschichte gepackt. Nur eben nicht auf eine herzzerreißende, melodramatische Weise.
Ich glaube Ang Lee hat sich im Kontext dessen, was er mit dem Gezeigten ausdrücken wollte bewusst für diese Herangehensweise entschieden. Der ganze Film ist Emotional nicht sehr fordernd. Obwohl er es ganz leicht sein könnte. Das ist ein ganz subtiler Drahtseilakt über die volle Laufzeit, der dem mal-eben-Nebenbeizuschauer Zuhause sicherlich ohne Probleme entgeht.
Deswegen ist diese Art und Weise sicher nicht die einzig richtige und finanziell Vorausschauenste gewesen, oder der Film perfekt - aber zwischen all den Kriegs-Rückehrer, die Jungs sind wieder Zuhause-Filmen fand ich das sehr erfrischend und kurzweilig.
 
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