Für meine Begriffe der Film der letzten Jahre.
Die Story ist ein Klischee, aber so höllisch trocken und hart erzählt, daß der Film durchaus realistisch wirkt. Und das fast durch die Bank weg. District 9 ist sozialkritisch, keine Frage, aber ich glaube nicht, daß es Neill Blomkamp nur darum ging mit diesem Projekt irgendwie auf die Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Er hat nach seiner Zeit in Vancouver diverse Erfahrungen mit der Apartheid in Afrika gemacht und auch eine politische Meinung zu dem Thema. Vielleicht hat ihn der Kontrast gereizt, den der wirklich außergewöhnliche Schauplatz Johennsburg liefert. Im Endeffekt verhalten sich Menschen und Aliens nicht anders, als sie das vielleicht auf amerikanischem, oder europäischem Boden getan hätten. Dass der soziale Brennpunkt in JoBu der wohl am wenigsten kontrollierbare weltweit ist, macht den Schauplatz zumindest für mich so absolut perfekt.
Der Film ist über alle Maßen dreckig, ungeschönt und hart. Den Gewaltgrad sollte man nicht unterschätzen, die Geschichte wird alles andere als einfühlsam und familientauglich erzählt. Viel eher rattert Blomkamp wie mit einem Bulldozer durch die Handlung. Erst schleppend, aber realtiv früh wird klar, in welche Richtung sich der Film entwickelt. Wenn das Blomkamp's SciFi Vision der kommenden Jahre ist, können mir die Projekte anderer Regiesseure & Studios gestohlen bleiben. Der Hauptdarsteller Sharlto Copley, der in der Rolle des unsympathischen Wikus Van De Merwe von Anfang an die Arschkarte hat, ist eine von sehr sehr wenigen Figuren in solchen Filmen, die sich gottseidank nicht vom Looser zum Superhelden entwickeln. Er ist ein Arsch, ein Trottel und im Grunde ein Speichellecker und bleibt das trotz den Veränderungen die er im Film durchläuft größtenteils auch bis zum bitteren Ende. Selbst in den Szenen, in denen er mit der Alientechnologie in Verührung kommt, macht der gute Mann genau das, was man in erster Linie von einem verweichlichten Arschkriecher erwartet. Wikus ist einer der simpelsten & genialsten Charaktere zugleich.
Die Technik ist bei einem Budget von 30 Mio $ fantastisch, weil wesentlich besser als erwartet. Die CGI gabs anscheinend von Jackson geschenkt, anders kann ich mir die sauberen Effekte nicht erklären, zumal auch District 9 schon mit der bisher eher selten eingesetzten Tiefenunschärfe ausgestattet ist. In schnellen Actionszenen verwischen so CGI und reale Objekte, ob das auf dem heimischen Fernseher dann immer noch so gut rüberkommt, muß sich erst zeigen. Die Aliens, sprich die "Prawns" sind denke ich dem Zweck entsprechend 100%ig das, was sie sein sollen. Es gibt schönere Aliens, soviel ist sicher. Kann Scofield aber null zustimmen, daß die Prawns irgendwas mit den Bugs aus Starship Troopers gemeinsam haben. Erinnern am ehesten an Zoidberg von Futurama.
Evtl. falschen Film geschaut. oO
Blomkamp's Kurzfilm "Alive in Joburg" wurde ja recht bekannt als es hieß, er solle den Stoff zu Halo verfilmen. District 9 ist im Grunde das, was der Kurzfilm mit einem entsprechenden Budget geworden wäre, weshalb ich überhaupt nicht enttäuscht bin, daß sich der Grundgedanke der Story von 2005 bis heute nicht wesentlich verändert hat.
Wenn Peter Jackson weiterhin solche Talente fördert und ihnen die Chance gibt, solche Filme zu produzieren, dann Gute Nacht Mutti, das wird genial!
9,5/10 geplatze Warlords. :super: