Warum? Das Fehlen klarer Hinweise auf die Existenz intelligenten, zur Raumfahrt fähigen Lebens wie man es sich gemeinhin vorstellt bedeutet nämlich, dass existierendes und nicht mehr existierendes Leben der Gesetzmäßigkeit eines großen natürlichen Filters unterliegen, welcher sämtliche kosmischen Zivilisationen ab oder vor einem gewissen Entwicklungsstand auslöscht, bevor sie zur groß angelegten Raumfahrt und Kolonisierung aufbrechen können.
Auch das kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Ich kenne diese ganzen Theorien des großen Filters und warum wir wohl niemanden sehen aber das erscheint mir alles so kleinen Maßstäben gedacht. Ja, sicherlich gibt es diese Filter, wir hatten so viele Massensterben auf diesem Planeten, dass mir nicht mal mehr alle einfallen aber diese Filter haben auch wieder neues ermöglicht und davon muss nur etwas lange genug überleben, um den Planeten zu wechseln und schon hast du die größten Filter hinter dich gebracht.
Wir sehen niemanden - Also sind alle tot oder es gab sie nie. Das ist in meinen Augen einen extrem oberflächliche Betrachtungsweise. Unsere Radiosignale brauchen Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte um irgendwo anzukommen und bis dahin gehen sie fast ins Hintergrundrauschen des Universums unter, und dann müssen diese Zivilisationen über eine ähnliche Technik verfügen wie wir, um sie zu empfangen. Wir hatten schon mehrmals solche sporadischen Kontakte, die wir uns bis heute nicht erklären können und wir auch keinen irdischen Ursprung davon gefunden haben. Vielleicht sind sie aber schon viel weiter, als simple Radiotechnik, da zugegeben, diese Technik nicht sehr effizient ist. Vielleicht senden sie Signale in Lichtgeschwindigkeit, im Subraum was auch immer und bombardieren uns tagtäglich mit Nachrichten und warten nur drauf, dass irgendwann mal jemand die gleiche Technologie entwickelt. Vielleicht schält irgendwann mal jemand ein neuartiges "Radio" an und plötzlich klingt es wie auf einem Radiotower der von überall was empfängt.
Wir reden hier von gewaltigen Entfernungen und einer Sendeleistung die Unmengen an Energie verschlingt. Es kann sein, dass man uns bereits versucht hat zu kontaktieren aber wir waren nicht auf dem technischen Niveau, um etwas zu empfangen. Es kann sein, dass sie zwar wissen, das es uns gibt aber nichts in unsere Richtung senden wollen, da sie uns für zu primitiv halten.
Durch Astronomie und die Lichtarchäologie, sind wir in der Lage die Zusammensetzungen von Atmosphären zu bestimmen. Wenn wir dort bestimmte Gase und Stoffe feststellen würden, die wir nur synthetisch erzeugen könnten, würde das als Indiz für eine Zivilisation sprechen aber es könnte auch ein uns bekannter Vorgang sein, der dieses Gas natürlich erzeugt. So wie es auf der Erde auch natürliche Nuklearreaktoren gibt, die durch puren Zufall entstanden sind.
Oder vielleicht sehen wir gar nichts, da irgendwas diesen Planeten verdeckt und wir gar nicht sehen, ob der Stern Planeten hat oder seine Umlaufbahn anders verläuft. Wir können ja nicht mal Planet 9 sehen, da er zu weit draußen ist. Wir wissen nur das da was ist, durch Berechnungen von Gravitationsauswirkungen die wir uns nicht anders erklären können. Es könnte ebenso ein stationäres schwarzes Loch sein, das am Ende unserer Sonnensystem in einem synchronen Orbit seine Bahnen zieht.
Wir reden hier außerdem von Entfernungen und Zeiträumen, welche so weit sind, dass Wesen, je nach Entfernung, die auf unser Sonnensystem blicken, womöglich genau diese Stoffe bei uns nicht sehen, da sie wohl unsere Erde erblicken, als wir im Mittelalter waren oder die Dinosaurier herumgelaufen sind oder unser Sternentransit von einem der vielen Gasriesen verdeckt wird. Oder sie haben einfach noch nicht in unsere Richtung gesehen oder gesendet, so wie wir noch nicht alles kennen. Wir kennen praktisch gar nichts.
Oder vielleicht haben sie auch gar kein Interesse sich bemerkbar zu machen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, dass "Wir hören nichts, also sind alle tot oder wir sind allein und darum werden auch wir alle sterben" extrem zynisch gedacht ist.
Außer du magst mir die Gedankengänge dahinter nochmal darlegen aber jedes mal wenn ich die Gedankengänge dieser Wissenschaftler betrachten habe, sah ich nur eine Meinung und nicht mal etwas, dass auch nur ansatzweise an eine Gesetzmäßigkeit heran reichen würde. Ich finde Thesen die man gleichermaßen mit "Es könnte aber auch genauso gut nicht so sein" theoretisch ebenso valide entkräften kann schwierig. Das Universum ist unfassbar gewaltig. Wer sind wir zu bestimmen, was hier geht und was nicht? Die pure Möglichkeit auf chaotische Zufälle wird immer eher für die Existenz von etwas sprechen, als dagegen.
Die Natur dieses Filters ist nicht definiert. Dieser kann auf eine Gesetzmäßigkeit periodisch regelmäßig auf allen Planeten auftretende kataklysmische Ereignisse (Asteroiden, Klima, große Protuberanzen der Sonne,...) zurückgehen oder wegen technologischen und sozialen Gesetzmäßigkeiten hausgemacht sein (etwa, wenn die Entwicklung von Techniken zur Energiegewinnung automatisch zu viel zu großen Umweltbelastungen oder Unfällen und Kriegen führt). Es könnte auch einfach sein, dass sich kosmische Strahlen tödlich auf jeden Versuch auswirken, das Magnetfeld der eigenen Sonne oder des Planeten zu verlassen.
Ja, oder es passierte einfach gar nichts oder alles auf einmal. Oder es passiert, wenn wir bereits weg sind. Das ist so, als würde man sich überlegen wie man mal sterben wird. Vielleicht stürzt du mit dem Flugzeug ab, vielleicht ein Autounfall, vielleicht ein Herzinfarkt und vielleicht erleidest du in einem Flugzeug einen Herzinfarkt, während dieses auf ein Auto stürzt. Wer weiß? Es kann halt aber auch genauso gut nicht passieren.
Gibt es so einen Filter, können wo davon ausgehen, dass er uns (im kosmisch-zeitlichen Maßstab gesehen) "sehr bald" ausraddiert. Gibt es keinen Filter, sind wir allein und haben wir das Glück, unsere Zukunft selbst bestimmen zu dürfen. Dafür müssen wir dann aber auch die Arschbacken zusammenkneifen.
Wir können davon ausgehen, dass wir jetzt da sind und vielleicht irgendwann nicht mehr da sind oder doch noch da sind. Ja, es gibt verdammt viel was uns töten könnte aber noch sind wir hier.
Und ja, die Arschbacken sollten wir zusammenkneifen. Wer sagt, dass das andere nicht auch geschafft haben aber die nur 300 Galaxien weiter weg wohnen.
EDIT:
Ich möchte noch eine weitere Möglichkeit einwerfen. Nämlich die, dass sich alle kosmischen Zivilisationen parallel entwickeln und wir alle auf einem (ungefähr) ähnlichen Stand sind. Das wäre zwar in Anbetracht des Alters des Universums ein (selbst für astronomische Verhältnisse) ziemlich großer Zufall, aber ich bleibe mal bei dem Gedankenspiel.
Nehmen wir also mal an das wäre so und es gäbe zig Zivilisationen da draußen... das wäre auch eine Katastrophe. Denn es müssen davon nur wenige (uns eingeschlossen, machen wir uns da nichts vor) eine expansive Politik betreiben, damit wir auf ein (im günstigsten Fall) Wettrennen oder gar (im an unserer eigenen Geschichte gemessen realistischsten Fall) auf etliche Konflikte um Ressourcen und Lebensraum zusteuern.
Ja, und? Wir machen doch auf unserem Planeten auch nichts anderes und noch leben wir. Kann nur spannend werden.
Aber das ist interessante ist, wir wissen ja nicht mal um alle Planeten in unserem Sonnensystem, über unsere Nachbarsysteme haben wir erst recht keine Ahnung. Unser Zwillingsstern ist 184 Lichtjahre entfernt. Er ist genauso wie unsere Sonne und könnte Planeten haben, so wie unser System Planeten hat. Unser Sternenhaufen ist wirklich sehr groß und stellenweise sind die Sterne gleich alt. Es kann durchaus sein, dass dort das Leben endlich früh startete wie hier. Es kann aber auch nicht sein.